Ramses I.

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Namen von Ramses I.

Kopf einer Statue Ramses I.; Museum of Fine Arts, Boston
Thronname
M23
X1
L2
X1
ra
mn
F9F9
Men-pehti-Re
Mn-pḥtj-Rˁ
Bleibend / Dauernd ist die Stärke des Re
Eigenname
ramsssww
Ramessu
Rˁ msj sw
Re ist der, der ihn geboren hat
Griechisch Flavius Josephus[1]:
Ῥαμέσσης (Raméssēs)

Ramses I. war ein altägyptischer König (Pharao) und Begründer der 19. Dynastie (Neues Reich), der von 1291 v. Chr. bis 1290 v. Chr. regierte.

Herkunft und Aufstieg

Wie sein Vorgänger Haremhab stammt auch Ramses I. aus den Reihen der militärischen Führer. Als politischer Ziehsohn des Haremhab, der selbst keine Kinder hatte, war er zunächst einfacher Offizier, dann Truppen- und Festungskommandant, später im Generalstab tätig. Schließlich wurde er Gesandter des Königs und General der Streitwagentruppe, bevor Haremhab ihn zum Wesir ernannte. In dieser Funktion wurde er Vertreter des Königs in Ober- und Unterägypten.

Die traditionelle Designation gemäß dem Festkalender fand unter Haremhab nicht statt. Der Titel „Königssohn des Haremhab“ mit dem Beinamen Neb-Henemmet wurde erst nach Haremhabs Tod auf die vorher schon existierenden Sarkophage von Ramses I. angebracht. Der eine fand sich in Theben, der andere in Gurob. Die besonderen Umstände der erst nachträglichen Anbringung des „Prinzentitels“ lassen erkennen, dass Ramses I. bis zu seiner Thronbesteigung davon ausgehen musste, in seiner Funktion als Wesir bestattet zu werden.[2] Ramses I. berief sich in diesem Zusammenhang auf den Beschluss des Götterrates, ihn als Nachfolger von Haremhab zum neuen König der beiden Länder zu ernennen.

Sein Sohn Sethos I. verwies ergänzend auf die „verwahrlosten Umstände in Ägypten“, bevor sein Vater Ramses I. den Thron bestieg.[3] Der offiziellen Ernennung als Nachfolger stand zudem offensichtlich die Praxis entgegen, dass nur leibliche Söhne vom noch amtierenden König als Nachfolger designiert und zur späteren Krönung öffentlich ausgerufen werden konnten.[4] Damit zählte Ramses I., wie auch beispielsweise sein Vorgänger Haremhab oder Hatschepsut, zu den wenigen altägyptischen Königen, die nicht auf eine offizielle Designation verweisen konnten.[5]

Herrschaft

Zu Beginn seiner Herrschaft war Ramses I. schon weit über 50 Jahre alt. Während seiner sehr kurzen, nur 16-monatigen Regierungszeit hinterließ Ramses I. nur eine einzige auf ihn datierbare Stele. Er festigte und stabilisierte den Amunglauben weiter und hinterließ nach seinem Tod einen geordneten Regierungsapparat mit loyalen Beamten.

Strafexpedition

Relief aus Abydos

Sein Sohn Sethos I. unternahm als Kronprinz eine Strafexpedition nach Südpalästina; die Kriegsgefangenen wurden dem Tempel in Buhen gestiftet. Dieser Tempel wurde durch Ramses I. dem Amun-Min geweiht, wie die Stele aus Wadi Halfa berichtet.

Bautätigkeit

Die Bautätigkeit am Karnak-Tempel wurde fortgesetzt: Der 2. Pylon und der große Säulensaal wurde begonnen. Weitere Hinweise auf den König finden sich in Memphis und Heliopolis sowie den Tempeln von Sethos I. in Abydos und Qurna, wo dieser für seinen Vater Gedenkkapellen errichtete. Auch die bekannte Statue des Horus von Mesen zusammen mit Ramses I. stammt aus der Zeit des Sethos I.

Als König begann er mit dem Bau eines neuen Grabes im Tal der Könige (KV16), das vor allem wegen seiner gut erhaltenen und qualitätsvollen Wandmalereien, die Texte und Szenen aus dem Pfortenbuch darstellen, bekannt geworden ist.

Sein Tod

Seine Grabanlage war noch nicht fertig, als der Pharao starb. So wurde die Mumie in einer als Grabkammer hergerichteten Vorkammer beigesetzt.

Eberskalender und heliakischer Aufgang des Sirius

Heliakischer Aufgang des Sirius im 1. Regierungsjahr von Ramses I.[6]
Beobachtungsort Ägyptisches Datum Gregorianischer Kalender Mögliche Jahre
Memphis 1. Thot 5. Juli[A 1] 1315 bis 1314 v. Chr.
Elephantine 1. Thot 29. Juni[A 2] 1292 bis 1291 v. Chr.

Der im Eberskalender von Amenophis I. genannte Zeitraum des heliakischen Aufganges von Sirius bestimmt in Fortführung der Kalenderdaten das Jahr der Regierungsübernahme von Ramses I.,[7] dessen Ansetzung unter anderem auch der Zuordnung von Jürgen von Beckerath entspricht.[8]

Odyssee der Mumie

Der Mumie des Königs widerfuhr eine wahre Odyssee. Bereits in der 21. Dynastie (unter Smendes I./Pinudjem I.) wurde sie zusammen mit der seines Enkels Ramses II. in das Grab des Sethos I. (KV17) gebracht, wohl als Schutz vor Grabräubern. Unter Siamun (21. Dynastie) erfolgte eine weitere Umbettung in die berühmte Cachette von Deir el-Bahari (DB/TT320). Nach der Entdeckung der Cachette verkaufte Abd el-Rassul die Mumie an einen Amerikaner. 1870 tauchte sie im Niagara Falls Museum auf und blieb dort bis 1999, dem Verkauf an das Michael C. Carlos Museum in Atlanta/USA. Nach langen Verhandlungen wurde sie 2003 dem Ägyptischen Museum Kairo zurückgegeben.[9] Zahi Hawass identifizierte sie als Mumie des Ramses I., hauptsächlich auf Grund der Ähnlichkeit mit der des Sethos I. Zweifel über ihre Identität sind angebracht, solange keine DNA-Analyse durchgeführt wurde. Am 9. März 2004 fand sie ihre (vorläufig) letzte Ruhestätte im Luxor-Museum, zusammen mit der des Ahmose, dem Begründer der 18. Dynastie.[10]

Siehe auch

Literatur

  • Darrell D. Baker: The Encyclopedia of the Egyptian Pharaohs, Volume I: Predynastic to the Twentieth Dynasty (3300-1069 BC). Bannerstone Press, London 2008, ISBN 978-1-905299-37-9, S. 305–307.
  • Jürgen von Beckerath: Chronologie des pharaonischen Ägypten. Die Zeitbestimmung der ägyptischen Geschichte von der Vorzeit bis 332 v. Chr. (= Münchner Ägyptologische Studien. Bd. 46). von Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-2310-7.
  • Erik Hornung: The New Kingdom. In: Erik Hornung, Rolf Krauss, David A. Warburton (Hrsg.): Ancient Egyptian Chronology (= Handbook of Oriental studies. Section One. The Near and Middle East. Bd. 83). Brill, Leiden/ Boston 2006, ISBN 978-90-04-11385-5, S. 197–217 (Online).
  • Bernd Janowski, Gernot Wilhelm: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Bd. 1 – Neue Folge, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004, ISBN 3-579-05289-6.
  • Rolf Krauss: Sothis- und Monddaten: Studien zur astronomischen und technischen Chronologie Altägyptens. Gerstenberg, Hildesheim 1985, ISBN 3-8067-8086-X (formal falsche ISBN).
  • Richard-Anthony Parker: The calendars of ancient Egypt. Chicago Press, Chicago 1950.
  • Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96053-3, S. 227–228.
  • Siegfried Schott: Der Denkstein Sethos’ I. für die Kapelle Ramses’ I. in Abydos. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1965.

Weblinks

Commons: Ramses I. - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Anmerkungen

  1. Der 5. Juli 1315/1314 v. Chr. des gregorianischen Kalenders entspricht dem 18. Juli 1315/1314 v. Chr. im proleptischen Kalender.
  2. Der 29. Juni 1292/91 v. Chr. des gregorianischen Kalenders entspricht dem 12. Juli 1292/91 v. Chr. im proleptischen Kalender.

Einzelnachweise

  1. Contra Apionem I 15: τοῦ δὲ Ῥαμέσσης ἓν καὶ μῆνας τέσσαρας.
  2. Siegfried Schott: Der Denkstein Sethos’ I. für die Kapelle Ramses’ I. in Abydos. S. 43.
  3. Siegfried Schott: Der Denkstein Sethos’ I. für die Kapelle Ramses’ I. in Abydos. S. 36–37.
  4. Siegfried Schott: Der Denkstein Sethos’ I. für die Kapelle Ramses’ I. in Abydos. S. 45.
  5. Rolf Gundlach: 4. Ägyptologische Tempeltagung. Feste im Tempel, Köln, 10.–12. Oktober 1996. Harrassowitz, Wiesbaden 1998, ISBN 3-447-04067-X, S. 63.
  6. Jean Meeus: Astronomische Algorithmen. Anwendungen für Ephemeris Tool 4,5 . Barth, Leipzig 2000 für: Ephemeris Tool 4,5 nach Jean Meeus, Umrechnungsprogramm, 2001.
  7. Rolf Krauss: Sothis- und Monddaten: Studien zur astronomischen und technischen Chronologie Altägyptens. Hildesheim 1985, S. 207.
  8. Vgl. auch Gernot Wilhelm: Die ägyptische Chronologie des Neuen Reichs. In: Bernd Janowski, Gernot Wilhelm: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments Bd. 1 (Neue Folge), Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004, S. 359.
  9. National Geographic News: U.S. Museum to Return Ramses I Mummy to Egypt, 30. April 2003, abgerufen am 4. Juni 2017.
  10. Spiegel TV Special: Geheimnisvolle Mumien


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