Welt (Kabbala)

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Die Welt (mhd. werlt, ahd. weralt, eigentlich "Menschenalter", von ahd. wer = "Mann, Mensch" und alt = "gewachsen, aufgewachsen"; hebr. עולם Olam) „ist alles, was der Fall ist.“[1] Im engeren Sinn ist damit das Diesseits (arab. الدنيا, DMG ad-dunyā ‚näher, tiefer‘) gemeint, die sinnlich-physische Welt - im Gegensatz zum Jenseits. Als Insgesamt dessen was ist, umfasst die Welt aber aus geisteswissenschaftlicher Sicht nicht nur die sinnlich wahrnehmbare physische Welt, sondern darüber hinaus noch weitere übersinnliche Weltebenen, wie z.B. die ätherische Welt, die Astralwelt und die eigentliche geistige Welt.

Die Kabbalistischen Welten

Vier Welten (hebr. עולמות Olamot) oder Weltebenen bilden nach den Lehren der jüdischen Kabbala die Stufen, durch die sich aus dem grenzenlosen Schöpfungsurgrund Ain Soph (hebr. אין סוף nicht endlich) die Schöpfung bis zur physischen Welt verdichtet. Die Schöpfung beginnt nach dem Kabbalisten Isaak Luria in der ersten Phase durch eine Selbstbeschränkung des göttlichen unendlichen Seins Ain Soph, durch das Zimzum (hebr. צמצום ṣimṣūm, wörtlich Zusammenziehung oder Rückzug). Diese Selbstbeschränkung führt zu einem Urraum, in dem sich der durch die Struktur der Sefirot bestimmte Adam Kadmon als Urgestalt allen Seins noch vor dem eigentlichen Schöpfungsgeschehen bildet. Manchmal wird auch Adam Kadmon, aus dem die vier Welten hervortreten, selbst als oberste Weltebene hinzugerechnet, wonach es dann entsprechend Fünf Welten gibt, denen die fünf Arten der Seele - die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder - entsprechen. Den vier Welten werden auch die vier Buchstaben des Gottesnamens, des Tetragrammatons JHVH, von oben beginnend, zugeordnet. Adam Kadmon entspricht das „Häkchen des Jod“.[2] Das Ain Soph, dem diese fünf Welten entstammen, entspräche dem in drei Stufen gegliederten Nirvanaplan[3], dem das Ich, der schöpferische Göttliche Funke des Menschen, enstammt.

  • Ain Soph (hebr. אין סוף nicht endlich), das unbegrenzte göttliche Urlicht - Nirvanaplan.
  • Adam Kadmon (hebr. אָדָם קַדְמוֹן), der Urmensch, das kosmische Urbild des Menschen - Häkchen des Jod.
  • Atziluth (hebr. אֲצִילוּת = Vornehmheit, Erhabenheit, Güte, Feuer; auch Olam Atzilut, hebr. עולם אצילות, die Welt der Erhabenheit, die kausale Welt) - Jod.
  • Briah (hebr. עולם בריאה, Olam Briyah, die Welt der Schöpfung, die mentale Welt) - He.
  • Jetzira (hebr. עולם יצירה, Olam Yetsirah, die Welt der Formgebung, die astrale Welt) - Waw.
  • Assiah (hebr. עולם עשיה, Olam Asiyah, die Welt der Tat, die physische Welt) - He.

Literatur

  • Heinrich Elijah Benedikt: Die Kabbala als Jüdisch-christlicher Einweihungsweg, 2 Bände in einem, Bauer-Verlag, Freiburg im Breisgau 2002, ISBN 3-7626-0756-7
    • Die Kabbala als jüdisch-christlicher Einweihungsweg. Farbe, Zahl, Ton und Wort als Tore zu Seele und Geist, 12. Auflage, Ansata-Verlag 2004, ISBN 3762602794 (Band 1)
    • Die Kabbala als jüdisch-christlicher Einweihungsweg. Der Lebensbaum - Spiegel des Kosmos und des Menschen, 9. Auflage, Ansata-Verlag 2004, ISBN 3762602808 (Band 2)

Einzelnachweise

  1. Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus, 1
  2. Gerold Necker: Einführung in die lurianische Kabbla, Verlag der Weltreligionen im Insel Verlag, Frankfurt am Main Leipzig 2008 ISBN 978-3458710080, S 137
  3. Nirvana - Parinirvana - Mahaparinirvana