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Händigkeit

Als Händigkeit oder Chiralität (von griech. χειρ ch[e]ir „Hand“) bezeichnet man die bevorzugte Verwendung einer bestimmten Hand, namentlich für Tätigkeiten die viel Kraft, Schnelligkeit und feinmotorische Geschicklichkeit erfordern. Weltweit und unabhängig von der jeweiligen Kultur überwiegt die Rechtshändigkeit deutlich. Der Anteil an Linkshändern liegt nach statistischen Untersuchungen nur bei etwa 10 bis 15%[1], wobei aber der Grad der Händigkeit für verschiedene Tätigkeiten oft unterschiedlich ausgeprägt ist. Beidhänder setzen beide Hände weitgehend gleichwertig ein.
Neurologische Untersuchungen zeigen, dass die Händigkeit mit einer Dominanz der jeweil gegenüberliegenden Gehirnhälfte verbunden ist, in der dann auch die Sprachzentren ausgebildet werden (→ Lateralisation des Gehirns). Die Dominanz der linken Hemisphäre bei der Sprachproduktion lässt sich bei rund 95 % der Rechtshänder und 70 % der Linkshänder nachweisen[2]. Neurologische Asymmetrien finden sich bereits bei Weichtieren und Krebstieren[3]. Auch viele höhere Säugetiere, insbesondere Ratten, Katzen und Affen, bevorzugen namentlich bei der Nahrungsbeschaffung die linke oder rechte Vorderpfote, wobei aber „Rechts-“ und „Linkspföter“ etwa gleichstark vertreten sind[4]. Überraschenderweise ist das auch bei vielen Beuteltieren der Fall, bei denen das Gehirn über keinen Hirnbalken verfügt, der die beiden Gehirnhälften verbindet.
Die Ursachen, warum ein Mensch Linkshänder oder Rechtshänder ist, werden schon seit der Antike diskutiert. Platon ging davon aus, dass die Händigkeit nicht angeboren sei, sondern erst durch die Erziehung erworben werde und empfahl daher, die Geschicklichkeit beider Hände zu üben[5]. Aristoteles meinte hingegen, dass die Händigkeit angeboren sei[6]. Die Frage ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Vererbung als auch Erziehung bzw. Nachahmung scheinen gleichermaßen eine Rolle zu spielen. So haben etwa linkshändige Eltern häufiger auch linkshändige Kinder. Andersseits können eineiige Zwillinge oft auch eine unterschiedliche Händigkeit entwickeln.[7] Vermutlich besteht auch ein Zusammenhang mit der asymmetrischen Verteilung der Organe im menschlichen Organismus. So liegen etwa hochaktive Stoffwechselorgane wie die Leber in der Regel in der rechten Körperhälfte.
Strittig ist auch noch immer, ob Kinder, die Linkshänder sind, frühzeitig umgeschult werden sollten. Zur Zeit überwiegt die Ansicht, dass man das unterlassen sollte.
Einzelnachweise
- ↑ Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e. V.: Leitlinie Händigkeit - Bedeutung und Untersuchung (Stand 11/2014)
- ↑ Artikel „Asymmetrie des Gehirns“, in: Lexikon der Neurowissenschaften, Heidelberg, Spektrum Akademischer Verlag, 2001, ISBN 3-8274-0453-3 Band 1, S. 114
- ↑ J. F. Stein und C. J. Stoodley: Neuroscience. An Introduction. John Wiley & Sons, Chichester 2006, ISBN 1-86156-389-2, S. 432
- ↑ J. F. Stein und C. J. Stoodley: Neuroscience. An Introduction. John Wiley & Sons, Chichester 2006, ISBN 1-86156-389-2, S. 428 und 433.
- ↑ Platon, Nomoi, Buch 7, 788a–795d.
- ↑ Aristoteles, Magna Moralia, Buch 1, 1194.b.32.
- ↑ I.C. McManus & M.P. Bryden (1992). The genetics of handedness, cerebral dominance and lateralization. In: I.Rapin & S. J. Segalowitz (Eds.), Handbook of Neuropsychology, Volume 6, Section 10: Child neuropsychology (Part 1) (pp. 115-144). Amsterdam: Elsevier