Elisabeth Kübler-Ross

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Elisabeth Kübler-Ross (* 8. Juli 1926 in Zürich; † 24. August 2004 in Scottsdale, Arizona) war eine schweizerisch-US-amerikanische Psychiaterin und Sterbeforscherin, die später zur esoterischen Geistheilerin wurde. Sie schuf ein weltweit beachtetes Fünf-Phasen-Modell, welches den Umgang sterbenskranker Menschen mit ihrer Situation beschreibt. Durch ihr Engagement erfuhren Sterbeforschung und Sterbebegleitung eine große Aufwertung. Kritiker erheben jedoch Plagiatsvorwürfe und bezweifeln die wissenschaftliche Qualität ihrer Arbeiten.

Leben

Elisabeth Kübler-Ross wurde als Drillingsschwester und Kaufmannstochter 1926 in Zürich geboren. Sie schloss 1957 ihr Medizinstudium an der Universität Zürich ab.[1] Mit ihrem Ehemann Emanuel „Manny“ Ross siedelte sie 1958 in die USA über. Nach Aufenthalten in New York und Denver wurde sie 1965 Assistenzprofessorin für Psychiatrie an der Medizinischen Fakultät der University of Chicago. Dort beteiligte sie sich an Seminaren der Klinikseelsorge zur Begleitung Sterbender. Sie verstand sich als intuitive Psychiaterin und ihr Engagement für Sterbende als ihre Berufung.

Ihre Ehrlichkeit stand ihrer Meinung nach im Widerspruch zu der Art und Weise, wie Medizin normalerweise in Krankenhäusern praktiziert wurde. Sie stellte fest, dass viele Ärzte der Realität des Todes gewöhnlich aus dem Weg gingen. Im Unterschied dazu besuchte sie todkranke Patienten und sprach mit ihnen. Diese Gespräche (Interviews) führte sie zusammen mit den Seelsorgern der Klinik und Medizinstudenten durch. Von ihren Befragungen berichtete sie in ihrem Buch On Death and Dying. What the dying have to teach doctors, nurses, clergy, and their own families (1969). Mit dieser Publikation und einer offensiven Vermarktung wurden sie und das von ihr entwickelte Phasenmodel weltweit bekannt. (deutsch: „Interviews mit Sterbenden“ 1971).

Ihr Ziel war es, von den Sterbenden zu lernen, wie man mit ihnen umgehen sollte und welche Hilfe sie sich erhoffen. Zu diesem Zweck interviewte sie 200 unheilbar kranke Menschen. Prinzipiell neu war das nicht. In den Universitätskliniken von Chicago wurden solche protokollierten Gespräche bereits seit 1935 geführt.[2] Kübler-Ross jedoch fragte die Betroffenen direkt nach ihren Gefühlen und Gedanken zu Tod und Sterben. Vor allem Ärzte ihrer Klinik erregten sich über dieses Vorgehen. Die interviewten Patienten dagegen waren laut Kübler-Ross dankbar für diese Zuwendung. Sie selbst betont in ihrem Buch, dass Sterbende „ihren persönlichen Stil, ihre gewohnten Verhaltensweisen“ auch im Sterben nicht aufgeben. Das hält sie aber nicht davon ab, „Phasen darzustellen, die der Mensch durchzumachen hat, wenn er eine unheilvolle Nachricht erhält“.

Durch Workshops und Vorträge über Sterben und Tod, die sie rund um den Globus hielt, gab sie insbesondere Ärzten, Pflegekräften, Sozialarbeitern und Seelsorgern Impulse zum Umgang mit sterbenden und trauernden Menschen. Ihre Kernbotschaft war dabei, dass die Helfenden zuerst ihre eigenen Ängste und Lebensprobleme („unerledigten Geschäfte“) so weit wie möglich zu klären hätten und ihr eigenes Sterben akzeptieren müssten, ehe sie sich den Menschen am Lebensende hilfreich zuwenden können.

Nach 1974 wurde aus der Psychiaterin eine vom New Age beeinflusste Geistheilerin, die sich von den (in ihrem Glauben existierenden) Geistern Salem und Pedro führen ließ. 1977 erklärte sie, dass der Tod nicht existiere. In ihrer Autobiographie Das Rad des Lebens (2002) hat sie diesen Wandel ausführlich beschrieben. Ihre Behauptung, ein Leben nach dem Tod wissenschaftlich beweisen zu können, löste heftige Kontroversen aus.[3] Ihre Behauptungen begründete sie mit leibhaften Begegnungen mit Verstorbenen, zum Beispiel mit ihrem verstorbenen, von ihr geschiedenen Ehemann und Jesus.[4] 1977 gründete sie ein spirituelles Zentrum, das aber nach kurzer Zeit durch Unwetter und Brand zerstört wurde. Ein zweiter Versuch, auf einer Farm in Virginia ein Hospiz für AIDS-kranke Kinder nach dem Vorbild der Ärztin Cicely Saunders zu errichten, scheiterte ebenso; beim Brand dieser Farm verlor Kübler-Ross sämtliche Aufzeichnungen über ihre Arbeit.[5]

Sie wurde 1985 Professorin an der Universität von Virginia. 1995 erlitt sie einen Schlaganfall, auf den zwei weitere folgten und sie in den Rollstuhl brachten. Kübler-Ross resümiert am Ende ihrer Autobiographie: „Die schwerste Lektion ist die bedingungslose Liebe. Der Tod ist nichts, was du fürchten müsstest. Er kann zur schönsten Erfahrung deines Lebens werden. Alles hängt davon ab, wie du gelebt hast. Der Tod ist nur Übergang von diesem Leben zu einer anderen Existenz, in der es keinen Schmerz und keine Angst mehr gibt. Mit Liebe lässt sich alles ertragen.“

In der filmischen Dokumentation ihres Lebens mit dem Titel Dem Tod ins Gesicht sehen (Stefan Haupt, 2002) sagte Elisabeth Kübler-Ross: „Heute bin ich sicher, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Und dass der Tod, unser körperlicher Tod, einfach der Tod des Kokons ist. Bewusstsein und Seele leben auf einer anderen Ebene weiter. Ohne jeden Zweifel.“

Im Alltag jedoch haderte die todkranke Sterbeforscherin mit ihrem Schicksal, litt unter ihrer Einsamkeit und protestierte heftig gegen ihr Leiden. Durch die Schlaganfälle bedingte Lähmungen und große Schmerzen setzten ihr zu, außerdem war sie allein. Ihre Drillingsschwester Erika Faust-Kübler wundert sich in dem Dokumentarfilm von Stefan Haupt Elisabeth Kübler-Ross – Dem Tod ins Gesicht sehen über Elisabeth: „Sie will noch bestimmen, wann sie gehen kann. Ich glaube, sie kann nicht loslassen. Sie ist einfach noch nicht bereit. Und irgendwie irritiert es mich auch. Sie hat so viel über Tod und Sterben geschrieben, es sogar verherrlicht. Jetzt, da ihre Zeit kommt, sagt sie: ‚Ich muss noch dies und das machen.“ Die beiden Drillingsschwestern meinten, ein Esoteriker habe ihrer Schwester vieles beigebracht, was sie jedoch für Hokuspokus hielten. Sie sei auf einem gefährlichen Trip gewesen: „Beth, hör auf mit dem spinnigen Zeug. Bleib auf dem Boden. Erzähl, was du weißt, aber nicht mehr.“

Fünf Phasen des Sterbens in ihrem Kontext

Kern ihres Buches On Death and Dying ist ein Phasenmodell, mit dem sie das Erleben und Verhalten Sterbender beschreibt. Kübler-Ross befasst sich im ersten Kapitel ausführlich mit Sterbenden (The Dying Patient) und der Darstellung von fünf Phasen des Sterbens mit jeweils passenden Fallbeispielen. Es folgen Kapitel zu den Themen Kommunikation, Formen des Sterbens, Verhaltensweisen gegenüber Tod und Sterben sowie über die Familien Sterbenskranker; Interviews mit Sterbenskranken im Endstadium und den richtigen Umgang mit ihnen. Das nächste Kapitel widmet sich den Themen Humor und Angst, Glaube und Hoffnung (Humor and Fear, Faith and Hope), die in allen Phasen eine Rolle spielen. Die englische Ausgabe schließt mit einem umfangreichen Literaturverzeichnis, in dem die damals relevante Fachliteratur zum Thema „Sterben und Tod“ angeführt ist. In der deutschen Ausgabe fehlen sowohl dieses Verzeichnis als auch die Danksagung.

Nach Elisabeth Kübler-Ross beginnt der Sterbeprozess mit der Aufklärung über die tödliche Erkrankung durch den Arzt. Auf die Nachricht, unheilbar erkrankt zu sein, reagieren Kranke stufenweise. Kübler-Ross definierte fünf Phasen des Sterbeprozesses. Die damit beschriebenen Verhaltensmuster verstand sie ursprünglich als Reaktion auf jede Art von Verlust (z. B. auch Arbeitsplatz oder Freiheit), Trauer und Leiden. Es werden keine Phasen des körperlichen Sterbens beschrieben, sondern die geistige Verarbeitung des Abschieds vom Leben bei Menschen, die bewusst massive gesundheitliche Verschlechterungen erleiden bzw. mit einer infausten Diagnose und Prognose konfrontiert worden sind. Diese Phasen sind mitunter auch bei den Angehörigen zu beobachten. Es handelt sich um unbewusste Strategien zur Bewältigung extrem schwieriger Situationen, welche nebeneinander vorhanden sein und verschieden lang andauern können. Es gibt keine festgelegte Reihenfolge und keinen Ausschluss der Wiederholung einzelner Phasen nach deren erstmaliger Bewältigung. Auch können einzelne Phasen ganz ausbleiben. Schließlich können sich gemäß Engelke die Phasen überschneiden und „die eine Phase ist stärker ausgeprägt als die andere; bei manchen Kranken überwiegt diese Phase, bei anderen jene Phase“.[6]

Nicht-wahrhaben-Wollen (Leugnen) und Isolierung (englisch Denial)

Die Krankheit wird zuerst geleugnet. Kranke behaupten beispielsweise, dass das Röntgenbild vertauscht wurde oder eine ärztliche Fehldiagnose gestellt worden sei. Falls die Familie sich nicht mit dem Tod auseinandersetzen will, kann sie in dieser Phase nicht helfen. Die Konsequenz bedeutet für die Angehörigen, dass sie den Tod der Sterbenden herbeisehnen („Stirb so schnell wie möglich“). Außenstehende können helfen, indem sie Vertrauen anbieten und die Kranken unterstützen.

Zorn (englisch Anger)

Kranke verspüren Neid auf die Weiterlebenden. Ihre Gedanken drehen sich um die Frage: „Warum ich?“ Das führt zu unkontrollierbarer Wut auf alle, die nicht an der Krankheit leiden, wie z. B. Pflegende, Ärzte und Angehörige. Diese können weiter ihr Geld verdienen, es in Urlauben ausgeben und ihre Pläne realisieren. Die Angst, vergessen zu werden, plagt Sterbende zudem, sie empfinden ihr Leiden vor dem Hintergrund der Katastrophen im Fernsehen als unwichtig. Hilfe kann Aufmerksamkeit sein, den Kranken nicht aus dem Weg zu gehen und ihren Zorn notfalls zu provozieren, so dass es zur Aussprache kommt. Wichtig dabei bleibt, dass die Betreuenden diesen Zorn nicht persönlich nehmen, da er sonst Gegenzorn provoziert, was eine Spirale des Streits nach sich zieht.

Verhandeln (englisch Bargaining)

Dies ist eine kurze und flüchtige Phase, in der kindliche Verhaltensweisen zu Tage kommen, wie die eines erst zornigen, dann verhandelnden Kindes, das sich mit häuslichen Tätigkeiten eine Belohnung verdienen will. Kranke hoffen durch „Kooperation“ auf Belohnung, etwa eine längere Lebensspanne und Freiheit von Schmerzen. Meist wird der Handel streng geheim mit Gott geschlossen, indem sie ihr Leben der Kirche widmen oder ihre Körper der anatomischen Lehre und Wissenschaft zur Verfügung stellen. Um Kranken in dieser Phase beizustehen, hilft es, ihren Schuldgefühlen beispielsweise gegenüber Gott oder den Mitmenschen mitunter befreiende Anerkennung einzuräumen.

Depression und Leid (englisch Depression and Grief)

Die Erstarrung, der Zorn und die Wut werden in zwei Formen von Verzweiflung und Verlust abgelöst. Die erste Form ist reaktiv. Sie bezieht sich auf einen bereits geschehenen Verlust, beispielsweise die Brust nach einer OP, das Geld für das Krankenhaus, die Verantwortung gegenüber der Familie. Durch Bekämpfung dieser Sorgen mit beispielsweise einer Brustprothese oder der erforderlichen Umstellung der Familienversorgung kann den Leidenden geholfen werden. Die zweite Form ist vorbereitender Natur und kümmert sich um einen drohenden Verlust wie den Tod oder die Abwesenheit im Leben der Verwandten. Auch hier kann Intervention des Umfeldes der Kranken in ihrem Leiden Linderung verschaffen, z. B. durch Berichte von den Angehörigen, dass Kinder weiter gute Noten schreiben und viel spielen, d. h., dass sie trotz Abwesenheit des Kranken ihr gewohntes Leben fortführen. Zu viel Besuch stört jedoch das Trauern, das den Kranken immer erlaubt sein muss. Ohne subjektives Kennen der Angst und der Verzweiflung ist kein Erreichen der nächsten Phase in Sicht.

Annahme (englisch Acceptance)

Nach Neid und Zorn auf alle Gesunden und Lebenden erwarten die Kranken den Tod und dehnen ihren Schlaf aus. Diese Phase ist frei von vorangegangenen Gefühlen, der Kampf ist vorbei, der Schmerz vergangen und die Sterbenskranken wollen von den Problemen der Außenwelt in Ruhe gelassen werden. Somit ist dies die schwierigste Phase für die Personen im Umfeld der Sterbenden, da sie nunmehr auch Zurückweisungen erfahren. Alte Menschen erreichen diese Phase der Annahme leichter. Sie blicken auf ihr Leben und einen für sich erkannten Sinn (z. B. eigene Kinder) zurück. Schwierigkeit in diesem Prozess macht die Unterscheidung dieser Phase gegenüber frühem Aufgeben. Angehörige helfen am besten durch stummes Zuhören, indem sie dadurch zeigen, dass sie bis zum Tod dabei bleiben.

In allen Phasen äußern Sterbenskranke direkt oder indirekt ihre Hoffnung, nicht sterben zu müssen. Es wäre ein Fehler, ihnen die Hoffnung zu nehmen. Nach Kübler-Ross ist es Aufgabe der Angehörigen, Pflegenden und der Ärzte, die Hoffnung aufrechtzuerhalten. Dazu könne man Sterbenden vermitteln, dass ihnen jede nötige Hilfe und Erleichterung zukommt. Auf diese Weise würden die Begleiter zu Freunden.

Untersuchungen zu Nahtoderfahrungen

Kübler-Ross beschäftigte sich auch mit dem Phänomen der Nahtoderfahrungen. Von ihren Befragungen berichtete sie erstmals in ihrem 1969 veröffentlichten Buch On Death and Dying. What the dying have to teach doctors, nurses, clergy, and their own families (deutsch: „Interviews mit Sterbenden“, 1971).[7]

Kritik

In Fachbüchern zur Pflege[8] und zur Palliativmedizin wird das Phasenmodell oft unkritisch und unreflektiert übernommen, ohne es in den Kontext seiner Darstellung einzuordnen.[9] Die Mehrzahl der heutigen Sterbeforscher hingegen lehnt den Ansatz von Kübler-Ross ab, ebenso wie andere Modelle, die ein Sterben mit gestuften Verhaltensweisen beschreiben.[10]

Kübler-Ross und ihre Anhänger bewerten Buch und Modell als Standardwerk der Sterbeforschung. Erstmals seien von ihr Sterbende interviewt, das Tabu des Todes gebrochen und grundlegende Erkenntnisse über das Erleben Sterbender gewonnen und veröffentlicht worden. Ihre Ausführungen seien originär und wissenschaftlich fundiert.[11] Die Sterbeforschung hat aber nicht erst mit Kübler-Ross begonnen, ihre Erkenntnisse zu Tod und Sterben waren nicht komplett neu. Die Methode, Sterbende zu interviewen, um dadurch die Begleitung der Ärzte, Psychologen und Seelsorger zu verbessern, hatte bereits Tradition. Auch Phasenmodelle für den Sterbe- und Trauerprozess wurden schon vor ihr diskutiert und veröffentlicht.

Seit 1950 erforschten Ärzte, Psychologen und Pfarrer in den USA und in Großbritannien systematisch das Erleben und Verhalten Sterbender. Die Ergebnisse wurden in Fachjournalen und Monographien veröffentlicht.[12] Gespräche mit Sterbenden und Gedächtnisprotokolle über diese Gespräche sind seit 1935 fester Bestandteil des Clinical Pastoral Trainings, auch in der Klinik in Chicago, in der Kübler-Ross angestellt war. Beatrix Cobb, John Hinton, Cicely Saunders, Margaretta K. Bowers, Barney G. Glaser, Anselm L. Strauss, Avery Weisman, Robert J. Kastenbaum, David Sudnow, Colin Murray Parkes, John Bowlby u. a. haben schon vor 1967 Todkranke und Sterbende interviewt und ihre Ergebnisse veröffentlicht.

Kübler-Ross hat erklärt, dass sie für ihr Buch „alles Material heranziehen wollte, das sie bekommen konnte“.[13] In der Originalausgabe hat sie zwar eine umfangreiche Bibliographie zu Sterben und Tod angegeben, sich im Text jedoch nicht darauf bezogen. In der deutschen Übersetzung fehlen Literaturverzeichnis und Danksagung. Fußnoten oder Quellenverweise gibt es auch hier nicht. Kübler-Ross kannte nach eigenen Angaben die relevanten Publikationen zu Sterben und Tod und auch einige der Autoren.

Das Buch über das Phasenmodell ist gleich nach seinem Erscheinen heftig kritisiert worden: Mit der Generalisierung und Standardisierung des Erlebens und Verhaltens (leugnen, erzürnen, verhandeln, depressiv sein, zustimmen) würden die Individualität des Sterbenden und seine Einzigartigkeit missachtet. Bemängelt wurde und wird bis heute: Die Interviews seien weder dokumentiert noch fachgerecht und systematisch ausgewertet worden. Es handele sich um einmalige, zufällige Interviews und um keine Verlaufsstudie. Die Antworten der Sterbenskranken seien von einer Person ohne Benennung der Kriterien interpretiert worden. Grenzen der Untersuchungsmethode habe die Autorin nicht beachtet, ja noch nicht einmal benannt. Die als typisch für die einzelne Phase angegebenen Interviews begründeten die jeweilige Phase nicht. Das Phasenmodell sei in seiner Art deskriptiv, würde aber so verbreitet und aufgenommen, als sei es präskriptiv.[14][15]

Kübler-Ross hat behauptet, das Phasenmodell sei „plötzlich zu ihr gekommen, fast so wie durch göttliche Inspiration“.[16] Dagegen ist bezeugt, dass sie Phasenmodelle von Beatrix Cobb, John Bowlby, Colin Murray Parkes gekannt und übernommen hat, ohne ihre Quellen anzugeben. Im Übrigen baut ihre Darstellung auf Arbeiten von C. Knight Aldrich und Carl A. Nighswonger auf, auch dies erwähnt sie nicht.[17][18]

Ihr Engagement für das Phänomen der Nahtoderfahrungen brachte ihr negative Kritik ein, vor allem aber ihre Behauptungen, dass ein Leben nach dem Tode und Reinkarnation „wissenschaftlich bewiesen“ seien. Am Ende ihres Lebens sagte sie: „Ich glaube an ein Leben nach dem Tode. Aber ich will nicht wieder kommen. Ich lerne jetzt noch ein paar Sachen, die man zum Leben braucht, und dann ist es gut. Ich werde mit den Galaxien tanzen. Und ich freue mich darauf.“[19] Ihr wird vorgeworfen, sie habe das Sterben und den Tod verharmlost und beschönigt. In ihrem Klausurzentrum in Escondido, Kalifornien (Shanti Nilaya, Sanskrit für Heim des Friedens), habe sie spiritistische Sitzungen abgehalten und sich von der Realität entfernt.

Der Psychiater Samuel Klagsbrun, selbst ein bekannter Sterbeforscher, sagte, Kübler-Ross zerstöre aktiv das Werk, das sie geschaffen hat und das seines Erachtens noch lange über ihre Zerstörungsversuche hinaus fortbestehen werde. Sie zerstöre ihr eigenes Werk, indem sie den Tod leugnet.[20]

Filmische und Ton-Dokumentationen

Veröffentlichungen (Auswahl)

Kübler-Ross schrieb mehr als 20 Bücher, diese sind in rund 35 Sprachen erschienen.[21]

Literatur

Biografien

Weiterführende Literatur

  • Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V. (Hrsg.): Helfen am Ende des Lebens. Hospizarbeit und Palliative Care in Europa. Der Hospiz Verlag, Wuppertal 2004, ISBN 3-9810020-0-8.
  • Pauline W. Chen: Der Tod ist nicht vorgesehen. Herder, Freiburg 2007, ISBN 3-451-29580-6.
  • Johann-Christoph Student (Hrsg.): Das Hospiz-Buch. Mit einem Vorwort von Elisabeth Kübler-Ross. 4., erweiterte Auflage. Lambertus, Freiburg im Breisgau 1999, ISBN 3-7841-1110-6.
  • Ruth Davis Konigsberg: The Truth about Grief. The Myth of the Five Stages and the New Science of Loss. Simon & Schuster, New York 2011, ISBN 978-1-4391-4833-4

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hubert Steinke: Kübler (-Ross), Elisabeth im Historischen Lexikon der Schweiz
  2. Dietrich Stolberg: Therapeutische Seelsorge. Die amerikanische Seelsorgebewegung. Darstellung und Kritik. Mit einer Dokumentation. München 1970, S. 18–59.
  3. Elisabeth Kübler-Ross. In: Jessica Bendiner, Elmer Bendiner: Biographical dictionary of medicine. Facts on file, New York/Oxford 1990, ISBN 0-8160-1864-2.
  4.  E. Kübler-Ross: Das Rad des Lebens: Autobiographie. Knaur, München 2002, S. 261–312.
  5. Mechthild Winkler-Jordan: Elisabeth Kübler-Ross. In: FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten). Abgerufen am 24. August 2019.
  6. Ernst Engelke: Signale ins Leben. Begegnungen mit Sterbenden. Verlag J. Pfeiffer, München 1977, S. 18.
  7. Günter Rolling: Elisabeth Kübler-Ross über Nahtoderfahrungen. (Video auf YouTube, 10:07 Minuten) In: ARD-Sendung „Querdenker“. 1981, abgerufen am 14. März 2014.
    Marianne Diehl: Sind Nahtod-Erfahrungen Bilder aus dem Jenseits? In: wissenschaft.de. 12. April 2001, abgerufen am 16. März 2014.
  8.  Ch. Student, A. Napiwotzky: Palliative Care. Thieme, Stuttgart 2011, S. 8–26.
  9.  Leitfaden Palliative Care. Urban & Fischer, München 2015, S. 60 f., 340.
  10.  R. Schulz, D. Aderman: Clinical Research and the Stages of Dying. In: Omega. Jg. 5, Nr. Nr. 2, 1974, S. 137–143.
  11. Christoph Student: Die Sterbephasen: Informationen und Hinweise für Helferinnen und Helfer. (pdf, 23 kB) 23. Mai 2007, abgerufen am 24. August 2019.
  12.  M. Stolberg: Die Geschichte der Palliativmedizin. Medizinische Sterbebegleitung von 1500 bis heute. Mabuse Verlag, Frankfurt a. M. 2011, S. 233–250.
  13.  E. Kübler-Ross: Interviews mit Sterbenden. Kreuz-Verlag, Stuttgart 1972, S. 27.
  14.  N. Samarel: Der Sterbeprozess. In: Sterben, Tod und Trauer: Grundlagen, Methoden, Anwendungsfelder. Kohlhammer, Stuttgart 2003, S. 132–151.
  15.  E. Engelke: Die Wahrheit über das Sterben. Wie wir besser damit umgehen. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2015, S. 63–68.
  16.  R. D. Konigsberg: The Truth about Grief: The Myth of the Five Stages and the New Science of Loss. New York, New York 2011, S. 96.
  17.  R. Worth: Elisabeth Kübler-Ross – encountering death and dying. Chelsea House Publishers, Philadelphia 2005, S. 91–98.
  18.  R. D. Konigsberg: The Truth about Grief: The Myth of the Five Stages and the New Science of Loss. New York 2011, S. 83–103.
  19. Wolfgang Ueding: Elisabeth Kübler-Ross – Dem Tod ins Gesicht sehen. In: Ultimo auf Draht. 25. Januar 2008, abgerufen am 29. August 2018 (Filmkritik zu Sterben lernen. Stefan Haupt besucht eine Ikone, Schweiz 2002).
  20. Jonathan Rosen: REWRITING THE END; Elisabeth Kubler-Ross. 22. Januar 1995, abgerufen am 9. November 2019.
  21. Books, Chapters and Papers. The Elisabeth Kübler-Ross Foundation, abgerufen am 24. August 2019 (english).
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