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Epigenese
Epigenese oder Epigenesis (griech. epigenesis „nachträgliche Entstehung“) ist eine veraltete Bezeichnung für die Herausbildung neuer Strukturen bei der Entwicklung eines Lebewesens, die nicht bereits im Ei oder im Samen vorgebildet waren. Sie wurde in der Antike durch Aristoteles geprägt und im 18. Jahrhundert von Caspar Friedrich Wolff (Theoria generationis, 1759) in der Auseinandersetzung mit der damals herrschenden Präformationslehre aufgegriffen.
Geschichte
Aristoteles fragte: „Warum entwickelt sich ein Organismus von einem befruchteten Ei zur vollkommenen erwachsenen Form?“ Er nahm an, dass der Embryo aus einer formlosen Masse hervorgeht, argumentierte aber, dass der rohen Materie die Fähigkeit fehle, einen komplexen Organismus hervorzubringen. Um die Ordnung der Natur, ihre Tendenz zur Komplexität und ihre zielgerichtete Entwicklung zu erklären, müsse ein höheres formbildendes Prinzip vorliegen, welches er eidos nannte. Vermittelt über die mittelalterliche Scholastik, herrschte diese Ansicht bis in die Neuzeit vor.
Im 17. Jahrhundert machte sich das aufklärerische Bestreben geltend, derartige alte Dogmen zu überwinden und die Welt mittels der eigenen Vernunft zu begreifen. Ein metaphysischer Eidos hatte da keinen Platz. Stattdessen etablierte sich die Präformationslehre als einzig plausible Sichtweise. Die wenigen Verfechter der Epigenese wie René Descartes (1596–1650) und William Harvey (1578–1657) im 17. Jahrhundert und Caspar Friedrich Wolff (1734–1794) im 18. Jahrhundert gerieten daher ins Abseits. Harvey (1651) und Wolff (1759 und 1768/69) legten zwar detaillierte embryologische Untersuchungen vor, konnten ihre Zeitgenossen aber nicht überzeugen.[1]
Erst im 19. Jahrhundert gelang es den Embryologen Christian Heinrich Pander (1817) und Karl Ernst von Baer (1828), die Präformationslehre zu überwinden und dem „epigenetischen“ Charakter der Embryonalentwicklung allgemeine Anerkennung zu verschaffen.
Siehe auch
- Epigenetik: eine auf die Faktoren der Festlegung der Aktivität eines Gens gerichteter Forschungszweig. Das Adjektiv „epigenetisch“ kann sich je nach Kontext auf beide Substantive beziehen.
Weblinks
Literatur
- Abba E. Gaissinovitch: Beobachtungen und Hypothesen über Zeugung und Keimesentwicklung. In: Ilse Jahn (Hg.): Geschichte der Biologie, 3. Aufl., Nikol, Hamburg 1998, Kap. 6.4, S. 259-270. (Übernahme aus den früheren Auflagen mit geänderten Überschriften.)
- Jane Maienschein: Epigenesis and Preformationism. Stanford Encyclopedia of Philosophy 2008.
Einzelnachweise
- ↑ Ilse Jahn, Rolf Löther, Konrad Senglaub (Hrsg.): Geschichte der Biologie. Theorien, Methoden, Institutionen, Kurzbiographien. 2., durchgesehene Auflage. VEB Fischer, Jena 1985, S. 218–220 und 245.
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Epigenese aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |