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Kanon (Bibel)
Der Kanon der Bibel, auch Bibelkanon und Kanon der Heiligen Schrift genannt, ist jene Reihe von Büchern, die das Judentum und das Christentum als Bestandteile ihrer Bibel festgelegt (kanonisiert) und so zum Maßstab ihrer Religionsausübung gemacht haben. Das griechische Lehnwort κανών (kanon) geht auf hebr. קָנֶה qaneh (vgl. Ez 40,3 EU) zurück und bezeichnet ursprünglich ein Holz- oder Bambusrohr, das im Bauhandwerk als Messlatte, Lineal, Richtscheit oder Waagebalken verwendet wurde. Es benannte im Hellenismus auch einen ethischen Maßstab, eine Richtschnur, Regel oder Vorschrift für eine Erkenntnis, ein Urteil oder Verhalten.
Im Judentum wurde zuerst die Tora, die fünf Bücher Mose, zur normativen Heiligen Schrift (ca. 800–250 v. Chr.), der weitere prophetische und weisheitliche Schriften zur Seite gestellt wurden. Etwa 100 n. Chr. wurde endgültig festgelegt, welche hebräischen Schriften zum dreiteiligen Tanach gehören. Da das Judentum keine oberste Lehrautorität kennt, blieben griechisch übersetzte Bibelversionen neben dem Tanach bestehen.
Die Alte Kirche übernahm alle Schriften des Tanach und stellte sie als Altes Testament (AT) dem Neuen Testament (NT) voran, das um 400 endgültig kanonisiert wurde. Damit bestätigte sie die bleibende Geltung der jüdischen Bibel für den christlichen Glauben. Die Römisch-katholische Kirche und Orthodoxe Kirchen übernahmen zudem weitere Bücher aus der griechischen Septuaginta in ihr AT. Die Lutherbibel begrenzte das AT auf jene 39 Bücher, deren hebräische Texte in anderer Anordnung auch im Tanach kanonisiert sind.
Siehe auch
- Kanon (Bibel) - Artikel in der deutschen Wikipedia
Literatur
- Bibel insgesamt
- Egbert Ballhorn, Georg Steins (Hrsg.): Der Bibelkanon in der Bibelauslegung: Beispielexegesen und Methodenreflexionen. Kohlhammer, Stuttgart 2007, ISBN 3-17-019109-8 (347 Seiten).
- Jean-Marie Auwers, Henk Jan De Jonge (Hrsg.): The Biblical Canons (Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium). Leuven University Press, 2003, ISBN 90-429-1154-9 (LXXXVIII, 717, 8 Seiten).
- Lee Martin McDonald, James A. Sanders (Hrsg.): The Canon Debate. Hendrickson, Peabody/Mass. 2002, ISBN 1-56563-517-5 (X, 662 Seiten).
- Matthias Haudel: Die Bibel und die Einheit der Kirchen. Eine Untersuchung der Studien von „Glauben und Kirchenverfassung“ (= Kirche und Konfession. Band 34). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, 2. Auflage ebenda 1995, 3. Auflage 2012, ISBN 978-3-525-56538-4.
- Wolfhart Pannenberg, Theodor Schneider: Verbindliches Zeugnis, Band 1: Kanon, Schrift, Tradition (= Dialog der Kirchen. 7). Herder, Freiburg 1992, ISBN 3-451-22868-8 (399 Seiten).
- Frederick Fyvie Bruce: The Canon of Scripture. InterVarsity, Downers Grove 1988, ISBN 0-8308-1258-X (349 Seiten).
- Adolf M. Ritter: Zur Kanonbildung in der Alten Kirche. In: Charisma und Caritas. Aufsätze zur Alten Kirche. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1997, ISBN 3-525-58160-2, S. 273 ff.
- Karlmann Beyschlag: Grundriss der Dogmengeschichte. Bd. 1: Gott und Welt. 2. Auflage. Darmstadt 1988, S. 172–185.
- Franz Stuhlhofer: Der Gebrauch der Bibel von Jesus bis Euseb. Eine statistische Untersuchung zur Kanonsgeschichte. SCM R. Brockhaus, Wuppertal 1988, ISBN 3-417-29335-9.
- Altes Testament
- William J. Abraham: Canon and Criterion in Christian Theology: From the Fathers to Feminism. Oxford University Press, Oxford 2002, ISBN 0-19-925003-0 (508 Seiten).
- Andreas Hahn: Canon Hebraeorum – Canon Ecclesiae: Zur deuterokanonischen Frage im Rahmen der Begründung alttestamentlicher Schriftkanonizität in neuerer römisch-katholischer Dogmatik. LIT-Verlag, Münster u. a. 2010, ISBN 978-3-643-90013-5 (408 Seiten).
- Lee Martin McDonald: The Formation of Christian Biblical Canon: Revised and Expanded Edition. Hendrickson, Peabody/Mass. 1995, ISBN 1-56563-052-1 (XXXVI, 340 Seiten).
- Hans Peter Rüger: Der Umfang des alttestamentlichen Kanons in den verschiedenen kirchlichen Traditionen. In: Siegfried Meurer (Hrsg.): Die Apokryphenfrage im ökumenischen Horizont (Bibel im Gespräch 3). 2. Auflage. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1993, ISBN 3-438-06222-4 (159 Seiten).
- Michael Schmaus, Alois Grillmeier, Leo Scheffczyk, Alexander Sand: Die Anfänge eines christlichen Kanons (I/3a Teil 1). Herder, Freiburg/Basel/Wien 1974, ISBN 3-451-00725-8 (90 Seiten).
- Hans von Campenhausen: Die Entstehung der christlichen Bibel (Beiträge zur historischen Theologie, 39). Mohr Siebeck, Tübingen 2003, ISBN 3-16-148227-1 (unveränderter Nachdruck der 1. Aufl. v. 1968; VIII, 402 Seiten).
- Neues Testament
- Bruce Metzger: Der Kanon des Neuen Testaments: Entstehung, Entwicklung, Bedeutung. Patmos-Verlag, Düsseldorf 1993, ISBN 3-491-71104-5 (303 Seiten).
- Theodor Zahn: Grundriß der Geschichte des Neutestamentlichen Kanons. 3. Auflage. R.Brockhaus, Wuppertal 1985, ISBN 3-417-29235-2 (mit Register, sonst Nachdruck der 2. Aufl. 1904; 110 Seiten).
- Geoffrey Mark Hahneman: The Muratorian Fragment and the Development of the Canon (Oxford Theological Monographs). Clarendon Press, Oxford 1992, ISBN 0-19-826341-4 (XI, 237 Seiten).
- David Trobisch: The First Edition of the New Testament (Novum Testamentum et orbis antiquus). Oxford University Press, Oxford / New York 2000, ISBN 0-19-511240-7 (VIII, 175 Seiten).
- Michael J. Kruger: Canon Revisited: Establishing the Origins and Authority of the New Testament Books. Crossway, Wheaton 2012, ISBN 978-1-4335-0500-3
Weblinks

- Karin Schöpflin: Artikel Kanon (AT) in: Michaela Bauks, Klaus Koenen (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), 2007 ff.
- The Development of the New Testament Canon (englisch)
- Catholic Encyclopedia: Canon of the New Testament (englisch)
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Kanon (Bibel) aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |