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Theletos

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Theletos (griech. Θελέτος, „gewillt, „verlangend“) ist in der valentinianischen Gnosis der männliche Partner der Sophia. Gemeinsam bilden sie das unterste der insgesamt fünfzehn männlich-weiblichen Äonenpaare (Syzygien, griech. συζυγίαι syzygiai).

Nur der Nous, der Erstgeborene des «unbekannten Gottes», aus dem die insgesamt 30 (= 2 x 15) Äonen hervorgegangen sind, vermag den göttlichen Ursprung unmittelbar zu schauen. Allen anderen Äonen ist diese Schau verwehrt - und das umso mehr, je weiter entfernt sie von der göttlichen Quelle sind. Umso stärker wird aber auch die Begierde, den unendlichen, unfassbaren Urvater zu erkennen.

Am stärksten von allen Äonen brennt die ganze Leidenschaft (griech. πάθος, páthos) und Überlegung (griech. ἐνθύμησις Enthymesis) der Sophia auf die Erkenntnis des höchsten Göttlichen - und zwar ohne die liebende Umarmung ihres Gatten Theletos. Ihr Wesen spaltet sich dadurch in eine obere und eine untere Sophia. Letztere wird auch Achamoth genannt. Wegen der Tiefe des Abgrundes und der Unergründlichkeit des Vaters wäre sie beinahe von seiner Süßigkeit verschlungen und in die allgemeine Substanz aufgelöst worden. Doch da trat ihr der Horos (griech. Ορος „Grenze, Grenzpfahl“), eine einzigartige Gestalt der valentinianischen Gnosis, entgegen und konnte sie zuletzt überzeugen, dass der Vater unfassbar ist[1].

Durch den Fall der Sophia bzw. durch die Ausscheidung der unteren Sophia, der Achamoth, aus dem Pleroma entsteht eine Welt der Finsternis und des Chaos. Weil die Sophia ohne die liebende Umarmung ihres Gatten von der leidenschaftlichen Erregung ergriffen worden war, brachte sie eine formlose, ungestaltete Fehlgeburt[2] hervor - und daraus entstand die Materie.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. vgl. Irenäus von Lyon: Contra Haereses I 2,2 [1]
  2. vgl. Contra Haereses I 2,3 [2]