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Blausäure

Aus AnthroWiki
(Weitergeleitet von Ammoniumcyanat)
Fällung von Berliner-Blau aus einer Eisen(III)-chloridlösung mit Kaliumhexacyanidoferrat (gelbes Blutlaugensalz)

Blausäure, nach moderner Nomenklatur als Cyanwasserstoff (HCN) bezeichnet, ist eine farblose bis leicht gelbliche, gut wasserlösliche, sehr flüchtige (Siedepunkt 26°C), leicht entzündliche und hochgiftige Flüssigkeit mit charakteristischem Bittermandelgeruch, der aber von vielen Menschen nicht oder nur sehr unscharf wahrgenommen wird. Schon 1–2 mg Blausäure pro kg Körpermasse sind tödlich. Der Name leitet sich vom Berliner Blau ab, dem ersten künstlich hergestellten Farbpigment, das aus cyanidhaltigem gelben oder rotem Blutlaugensalz gewonnen werden kann.

Die Salze der Blausäure werden Cyanide genannt, wie beispielsweise das ebenfalls hochgiftige Kaliumcyanid (KCN), das unter seinem veralteten Namen „Zyankali“ weitaus bekannter ist.

Cyansäure

Die Cyansäure (H-O-C≡N), veraltet auch Zyansäure genannt, ist eine äußerst instabile, ungifte Cyansauerstoffsäure und daher chemisch nicht identisch mit der Blausäure, da die Cyansäure zusätzlich Sauerstoff enthält. Ihre Salze heißen Cyanate. Das Ammoniumsalz der Cyansäure ist das Ammoniumcyanat, NH4OCN, aus dem Friedrich Wöhler 1828 erstmals Harnstoff synthetisierte.

Früher wurde allerdings der Name „Zyansäure“ auch auf die Blausäure bezogen und von Rudolf Steiner oft in diesem Sinn gebraucht.

Cyan

Hauptartikel: Cyan

Als Cyan (veraltet auch Zyan) oder genauer als Dicyan (N≡C-C≡N) wird eine chemische Verbindung von Stickstoff und Kohlenstoff mit der Summenformel C2N2 bezeichnet. Dicyan ist ein hochgiftiges farbloses, leicht brennbares, stechend bittermandelartig riechendes Gas. 1910 wurde es spektroskopisch im Schweif des damals wiederkehrenden Halleyschen Kometen nachgewiesen. Schon 1906 hatte Rudolf Steiner aufgrund geisteswissenschaftlicher Forschungen darauf hingewiesen, dass Zyan im Schweif von Kometen zu finden sein müsste.

Zyanprozess und Willensbildung

Im unteren Menschen besteht nach Rudolf Steiner eine beständige Tendenz zur Bildung von Blausäure bzw. Cyaniden, also von Zyanverbindungen, die aber wesentlich ist für die Anregung seiner Willenstätigkeit, die dieser latenten Blausäurebildung entgegenwirkt.

„In der Sphäre des Menschen, die einen Teil der rhythmischen Tätigkeit und einen Teil der Stoffwechsel-Gliedmaßentätigkeit umfaßt, in der Sphäre ist vorzugsweise die Neigung da, eine Tätigkeit zu entfalten zwischen Kohlenstoff und Stickstoff; und in der Sphäre, die sich von der rhythmischen hinauf zur Nerven-Sinnestätigkeit erstreckt, ist vorzugsweise die Neigung da, eine Tätigkeit zu entfalten zwischen Kohlenstoff und Sauerstoff.“ (Lit.: GA 302a, S. 133)

„Wenn der Mensch lebt vom rhythmischen System hin zum Gliedmaßen-Stoffwechselsystem, dann erweist dasjenige, was aus dem Kohlenstoff wird, seine Verwandtschaft mit dem, was aus dem Stickstoff wird, und es entsteht fortwährend die Tendenz, in der menschlichen Wesenheit nach unten hin Verbindungen zu schaffen von Kohlenstoff und Stickstoff. Diese Tendenz besteht. Man wird früher auch den Verdauungsprozeß selbst und namentlich den Ausscheidungsprozeß nicht durchsichtig bekommen, wenn man nicht die Tendenz der Verbindung des Kohlenstoffes mit dem Stickstoff ins Auge faßt. Diese Tendenz zur Verbindung von Kohlenstoff und Stickstoff führt zuletzt zur Bildung von Zyansäure, und tatsächlich besteht im Menschen nach unten fortwährend die Tendenz, Zyansäure zu erzeugen oder zyansaure Salze zu erzeugen. Wir haben nicht einmal einen ordentlichen Ausdruck für das, was da entsteht. - Was da entsteht, wird nur so weit getrieben, daß es gerade bis zu dem Punkt kommt, anzufangen zu entstehen, dann wird es, durch die Absonderungen der Galle namentlich, sofort aufgehoben. So daß wir nach unten gehend im Menschen eine Tendenz haben, Zyanverbindungen zu schaffen, die im Status nascendi aufgehoben werden durch die Gallenabsonderungen. Nun bedeutet aber Zyan-Verbindungen im Menschen schaffen, den Menschen zerstören. Es ist die schnellste Methode, wodurch man die Menschengestalt zerstören kann, wenn man sie mit Zyan durchdringt. Diese Tendenz besteht namentlich nach dem Gliedmaßen-Stoffwechselsystem hin. Fortwährend will der menschliche Organismus Zyanverbindungen schaffen, die gleich wieder zerstört werden. Aber in diesem Moment zwischen dem Entstehen und dem sogleich Aufgelöstwerden der Zyansäureverbindungen ergreift der Wille das Muskelsystem. - Im Paralysieren dieses Prozesses liegt die Möglichkeit für den Willen, einzugreifen, so daß der Mensch sich bewegen kann.“ (Lit.: GA 302a, S. 136f)

Zeichnung aus GA 351, S 35
Zeichnung aus GA 351, S 35

„Das ist etwas sehr Merkwürdiges: Sie tragen in Ihrem Inneren, in Ihren Beinen, Ihren Füßen, Ihren Armen und Händen, in Ihrem Magen, in Ihrer Leber, in Ihren Nieren, in Ihrer Milz, in Ihrem Herzen zusammen Kohlenstoff und Stickstoff - Stickstoff, wie er in der Luft ist, und ganz flüssigen Kohlenstoff, wie wenn Sie Kohle auflösen würden und dieses Schwarze im Wasser schwimmen würde. Das haben Sie in sich.

Aber das ist eigentlich eine gefährliche Geschichte, wenn irgendwo Kohlenstoff und Stickstoff nebeneinander sind. Wenn irgendwo Kohlenstoff und Stickstoff nebeneinander vorhanden sind, so ist immer die Gefahr vorhanden, wenn die richtigen Bedingungen dazu da sind, daß sie Blausäure, Zyansäure bilden; denn Blausäure besteht aus dem, was ich hier rot und blau angezeichnet habe im Schema. So daß Sie also herumgehen und während Sie herumgehen, ist immer die Gefahr vorhanden, daß sich Blausäure in Ihnen bildet. Also überall da, wo ich blau angezeichnet habe, ist immer die Gefahr vorhanden, daß sich durch den ganzen Menschen hindurch Blausäure bildet. Und weil die Knochen Kalk haben, kann sich die Blausäure auch mit dem Kalk verbinden; dann entsteht eine Zyan-Kalziumverbindung. Und dann entsteht Zyankali. Sie wissen, daß man sich mit Zyankali am technisch vollkommensten vergiften kann. Es gibt natürlich kein besseres Mittel als Zyankali dazu; da ist es sofort richtig. Nun ist aber im Menschen fortwährend die Gefahr vorhanden, daß er Blausäure und Zyankali bildet. Dieses muß sein. Denn, wenn Sie diese Anlage nicht in sich hätten, Zyankali zu bilden, dann könnten Sie nicht gehen und Ihre Arme nicht bewegen. Die Kraft, sich zu bewegen, das Bewegen der Arme und Beine, kommt von dem, daß Sie fortwährend der Gefahr ausgesetzt sind, daß Sie Zyankali bilden.

Nun ist da etwas sehr Feines: Dieses Zyankali will sich in uns fortwährend bilden und wir verhindern es fortwährend! Darin besteht unser Leben als bewegter Mensch. Sogar die Blutbewegung hängt davon ab, daß wir dieses verhindern, daß sich Zyankali bildet. Von dieser Widerstandskraft gegen die Zyankalibildung rühren unsere Bewegungen her. Und unser Wille rührt eigentlich davon her, daß er fortwährend genötigt ist, die Zyankalibildung und die Blausäurebildung in uns zu verhindern.“ (Lit.: GA 351, S. 35f)

Indem der Mensch durch seine Willensentfaltung die stoffliche Bildung der Blausäure verhindert, steigen aber zugleich feine ätherische Zyankali-Strömungen zur Sonne auf:

„Und diese Kraft, die da lebt in dem Zyankali, das sich bilden will, diese Kraft, die da lebt, die verbindet den Menschen auf der Erde mit der Sonne. So daß fortwährend das, was in der Blausäure lebt, vom Menschen in die Sonne hinaufströmt. Sie können also sagen, wenn Sie zur Sonne hinaufschauen: Ich habe eine Verbindung mit der Sonne; und die Kraft, die in mir lebt zur Rückbildung des Zyankalis, das sich fortwährend bilden will in meinem Leibe, diese Kraft, die geht von der Erde bis zur Sonne hinauf. Wenn Sie hier die Erde haben und hier die Sonne - ich muß sie jetzt groß zeichnen -, so gehen also von dem Menschen

Zeichnung aus GA 351, S 37
Zeichnung aus GA 351, S 37

zur Sonne fortwährend solche Zyankaliströme, und von der Sonne gehen Ströme wieder zurück. Es strömt von dem Menschen zur Sonne dieses aufgelöste Zyankali, und von der Sonne strömt wiederum zurück dasjenige, was die Sonne macht aus diesem aufgelösten Zyankali. Und diese Entfernung, die ist zwanzig Millionen Meilen - eine Meile wird als sieben und ein halber Kilometer gerechnet. Wenn jetzt ein Licht angezündet wird auf der Sonne, so sehen wir es erst, weil das Licht so lange braucht, um herzukommen, sehr viel später. Also mit einem Weltenkörper, der so weit von uns entfernt ist, stehen wir einfach dadurch in Verbindung, daß wir diese Kraft ausströmen, die fortwährend bestrebt ist, Zyankali zu bilden. Namentlich in unseren Knochen ist fortwährend etwas wie ein Zyankaliherd, wie ein Quell von Zyankali [...]

Diesen Bezug, den ich Ihnen jetzt erzählt habe, den wissen die Menschen heute natürlich auch nicht, aber sie fühlen, daß sie zur Sonne gehören. Und sie fühlen das sehr stark. Denn wenn die Sonne untergeht - namentlich in alten Zeiten, wo die Menschen noch gesünder gelebt haben, bei Nacht geschlafen und bei Tag gewacht haben, da war es noch so -, dann spürt der Mensch, daß er die Sonne nicht so in sich aufnimmt. Da ist das Zyankali nur in ihm, allerdings nur in kleinen Mengen; dann schläft er ein. Es ist in der Tat die Sonne, die den Menschen immer aufweckt und einschläfert. Nur weil sich der Mensch etwas zurückbehält, kann er den Unfug begehen, daß er in der Nacht weiterschafft oder auch nicht schafft, sondern sich weitervergnügt. Aber es kommt auch das, was wir in der Nacht an Kräften aufbringen, durch den Zusammenhang dieser Kräfte mit der Sonne.“ (Lit.: GA 351, S. 36ff)

Blausäurevergiftung

Rein toxikologisch betrachtet beruht die Blausäurevergiftung darauf, dass die in der Blausäure enthaltenen Cyanidionen (C≡N-) das für die Atmung zur Bindung des Sauerstoffs wichtige Eisen-Ion im Häm der Cytochrom-c-Oxidase, einem Enzym der mitochondrialen Elektronentransportkette, irreversibel blockieren. Dies führt zu einer Hemmung der Elektronenübertragung auf den Sauerstoff und somit zu einer Unterbrechung der aeroben ATP-Produktion. Daraus resultiert ein zellulärer Energiemangel, insbesondere in Geweben mit hohem Sauerstoffbedarf wie dem Gehirn und dem Herzmuskel. Der Tod tritt innerhalb kurzer Zeit durch „innere Erstickung“ ein. Nicht tödliche Blausäurevergiftungen können aufgrund der mangelnden Sauerstoffversorgung zu schweren neurologischen Störungen führen.

Darüber hinaus haben tödliche Blausäure- oder Zyankalivergiftungen nach Rudolf Steiner aber auch einschneidende Wirkungen auf das nachtodliche Leben des Menschen, die bei willentlicher Selbsttötung bis zur explosionsartigen Zerstörung der Seele und sogar der geistigen Individualität führen können. Überdies hat das zugleich schädliche seelisch-geistige Rückwirkungen auf die Sonne, die einstmals mit der Erde und dem Mond verbunden war.[1]

„Und noch früher haben sich Erde und Sonne getrennt. Die Sonne hat die Erde versorgt mit Blausäure, eigentlich mit Zyankali. Das braucht man, um seelisch-geistig zu leben, also wenn man nicht den physischen Körper hat. Man muß die Blausäure in der Umgebung haben, da wo man sie gerade nicht brauchen kann, wenn man als physischer Mensch leben soll. Den physischen Menschen löst die Blausäure gleich auf. Aber die Sonne ist auch solch eine feine Person: die hat uns zurückgelassen in der Luft den Stickstoff, als sie damals weg ist, sich getrennt hat; und in der Erde hat sie uns zurückgelassen das Zyankali und andere Zyanverbindungen. Diese bestehen aus Kohlenstoff, Stickstoff und Kalium [...]

Aber als eben das alles noch beieinander war, als Sonne, Mond und Erde ineinander waren, da konnte der Mensch nur als seelisch-geistiges Wesen leben, konnte nicht anders leben! Ja, meine Herren, damals war der Mensch fähig, trotzdem zu leben als seelisch-geistiges Wesen, trotzdem er niemals einen physischen Körper bekommen hat, weil Sauerstoff und Stickstoff und das alles nicht da war. Aber nun, wenn wir heute, so wie wir nun einmal sind auf der Erde, Zyankali in uns hineinbringen, dann vernichtet das in unserem Körper alle unsere Bewegungen und Lebenskräfte. Und das Schlimme ist, daß immer Gefahr vorhanden ist, wenn einer sich mit Zyankali vergiftet, daß das die Seele mitnimmt und der Mensch, statt daß er in der Seele weiterleben könnte, überhaupt in der ganzen Welt verteilt wird und namentlich im Sonnenlicht verteilt wird.

Wenn anthroposophische Erkenntnisse sich verbreiten würden, so würde sich kein Mensch mehr mit Zyankali vergiften. Es würde ihm gar nicht einfallen! Daß Vergiftungen mit Zyankali eintreten, das ist nur die Folge der materialistischen Weltanschauung, weil die Menschen glauben: tot ist tot, ganz gleichgültig, ob man durch Zyankali den Tod erleidet oder durch die innere Auflösung. Das ist aber nicht gleichgültig! Wenn man durch die innere Auflösung den Tod erleidet, dann haben Seele und Geist den gewöhnlichen Weg zu gehen in die geistige Welt hinein; sie leben eben weiter. Wenn Sie aber durch Zyankali sich vergiften, dann hat die Seele die Absicht, überall mit jedem Körperteilchen mitzugehen, und namentlich sich auszubreiten im Stickstoff und sich aufzulösen im Weltenall. Das ist der wirkliche Tod von Seele und Geist. Wenn nun die Menschen wissen würden, daß Seele und Geist der eigentliche Mensch ist, dann würden sie sagen: Wir können unmöglich diese furchtbare Explosion hervorrufen, die dann hervorgerufen wird in feiner Weise im ganzen Weltenall, wenn ein Mensch sich vergiftet mit Zyankali. - Denn jeder Mensch, der sich mit Zyankali vergiftet, der schaltet sich ein auf eine unrichtige Weise in den Strom, der von der Erde zur Sonne geht. Und man müßte, wenn man die richtigen Instrumente hätte, jedesmal, wenn sich ein Mensch durch Zyankali vergiftet, in der Sonne eine kleine Explosion sehen. Und die Sonne wird schlechter dadurch. Der Mensch verdirbt das Weltenall und auch die Kraft, die von der Sonne zur Erde strömt, wenn er sich vergiftet mit Zyankali. Der Mensch hat wirklich Einfluß auf das Weltenall. Wenn sich der Mensch mit Zyankali vergiftet, dann ist das so, daß er eigentlich die Sonne ruiniert! Und so ist es bei jeder Zyankalivergiftung.“ (Lit.: GA 351, S. 46f)

Um Missverständnisse und einseitige Auslegungen dieser sehr gewichtigen Aussagen Rudolf Steiner zu vermeiden, sei folgender Hinweis gestattet: Das vorstehende Zitat enthält zu Beginn eine wesentliche Einschränkung, die besagt, daß die Gefahr einer solchen Wirkung des Zyankali bestehe, womit aber zugleich gesagt ist, dass diese Wirkung keineswegs zwingend eintreten müsse. Am Ende gibt es noch eine weitere wichtige Einschränkung: Es wird davon gesprochen, dass die Seele die Absicht habe, sich durch die Wirkung des Zyankali aufzulösen. Daraus folgt aber keineswegs, dass diese Absicht auch (immer) verwirklicht wird. Ferner wird konkret nur von der Selbsttötung des Menschen gesprochen. Damit ist nicht gesagt, dass die genannte Wirkung auch dann eintritt, wenn die Absicht, sich aufzulösen, gar nicht besteht, sondern das Gift versehentlich aufgenommen oder ohne freie Einwilligung von fremder Hand verabreicht wird, wie es etwa bei einem Giftmord oder einer Hinrichtung der Fall ist. Insbesondere lässt sich aus dem Zitat nicht ableiten, dass die unzähligen Opfer des Holocaust, die mittels Zyklon B ermordet wurden, der oben genannten inneren Auflösung notwendig unterliegen mussten. Weiters wird man davon ausgehen dürfen, dass die individuelle seelische und geistige Verfassung des betroffenen Menschen dabei eine nicht unwesentliche Rolle spielen wird.

Blausäure und Kohlensäure

„Wenn wir den Menschen betrachten, so müssen wir sagen: Es ist für sein ganzes Leben, namentlich auch für seine geistige Entwickelung zweierlei notwendig. Erstens, daß Kohlensäure nach dem Kopfe hinauf geht. Der Mensch sondert ja fortwährend Kohlenstoff in sich aus. Eigentlich kann man sagen: Der Mensch, insofern er ein fester Körper ist, ist aus Kohlenstoff aufgebaut. Also der Mensch sondert fortwährend Kohlenstoff aus sich aus. Nun, dieser Kohlenstoff, der würde ja zuletzt so werden in uns, daß wir alle schwarze Säulen würden. Wir würden schwarze Säulen werden, wenn dieser Kohlenstoff sich erhalten würde. Wir brauchen ihn zum Leben, aber wir müssen ihn fortwährend wieder umwandeln, daß er etwas anderes wird. Das geschieht durch den Sauerstoff. Nun, zuletzt atmen wir den Sauerstoff mit dem Kohlenstoff als Kohlensäure aus. In unserer Ausatmungsluft ist Kohlensäure. Aber diese Kohlensäure brauchen Sie. Man findet sie auch, wenn man zum Beispiel Selterswasser hat, und innen in den Perlen ist Kohlensäure darinnen. Diese Kohlensäure, die nicht ausgeatmet wird, die geht fortwährend nach dem menschlichen Kopf hinauf, und die brauchen wir, damit wir nicht dumm sind, damit wir denken können; sonst würde Sumpfgas, das aus Kohlenstoff und Wasserstoff besteht, nach dem menschlichen Kopf hinaufgehen. Zum Denken also brauchen wir Kohlensäure.

Nun habe ich ja auch schon angedeutet, was wir zum Willen, zum Wollen brauchen. Also fangen wir beim Gehen an, beim Händebewegen, beim Armbewegen - da beginnt ja eigentlich dieses Wollen: da müssen wir eine Verbindung von Kohlenstoff und Stickstoff immer bilden und immer wieder auflösen. Aber dieses Zyan oder die Zyansäure, die muß fortwährend sozusagen in unsere Glieder fahren. Sie verbindet sich in den Gliedern dann mit Kalium. Es entsteht Zyankalium, das aber auch gleich wieder aufgelöst wird. Damit wir überhaupt leben können, muß fortwährend Vergiftung in uns sein und wiederum Entgiftung, Auflösung. Das ist das Geheimnis des menschlichen Lebens: Kohlensäure auf der einen Seite, Zyankali, das mit dem Kalium verbunden wird, auf der anderen Seite. Mit jeder Bewegung, mit jedem Finger bildet sich etwas Zyansäure, und die Sache ist dann so, daß wir die Sache gleich wieder auflösen, indem wir die Finger bewegen. Also das muß im Menschen auch da sein.“ (Lit.: GA 351, S. 83f)

Blausäure, Kometen und Schlehdornsaft

Der Halleysche Komet, aufgenommen am 8. März 1986 von W. Liller
Blüten des Schlehdorns in verschiedene Stadien.
Früchte des Schlehdorns
Siehe auch: Kometen

„Alles aber, was beim Menschen da sein muß, das muß auch im Weltenall draußen da sein, muß im Weltenall draußen irgendwie vorhanden sein. Es ist nun so, daß die Kometen immer wiederum untersucht worden sind. Und gerade mit den Kometen hat sich eine Art, möchte ich sagen, kleine Geschichte abgespielt in der anthroposophischen Bewegung. Ich habe einmal in Paris Vorträge gehalten und rein aus der inneren Erkenntnis heraus gesagt, daß in den Kometen etwas Zyansäure vorhanden sein muß, daß also Zyansäure in den Kometen vorhanden ist. Bis dahin hatte man in der Wissenschaft noch nicht darauf aufmerksam gemacht, daß in den Kometen Zyansäure vorhanden ist. Dann aber ist kurz darauf ein Komet gekommen. Es war eben der, von dem Sie reden. Und gerade an diesem Kometen hat man mit den vollkommeneren Instrumenten, die man ja früher nicht hatte, entdeckt, daß nun wirklich in dem Kometen, dem Kometenstoff Zyansäure drinnen ist! So daß man also darauf hin weisen kann, wenn die Leute immer fragen: Hat denn Anthroposophie irgend etwas vorausgesagt? — Ja, diese Entdeckung des Zyan in den Kometen, die ist zum Beispiel ganz offenbar vorausgesagt gewesen. Es ist bei vielem auch noch so gegangen; aber da, beim Kometen, war es eben ganz offenbar. Nun, es ist eben heute eigentlich kein Zweifel selbst bei der äußeren Wissenschaft, daß in der Kometenatmosphäre, in der Kometenluft - der Komet ist ja eigentlich aus sehr feinem Stoff gebildet, ist ja eigentlich nur Äther, nur Luft — Zyansäure drinnen ist.

Ja, was heißt das, meine Herren? Das heißt, dasselbe, was wir fortwährend in unseren Gliedern bilden müssen, das ist draußen in der Kometenatmosphäre auch drinnen.“ (Lit.: GA 351, S. 84f)

„Wenn der Mensch über das bißchen Zyankali hinaus, das da in ihm ist, fortwährend den ganzen Tag Zyankali bilden würde - nun, das würde nicht gehen, das wäre zuviel. Der Mensch bildet in sich zwar etwas Zyankali, aber sehr wenig. Aber er braucht auch von außen etwas; er nimmt es auf mit dem, was er einatmet. Es ist ja auch nicht viel, mehr aber braucht der Mensch nicht.

Nun, meine Herren, dieses Zyankali ist in der gewöhnlichen Luft nicht da. Würden nicht von Zeit zu Zeit Kometen erscheinen, so gäbe es das Zyankali nicht in der Luft. Kometen und dann diese Meteore, Sternschnuppen, die namentlich, wie Sie wissen, im Hochsommer so zahlreich die Luft durchsausen, die bringen dieses Zyankali herunter. Und der Mensch nimmt daraus eigentlich seine Kraft. Daher muß man schon die Menschen, welche kraftlos geworden sind in ihren Muskeln, in solche Luft schicken, die nicht nur frisch geworden ist von der Erde aus, sondern frisch geworden ist vom ganzen Weltenall aus, die meteorische Einflüsse erfahren hat. Und das ist so, daß man zum Beispiel Leute, die an dem leiden, was man früher die Auszehrung genannt hat, die kraftlos werden in ihren Muskeln und bei denen diese Kraftlosigkeit insbesondere gegen den Frühling zu ganz besonders auftritt, im Herbst in diese vom Weltenall frisch gewordene Luft schickt. Im Frühling kann man gar nichts machen; daher sterben solche Leute im Frühling am allerleichtesten. Man muß vorsorgen, denn man kann für solche Leute eigentlich erst im Herbst etwas machen. Wenn im Sommer die meteorischen Kräfte mit den kleinen Mengen Zyankali, die da hereinkommen aus dem Weltenall, ihr Zyankali ablagern, müßten diese Leute dann, wenn der August zu Ende geht und der Herbst kommt, mit ihren kraftlosen Gliedern nun in solche Gegenden kommen, wo der Sommer sein Bestes abgelagert hat, nämlich Zyankali. Dann werden die Glieder wieder kraftvoll. Bei Menschen also, bei denen man bemerkt, für die wird das nächste Jahr etwas sehr Schlimmes werden, denn sie werden kraftlos, da sollte man eigentlich, weil man im Frühling mit den äußeren Dingen nicht viel machen kann, vorsorgen. Man sollte sich sagen: Wenn der Frühling kommt, da gebe ich solchen Menschen, je nachdem sie kraftlos geworden sind, den Saft von gewissen Pflanzen, zum Beispiel den Saft von Schlehdorn. Wenn man den Schlehdornsaft aufbewahrt - Sie kennen die herbe, säuerliche Pflanze - und ihn einem solchen Menschen, der im Frühling kraftlos wird, in den Mund hineinbringt, dann kann man ihn halten über den Frühling und Sommer hindurch. Warum? Ja, sehen Sie, wenn man dem Menschen den Saft von Schlehdorn gibt, dann bildet dieser Schlehdornsaft allerlei Salze. Die gehen zum Kopf und nehmen die Kohlensäure mit. Da machen wir den Kopf dann geneigt, diesen Menschen durch Frühling und Sommer hindurchzubringen. Und im Herbst müssen wir ihn dann in eine Gegend bringen, wo er imstande ist, das andere zu nehmen, was mehr nach den Gliedern gehen muß. Kohlensäure geht nach dem Kopf; die fügen wir ein nach dem Kopf durch Beibringen von Schlehdorn. Haben wir das Glück, daß wir einen solchen Menschen durchgebracht haben durch den Sommer, können wir ihn im Herbst in eine geeignete Gegend hinbringen - nicht besonders lange, zwei, drei Wochen lang sollte er sich aufhalten in einer solchen Luft, von der man weiß, daß sie eben meteorische Einflüsse erhalten hat -, dann ist es so, daß der Mensch dort dadurch, daß man ihn gestärkt hat während des Frühlings und Sommers, dann wirklich die Stärke seiner Glieder wiederum holt.

Ja, meine Herren, da haben Sie die zwei Wirkungen unmittelbar nebeneinander. Da haben Sie die Erdenwirkung, die eigentlich eine Mondenwirkung ist, die Erdenwirkung im Schlehdornsaft, und da haben Sie die Weltwirkung in dem, was die Kometen, und wenn kein Komet da ist, die Sternschnuppen hinterlassen haben — bei denen ist es ebenso, nur klein; aber es sind eben viele -, was von dem Weltenall hereinwirkt. “ (Lit.: GA 351, S. 92ff)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Weil diese Aussage so äußerst schwerwiegend ist, sei hier noch einmal ausdrücklich wiederholt, daß die Veröffentlichung auf von Rudolf Steiner nicht persönlich überprüften Nachschriften beruht. Rudolf Steiner sagt dazu "Es wird eben nur hingenommen werden müssen, daß in den von mir nicht nachgesehenen Vorlagen sich Fehlerhaftes findet." (Zitiert nach Angabe in GA 351, S. 5). Zudem ist, da die Aussage zu einem der sogenannten Arbeitervorträge gehört, folgende Anmerkung von Marie Steiner zu beachten: [Diese Vorträge] "... waren aber für ein besonderes Publikum gedacht gewesen und in einer besonderen Situation ganz aus dem Stegreif gesprochen, wie es die Umstände und die Stimmung der zuhörenden Arbeiter eingaben - durchaus nicht im Hinblick auf Veröffentlichung und Druck. Aber gerade die Art, wie sie gesprochen wurden, hat einen Ton der Frische und Unmittelbarkeit, den man nicht vermissen möchte. Man würde ihnen die besondere Atmosphäre nehmen, die auf dem Zusammenwirken dessen beruht, was in den Seelen der Fragenden und des Antwortenden lebte. Die Farbe, das Kolorit möchte man nicht durch pedantische Umstellung der Satzbildung wegwischen. Es wird deshalb der Versuch gewagt, sie möglichst wenig anzutasten." (GELEITWORT zum Erscheinen von Veröffentlichungen aus den Vorträgen Rudolf Steiners für die Arbeiter am Goetheanumbau vom August 1922 bis September 1924 Marie Steiner, in GA 351, S. 14)