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Sauerstoff
Sauerstoff mit dem chemischen Symbol O (von lat. Oxygenium; abgeleitet von griech. ὀξύς oxys „scharf, spitz, sauer“ und γεν- gen- „erzeugen“ bzw. lat. generare „erzeugen, erschaffen“) steht in der 6. Hauptgruppe des Periodensystems und zählt somit zu den Chalkogenen (von griech. χαλκός chalkós „Kupfer, Bronze“ und γεννάω gennáo „erzeugen“, wörtlich „Erzbildner“). Sauerstoff ist bezüglich der Masse mit 48,9 %[1] das häufigste Element der Erdkruste, das häufigste Element der Erdhülle und mit rund 30 % das zweithäufigste Element der Erde insgesamt (Eisen ist an 1. Stelle).[2]
Chemische Eigenschaften
Der Name des Sauerstoffs rührt daher, dass er früher als unerlässlich zur Bildung von Säuren erachtet wurde. Das farb- und geruchloses Gas ist zu 21% in der Luft enthalten und in der Erdhülle (gerechnet inklusive Atmosphäre und Hydrosphäre und bis zu einer Erdentiefe von 16km) hat der Sauerstoff, allerdings kaum frei, sondern in Form verschiedener chemischer Verbindungen, sogar einen Massenanteil von knapp 50%. Er gibt uns damit, insbesondere in Verbindung mit den chemischen Elementen Silizium (→ Kiesel, → Quarz), Aluminium und Calcium, gleichsam den festen Boden unter den Füßen. Mit etwa 25,8% Massenanteil ist Silizium das zweithäufigste chemische Element der Erdkruste, sodass sich die feste Grundlage der Erdkruste gewissermaßen als riesiger Quarzkristall (Bergkristall, chemisch besehen SiO2) auffassen läßt.
Als Gas liegt Sauerstoff wegen seiner unvollständig besetzten Valenzschale nicht in atomarer Form (O) sondern als Sauerstoffmolekül (O2 bzw. O=O) vor. Durch Energieeinwirkung, etwa durch die Sonnenstrahlung oder durch Blitzschlag, aber auch durch Reaktion mit Stickoxiden (z.B. NO2), bildet sich das metastabile, sehr reaktive, in höherer Konzentration stechend riechende Ozon (von griech. ὄζειν ozein „riechen“) (O3).
Durch die starke UV-Strahlung der Sonne entsteht Ozon vor allem in dem unteren Bereichen der Stratosphäre und bildet hier die Ozonschicht. Da Ozon das UV-Licht stark absorbiert, heizt sich die Stratosphäre hier bis etwa 0 °C auf. Zugleich wird das Leben auf Erden vor der starken UV-Strahlung geschützt.
Sauerstoff fördert und unterhält alle Verbrennungs- und, in Verbindung mit Wasser, Korrosionsvorgänge. Für die Lebenstätigkeit des Menschen, aller Tiere und der meisten Pflanzen ist der Sauerstoff unerlässlich. Er wird dabei entweder unmittelbar durch Atmung aus der Luft aufgenommen, oder es wird, wie es etwa bei den Fischen und Amphibien der Fall ist, der im Wasser aufgelöste Sauerstoff resorpiert. Im roten Blut des Menschen und der warmblütigen Tiere wird der aufgenommene Sauerstoff durch Eisen gebunden, das dabei, etwas überspitzt formuliert, einem biologischen Korrosionsprozess unterworfen wird.
Verbindungen
Sauerstoff bildet Verbindungen mit fast allen Elementen – außer mit den Edelgasen Helium, Neon und Argon. Da Sauerstoff sehr elektronegativ ist, kommt es in fast allen seinen Verbindungen in den Oxidationsstufen −II vor, nur in Peroxiden −I. Peroxide enthalten das Peroxidanion O22− beziehungsweise eine Peroxygruppe –O–O– [3] und sind meist instabil und gehen leicht in Oxide über.
Oxide
Oxide (ältere Schreibung[4] und auch allgemeinsprachlich Oxyde; von griech. ὀξύς, oxýs ‚scharf‘, ‚spitz‘, ‚sauer‘) sind Sauerstoff-Verbindungen eines Elements,[5] in denen der Sauerstoff die Oxidationszahl −2 hat. Oxide entstehen, wenn Elemente oder Verbindungen mit elementarem Sauerstoff (Oxidationszahl 0) reagieren (Ursprung des Wortes Oxidation). Bei der Oxidation geben geeignete Elemente in den Verbindungen Elektronen an das Oxidationsmittel Sauerstoff ab, so dass in den neu gebildeten Oxiden die Oxidationszahl des Sauerstoffatoms auf −2 erniedrigt ist und die Oxidationszahl des oxidierten Elements in der Verbindung entsprechend erhöht ist.[6]
Aerobie und Anaerobie
Biochemische Prozesse, die nur in der Gegenwart von Sauerstoff oder anderer Elektronenakzeptoren ablaufen, werden als aerob bzw. als Aerobier bezeichnet. Im Gegensatz dazu laufen anaerobe Prozesse wie Gärungen nur in Abwesenheit von Sauerstoff oder anderer Elektronenakzeptoren ab. Lebewesen, die nur in Abwesenheit von Sauerstoff gedeihen können, sind obligat anaerob. Ertragen sie die Gegenwart von Sauerstoff, ohne ihn jedoch für sich nützen zu können, sind sie aerotolerant anaerob. Anaerobier, die den Sauerstoff auch nützen können, sofern er vorhanden ist, sind fakultativ anaerob.
Die Energieausbeute ist bei der Atmung mittels Sauerstoff wesentlich größer als bei der anaeroben Gärung, bei der die mit der Nahrung aufgenommenen organischen Verbindungen nicht vollständig zu anorganischen Stoffen abgebaut werden. So werden beispielsweise bei der alkoholischen Gärung pro Traubenzucker-Molekül (auch: Glucose, C6H12O6) nur zwei Moleküle ATP (Adenosintriphosphat) erzeugt, das allen Lebewesen als universelle Energieträger dient:
Bei der Zellatmung, durch die der Traubenzucker vollständig zu Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser (H2O) abgebaut wird, sind es hingegen 30 oder im Idealfall sogar 32 Moleküle ATP:
Die belebende Wirkung des Sauerstoffs
Durch das Herz-Lungensystem und den Sauerstoff werden die aufgenommenen Nahrungsstoffe, die durch die Verdauung zunächst zerlegt und abgetötet werden, wieder verlebendigt und in die ätherische Organisation aufgenommen (Lit.: GA 314, S. 107). Aus geisteswissenschaftlicher Sicht ist der Sauerstoff auf Erden der physische Träger der Ätherkräfte:
„Der Sauerstoff ist derjenige Stoff, der etwas, das sich sonst nur als ein Ätherisches bilden würde, ins Irdische hereinversetzt.“ (Lit.: GA 218, S. 71)
Der Sauerstoff hängt darum auch eng mit dem Ätherleib des Menschen zusammen:
„Sie werden sehen, daß in ebensolcher Weise, wie die physische Organisation mit dem Kohlenstoff, die ätherische Organisation mit dem Sauerstoff, die astralische Organisation mit dem Stickstoff, so die Ich-Organisation mit dem Wasserstoff zusammenhängt.“ (Lit.: GA 314, S. 114)
Nach den Angaben Rudolf Steiners ist der atmosphärische Sauerstoff auf der alten Lemuria zur Zeit des Mondenaustritts entstanden. Damals begannen auch die ersten irdischen Inkarnationen des Menschen. Der Sauerstoff leitet ganz allgemein das Geistige ins irdische Dasein hinein und das gilt insbesondere für die Inkarnation des Menschengeistes. Das menschliche Leben beginnt mit dem ersten Atemzug und endet mit dem letzten. Darum heißt es auch in der gleichsam zeiten Schöpfungsgeschichte der Genesis, wo auf die erste irdische Verkörperung des Menschen hingedeutet wird:
"Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen."
Das ist auch für die geregelte Atmung bei der Meditation bedeutsam:
"Was äußerlich den Sauerstoff als Leib hat, das ist innerlich die Monade. Sobald Sauerstoff auf der Erde auftritt, hat die Monade die Fähigkeit, sich zu inkarnieren. Es ist die Sucht, die Monade für sich zu bekommen, wenn der Schüler viel Sauerstoff einzuatmen und in sich zu behalten sucht. Sauerstoff ist nicht nur etwas materiell Äußerliches. Man muß den Sauerstoff seinem Geist nach untersuchen. So haben wir äußerlich Sauerstoff, innerlich die Monade. Der Atmungsprozeß bildete daher in der lemurischen Zeit den Körper für die herabsteigenden Söhne des Manas." (Lit.: GA 93a, S. 239)
Die bewusstseinsdämpfende Wirkung des Sauerstoffs
In der Luft ist der Sauerstoff weitgehend abgetötet. Und das ist gut so, denn sonst könnten wir unser waches Ich-Bewusstsein nicht entfalten. Die belebende Kraft des Sauerstoffs dämpft das Bewusstsein. Reichern wir etwa durch Hyperventilation den Sauerstoffgehalt im Blut zu sehr an, verfallen wir sehr leicht in einen rauschartigen Zustand, in dem wir nicht ganz bei uns selbst sind. Nehmen wir den Sauerstoff durch die Atmung auf, so wird er sogleich in uns belebt. Das gilt, wenn auch in geringerem Maße, auch für den Sauerstoff, der vom Erdboden aufgenommen wird:
„Nun, dieses Ätherische, das würde etwas sein, was zunächst als Ätherisches innerhalb unserer physischen Erdenwelt nicht existieren könnte, wenn es für sich bliebe. Es würde sozusagen wie in ein Nichts überall hindurchschlüpfen, würde nicht angreifen können dasjenige, was es anzugreifen hat in der physisch-irdischen Welt, wenn es nicht einen physischen Träger hätte. Und dieser physische Träger des Geistigen das im Ätherischen wirkt – wir können sagen, im Ätherischen wirkt das niederste Geistige –, dieser physische Träger das ist der Sauerstoff. Aber in diesem Sauerstoff lebt überall das niederste Übersinnliche, das Ätherische, wenn es nicht daraus getötet ist, wie es in der Luft getötet sein muß, die wir um uns haben. In der Atmungsluft ist das Lebendige des Sauerstoffs getötet, damit wir nicht ohnmächtig werden durch den lebendigen Sauerstoff. Kommt er durch die Atmung in uns hinein, wo er lebendig sein darf, so wird er wiederum lebendig. Es ist nicht derselbe Sauerstoff, der da in uns zirkuliert, wie er äußerlich ist, wo er uns umgibt. Er ist in uns lebendiger Sauerstoff, und er wird auch gleich lebendiger Sauerstoff, wenn er aus der Atmungsluft in den Erdboden hineindringt, wenn auch sein Leben da ein geringergradiges ist wie in uns Menschen oder Tieren. Der Sauerstoff unter der Erde ist nicht derselbe wie derjenige, der über der Erde ist.“ (Lit.: GA 327, S. 69f)
Lebten wir in einer reinen Sauerstoffatmosphäre, so würden alle Lebensprozesse rascher und intensiver ablaufen. Wir würden dann sehr frühzeitig altern. Auch könnte sich unser Bewusstsein nicht in der richtigen Weise entfalten, denn eine gesteigerte Tätigkeit der Lebenskräfte dämpft das Bewusstsein ab. Das Bewusstsein hängt nicht mit den lebendigen Aufbau-, sondern vielmehr mit Abbauprozessen zusammen. Reiner Sauerstoff hat daher eine einschläfernde Wirkung:
„Der von außen aufgenommene Sauerstoff wirkt durch seine Eigenart einschläfernd, nicht aufweckend. Vermehrte Sauerstoffaufnahme schläfert in abnormer Art ein. Der astralische Leib bekämpft fortdauernd im Wachen die einschläfernde Wirkung der Sauerstoffaufnahme. Stellt der astralische Leib seine Wirkung auf den physischen ein, so entfaltet der Sauerstoff seine Eigenart: er schläfert ein.“ (Lit.: GA 27, S. 39)
Zum Glück besteht unsere Atmosphäre nur zu etwa 1/5 aus Sauerstoff und zu nahezu 4/5 aus Stickstoff. Durch diese beträchtliche Stickstoffbeimengung wird die Lebenstätigkeit soweit abgelähmt, dass sich das Bewusstsein entfalten kann. Stickstoff ist darüber hinaus der physische Träger der astralen Kräfte, auf denen das Bewusstsein beruht:
„Sauerstoff ist in unserer Luft die Verkörperung des Ätherischen, des großen Lebensleibes der Erde. Würden Sie nur Sauerstoff atmen, dann würden Sie sich in einem vehementen Leben verzehren, Sie würden sozusagen gleich nach der Geburt alt sein. Das Bewußtsein als solches würde sich nicht so entwickeln können, wie es im Menschen und Tiere da ist. Da muß das sich entwickelnde Leben, das Sauerstoffprinzip, gedämpft werden. Es wird gedämpft durch Beimischung des Stickstoffes. Würden Sie nur Stickstoff einatmen, dann würden Sie sogleich sterben. Das Zusammenwirken von beiden, das bewirkt die Balance, die das Leben abdämpft, so daß es bewußt werden kann.“ (Lit.: GA 98, S. 189)
Siehe auch
- Sauerstoff - Artikel in der deutschen Wikipedia
Literatur
- Rudolf Steiner: Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen, GA 27 (1991) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Grundelemente der Esoterik, GA 93a (1987) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Natur- und Geistwesen – ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt, GA 98 (1996) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Geistige Zusammenhänge in der Gestaltung des menschlichen Organismus., GA 218 (1992) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Geisteswissenschaft und Medizin, GA 312 (1999), ISBN 3-7274-3120-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft. Zur Therapie und Hygiene, GA 314 (1989), ISBN 3-7274-3141-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft. Landwirtschaftlicher Kursus., GA 327 (1999) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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Einzelnachweise
- ↑ Eintrag zu Sauerstoff. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 2012-12-20.
- ↑ Wissenschaft-Online-Lexika: Eintrag zu Sauerstoff im Lexikon der Geowissenschaften, abgerufen am 20. Dezember 2012.
- ↑ Eintrag zu peroxides. In: IUPAC Compendium of Chemical Terminology (the “Gold Book”). doi:10.1351/goldbook.P04510 Version: 2.3.3.
- ↑ Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. 1993, abgerufen am 5. Oktober 2022.
- ↑ Eintrag zu Oxide. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 2022-12-09.
- ↑ Brockhaus ABC Chemie. VEB F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1965, S. 1004.
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