Erdalkalimetalle

Aus AnthroWiki

Der Name Erdalkalimetalle [ˈeːrtʔalˌkaːlimeˌtalə] bezeichnet die Elemente der 2. Hauptgruppe des Periodensystems. Die Bezeichnung leitet sich von den beiden benachbarten Hauptgruppen, den Alkalimetallen, mit denen sie die Bildung starker Basen gemeinsam haben, und den Erdmetallen, mit denen sie gemein haben, schlecht wasserlöslich zu sein, ab.[1] Ihr gehören die stabilen Elemente Beryllium (Be), Magnesium (Mg), Calcium (Ca), Strontium (Sr) und Barium (Ba) an. Das 6. Element der Gruppe, Radium (Ra), ist ein radioaktives Zwischenprodukt natürlicher Zerfallsreihen.

Eigenschaften

Erdalkalimetalle

Physikalische Eigenschaften

Mit zunehmender Ordnungszahl wachsen Atommasse, Atomradius und Ionenradius.

Die geringste Dichte hat Calcium mit 1550 kg/m³. Sie steigt nach oben und insbesondere nach unten hin an, wobei Radium mit 5500 kg/m³ den Höchstwert erreicht.

Die Mohshärte liegt bei Beryllium mit 5,5 im mittleren Bereich. Die weiteren Elemente der 2. Hauptgruppe weisen geringe Härten auf, die mit steigender Ordnungszahl abnehmen.

Die ersten drei Erdalkalimetalle, insbesondere Beryllium und Calcium, sind sehr gute Elektrizitätsleiter. Obwohl auch die weiteren Elemente dieser Hauptgruppe keinesfalls schlechte Leiter sind, ist der Unterschied beträchtlich.

Die 1. Ionisierungsenergie fällt mit wachsender Ordnungszahl von 9,322 eV bei Beryllium auf 5,212 eV bei Barium. Radium hat mit 5,279 eV wieder einen leicht erhöhten Wert.

Die Elektronegativität fällt von 1,5 bei Beryllium auf 1,0 bei Calcium ab und bleibt bei den weiteren Elementen annähernd auf diesem Niveau.

Erdalkali-
metall
Atommasse
(u)
Schmelzpunkt
(K)
Siedepunkt
(K)
Dichte
(kg/m³)
Mohshärte El. Leitfähigkeit
(S/m)
Beryllium 1551,15 3243 1848 5,5 31,3 · 106
Magnesium 923 1380 1738 2,5 22,6 · 106
Calcium 1115 1757 1550 1,75 29,8 · 106
Strontium 1050 1655 2630 1,5 7,62 · 106
Barium 1000 1913 3620 1,25 3 · 106
Radium 0973 2010 5500 2,3 1 · 106

Elektronenkonfiguration

Die Elektronenkonfiguration lautet [X] ys². Das X steht hierbei für die Elektronenkonfiguration des eine Periode höher stehenden Edelgases, und für das y muss die Periode eingesetzt werden, in der sich das Element befindet.

Für die einzelnen Elemente lauten die Elektronenkonfigurationen:

  • Beryllium: [ He ] 2s²
  • Magnesium: [ Ne ] 3s²
  • Calcium: [ Ar ] 4s²
  • Strontium: [ Kr ] 5s²
  • Barium: [ Xe ] 6s²
  • Radium: [ Rn ] 7s²

Der Oxidationszustand ist +2, da die beiden Elektronen in der Außenschale leicht abgegeben werden können. Me2+-Ionen besitzen Edelgaskonfiguration.

Chemische Reaktionen

In den folgenden Gleichungen steht das Me für ein Element aus der zweiten Hauptgruppe (Erdalkalimetalle).

Barium bildet auch Bariumperoxid (Ba2+(O-O)2−).
Die gebildeten Hydride haben eine ionische Struktur.

Die mit der Ordnungszahl steigende Reaktivität ist gut am Reaktionsverhalten zu beobachten:

  • Beständigkeit an Luft:
    • Beryllium ist bei Raumtemperatur an trockener Luft beständig, da es von einer passivierenden Oxidschicht überzogen wird.
    • Magnesium wird an Luft ebenfalls passiviert, dünne Bänder und Folien lassen sich jedoch leicht entzünden.
    • Calcium, Strontium, Barium und Radium laufen an trockener Luft schnell an und sind in fein verteilter Form selbstentzündlich.
  • Reaktion mit Wasserstoff bei hohen Temperaturen:
    • Beryllium reagiert ohne Katalysator nicht mit Wasserstoff.
    • Magnesium reagiert nur bei hohem Druck.
    • Die weiteren Erdalkalimetalle reagieren bereits bei Atmosphärendruck mit Wasserstoff.
  • Reaktion mit Wasser:
    • Beryllium wird wie Aluminium in Wasser passiviert.
    • Magnesium wird ebenfalls passiviert, die Passivierungsschicht löst sich jedoch in heißem Wasser auf.
    • Die übrigen Erdalkalimetalle reagieren bei Raumtemperatur heftig mit Wasser.

Verbindungen

MgO in Pulverform

Beryllium bildet als einziges Erdalkalimetall überwiegend kovalente Verbindungen. Die übrigen Elemente der 2. Hauptgruppe kommen fast nur als Me2+-Ionen vor. Die Tabelle stellt eine grobe Übersicht über die wichtigsten Verbindungen dar:

Beryllium Magnesium Calcium Strontium Barium
Oxide BeO MgO CaO SrO BaO
Hydroxide Be(OH)2 Mg(OH)2 Ca(OH)2 Sr(OH)2 Ba(OH)2
Fluoride BeF2 MgF2 CaF2 SrF2 BaF2
Chloride BeCl2 MgCl2 CaCl2 SrCl2 BaCl2
Sulfate BeSO4 MgSO4 CaSO4 SrSO4 BaSO4
Carbonate BeCO3 MgCO3 CaCO3 SrCO3 BaCO3
Nitrate Be(NO3)2 Mg(NO3)2 Ca(NO3)2 Sr(NO3)2 Ba(NO3)2
Sulfide BeS MgS CaS SrS BaS
Sonstige
Calciumcarbid

Wasserhärte

Für die Härte des Wassers sind im Wesentlichen gelöste Calcium- und Magnesiumionen verantwortlich. So geht beispielsweise das wasserlösliche Calciumhydrogencarbonat (Ca(HCO3)2) in der Hitze in die schwerlösliche Verbindung Calciumcarbonat (CaCO3) über, die auch als „Kesselstein“ bekannt ist:

Durch das Entweichen des Kohlendioxids aus der Lösung wird die Rückreaktion verhindert, und der Kesselstein lagert sich in Kochtöpfen etc. ab. Man ordnet Calciumhydrogencarbonat daher in den Bereich der temporären Wasserhärte ein.

Eine weitere Eigenschaft von Erdalkalimetallionen, jedoch insbesondere von Ca2+ und Mg2+, ist es, mit Seife unlösliche Verbindungen zu bilden. Da Seifen chemisch betrachtet Salze sind, bestehen sie aus Kat- und Anionen. Die Anionen sind stets höhere Fettsäuren, und als Kationen werden meist Alkalimetallionen eingesetzt. Die Erdalkalimetallionen ersetzten diese und bilden so unlösliche Verbindungen, die unter dem Begriff „Kalkseife“ zusammengefasst werden.

Vorkommen

Am Aufbau der Erdkruste, einschließlich der Luft- und Wasserhülle sind die Erdalkalimetalle wie folgt beteiligt (Angaben in Gew.-%):[1]

  • 2,7 · 10−4 % Beryllium
  • 2,0 · 100 % Magnesium
  • 3,4 · 100 % Calcium
  • 3,6 · 10−2 % Strontium
  • 4,0 · 10−2 % Barium
  • 1,0 · 10−10 % Radium

Die Erdalkalimetalle treten niemals gediegen auf und sind meist als Silikat, Karbonat oder Sulfat gebunden.

Berylliumhaltige Edelsteine

Obwohl Beryllium sehr selten ist, ist es in 30 verschiedenen Mineralien vertreten. Zu den bekanntesten zählen:

Nachweis

Der Nachweis der Erdalkalimetalle erfolgt primär spektralanalytisch aufgrund der charakteristischen Spektrallinien. Nasschemische Methoden wie beispielsweise die Ausfällung als Carbonate, Sulfate oder Hydroxide werden mittlerweile nur noch zu Demonstrationszwecken verwendet.

Ion Flammenfärbung Reaktion mit OH …mit CO32− …mit SO42− …mit C2O42− …mit CrO42−
Beryllium keine Be(OH)2 fällt aus BeCO3 ist löslich BeSO4 ist löslich BeC2O4 fällt aus BeCrO4 ist löslich
Magnesium keine Mg(OH)2 fällt aus MgCO3 fällt aus MgSO4 ist löslich MgC2O4 ist löslich MgCrO4 ist löslich
Calcium ziegelrot Ca(OH)2 fällt aus CaCO3 fällt aus CaSO4 fällt aus CaC2O4 fällt aus CaCrO4 fällt aus
Strontium intensiv rot Sr(OH)2 fällt aus SrCO3 fällt aus SrSO4 fällt aus SrC2O4 ist löslich SrCrO4 fällt aus
Barium gelb-grün Ba(OH)2 ist löslich BaCO3 fällt aus BaSO4 fällt aus BaC2O4 ist löslich BaCrO4 fällt aus
Radium karminrot Ra(OH)2 ist löslich RaCO3 fällt aus RaSO4 fällt aus RaC2O4 fällt aus RaCrO4 fällt aus

Sicherheitshinweise

An Luft sind nur Beryllium und Magnesium beständig. Die weiteren Elemente dieser Hauptgruppe müssen unter Paraffinöl oder Inertgas aufbewahrt werden. Die Aufbewahrung unter Alkohol ist nur bei Beryllium, Magnesium und Calcium möglich, da bereits Barium daraus Wasserstoff abspaltet und zum Alkoholat reagiert.

In feinverteilter Form ist Magnesium leichtentzündlich; Calcium-, Strontium- und Bariumpulver können sich an Luft selbst entzünden. Brennende Erdalkalimetalle dürfen keinesfalls mit Wasser gelöscht werden!

Die Erdalkalimetalle sind starke Reduktionsmittel, die sogar in der Lage sind, Alkalimetalle aus ihren Verbindungen freizusetzen. Diese Reaktionen verlaufen stark exotherm; unter Umständen kann es dabei sogar zu einer Explosion kommen.

Beryllium ist ein Lungengift, wobei der Wirkungsmechanismus noch weitgehend unbekannt ist. Auch seine Verbindungen sind krebserregend.

Bariumverbindungen sind hochgiftig, wenn sie gut wasserlöslich sind. 1 Gramm kann dabei bereits tödlich wirken.

Radium ist aufgrund seiner Radioaktivität äußerst gesundheitsschädlich, doch noch bis 1931 wurde mit Radium versetztes Wasser unter dem Handelsnamen Radithor zum Trinken verkauft. Die Zahl der Geschädigten oder Umgekommenen, die wie der Stahlmagnat Eben Byers Radithor zu sich genommen hatten, ist unbekannt.

Siehe auch

Literatur

  • Hans Breuer: dtv-Atlas Chemie (Band 1: Allgemeine und anorganische Chemie) (2000), ISBN 3-423-03217-0, S. 94–113.
  •  Handbuch der experimentellen Chemie.. Band 2: Alkali- und Erdalkalimetalle, Halogene, Aulis-Verl. Deubner, Hallbergmoos 1. Januar 1996, ISBN 3-7614-1816-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 102. Auflage. de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1, S. 1215.
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Erdalkalimetalle aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.