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Farbenlehre (Goethe)

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Mit seiner Farbenlehre, die Goethe vor allem in seiner 1810 veröffentlichten Schrift „Zur Farbenlehre“ umfänglich dargestellt hat, schuf er die Grundlage für den Goetheanismus, der eine wissenschaftlich exakte Betrachtung der Natur ermöglicht, die sich vom herkömmlichen naturwissenschaftlichen Ansatz in wesentlichen Punkten unterscheidet. Bei diesem steht die quantitative Erfassung der Naturerscheinung im Vordergrund. "Messen, was messbar ist, und messbar machen, was nicht messbar ist", war hier seit Galilei der oberste Grundsatz. Goethe strebte demgegenüber nach einer systematischen reinen Phänomenologie der sinnlich erfahrbaren Erscheinungen. Das qualitative Element steht im Vordergrund. Die Sinnesqualitäten selbst, die bei der herkömmlichen naturwissenschaftlichen Methode als vorgeblich rein subjektive Erscheinungen aus der wissenschaftlichen Theorienbildung völlig ausgeklammert werden, rücken bei Goethe gerade in den Mittelpunkt der naturwissenschaftlichen Betrachtung. Im Vorwort „Zur Farbenlehre“ beschreibt Goethe die Farben als Taten und Leiden des Lichts:

„Ob man nicht, indem von den Farben gesprochen werden soll, vor allen Dingen des Lichtes zu erwähnen habe, ist eine ganz natürliche Frage, auf die wir jedoch nur kurz und aufrichtig erwidern: es scheine bedenklich, da bisher schon so viel und mancherlei von dem Lichte gesagt worden, das Gesagte zu wiederholen oder das oft Wiederholte zu vermehren.

Denn eigentlich unternehmen wir umsonst, das Wesen eines Dinges auszudrücken. Wirkungen werden wir gewahr, und eine vollständige Geschichte dieser Wirkungen umfasste wohl allenfalls das Wesen jenes Dinges. Vergebens bemühen wir uns, den Charakter eines Menschen zu schildern; man stelle dagegen seine Handlungen, seine Taten zusammen, und ein Bild des Charakters wird uns entgegentreten.

Die Farben sind Taten des Lichts, Taten und Leiden. In diesem Sinne können wir von denselben Aufschlüsse über das Licht erwarten. Farben und Licht stehen zwar untereinander in dem genausten Verhältnis, aber wir müssen uns beide als der ganzen Natur angehörig denken: denn sie ist es ganz, die sich dadurch dem Sinne des Auges besonders offenbaren will.

Ebenso entdeckt sich die ganze Natur einem anderen Sinne. Man schließe das Auge, man öffne, man schärfe das Ohr, und vom leisesten Hauch bis zum wildesten Geräusch, vom einfachsten Klang bis zur höchsten Zusammenstimmung, von dem heftigsten leidenschaftlichen Schrei bis zum sanftesten Worte der Vernunft ist es nur die Natur, die spricht, ihr Dasein, ihre Kraft, ihr Leben und ihre Verhältnisse offenbart, so dass ein Blinder, dem das unendlich Sichtbare versagt ist, im Hörbaren ein unendlich Lebendiges fassen kann.

So spricht die Natur hinabwärts zu andern Sinnen, zu bekannten, verkannten, unbekannten Sinnen; so spricht sie mit sich selbst und zu uns durch tausend Erscheinungen. Dem Aufmerksamen ist sie nirgends tot noch stumm; ja dem starren Erdkörper hat sie einen Vertrauten zugegeben, ein Metall, an dessen kleinsten Teilen wir dasjenige, was in der ganzen Masse vorgeht, gewahr werden sollten.“

Johann Wolfgang von Goethe: Zur Farbenlehre, Vorwort

Die sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe

Goethes Farbenlehre - Eine Einführung

Wirklich fruchtbar werden die Ergebnisse der Naturforschung nur, wenn sie den unmittelbaren Bezug zum Menschen suchen. Die durch unser Bewusstsein aufgerissene Kluft zwischen Subjekt und Objekt wird dadurch überwunden. Goethe suchte in seiner Farbenlehre ganz entschieden diesen Bezug zum lebendig empfindenden Menschen.

Es ist charakteristisch für Goethes ganzheitlich orientierten Forschungsstil, dass er sich bei seinen Untersuchungen nicht auf die bloßen physikalischen Farberscheinungen beschränkt, sondern auch seelische Faktoren mit einbezieht und ihr wechselseitiges Zusammenspiel studiert. Einen ganz besonderen Raum in Goethes Farbenlehre nimmt dementsprechend das Kapitel über die sinnlich- sittliche Wirkung der Farben ein, in dem Goethe sehr ausführlich beschreibt, wie die einzelnen Farben auf das menschliche Gemüt wirken. Dabei zeigt sich die selbe Polarität wie schon bei den rein physikalischen Erscheinungen.

Das Licht, die Helle erfreut unsere Seele, die Dunkelheit verdüstert nur all zu leicht unsere Stimmung und verängstigt uns nicht selten. Weiß ist die Farbe der Freude und Unschuld, Schwarz die Farbe des Todes, der Trauer und Schuld. Gelb ist die nächste Farbe am Licht. Die rotgelben Farbtöne wirken auf das Gemüt erheiternd (man denke nur an die sprichwörtliche rosarote Brille) und regen den Willen zur Aktivität an.

Goethes Ausführungen über die Farbenlehre gipfeln in dem Kapitel über die „sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe“. Er zeigt dort, wie jede Farbwahrnehmung von einem ganz charakteristischen, keineswegs zufälligen Gefühlsunterton begleitet ist, der zunächst nur sehr unterschwellig erlebt wird, aber durch gesteigerte Aufmerksamkeit deutlicher ins Bewusstsein gehoben werden kann. Er muss dazu aber von der rein persönlich bedingten und oftmals viel stärker hervortretenden Sympathie und Antipathie gesondert werden, die man für eine bestimmte Farbe empfindet. Das gelingt am besten, wenn man sich aus ganz bewusstem willentlichen Entschluss der reinen Farbwirkung aussetzt und alle anderen, störenden äußeren und inneren Einflüsse ausblendet. Obwohl dieser feine Unterton der äußerlich wahrgenommenen Farbe nur subjektiv innerlich seelisch durch den Beobachter erlebt werden kann, hängt er dennoch nicht von dessen persönlichen Eigenart ab und hat insofern zugleich einen objektiven Charakter. Bestimmte Farbzusammenstellungen erregen ganz bestimmte seelische Wirkungen. Diese sind für den künstlerischen Umgang mit der Farbe von entscheidender Bedeutung.

Literatur

Weblinks