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Gayomart
Gayomart, auch Gayomarth oder Gayo-Maretan (persisch گيومرت „sterbendes Leben“) ist nach der persischen Mythologie der von Ahura Mazda mit seiner zu den erzengelartigen sieben offenbaren Amshaspands zählenden Tochter und Gattin Armaiti gezeugte androgyne kosmische Urmensch, vergleichbar dem Adam Kadmon oder dem Riesen Ymir der germanischen Mythologie und dem Purusha der Indische Mythologie. In Firdausis Buch der Könige Schāhnāme erscheint dieser kosmische Urmensch als Kioumar, der erste König der Welt. Eng verbunden mit der Zeugung des Urmenschen Gayomart ist die Erschaffung und Tötung des Ur-Rindes Gavaevodata, dessen Seele gesondert als Geush Urvan bezeichnet wird.
Nachdem Gayomart 3000 Jahre als kosmisches geistiges Wesen gelebt hatte, wurde er von Ahura Mazda in ein Wesen aus Fleisch und Blut verwandelt. Das gab dem finsteren Angra Mainyu (Ahriman) die Gelegenheit, Gayomart durch seine Gefährtin Jahi töten zu lassen. Aus seinem Leib und aus dem Leib des ebenfalls getöteten Ur-Stiers Geush Urvan soll alles irdische Dasein entstanden sein.
Der von dem Mondgott Mah eingefangene Same des Sterbenden fiel auf die Erde und befruchtete sie. Nach einer Reifezeit von 40 Jahren entstanden daraus die sieben Metalle. Der Legende nach nahm seine Mutter Armaiti davon das Gold und ließ daraus, ähnlich wie in der germanischen Mythologie, einen Baum wachsen, dem das Urmenschenpaar Mashya und Mashyai entsproß.
Bundahischn
Ausführlich berichtet der Bundahischn über das Schicksal des Urmenschen Gayomart:
„Als Angra Mainyu die Ohnmacht seiner selbst und aller Daevas, die von dem reinen Manne (Gaya maretan bewirkt war) sah, ward er bestürzt. 3000 Jahre musste er in Bestürzung sein; während dieser Bestürzung sprachen die leiblichen (mit sichtbarem Körper versehenen) Daevas einzeln: erheb dich, unser Vater, denn wir wollen in der Welt Krieg anstiften; dieser (Krieg wird es sein) wodurch dem Ahura Mazda und den unsterblichen Heiligen Bedrängniss und Ungebührlichkeit entstehen soll. Ihre einzelnen Frevelthaten zählten sie zweimal auf. Darauf beruhigte der böse Angra Mainyu sich nicht, aus Furcht vor dem reinen Manne konnte er das Haupt nicht erheben, bis dass Jahi die böse nach Verlauf der 3000 Jahre kam; sie sprach zu Angra Mainyu: erheb dich, unser Vater, denn ich will in der Welt Krieg stiften, wodurch dem Ahura Mazda und den unsterblichen Heiligen Bedrängniss und Ungebührlichkeit entstehen soll. Ihre einzelnen Frevelthaten zählte sie zweimal auf. Darauf beruhigte der böse Angra Mainyu sich nicht, erhob sich nicht aus der Bestürzung aus Furcht vor dem reinen Manne. Nochmals sprach Jahi die böse: erheb dich, unser Vater, denn ich werde in diesem Kriege so viel Gift auf den reinen Mann und das arbeitende Rind ausgiessen, dass sie durch mein Thun nicht sollen leben können; ich will ihre Seele tödten, ich will peinigen das Wasser, peinigen die Pflanzen, peinigen das Feuer des Ahura Mazda, peinigen alle Geschöpfe des Ahura Mazda. Sie erwähnte so ihre Frevelthaten zweimal, so dass sich Angra Mainyu freute, aus der Bestürzung sich erhob und den Kopf der Jahi küsste; und es kam jene Befleckung, welche man Menstruation nennt, an der Jahi zum Vorschein. Er sprach zur Jahi: was ist dein Wunsch, damit ich dir ihn gewähre? Es sprach Jahi zu Angra Mainyu: ein Mann ist (mein) Wunsch, drum gib mir (ihn). Angra Mainyu bot der Jahi den aus dem walzenförmigen Leib einer Kröte (gebildeten) Leib eines fünfzehnjährigen jungen Mannes, und brachte ihn dem Sinne der Jahi entgegen (erfüllte damit ihren Wunsch), Darauf ging Angra Mainyu mit allen Daevas gegen die Lichter; er erblickte den Himmel; sie brachten aus neidischer Begierde Bedrängniss, er nahm vom Innern des Himmels ein Drittheil ein; dann sprang er nach Art einer Schlange vom Himmel unter die Erde; im Monat Fravashinam am Tage des Ahura Mazda war er am Mittag eingedrungen: vor dem Himmel fürchtete er sich, von ihm erschreckt, wie ein Schaaf vor dem Wolf.
Er kam zum Wasser und wirkte unter der Erde; dann bohrte er mitten durch die Erde und drang hinein. Dann kam er zu den Pflanzen, und dann zu dem Rind, dann zu Gaya maretan, und dann kam er zum Feuer; wie nach Art einer Fliege drang er in die ganze Schöpfung ein. Er machte die Welt am Mittag so finster wie nach Art der dunkeln Nacht. Er überschüttete die Erde mit schädlichen Thieren, mit bissigen, giftigen, wie schlangengleichen, mit Scorpionen, Heuschrecken (?) und Kröten, so dass keiner Nadelspitze (Raum) von schädlichen Thieren (frei) blieb. Die Pflanzen überschüttete er mit Schlägen und machte sie sogleich (dadurch) dürr. Er brachte Begierde, Noth, Schmerz, Hunger, Krankheit und die schlechte Bushyançta über den Leib des Rindes und des Gaya maretan. Ehe er zum Rinde kam, zerrieb Ahura Mazda die heilsame Frucht, welche ist (diejenige, die) man Binak nennt, in Wasser zu Stückchen (zerrieb und mischte sie mit Wasser) vor den Augen des Rindes (um ihm die Qual zu erleichtern), bis es durch den Ton den Schlägen (entstandenen) Schaden betrübt abnahm und, als es sogleich mager und krank wurde, im Augenblick verging und starb. Da sprach das Rind (im Sterben): die Thiere soll man schaffen, sie sollen ihre Werke verrichten, Schutz soll ihnen gewährt sein.
Ehe er (der Feind) zu Gaya maretan kam, hatte Ahura Mazda einen Schweiss auf (die Masse, aus welcher er) den Gaya maretan (bilden wollte) gebracht; so lange als man den Text eines Gebetes spricht (dauerte es, dass) Ahura Mazda nun diesen Schweiss (und die von diesem belebte Masse) in die Gestalt eines fünfzehnjährigen Jünglings, eines glänzenden, hochgewachsenen, gebildet hatte. Als Gaya maretan aus dem Schweiss (und der Masse) hervorgegangen war, sah er die Welt finster wie die Nacht, die Erde so, dass keiner Nadelspitze (Raum) von schädlichen Thieren (frei) geblieben war, das Firmament in Umdrehung, Sonne und Mond in Bewegung, und dass es sein könne, dass die Welt durch das Anstürmen der mazanischen Daevas mit den Fixsternen kämpfen würde. Es überlegte Angra Mainyu, dass die Geschöpfe des Ahura Mazda von ihm alle machtlos gemacht worden seien bis auf Gaya maretan. Er brachte den Açtovidhotu mit 1000 todbringenden Daevas über Gaya maretan. Weil (aber) die bestimmte Zeit (noch) nicht gekommen war, fand er kein Mittel ihm zu schaden, wie gesagt ist: Als des Angra Mainyu Opposition kam, war die Zeit des Lebens und der Herrschaft des Gaya maretan auf 30 Jahre festgesetzt. Als dann die Opposition kam, lebte er 30 Jahre, dann sprach Gaya maretan: Wenn der Feind gekommen sein wird, werden alle Menschen aus meinem Saamen entstehen, und es wird etwas Gutes sein, wenn sie gute Handlungen verrichten.
Dann kam er zum Feuer und mischte in dasselbe Rauch und Finsterniss. Die Planeten schlugen mit vielen Daevas gegen das Firmament und mischten sich (im Kampf) unter die Fixsterne, und die ganze Schöpfung schwärzte er so, wie wenn Feuer einen ganzen Ort schwärzt und der Rauch aufsteigt; und 40 Tage und Nächte lagen die himmlischen Yazatas mit Angra Mainyu und allen Daevas in der Welt im Kampf. Er (Ahura Mazda) trieb sie in die Flucht, und sie (die Yazatas) warfen sie in die Hölle, und das Bollwerk des Himmels wurde gefertigt, damit die Opposition sich nicht hineinmischen könne. Die Hölle ist in Mitten der Erde, da wo Angra Mainyu die Erde durchbohrte und durch (das Loch) hineinlief, so dass alles Band der Welt entzwei ging. Trug und Streit, und hinauf und hinab die Mischung (von Gut und Bös) zum Vorschein kam.“
Über den Tod des Ur-Rindes heißt es:
„Und dies wird gesagt: Als das eingeborne Rind gestorben war, fiel es auf die rechte Hand (den rechten Vorderfuss); als dann Gaya maretan gestorben war (fiel er) auf die linke Hand. Geus urvan, das ist die Seele des eingebornen Rindes, ging aus dem Leibe des Rindes, stellte sich vor das Rind, und wie 1000 Männer, wenn sie zugleich ein Geschrei erheben, klagte sie dem Ahura Mazda: Wem hast du die Herrschaft der Geschöpfe übertragen, da Schaden die Erde verwüstet und die Pflanzen wasserlos werden? wo ist der Mann, von welchem du sagtest: ich werde ihn schaffen, damit er Schutz (zu bringen) ausspreche (lehre)? Es sprach Ahura Mazda: du bist krank, Geus urvan, durch Angra Mainyu ist dir Krankheit gebracht worden; wenn (jedoch) dieser Mann auf die Erde in dieser Zeit geschaffen werden könnte, so würde Angra Mainyu nicht zu solcher Heftigkeit gekommen sein. Geus urvan schritt zum Sternhimmel und klagte auf dieselbe Weise, und zum Mondhimmel, und klagte auf dieselbe Weise, und zum Sonnenhimmel. Darauf zeigte ihr (Ahura Mazda) die Fravashi des Zarathustra (und sprach): ich werde ihn in die Welt schaffen, welcher Schutz (zu bringen) aussprechen (lehren) soll. Zufrieden war Geus urvan und nahm es an (mit den Worten): „ich werde die Geschöpfe nähren", das ist, sie war mit der Wiederherstellung der weltlichen Schöpfung zur weltlichen Schöpfung (mit der Art, wie man den durch den Teufel angerichteten Schaden wieder gut machen wollte) zufrieden.“
Literatur
- Vesta Sarkhosh Curtis: Persische Mythen. Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-010399-1.
- Gayomart. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica (englisch, inkl. Literaturangaben)
- Friedrich Rückert: Firdosi's Königsbuch (Schahname) Sage I-XIII. 1890. Nachdruck: epubli GmbH, Berlin, 2010, S. 3–8.
- Uta von Witzleben: Firdausi: Geschichten aus dem Schahnameh. Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf und Köln 1960, S. 13–17 (Die Herrscher der mythischen Zeit, Die Sage von Kajumars ...).
Einzelnachweise
- ↑ Der Bundehesh, herausg., transcr., übers. und mit Glossar versehen von F. Justi S. 5f archive.org
- ↑ Der Bundehesh, herausg., transcr., übers. und mit Glossar versehen von F. Justi S. 7 archive.org