Realismus

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Der Realismus (von lateinisch res, Sache, Gegenstand) ist eine der 12 grundlegenden Weltanschauungen, von denen Rudolf Steiner spricht, und vertritt den erkenntnistheoretischen Standpunkt, dass es eine Wirklichkeit gibt, die unabhängig und ausserhalb des menschlichen Bewusstseins existiert. In direktem Gegensatz dazu steht die erkenntnistheoretische Position des Idealismus. Im Tierkreis entspricht dem Realismus nach Rudolf Steiner das Sternbild Waage - das einzige Tierkreiszeichen, das ein rein mechanisches Instrument darstellt.

"Es kann Menschen geben, die sagen: Ja, ob es nun in der Welt der Wahrheit nur Materie oder nur Geist gibt, darüber kann ich nichts Besonderes wissen; darauf kann sich das menschliche Erkenntnisvermögen überhaupt nicht beziehen. Klar ist nur das eine, daß eine Welt um uns ist, die sich ausbreitet. Ob ihr das zugrunde liegt, was die Chemiker, die Physiker, wenn sie Materialisten werden, die Atome der Materie nennen, das weiß ich nicht. Ich erkenne aber die Welt an, die um mich herum ausgebreitet ist; die sehe ich, über die kann ich denken. Ob ihr noch ein Geist zugrunde liegt oder nicht, darüber etwas anzunehmen, habe ich keine besondere Veranlassung. Ich halte mich an das, was um mich herum ausgebreitet ist. - Solche Menschen kann man mit etwas anderer Wortbedeutung, als ich das Wort vorher brauchte, Realisten nennen und ihre Weltanschauung Realismus." (Lit.: GA 151, S. 36)

Wissenschaftlicher Realismus

Der wissenschaftliche Realismus geht ebenfalls davon aus, dass es eine Wirklichkeit gibt, die unabhängig vom menschlichen Denken besteht und dass die Bestätigung einer wissenschaftlichen Theorie die begründet Annahme erlaubt, dass diese Wirklichkeit auch objektiv in der Form existiert, wie sie von der Theorie beschrieben wird.

Eine Gegenposition dazu ist der Instrumentalismus, der in den wissenschaftlichen Theorien nur Werkzeuge sieht, welche die Wirklichkeit modellhaft repräsentiert, um mit ihr rational umgehen zu können.

Universalien-Realismus

In der Philosophie war der Realismus als Universalien-Realismus auch eine der vertretenen Position im mittelalterlichen Universalienstreit, der in der Scholastik seinen Höhepunkt fand. Die Realisten wie etwa Thomas von Aquin gingen davon aus, dass den Allgemeinbegriffen oder Universalien eine konkrete objektive geistige Realität zu Grunde liegt. Diesen Standpunkt hatte schon Platon in seiner Ideenlehre eingenommen. Thomas unterschied dabei

  1. Universalien, die sich in der göttlichen Vernunft bilden und vor den Einzeldingen existieren (universalia ante rem),
  2. Universalien, die als Allgemeines in den Einzeldingen selbst existieren (universalia in re),
  3. Universalien, die als Begriffe im Verstand des Menschen existieren, das heißt nach den Dingen (universalia post rem).

Die Gegenposition wurde von den Nominalisten vertreten, nach denen die Allgemeinbegriffe nur subjektive gedankliche Konstrukte des Menschen sind.

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks