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Kausalkörper
Als Kausalkörper oder Kausalleib (skrt. कारणशरीर Karana Sharira, über कारण kāraṇa „Grund, Ursache, Motiv“, abgeleitet von der Sanskritwurzel कृ kṛ (kri) „tun, machen, handeln, wirken“ und शारीर sharira „Körper, Leib“; dt. auch Ursachenkörper oder Ursachenträger) wird in der indisch-theosophischen Terminologie jener Extrakt des Äther- und Astralleibs bezeichnet, den der Mensch als sein Ewiges (→ Entelechie) von Inkarnation zu Inkarnation weiterträgt und dabei immer mehr bereichert. Rudolf Steiner hat diese Bezeichnung in späteren Schriften und Vorträgen kaum mehr gebraucht.
Zunächst ist der Kausalkörper in erster Näherung der dauerhafte Extrakt des nachtodlichen Erinnerungs-Tableaus, das der Mensch in den ersten Tagen nach dem Tod erlebt.
„Nach Ablauf der Zeit, während der sich der Ätherleib in Verbindung mit dem Astralleib aus dem physischen Leib herausgelöst hat, kommt der Moment, wo der Astralleib mit all dem, was die höheren Glieder sind, wiederum sich herauslöst aus dem Ätherleib. Dieser letztere trennt sich ab, das Erinnerungs-Tableau verglimmt. Aber es bleibt dem Menschen etwas davon, es geht nicht ganz verloren. Zwar das, was man nennen könnte Äther- oder Lebenssubstanz, zerstreut sich in den ganzen Weltenäther, aber eine Art Essenz bleibt davon, die dem Menschen niemals wieder auf der ferneren Wanderung seines Lebens verlorengehen kann. Er nimmt sie wie eine Art Extrakt aus dem Lebens-Tableau mit in alle seine zukünftigen Inkarnationen, wenn er sich dessen auch nicht erinnern kann. Das, was sich aus diesem Erinnerungsextrakt bildet, nennt man konkret-real den Kausalleib. Nach jedem Leben legt sich ein neues Blatt zu dem Lebensbuch hinzu. Das vermehrt die Lebensessenz und bewirkt, wenn die vergangenen Leben fruchtbar waren, daß sich das nächste in der entsprechenden Weise entfaltet. Darin liegt die Ursache, weshalb ein Leben reich oder arm an Talenten, Anlagen und so weiter ist.“ (Lit.: GA 99, S. 38f)
„Das erste Schicksal des Menschen nach dem Tode ist also dieser Rückblick auf das verflossene Leben, der verschieden lang ist und durchschnittlich etwa dreieinhalb Tage dauert. Dann kommt eine Art zweiten Sterbens, indem sich das Ätherische vollkommen auch vom Astralleib löst, und dann eine Art Ätherleichnam zurückbleibt. Dieser Ätherleichnam löst sich sehr bald, wenn auch bei jedem Menschen verschieden schnell, im allgemeinen Weltenäther auf, jedoch nicht vollständig; eine Art Essenz aus dem verflossenen Leben bleibt, die das Ich mitnimmt und die ein unvergängliches Gut ist, das dem Menschen verbleibt für alle folgenden Verkörperungen. Nach einer jeden Verkörperung fügt sich gleichsam ein neues Blatt zu den vorangegangenen. Man nennt das in der Theosophie den Kausalkörper, und in der Qualität dieses Kausalkörpers liegt die Ursache dafür, wie sich die späteren Verkörperungen gestalten.“ (Lit.: GA 100, S. 45)
Nachdem der Mensch nach dem Tod das Kamaloka rückläufig bis hin zur letzten Geburt durchschritten und alle irdisch-sinnlichen Begierden des vergangenen Erdenlebens abgestreift hat, fügt sich der verbleibene Rest des Astralleibs zu dem Kausalleib hinzu:
„Man fängt das Zurückerleben bei dem letzten Erlebnis vor dem Tode an und geht mit dreifacher Schnelligkeit bis zur Geburt zurück. In dem Moment, wo der Mensch in seinem Rückerinnern bei seiner Geburt angelangt ist, gesellt sich der Teil des Astralleibes, der vom Ich bearbeitet und umgestaltet ist, zum Kausalleib, dagegen fällt ab wie ein Schatten und Schemen dasjenige, was der Mensch noch nicht bearbeitet hat. Das sind die astralen Leichname der Menschen. Dann hat der Mensch abgelegt den physischen, den Äther- und jetzt auch den astralen Leichnam.“ (Lit.: GA 99, S. 40)
Der Kausalkörper schließt sich an die vier grundlegenden Wesensglieder Physischer Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich (Kama-Manas nach indisch-theosophischer Bezeichnung) noch oben hin als fünftes Glied an, das das Ewige des Menschen umschließt und auf das symbolisch das Pentagramm hinweist. Der Kausalkörper umfasst die dreifältigen geistigen Wesensglieder des Menschen, soweit sie bereits entwickelt sind, nämlich das Geistselbst, den Lebensgeist und den Geistesmenschen, wobei letzterer aber heute noch kaum ausgebildet ist.
„Wir haben gesehen, wie der Mensch im Tode erst den physischen, dann den ätherischen und schließlich den niederen Astralleib als Leichname zurückläßt. Was bleibt nun dem Menschen nach dem Abstreifen dieser drei Leiber? Das Erinnerungsbild, das nach dem Tode vor die Seele tritt, verschwindet in dem Augenblicke, wo der Ätherleib sich heraushebt aus dem Astralleib; da sinkt es sozusagen ins Unbewußte, es verschwindet als unmittelbar seelischer Eindruck. Aber etwas Wichtiges bleibt davon zurück: das Bild schwindet, aber die Frucht bleibt. Wie eine Art Kraftextrakt bleibt das ganze Erträgnis des letztvergangenen Lebens in dem höheren Astralleib und ruht darin.
Der Mensch hat aber schon sehr oft diesen Prozeß durchgemacht. Bei jedem Tode nach seinen verschiedenen Inkarnationen trat das Erinnerungsbild vor seine Seele und hinterließ diesen sogenannten Kraftextrakt. So hat ein Leben nach dem andern ein Bild hinzugefügt. Ein Mensch, der sich zum erstenmal verkörperte, hatte nach dem Tode das erste Erinnerungsbild, nach der zweiten Inkarnation das zweite Bild und dieses schon reicher als das erste und so fort. In diesen zusammengelegten Bildern haben wir eine Art von neuem Element des Menschen. Vor dem ersten Tode bestand der Mensch aus den vier Körpern; stirbt er zum ersten Male, so nimmt er das erste Bild mit sich. Nach seiner Wiederverkörperung hat er nicht nur die vier Wesensglieder, sondern auch noch dieses Erträgnis des früheren Lebens. Das ist der Kausalkörper. Es besteht nunmehr der Mensch aus fünf Körpern: dem physischen, ätherischen, dem Astralkörper, Ich und Kausalkörper. Wenn dieser Kausalkörper einmal da ist, dann bleibt er; aber er hat sich aus den Erträgnissen der Leben erst zusammengesetzt. Nun begreift man den Unterschied zwischen den einzelnen Menschen. Diejenigen, die oft gelebt haben, also schon viele Inkarnationen durchgemacht haben, die haben ihrem Lebensbuche viele Blätter beigefügt, sind hochentwickelt und haben einen reichen Kausalleib; die anderen sind erst durch wenige Leben hindurchgeschritten, haben daher weniger Früchte gesammelt und besitzen deswegen einen weniger entwickelten Kausalkörper.“ (Lit.: GA 95, S. 38f)
Bei anderer Gelegenheit bezeichnet Rudolf Steiner den Stoff der Arupa-Welt, der höheren geistigen Welt, als Kausalkörper. Es ist die Stofflichkeit jener Region, in der unser Geistselbst (Manas) und die Keimhüllen des Lebensgeistes (Budhi) und des Geistesmenschen (Atma) zu Hause sind. Die letzteren beiden haben ihre Heimat in noch höheren Welten.
„Es gibt auf dem Astralplan auch solche Wesenheiten, die höher stehen als die Menschen. Religionen, die etwas wissen von Esoterik, sprechen von solchen höheren Wesenheiten; die indische Religion zum Beispiel spricht von Devas. Auch in der christlichen Religion hat man von solchen Wesen gesprochen. Nach und nach hat man im Christentum diese Kenntnis verloren, aber es gibt noch Kreise, die diese Wesen kennen. Die Devas nehmen eine bestimmte «Körperlichkeit» an. So wie der Mensch seinen physischen Körper aus den Naturelementen nimmt und so wie unser physischer Körper das niedrigste für uns mögliche Element ist, so ist der niedrigste Körper der Kama-Devas der astrale; er ist aus Astralstoff zusammengesetzt - gemäß ihrer Entwicklungsstufe. Andere Devas nennen wir Rupa-Devas. Die leben im Devachan, durch welches wir zwischen dem Tod und und einer neuen Geburt hindurchgehen. Die Stofflichkeit der Rupa-Devas ist der Mentalkörper, die der Arupa-Devas der Kausalkörper. Der Kausalkörper hat mit dem zu tun, was uns von Verkörperung zu Verkörperung hinzieht. Das, was physische Stofflichkeit ist, vergeht, verfliegt; der Leichnam wird der Erde, den chemischen und physischen Kräften wiedergegeben. Auch der Astralkörper und der niedere Mentalkörper losen sich nach dem Tode auf. Es bleibt nur die eine Seele in uns, welche immer wieder in einer neuen Verkörperung wiederkehrt, wenn die eine Entwicklung am Ziele angelangt ist, um dann einzutreten in eine neue Entwicklung. Diese eine Seele ist aus dem Stoff des Kausalkörpers gewoben, in welchem wir die Rückerinnerung an frühere Leben haben können und darin die ganze Entwicklung erkennen. Wer diese Tatsachen kennt, der weiß, daß Buddha nicht ein Bild gab, als er sprach: Ich erinnere mich an frühere Leben, ich erinnere mich, wie ich da und dort geboren wurde, wie ich da geholfen habe, da und dort Kinder gehabt habe, ich erinnere mich an Weltenstehen, an Weltvergehen, durch die ich hindurchgegangen bin, und so weiter. - Das sprach diese hochentwickelte Individualität, welche die Entwicklung vorausgenommen hat, zu der die Menschen erst in der sechsten Runde kommen werden, in welcher der Mensch ein rein geistiges Dasein haben wird. Das hat Buddha schon jetzt entwickelt; er erlangte die Fähigkeit, die höheren Zustände zu sehen. Die gewöhnlichen Menschen werden dies erst später erlangen. Jeder wird einst alle seine verflossenen Zustände der Entwicklung an sich vorüberziehen sehen. Das kommt daher, weil etwas immer bleibt, nämlich die feinste Stofflichkeit des Kausalkörpers. Und aus dieser Stofflichkeit sind die höheren Arten von Devas, die Arupa-Devas, gebildet. Das sind die drei Arten von Devas, denen wir im Astralen begegnen können: Kama-Devas, Rupa-Devas, Arupa-Devas. Zuerst begegnen wir denjenigen, welche aus Astralmaterie sind; aber auch die anderen Devas haben die Fähigkeit, sich mit Astralmaterie zu umspinnen, so daß sie von Astralsehern gesehen werden können.“ (Lit.: GA 88, S. 74f)
Im engeren Sinne ist der Kausalkörper (Ursachenkörper, Ursachenträger) aber gleich dem Geistselbst (Manas) des Menschen, wie es sich in der 5. Region der geistigen Welt zeigt:
„Das geistige Selbst ist im Geisteslande, und indem es in den menschlichen Leib, in die menschliche Seele einzieht, kann es nur ein schwaches Abbild dessen verwirklichen, was es im Grunde genommen eigentlich ist. Wenn der Mensch heimkehrt in das eigentliche Selbst, in seine ursprüngliche Eigenheit, wenn er die fünfte Region kennenlernt, da weitet sich der Blick über seine eigenen Inkarnationen, da ist er imstande, seine Vergangenheit und seine Zukunft zu überschauen. Er erlebt ein Aufblitzen des Gedächtnisses über seine vergangenen Inkarnationen und kann sie in Zusammenhang bringen mit dem, was er in der Zukunft vollbringen kann. Er überschaut die Vergangenheit und die Zukunft mit prophetischem Blick. Alles, was er vollbringt, erscheint ihm wie aus dem ewigen Selbst herausfließend. Das ist das, was das Selbst sich erwirbt in der fünften Region des Geisteslandes. Deshalb nennen wir dieses Selbst, insofern es sich in der fünften Region auslebt und sich seiner eigenen Wesenheit bewußt wird, den Ursachenträger der menschlichen Wesenheit, der alle Ergebnisse des vergangenen Lebens in die Zukunft hinüberträgt. Das, was wiedererscheint in den verschiedenen Verkörperungen, das ist der Ursachenkörper, und zwar so lange, bis der Mensch übergeht zu höheren Zuständen, wo höhere Gesetze als die der Wiederverkörperung gelten. Seit dem Anfang des Planetenlebens unterliegen wir dem Gesetz der Wiederverkörperung. Der Kausalkörper ist dasjenige, was das Ergebnis eines früheren Lebens hinüberträgt in die kommenden Leben, was als Früchte genießt dasjenige, was in den vorhergehenden Leben erarbeitet wurde.“ (Lit.: GA 88, S. 128f)
Literatur
- Rudolf Steiner: Über die astrale Welt und das Devachan, GA 88 (1999), ISBN 3-7274-0880-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Vor dem Tore der Theosophie, GA 95 (1990), ISBN 3-7274-0952-5
- Rudolf Steiner: Die Theosophie des Rosenkreuzers, GA 99 (1985), ISBN 3-7274-0990-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Menschheitsentwickelung und Christus-Erkenntnis, GA 100 (1981), ISBN 3-7274-1000-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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