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4. Jahrhundert

Das 4. Jahrhundert, das zur Epoche der Spätantike zählt, begann am 1. Januar 301 und endete am 31. Dezember 400.
Geistiger Hintergrund
Bis etwa zum 4. Jahrhundert n. Chr. waren die Exusiai, die Geister der Form, die in der Genesis als Elohim bezeichnet werden, die Träger der kosmischen Intelligenz. Dann ging diese Aufgabe auf die Archai, die Geister der Persönlichkeit über. Dieser Übergabeprozess begann schon in vorchristlicher Zeit und vollendete sich erst im 14. Jahrhundert. Dadurch wurde auch der Zugang des Menschen zur Gedankenwelt ein anderer. Empfing man früher die Gedanken von außen wie die Sinneswahrnehmungen, so traten sie nun immer mehr im Inneren auf und kamen dadurch zunehmend in den Besitz der Persönlichkeit. (Lit.: GA 222, S. 46ff) Hemmend steht dem der Einfluss zurückgebliebener Geister der Form entgegen. (Lit.: GA 222, S. 60ff)
Das Jahr 333 stellt einen wichtigen Wendepunkt in der Geistesgeschichte der Menschheit dar, denn um diese Zeit schlug das Ich in die Verstandes- und Gemütsseele herein.
„Nun müssen wir uns darüber klar sein, daß dieses Hineinschlagen des Ich in die Verstandes- oder Gemütsseele etwas außerordentlich Bedeutsames darstellt. Dieses Hineinschlagen des Ich, das um das Jahr 333 stattfindet, das erschüttert doch in der Tiefe der Seele und in der allerernstesten Weise gerade die Menschheit, die in Betracht kommt für das Empfangen der spirituellen Einflüsse...
Wir haben in diesem Zeitpunkt den bedeutsamen Streit zwischen Arius und Athanasius. Mit dem Hereinschlagen des Ich in die Verstandes- oder Gemütsseele tauchen im Innersten des Menschen, wenn auch noch etwas unbewußt, die Unklarheiten auf und damit die Frage: Wie lebt denn eigentlich das göttliche Ich in der Menschennatur? - In dieser Zeit wurde der Mensch wankend darüber, wie er sich das Verhältnis des Göttlichen zur Welt und zum Menschen selber zu denken hatte. Und da standen sich die beiden Anschauungen des Arius und des Athanasius in schroffer Weise gegenüber. Wir sehen dann, wie in Westeuropa die Ansicht des Athanasius die Oberhand gewinnt, und wie die Anschauung des Arius einem allmählichen Untergang entgegengeht.“ (Lit.: GA 346, S. 101)
Historische Ereignisse und Entwicklungen
- Eine eigenständige keltische Kirche entsteht und besteht bis in das 6. Jahrhundert fort.
- 312 Bei der Schlacht an der Milvischen Brücke am 28. Oktober besiegte Konstantin I. seinen Rivalen Maxentius und wurde damit zum alleinigen Herrscher im römischen Westreich.
- 313 Das Toleranzedikt von Mailand leitet die konstantinische Wende ein, durch die das Christentum zunehmend Einfluss auf das Römischen Reich gewann.
- Im ersten Konzil von Nicäa (325) wird der arianisch-athanasische Glaubensstreit zugunsten der athanasischen Trinitätslehre entschieden und ein verbindliches Datum für das Osterfest festgelegt. Auf dem Ersten Konzil von Konstantinopel 381 wird der arianische Streit endgültig beigelegt.
- Das griechische Byzantion wird 326 von Konstantin unter dem Namen Konstantinopel zur Hauptstadt des römischen Reiches und zur Residenz erhoben. Die Verlegung der Hauptstadt bewirkt eine Hellenisierung des römischen Kaisertums, das sich entwickelnde byzantinische Hofzeremoniell umgibt den Kaiser mit einem göttlichen Nimbus.
- Die Alte Peterskirche in Rom, die bekannteste frühchristliche Basilika, wird von Papst Silvester I. geweiht.
- Bischof Wulfila schreibt um 360 im östlichen Mitteleuropa für die Goten die Wulfilabibel. Diese Bibelübersetzung ist die älteste schriftliche Überlieferung einer germanischen Sprache, für die Wulfila statt der Runen eine neue Schrift entwickelt. Sie basiert auf griechischen und römischen Buchstaben – mit Runen für jene gotischen Laute, die in keiner der beiden Sprachen vorkamen (beispielsweise englisches th). Von der Wulfilabibel sind aus Italien stammende Handschriften des 6. Jahrhunderts erhalten (Neues Testament und Teile des Alten Testaments). Die bekannteste dieser Abschriften ist der Codex Argenteus, der heute in der Universitätsbibliothek Uppsala aufbewahrt wird.
- Aus Mittelasien wandern die Hunnen nach Osteuropa ein und gründen ein Reich. Sie verdrängen die bisher dort ansässigen Völker und setzen eine Völkerwanderung in Bewegung, die als erstes großes Volk die Goten nach Südeuropa führt.
- In der Schlacht von Adrianopel vernichten die Goten das römische Heer. Kaiser Valens fällt im Kampf, doch kann sein Nachfolger Theodosius das politische Gleichgewicht wiederherstellen. Die Goten besiedeln als autonome Föderaten das heutige Bulgarien.
- Das Christentum wird im Jahre 380 von Theodosius I. zur Staatsreligion im Römischen Reich erklärt (Edikt Cunctos populos), doch kann der Niedergang des Römischen Reichs dadurch nicht aufgehalten werden.
- Indiens Dichtkunst tritt in ihre klassische Phase ein.
- Das bislang schriftlose Japan übernimmt vom Kaiserreich China die Schrift und weitere Aspekte der chinesischen Kultur.
Literatur
- Ammianus Marcellinus: Das römische Weltreich vor dem Untergang, (Originaltitel: Res gestae, übersetzt von Otto Veh), Artemis, München / Zürich 1974, ISBN 3-7608-3514-7 (= Bibliothek der alten Welt, Römische Reihe).
- Rudolf Steiner: Die Impulsierung des weltgeschichtlichen Geschehens durch geistige Mächte, GA 222 (1989), ISBN 3-7274-2220-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V, GA 346 (2001), ISBN 3-7274-3460-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
![]() Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv. Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen. Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners. |
Weblinks

- Ingrid Heidrich: Einführung in die Geschichte des Mittelalters – 4. Jahrhundert (Memento vom 6. Juli 2013 im Internet Archive) (überarbeitete elektronische Fassung von Einführung in die Geschichte des europäischen Mittelalters, H-C-I, Bad Münstereifel 2003, ISBN 3-00-010998-6)
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels 4. Jahrhundert aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |