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Euthydemos: Unterschied zwischen den Versionen
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Der '''''Euthydemos''''' ({{ELSalt|Εὐθύδημος}} ''Euthýdēmos'') ist ein in [[Platonischer Dialog|Dialogform]] verfasstes frühes Werk des griechischen Philosophen [[Platon]]. Den Inhalt bildet ein fiktives Gespräch von Platons Lehrer [[Sokrates]] mit dem [[Sophisten]] [[Euthydemos (Sophist)|Euthydemos]], nach dem der Dialog benannt ist, dessen Bruder Dionysodoros, Sokrates’ Freund Ktesippos und dem Jugendlichen Kleinias. | Der '''''Euthydemos''''' ({{ELSalt|Εὐθύδημος}} ''Euthýdēmos'') ist ein in [[Platonischer Dialog|Dialogform]] verfasstes frühes Werk des griechischen Philosophen [[Platon]]. Den Inhalt bildet ein fiktives Gespräch von Platons Lehrer [[Sokrates]] mit dem [[Sophisten]] [[w:Euthydemos (Sophist)|Euthydemos]], nach dem der Dialog benannt ist, dessen Bruder Dionysodoros, Sokrates’ Freund Ktesippos und dem Jugendlichen Kleinias. | ||
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Das Thema ist die von den Sophisten praktizierte und gelehrte Kunst des Streitgesprächs ([[Eristik]]) und ihr Verhältnis zur Philosophie. Auf Wunsch des Sokrates führen Euthydemos und Dionysodoros die auf [[Fehlschluss|Trugschlüssen]] basierende eristische Debattierkunst vor. Angestrebt wird dabei nicht Wahrheitsfindung, sondern nur der Sieg über den Gegner, dessen Ansichten mit allen Mitteln widerlegt werden sollen. Der eristische Diskurs bedeutet Kampf; er kontrastiert mit der philosophischen Wahrheitssuche des Sokrates, die ein gemeinsames, freundschaftliches Bemühen um Erkenntnis ist. | Das Thema ist die von den Sophisten praktizierte und gelehrte Kunst des Streitgesprächs ([[w:Eristik|Eristik]]) und ihr Verhältnis zur Philosophie. Auf Wunsch des Sokrates führen Euthydemos und Dionysodoros die auf [[Fehlschluss|Trugschlüssen]] basierende eristische Debattierkunst vor. Angestrebt wird dabei nicht Wahrheitsfindung, sondern nur der Sieg über den Gegner, dessen Ansichten mit allen Mitteln widerlegt werden sollen. Der eristische Diskurs bedeutet Kampf; er kontrastiert mit der philosophischen Wahrheitssuche des Sokrates, die ein gemeinsames, freundschaftliches Bemühen um Erkenntnis ist. | ||
Der Dialog führt zu einer [[Aporie]], einer anscheinend ausweglosen Lage: Die Eristik wird zwar als untauglich entlarvt, doch es gelingt vorerst nicht, eine schlüssige philosophische Alternative zu erarbeiten. Nur der Weg zu einer solchen Alternative wird deutlicher erkennbar. | Der Dialog führt zu einer [[Aporie]], einer anscheinend ausweglosen Lage: Die Eristik wird zwar als untauglich entlarvt, doch es gelingt vorerst nicht, eine schlüssige philosophische Alternative zu erarbeiten. Nur der Weg zu einer solchen Alternative wird deutlicher erkennbar. | ||
In der modernen Forschung wird der spielerische, humoristische und komödienhafte Aspekt des Werks betont und die literarische Brillanz gewürdigt. Die Frage, inwieweit Platon darüber hinaus auch ein ernsthaftes philosophisches Anliegen zur Geltung bringen wollte, wird unterschiedlich beantwortet. Philosophiegeschichtlich ist der ''Euthydemos'' als Quelle für die Frühgeschichte der antiken [[Logik]] bedeutsam. Außerdem ist er das älteste überlieferte Werk, in dem die [[Protreptik]], die Hinführung zur Philosophie, ein Hauptthema darstellt. | In der modernen Forschung wird der spielerische, humoristische und komödienhafte Aspekt des Werks betont und die literarische Brillanz gewürdigt. Die Frage, inwieweit Platon darüber hinaus auch ein ernsthaftes philosophisches Anliegen zur Geltung bringen wollte, wird unterschiedlich beantwortet. Philosophiegeschichtlich ist der ''Euthydemos'' als Quelle für die Frühgeschichte der antiken [[Logik]] bedeutsam. Außerdem ist er das älteste überlieferte Werk, in dem die [[w:Protreptik|Protreptik]], die Hinführung zur Philosophie, ein Hauptthema darstellt. | ||
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* Lucia Palpacelli: ''L’„Eutidemo“ di Platone. Una commedia straordinariamente seria.'' Vita e Pensiero, Milano 2009, ISBN 978-88-343-1828-7 | * Lucia Palpacelli: ''L’„Eutidemo“ di Platone. Una commedia straordinariamente seria.'' Vita e Pensiero, Milano 2009, ISBN 978-88-343-1828-7 | ||
* Thomas M. Robinson, Luc Brisson (Hrsg.): ''Plato: Euthydemus, Lysis, Charmides. Proceedings of the V Symposium Platonicum. Selected Papers''. Academia Verlag, Sankt Augustin 2000, ISBN 3-89665-143-9 | * Thomas M. Robinson, Luc Brisson (Hrsg.): ''Plato: Euthydemus, Lysis, Charmides. Proceedings of the V Symposium Platonicum. Selected Papers''. Academia Verlag, Sankt Augustin 2000, ISBN 3-89665-143-9 | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* [http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus:text:1999.01.0177 ''Euthydemos''], griechischer Text nach der Ausgabe von John Burnet, 1903 | * [http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus:text:1999.01.0177 ''Euthydemos''], griechischer Text nach der Ausgabe von John Burnet, 1903 | ||
* [http://www.opera-platonis.de/Euthydemos.pdf ''Euthydemos''], deutsche Übersetzung nach Friedrich Schleiermacher | * [http://www.opera-platonis.de/Euthydemos.pdf ''Euthydemos''], deutsche Übersetzung nach Friedrich Schleiermacher | ||
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Aktuelle Version vom 17. Januar 2024, 23:42 Uhr

Der Euthydemos (griech. Εὐθύδημος Euthýdēmos) ist ein in Dialogform verfasstes frühes Werk des griechischen Philosophen Platon. Den Inhalt bildet ein fiktives Gespräch von Platons Lehrer Sokrates mit dem Sophisten Euthydemos, nach dem der Dialog benannt ist, dessen Bruder Dionysodoros, Sokrates’ Freund Ktesippos und dem Jugendlichen Kleinias.
Allgemeines
Das Thema ist die von den Sophisten praktizierte und gelehrte Kunst des Streitgesprächs (Eristik) und ihr Verhältnis zur Philosophie. Auf Wunsch des Sokrates führen Euthydemos und Dionysodoros die auf Trugschlüssen basierende eristische Debattierkunst vor. Angestrebt wird dabei nicht Wahrheitsfindung, sondern nur der Sieg über den Gegner, dessen Ansichten mit allen Mitteln widerlegt werden sollen. Der eristische Diskurs bedeutet Kampf; er kontrastiert mit der philosophischen Wahrheitssuche des Sokrates, die ein gemeinsames, freundschaftliches Bemühen um Erkenntnis ist.
Der Dialog führt zu einer Aporie, einer anscheinend ausweglosen Lage: Die Eristik wird zwar als untauglich entlarvt, doch es gelingt vorerst nicht, eine schlüssige philosophische Alternative zu erarbeiten. Nur der Weg zu einer solchen Alternative wird deutlicher erkennbar.
In der modernen Forschung wird der spielerische, humoristische und komödienhafte Aspekt des Werks betont und die literarische Brillanz gewürdigt. Die Frage, inwieweit Platon darüber hinaus auch ein ernsthaftes philosophisches Anliegen zur Geltung bringen wollte, wird unterschiedlich beantwortet. Philosophiegeschichtlich ist der Euthydemos als Quelle für die Frühgeschichte der antiken Logik bedeutsam. Außerdem ist er das älteste überlieferte Werk, in dem die Protreptik, die Hinführung zur Philosophie, ein Hauptthema darstellt.
Zu vielen weiteren Themen siehe auch
- Euthydemos - Artikel in der deutschen Wikipedia
Ausgaben und Übersetzungen
- Otto Apelt (Übersetzer): Platons Dialog Euthydemos. In: Otto Apelt (Hrsg.): Platon: Sämtliche Dialoge, Bd. 3, Meiner, Hamburg 2004, ISBN 3-7873-1156-4 (Übersetzung mit Einleitung und Erläuterungen; Nachdruck der 2., durchgesehenen Auflage, Leipzig 1922)
- Gunther Eigler (Hrsg.): Platon: Werke in acht Bänden, Band 2, 5. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-19095-5, S. 109–219 (Abdruck der kritischen Ausgabe von Louis Méridier, 4. Auflage, Paris 1964, mit der deutschen Übersetzung von Friedrich Schleiermacher, 2., verbesserte Auflage, Berlin 1818)
- Michael Erler (Übersetzer): Platon: Euthydemos (= Platon: Werke, hrsg. von Ernst Heitsch u. a., Band VI 1). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017, ISBN 978-3-525-30413-6 (Übersetzung und Kommentar)
- Rudolf Rufener (Übersetzer): Platon: Frühdialoge (= Jubiläumsausgabe sämtlicher Werke, Bd. 1). Artemis, Zürich und München 1974, ISBN 3-7608-3640-2, S. 267–329 (mit Einleitung von Olof Gigon)
- Franz Susemihl (Übersetzer): Euthydemos. In: Erich Loewenthal (Hrsg.): Platon: Sämtliche Werke in drei Bänden, Bd. 1, unveränderter Nachdruck der 8., durchgesehenen Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-17918-8, S. 481–539 (nur Übersetzung)
Siehe auch
- Euthydemos - Artikel in der deutschen Wikipedia
Literatur
Übersichtsdarstellungen
- Louis-André Dorion: Euthydème. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques, Band 5, Teil 1, CNRS Éditions, Paris 2012, ISBN 978-2-271-07335-8, S. 750–759
- Michael Erler: Platon (Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike, hrsg. von Hellmut Flashar, Band 2/2). Schwabe, Basel 2007, ISBN 978-3-7965-2237-6, S. 121–128, 591–594
Untersuchungen und Kommentare
- Thomas H. Chance: Plato's Euthydemus. Analysis of What Is and Is Not Philosophy. University of California Press, Berkeley 1992, ISBN 0-520-07754-7 (online)
- Michael Erler: Platon: Euthydemos. Übersetzung und Kommentar (= Platon: Werke, hrsg. von Ernst Heitsch u. a., Band VI 1). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017, ISBN 978-3-525-30413-6
- Ralph S. W. Hawtrey: Commentary on Plato’s Euthydemus. American Philosophical Society, Philadelphia 1981, ISBN 0-87169-147-7
- Vittorio Hösle: Platons ‚Protreptikos‘. Gesprächsgeschehen und Gesprächsgegenstand in Platons Euthydemos. In: Rheinisches Museum für Philologie 147, 2004, S. 247–275
- Hermann Keulen: Untersuchungen zu Platons „Euthydem“. Harrassowitz, Wiesbaden 1971, ISBN 3-447-01239-0
- Lucia Palpacelli: L’„Eutidemo“ di Platone. Una commedia straordinariamente seria. Vita e Pensiero, Milano 2009, ISBN 978-88-343-1828-7
- Thomas M. Robinson, Luc Brisson (Hrsg.): Plato: Euthydemus, Lysis, Charmides. Proceedings of the V Symposium Platonicum. Selected Papers. Academia Verlag, Sankt Augustin 2000, ISBN 3-89665-143-9
Weblinks
- Euthydemos, griechischer Text nach der Ausgabe von John Burnet, 1903
- Euthydemos, deutsche Übersetzung nach Friedrich Schleiermacher
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Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Euthydemos aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |