Atmung

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Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einzuziehn, sich ihrer entladen;
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich preßt,
Und dank ihm, wenn er dich wieder entläßt.

Johann Wolfgang von Goethe[1]

Die Atmung (lat. Respiratio), mit dem rhythmischen Wechsel von Einatmung und Ausatmung, ist der erste der sieben grundlegenden Lebensprozesse, die Rudolf Steiner unterschieden hat und steht nach seinen Angaben unter dem kosmischen Einfluss der Saturnsphäre (Lit.: GA 170, S. 113ff).

Physiologische Grundlagen

Beim Einatmen wird Sauerstoff aus der Luft über die Lungen oder bei der Kiemenatmung durch die Kiemen aus dem Wasser aufgenommen und beim Menschen und den Wirbeltieren an den roten Blutfarbstoff, das Hämoglobin, gebunden und mit dem Blut zu allen Zellen des Organismus befördert. Durch die biochemischen Prozesse der Zellatmung wird der Sauerstoff zu Wasser reduziert und zugleich körpereigene Kohlenstoffverbindungen zu Kohlendioxid (CO2) oxidiert und ausgeatmet. Die dabei gewonnene Energie wird in Form von ATP (Adenosintriphosphat) gespeichert, das aus ADP (Adenosindiphosphat) und Phosphatresten (Pi) gebildet wird. Die Energieausbeute der Atmung ist dabei wesentlich größer als bei der anaeroben Gärung. Während beispielsweise bei der alkoholischen Gärung pro Traubenzucker-Molekül (auch: Glucose, C6H12O6) nur zwei Moleküle ATP erzeugt werden, sind es bei der Zellatmung 30 oder im Idealfall sogar 32 Moleküle ATP.

Die Zellatmung beruht dabei auf drei biochemischen Teilprozessen, nämlich der Glycolyse, dem Citratzyklus und der Endoxidation in der Atmungskette.

Hyperventilation und Hypoventilation

Bei einer meist psychisch durch Angst, Panik oder sonstige Erregung bedingten Hyperventilation kommt es zu einer gesteigerten Belüftung der Lungen, wodurch die Kohlendioxid-Konzentration im Blut abnimmt und der pH-Wert ansteigt (Respiratorische Alkalose). Das Gegenteil davon ist die potentiell lebensbedrohliche Hypoventilation, bei der die Kohlendioxid-Konzentration ansteigt, was zu einer respiratorischen Azidose führt.

Geistiger Hintergrund

Die Atmung ist jener Lebensprozess, durch den wir am stärksten mit der Umgebung in Wechselwirkung treten. Er steht dadurch auch in enger Beziehung zur Sinnestätigkeit, die uns ebenfalls, aber auf andere Weise, mit der Umwelt verbindet.

„Da haben wir zunächst etwas, was in einer gewissen Weise in allem Lebendigen sein muß: die Atmung. Jenes Verhältnis zur Außenwelt, das die Atmung ist, muß gewissermaßen in jedem Lebendigen sein. Ich kann mich jetzt nicht im einzelnen darauf einlassen, wie es wiederum für die Tiere, Pflanzen und Menschen differenziert ist; aber in jedem Lebendigen ist in einer gewissen Weise die Atmung. Die Atmung des Menschen wird immer wieder erneuert durch etwas, was er von der Außenwelt aufnimmt; das kommt allen Sinnesbezirken zugute. Es kann nicht der Geruchssinn walten, der Sehsinn walten, der Tonsinn walten, wenn nicht das, was das Leben von der Atmung hat, allen Sinnen zugute kommt. Ich müßte also zu jedem Sinn «Atmung» dazuschreiben. Nicht wahr, es wird geatmet; aber was durch die Atmung als Lebensprozeß geleistet wird, das kommt allen Sinnen zugute."“ (Lit.:GA 170, S. 113f)

Von den Lebensprozessen zu unterscheiden sind die sieben Lebensstufen, von denen Rudolf Steiner spricht. Hier offenbart sich ein anderer kosmischer Zusammenhang. Das Atmungsleben, die dritte Stufe der 7 Lebensstufen, aus der sich auch die Sprache bildet, wird hier mit den Marskräften in Verbindung gebracht:

„Der dritte Planet ist dann der Mars. Er schwächt das wuchtende Leben zur Atmung ab. Auch bei ihm kann natürlich das der Fall sein, daß die Sonne ihn zudeckt. Dann kann das Atmungsleben eine besondere Anregung erfahren. Da der Mars aber sehr rasch, etwa in zwei Jahren herumkreist, so ist das so, daß das fast jeder Mensch erfährt, und daher jeder Mensch in seinem Atmungsleben, in seinem Bild-Erleben gewisse Anregungen bekommt. Sie sind ja nicht immer allerersten Ranges, aber die Menschen werden dann Dichter oder so was dergleichen, oder Komponisten, die Anregungen in ihrem Atmungsleben empfangen... Also den Mars betrachteten die alten instinktiven Weisen als Anreger für das Atmungsleben.“ (Lit.:GA 208, S. 94)

Die Regulierung der Atmung auf dem geistigen Schulungsweg

„Unser physischer Leib ist aus dem Makrokosmos herausgeboren. Die äußere Welt hat ihn gebildet; aus unserem physischen Leib heraus muß unser Ich den geistigen Leib gebären. Atma heißt unser geistiger Leib. Atma bedeutet Atem. Durch das geregelte Atmen in der Meditation bauen wir unsern geistigen Leib auf. Tatsächlich atmen wir mit jedem Atemzug unser Ich aus oder ein.

Atmung und Atma (Zeichnung aus GA 266/1, S. 159)
Atmung und Atma (Zeichnung aus GA 266/1, S. 159)

Diese Zeichnung[2] hilft uns veranschaulichen, was tatsächlich geschieht. Innerhalb unseres von den Göttern aufgebauten äußeren Leibes formen wir den geistigen Leib. Das Ich strömt in ihn hinein mit jeder Einatmung, und wieder heraus beim Ausatmen. Indem wir das Atmen regeln und an den verschiedenen Stellen unseres Körpers konzentrieren, versorgen wir unsern geistigen Leib mit den Kräften, die zu seinem Aufbau nötig sind. Mit der Stelle im Vorderkopf, hinter und etwas über der Nasenwurzel, steht das Ich selbst in direkter Verbindung; mit dem Kehlkopf das Denken, mit den Händen das Fühlen, mit den Füßen und überhaupt dem untern Körpergerüst das Wollen. Durchströmen wir mit Hilfe des geregelten Atmens unsern Körper mit diesen Kräften, so bauen wir an unserm geistigen Leib.“ (Lit.:GA 266a, S. 159)

„Beim Einatmen tritt die Luft in dieses Organ ein bis in die feinsten Verzweigungen hinein. Dieses Organ ist die Lunge. In der Luft lebt der Geist des Menschen. Wenn er einatmet, atmet er seinen Geist ein, und wenn er ausatmet, atmet er seinen Geist aus. Immer mehr entwickelt sich der Geist des Menschen. So ist also abwechselnd der Geist des Menschen in ihm oder draußen in der Welt. Durch Ein- und Ausatmen wird das Wachstum des Geistesmenschen gefördert.

Es kommt sehr darauf an, was der Mensch seinem Geiste beim Ausatmen mitgibt [an Gedanken]. Durch diese wird sein Geist aufgebaut. Durch jeden Gedanken, den er dem Atem mitgibt, den er ausströmt, baut er seinen Geist auf. Nicht immer hatte der Mensch ein Organ, um die Luft einzuatmen. Gehen wir zurück auf den früheren Planeten, den Mond, so lebten dort Wesen, die nicht Luft, sondern Feuer einatmeten. Und so, wie der Mensch jetzt Sauerstoff einatmet und Kohlensäure ausatmet, so atmeten dort die Wesen Feuer ein und strömten Kälte aus.

Es wird auch eine Zeit kommen, wo die Menschen nicht mehr Luft einatmen und ausatmen. Gerade so, wie der Mensch sich auf der Erde selbst seine Wärme bereitet durch sein Wärmeorgan, das Herz mit dem Blutkreislauf, so wird er später innerlich selbst ein Luftorgan haben, welches den Organismus ebenso mit dem versorgt, was wir jetzt aus der Luft aufnehmen, wie das Wärmeorgan uns jetzt versorgt mit Wärme, die früher auf dem Monde von den Wesen aus der Umwelt aufgesogen und eingeatmet wurde. Die verbrauchte Luft werden in Zukunft die Menschen selbst verarbeiten können in ihrem Innern. Wenn das erreicht ist, dann werden sie die Luft nicht mehr aus der Umgebung aufnehmen, sie werden dann nicht mehr in der Luft leben. Auf einer späteren Stufe, auf dem Jupiter, werden die. Menschen im Lichte leben und Licht einatmen, wie sie jetzt Luft einatmen und wie sie auf dem Monde Wärme eingeatmet haben.“ (Lit.:GA 266a, S. 162)

„Es gibt im Alltagsbewußtsein bei allen Menschen Zustände, die an den Mondzustand erinnern, und andere, in denen der Jupiterzustand hineinragt. Wenn uns die Schamröte ins Gesicht tritt, dann wiederholen wir ein Stück Mondzustand. Wieso dies? Auf dem Mond besaßen wir noch kein Blut. Wir wissen aber, daß das Blut der Ausdruck unseres Ich ist. Auf dem alten Monde nun befanden sich alle Kräfte, die heute in unserem Blute wirken, außerhalb unser. Es war noch kein Ich-Gefühl in uns. Wenn wir aus Scham erröten, so möchten wir am liebsten sagen: O wäre ich nicht, versänke ich in die Erde. - Damit drängen wir das Blut nach außen, gleichsam unser Ich abwälzend.

Ein anderer Zustand, der auf den Jupiter hinweist, ist derjenige, der eintritt, wenn wir Schreck, Angst empfinden, indem wir erbleichen. Was tritt da ein? Unser Blut drängen wir nach dem Herzen, um unser Ich zu verstärken. Wir tun dies instinktiv, um uns stark zu machen, eine Gefahr von uns abzuwenden. Auf dem Jupiter wird das Herz ein willkürlicher Muskel werden - nach Belieben können wir unser Ich verstärken. Denn in der Tat werden uns auf dem Jupiter Begebenheiten und Wesenheiten entgegentreten, bei denen wir es durchaus notwendig haben, unser Ichbewußtsein zu verstärken. Wir müssen aber einen Zustand zu erreichen suchen, wo wir in genau derselben Weise wie beim Angstgefühl unser Ich schützen, ohne eine Angstempfindung zu haben.

Wenn wir tief einatmen und den Atem anhalten, so rekapitulieren wir ein Stück Mondzustand. Wenn wir dagegen den Atem draußen lassen, so haben wir darin ein Stück Jupiterzustand. Damit hängt es zusammen, ob der Geheimschüler Übungen bekommt, in denen er den Atem anhalten muß, weil er in gewisser Weise den Mondzustand durchmachen muß, oder ob er Übungen erhält, in denen er den Atem draußen lassen muß, weil er so den Jupiterzustand erreichen kann. Ein jeder ist da individuell zu behandeln.“ (Lit.:GA 266a, S. 302f)

Einatmung und Ausatmung

Weisheit (Sophia) und Glaube (Pistis)

Mit dem Einatmen wird das Bewusstsein wacher und nimmt einen mehr gedankenartigen Charakter an, der bis hin zur Weisheit gesteigert werden kann; das Ausatmen ist willensbetonter und hängt mit den Glaubenskräften zusammen.

„In alten Zeiten also, da nahm der Mensch wahr, wie sich das Eingeatmete, das für ihn ein Berauschen war, ins Haupt fortsetzte und sich dort verband mit den Sinneseindrücken. Das war später nicht mehr der Fall Später verliert der Mensch das, was in seinem Brustorganismus vorgeht, aus seinem Bewußtsein. Er nimmt nicht mehr dieses Heraufströmen des Atmens wahr, weil die Sinneseindrücke stärker werden. Sie löschen aus, was im Atem heraufkommt. Wenn Sie heute sehen oder hören, dann ist in dem Vorgang des Sehens und auch in dem Vorgang des Hörens der Atmungsvorgang drinnen. Beim alten Menschen lebte das Atmen stark im Hören und Sehen, bei dem heutigen Menschen lebt das Sehen und Hören so stark, daß der Atem ganz abgedämpft wird. So daß wir sagen können, jetzt lebt nicht mehr das, was da berauschend, den Kopf durchströmend, von dem Alten im Atmungsprozeß in seinem Innern wahrgenommen worden ist, so daß er sagte: Ah, die Nymphen! Ah, die Gnomen! Nymphen, die wurlen im Kopfe so, Gnomen, die hämmern im Kopfe so, Undinen, die wellen im Kopfe so! - Heute wird dieses Hämmern, Wellen, Wurlen übertönt von dem, was vom Sehen, vom Hören herkommt und was heute den Kopf erfüllt.

Es gab also einstmals eine Zeit, in der der Mensch stärker wahrnahm dieses Heraufströmen des Atmens in sein Haupt. Das ging über in die Zeit, in der der Mensch noch durcheinander wahrnahm, in der er noch etwas von den Nachwirkungen des gnomigen Hämmerns, des undinenhaften Wellens, des nymphenhaften Wurlens, indem er noch etwas wahrnahm von dem Zusammenhang dieser Nachwirkungen mit den Ton-, Licht- und Farben Wahrnehmungen. Dann aber verlor sich alles das, was er vom Atmungsprozeß noch wahrnahm. Und von denjenigen Menschen, die noch eine Spur von Bewußtsein hatten, daß einmal das Atmen das Geistig-Seelische der Welt in den Menschen hereinführte, wurde das, was da nun blieb, was sich festsetzte aus der Sinneswahrnehmung im Zusammenhang mit dem Atmen, «Sophia» genannt. Aber das Atmen nahm man nicht mehr wahr. Also der geistige Atmensinhalt wurde abgetötet, besser gesagt, abgelähmt durch die Sinneswahrnehmung.

Dieses wurde insbesondere von den Griechen empfunden. Die Griechen hatten gar nicht die Idee von einer solchen Wissenschaft, wie wir heute. Wenn man den Griechen erzählt hätte von einer Wissenschaft, wie sie heute an unseren Hochschulen gelehrt wird, es wäre ihnen das so vorgekommen, wie wenn ihnen jemand mit kleinen Stecknadeln das Gehirn fortwährend durchstochen hätte. Sie hätten gar nicht begriffen, daß das einem Menschen eine Befriedigung geben kann. Wenn sie solche Wissenschaft, wie wir sie heute haben, hätten aufnehmen sollen, dann hätten sie gesagt: Das macht das Gehirn wund, das verwundet das Gehirn, das sticht. - Denn sie wollten noch etwas wahrnehmen von jenem wohligen Ausbreiten des berauschenden Atems, in den sich, hineinströmend, das Gehörte, das Gesehene ergießt. Es war also bei den Griechen ein Wahrnehmen eines inneren Lebens im Haupte vorhanden, solch eines inneren Lebens, wie ich es Ihnen jetzt schildere. Und dieses innere Leben, das nannten sie Sophia. Und diejenigen, die es liebten, diese Sophia in sich zu entwickeln, die eine besondere Neigung hatten, sich hinzugeben an diese Sophia, die nannten sich Philosophen. Das Wort Philosophie deutet durchaus auf ein inneres Erleben. Jene greulich pedantische Aufnahme von Philosophie, wobei man Philosophie eben «ochst» - wie man es im Studentenleben nennt - , jenes Sich-bekannt-Machen mit dieser Wissenschaft, das kannte man in Griechenland nicht. Aber das innere Erlebnis des «Ich liebe Sophia», das ist es, was sich in dem Worte Philosophie zum Ausdrucke bringt.

Aber ebenso, wie im Haupte von den Sinneswahrnehmungen aufgenommen wird der in den Leib einlaufende Atmungsprozeß, so wird von dem übrigen Leib das aufgenommen, was ausströmt als ausgeatmete Luft. Im Gliedmaßen-Stoffwechsel-Organismus strömen ebenso, wie sonst die Sinneswahrnehmungen durch das Gehörte, wie das Gesehene in das Berauschende der eingeatmeten Luft in das Haupt hineinströmt, die körperlichen Gefühle, die Erlebnisse mit der ausgeatmeten Luft zusammen. Das Ernüchternde der ausgeatmeten Luft, das Auslöschende für die Wahrnehmung, das floß zusammen mit den körperlichen Gefühlen, die im Gehen, im Arbeiten erregt wurden. Das Tätigsein, das Tun war mit dem Ausatmen verknüpft. Und indem der Mensch sich betätigte, indem er etwas tat, fühlte er gewissermaßen, wie von ihm fortging das Geistig-Seelische. So daß er fühlte, wenn er irgend etwas tat, irgend etwas arbeitete, wie wenn er das Geistig- Seelische einströmen ließe in die Dinge hinein. Ich nehme auf das Geistig-Seelische: es berauscht mein Haupt, es verbindet sich mit dem Gesehenen, mit dem Gehörten. Ich tue etwas, ich atme aus. Das Geistig- Seelische geht fort. Es geht hinein in das, was ich hämmere, es geht hinein in das, was ich ergreife, es geht hinein in alles das, was ich arbeite. Ich entlasse das Geistig-Seelische aus mir. Ich übertrage es, indem ich zum Beispiel die Milch sprudele, indem ich irgend etwas äußerlich mache, ich lasse einströmen das Geistig-Seelische in die Dinge. - Das war das Gefühl, das war die Empfindung. So war es also in den alten Zeiten.

Aber dieses Wahrnehmen des Ausatmungsprozesses, dieses Wahrnehmen der Ernüchterung hörte eben auf, und es war nur noch eine Spur vorhanden in der Griechenzeit. In der Griechenzeit fühlten die Menschen noch etwas, wie wenn sie, indem sie sich betätigten, noch etwas Geistiges den Dingen übergaben. Aber dann wurde doch alles das, was da im Atmungsprozeß war, abgelähmt von dem Körpergefühl, von dem Gefühl der Anstrengung, der Ermüdung im Arbeiten. Ebenso wie der Einatmungsprozeß nach dem Haupte abgelähmt wurde, so wurde der Ausatmungsprozeß nach dem übrigen Organismus abgelähmt. Dieser geistige Ausatmungsprozeß war abgelähmt durch das Körpergefühl, also durch das Gefühl der Anstrengung, des Erhitztwerdens und so weiter, durch das, was im Menschen lebte, so daß er seine eigene Stärke fühlte, die er anwendete, indem er sich betätigte, indem er etwas tat. Er fühlte in sich jetzt nicht den Ausatmungsprozeß als Ermüdung, er fühlte in sich eine Kraftwirkung, er fühlte den Körper durchdrungen mit Energie, mit Kraft.

Diese Kraft, die da im Innern des Menschen lebte, das war Pistis, der Glaube, das Fühlen des Göttlichen, der göttlichen Kraft, die einen arbeiten läßt: Pistis, der Glaube.

Sophia = der geistige Atmungsinhalt, abgelähmt durch die Sinneswahrnehmung
Pistis
(Glaube)
= der geistige Ausatmungsprozeß, abgelähmt durch das Körpergefühl

So floß im Menschen zusammen die Weisheit und der Glaube. Die Weisheit strömte nach dem Haupte, der Glaube lebte im ganzen Menschen. Es war die Weisheit nur eben der Ideeninhalt. Und es war der Glaube die Kraft dieses Ideeninhaltes. Beide gehörten zusammen. Daher auch diese einzige gnostische Schrift, die erhalten ist aus dem Altertum, die Pistis-Sophia-Schrift. So daß man in der Sophia eine Verdünnung der Einatmung, in dem Glauben eine Verdichtung der Ausatmung hatte.“ (Lit.:GA 211, S. 65ff)

Atmungsstörungen

Alle Atmungsstörungen beruhen laut Rudolf Steiner auf einer gestörten Ausatmung, wie er es in seinen Arbeitervorträgen am Beispiel des Schnarchens (med. Rhonchopathie, aus griech. ῥόγχος rhonchos „Schnarchen“ und -pathie, gr. „leiden“) erläuterte:

„Alle Atmungsstörungen geschehen beim Ausatmen. Nun, worin besteht denn das Schnarchen zum Beispiel, zuerst Röcheln, dann Schnarchen - worin besteht denn das? Sehen Sie, schnarchen tun diejenigen Menschen, die nicht ordentlich ausatmen können. Wenn der Mensch ordentlich ausatmet, wenn das sein

Zeichnung aus GA 349, S. 184
Zeichnung aus GA 349, S. 184

Mund ist, dann geht die Luft herein, dann nach einiger Zeit geht sie wieder heraus; da ist dann eingeschaltet in den Luftgang das Zäpfchen, das Sie sehen, wenn Sie in den Mund hineinschauen. Und dann oben ist so etwas, was auf- und niedersteigt, das Gaumensegel; das bewegt sich. Zäpfchen und Gaumensegel, die bewegen sich fortwährend durch Ein- und Ausatmen, wenn es normal, richtig geschieht. Wenn aber das Einatmen geschieht, und dann das Ausatmen nicht richtig, wenn es aufstößt, dann kommt das da hier, das Gaumensegel und das Zäpfchen, ins Zittern, und daher entsteht das Röcheln und dann das Schnarchen.“ (Lit.:GA 349, S. 183f)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Johann Wolfgang von Goethe: Gedichte. West-östlicher Divan, 1814 - 1819. Buch des Sängers
  2. Zeichnung und Schrift von Rudolf Steiner.
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