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Kanada (Hinduismus)

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Kashyapa, später Kaṇāda (Sanskrit: कणाद; Korn-Esser; oft auch als Canada transliteriert) genannt, war ein hinduistischer Weiser und Philosoph und gilt als Begründer des Vaisheshika, einer der sechs großen Schulen (Darshanas) der indischen Philosophie, und zählt zusammen mit Pakudha Katyayana zu den frühesten Vertretern des Atomismus. Über sein Leben ist wenig bekannt; vermutlich wurde er in der indischen Provinz Gujarat geboren und lebte etwa im 6. Jahrhundert v. Chr. [1] [2] oder nach anderen Quellen erst im 2. Jahrhundert v. Chr. [3].

Legende

Eine Hand voll Reis.

Die Legende erzählt, dass Kashyapa, geboren als Sohn des Philosophen Ulka, schon als Kind sehr wach war und auf die kleinsten Dinge achtete. Als Junge begleitete er seine Vater auf einer Pilgerreise nach Prayaga. Er sah die tausenden Pilger, die in den Tempeln am Ganges Reis opferten. Auf ihrem Weg verloren sie immer wieder einzelne Reiskörner, doch niemand achtete darauf. Kashyapa aber sammelte jedes Körnchen auf. Das erschien den Leuten höchst seltsam und bald umringte ihn eine ganze Menschenmenge, doch der Knabe ließ sich davon nicht weiter beirren. Da kam der hochgelehrte Weise Muni Somasharma vorbei und wunderte sich, dass die Menschen hier einen kleinen Jungen umringten, statt wie gewöhnlich die rituellen Bäder im Ganges zu nehmen. Somasharma erkannte den Jungen und fragte ihn schließlich, warum er hier Körner aufsammle, um die sich selbst Bettler nicht bekümmerten. Da antwortete Kashyapa, dass die Körner, so klein sie auch sein mögen, doch Teil der Schöpfung seien. Einzeln mögen sie wertlos erscheinen, doch einige hundert von ihnen seien bereits eine Mahlzeit für einen Menschen, viele Mahlzeiten könnten eine Familie ernähren und letzlich die ganze Menschheit, die ja aus vielen Familien bestünde - und darum sei jedes Körnchen so wichtig wie der höchste Reichtum der Welt. Muni Somasharma war tief beeindruckt und sagte voraus, dass Kashyapa einst ein großer Philosoph würde. Von nun an solle er ob seiner Achtsamkeit für die kleinsten Körnchen Kaṇāda - Kornesser - heißen.[1]

Atomlehre

Das geschilderte Jugenderlebnis soll der Keim gewesen sein, aus dem Kaṇāda später seine Atomlehre entwickelte.

Nach Kaṇāda gibt es 4 Atomarten mit jeweils ganz charakteristischen Eigenschaften, die den 4 physischen Elemementen Erde (prithivi), Wasser (apa), Feuer (teja) und Luft (vayu) entsprechen. Darüber hinaus nennt Kaṇāda noch als fünftes Element den Äther (akasha), der aber nicht mehr materiell, sondern Träger des Tons (shabda), also des Klangäthers, ist. Alle Atome eines bestimmten Elements gleichen einander dabei aufs Haar. Diese kleinsten dinghaften, noch räumlich fassbaren Einheiten der Materie nannte Kaṇāda Anu (im Sanskrit eine gebräuchliche Vorsilbe mit vielschichtiger Bedeutung [4]: nach, nahe, unter, untergeordnet, immer, leicht, ...; seit Kaṇāda auch im Sinne von Atom gebraucht, als das, was der sichtbaren Materie zugrundeliegt).

Kaṇāda geht noch weiter. Eigentlich sind nicht die räumlich fassbaren Anus die kleinsten Einheiten, sondern die sogenannten Paramanus (zusammengesetzt aus param und anu - was soviel bedeutet wie: jenseits des Atoms). Sie entstanden am Anfang der Schöpfung als gestaltlose, punktförmige, nicht-räumliche Ureinheiten. Daraus bildeten sich zunächst Dyaden (dwinuka) aus zwei paramanus - und damit traten erst die räumlich fassbaren anus hervor. Die sind immer noch zu klein, um gesehen werden zu können, aber indem sie sich weiter zu noch größeren Gebilden zusammenlagern, treten sie schließlich in die Sichtbarkeit. Bewegt werden die Atome durch eine unsichtbare übersinnliche Kraft, die Adrishta (Sanskrit: अदृष्ट „unsichtbar, unerwartet, unvorhergesehen“) genannt wird, die aus den unsichtbaren Folgen früherer Taten resultiert und zwischen Ursache und Wirkung gemäß dem Gesetz des Schicksals (Karma) vermittelt, wodurch sich eine einzigartige neue (skrt. अपूर्व adj., m. u. n. apurva ) Erscheinung auf der physischen Ebene manifestiert. Adrishta ist ebenso die Ursache für die Folgen einer guten oder schlechten Tat, wie für die Bewegung der Nadel durch den Magnetstein, für das Aufwärtsflammen des Feuers, die Seitwärtsbewegung der Luft und die Bewegungen der Atome am Anfang der Schöpfung.

Die Atomtheorie von Kaṇāda ist bemerkenswert wegen ihrer Ähnlichkeiten zur Atomtheorie, wie sie von den alten griechischen Philosophen und später von den modernen Wissenschaftlern entwickelt wurde und erstaunlich nahe der modernen physikalischen Atomlehre steht, nach der alle Materie letztlich aus punktförmig gedachten, nicht dinghaften Elementarteilchen (Leptonen und Quarks) besteht, deren Verhalten aufgrund der Unbestimmtheitsrelation nicht exakt, sondern nur statistisch vorhersehbar ist.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Anu and Parmanu - Indian ideas about Atomic physics, http://www.newsfinder.org/site/more/anu_and_parmanu_indian_ideas_about_atomic_physics/
  2. "Kaṇāda," Dilip M. Salwi, http://www.4to40.com/legends/index.asp?p=Kanada&k=Kanada
  3. Oliver Leaman, Key Concepts in Eastern Philosophy. Routledge, 1999, page 269.
  4. vgl. z.B. → http://srimadbhagavatam.com/a/anu