Maya (Mutter Buddhas)

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Empfängnis Buddhas (Relief aus Gandhara, 2./3. Jh. n. Chr.)
Empfängnis Buddhas (Relief vom Steinzaun (vedika) des Bharhut-Stupa, 1. Jh. v. Chr.)
Geburt Buddhas (Relief aus Gandhara, 2./3. Jh. n. Chr.)

Maya (manchmal auch Māyā) war – der buddhistischen Überlieferung zufolge – die leibliche Mutter Buddhas. Sie wird auch als Mahamaya („Große Maya“) oder Mayadevi („Königin Maya“, „Göttin Maya“) bezeichnet. Im tibetischen Buddhismus lautet ihr Name Gyutrulma. Ihr Name bedeutet so viel wie „Verzauberung“ oder „Illusion“, was mit ihrer außergewöhnlichen Schönheit in Verbindung gebracht wird.

Überlieferung

Maya war die Gemahlin des Königs Śuddhodana vom Stamm der Shakyas in Kapilavastu und die leibliche Mutter Buddhas. Nachdem der Ehe mit König Śuddhodana 20 Jahre lang keine Kinder beschieden waren und Māyā schon zwischen vierzig und fünfzig Jahre alt war, träumte ihr in einer Vollmondnacht, dass sie von himmlischen Geistern (Devas) zum mythischen Anotatta-See (Pali; Sanskrit: अनवतप्त Anavatapta „der Unbeheizte, Hitzefreie“) in den Bergen des Himalaya entführt werde, der nach der indischen Überlieferung im Mittelpunkt der Welt liegt. Die irdische Manifestation des Anotatta wird oft mit dem See Manasarovar (Sanskrit: मानस सरोवर mānasa sarovara, von मानस् manas = „Geistselbst“ und सरोवर sarovar = „See“) identifiziert, der am Fuße des heiligen Berges Kailash im Himalaya liegt. Nach einem Bad im See sei sie von den Devas in himmlische Gewänder gekleidet, mit kostbarem Parfum besprüht und mit Blütenblättern bestreut worden. Im Schlaf sei ihr ein weißer Elefant mit einer Lotosblüte am Stoßzahn erschienen, der sie dreimal umkreist hätte und dann durch ihre rechte Seite in sie eingedrungen sei. Später sei der Elefant verschwunden, doch nach dem Erwachen habe sie gewusst, dass ihr etwas ganz Besonderes widerfahren sei, denn Elefanten – speziell weiße – gelten in Asien als Verkörperungen bzw. als Symbole von Macht und Auserwähltsein.

Früh am Morgen des folgenden Tages erzählte die Königin ihrem Gatten von dem Traum. Der König war verwirrt und schickte nach einigen Weisen, um die Bedeutung des Traums zu ergründen.

Die Weisen sagten: "Eure Majestät, Ihr habt großes Glück. Die Devas haben unsere Königin als Mutter des Reinsten erwählt, und das Kind wird ein sehr großes Wesen werden."

Der König und die Königin waren sehr glücklich, als sie das hörten. Sie freuten sich so sehr, dass sie viele Adlige des Landes zu einem Fest in den Palast einluden, um ihnen die gute Nachricht zu überbringen. Auch die Bedürftigen wurden nicht vergessen. Zur Feier des Tages wurden den armen Leuten Essen und Kleidung gegeben. Das ganze Königreich wartete sehnsüchtig auf die Geburt des neuen Prinzen, und Königin Maya genoss eine glückliche und gesunde Schwangerschaft und führte ein reines Leben für sich und ihr ungeborenes Kind.

Nach zehnmonatiger Schwangerschaft soll sie eine Reise zu ihrem Elternhaus nach Devadaha angetreten haben, um dort zu entbinden, doch bereits auf halbem Weg dorthin habe sie bei der heutigen Stadt Lumbini (Nepal) – stehend und sich an den Zweigen eines Salbaumes (Shorea robusta), der in alten Schriften häufig mit einem Ashoka-Baum (Saraca asoca) verwechselt wurde, festhaltend – einen Sohn, dem man den Namen Siddhartha gab, geboren. Gemäß der Überlieferung soll die Geburt durch die rechte Seite Mayas erfolgt sein; sieben Tage nach der Geburt starb sie. Dies alles geschah nach buddhistischer Überlieferung im Jahre 563 v. Chr. (diese Datierung ist allerdings bereits vor geraumer Zeit in Frage gestellt worden). Ihr Sohn wurde von ihrer Schwester Mahapajapati Gotami aufgezogen, die auch die zweite Ehefrau König Śuddhodanas wurde.

Es wird erzählt, dass als Asita, der bereits der spirituelle Berater von Śuddhodana Vaters und später auch sein eigener Lehrer gewesen war, ihn besuchte, um den neugeborenen Prinzen zu sehen, und dem Säugling seine Ehrerbietung erwies, indem er seine Füße auf seinem Kopf ruhen ließ, Śuddhodana mit Staunen erfüllt war und selbst das Kind verehrte. Und als Śuddhodana bei der Pflugzeremonie sah, wie der Jambu-Baum, unter dem das Kind platziert worden war, seinen Schatten unbeweglich hielt, um es zu schützen, und dass das Kind in der Luft schwebend im Lotossitz saß, verehrte er es erneut.

Nachdem Siddharta die Erleuchtung erlangt hatte und zum Buddha (Sanskrit: „Erwachter“ oder „Erleuchteter“) geworden war, habe er seine Mutter drei Monate lang im Himmel besucht, ihr Respekt erwiesen und sie in der Lehre des Dharma unterwiesen.

Buddhismus und Christentum

Die christliche und die buddhistische Überlieferung haben gewisse Parallelen in Bezug auf die jungfräuliche Empfängnis, die Geburt des Sohnes auf einer Reise und die – durch Legendenbildung oder von den Evangelisten Matthäus (Mt 1,1-17 EU) und Lukas (Lk 3,23-38 EU) selbst konstruierte – königliche Abstammung. Doch es gibt auch deutliche Unterschiede – z. B. verstarb Maria nicht nach der Geburt ihres göttlichen Sohnes, laut Rudolf Steiner allerdings auch in jungen Jahren.

„Man weiß heute, welcher Parallelismus zwischen der Buddha- und Jesus-Biographie besteht. Rudolf Seydel hat in seinem Buche «Buddha und Christus» diesen Parallelismus schlagend nachgewiesen. Man braucht die Einzelheiten nur zu verfolgen, um zu sehen, daß alle Einwände gegen diesen Parallelismus nichtig sind.

Buddhas Geburt wird durch einen weißen Elefanten angekündigt, der auf die Königin Maja niederschwebt. Er zeigt an, daß Maja einen göttlichen Menschen hervorbringen werde, der «alle Wesen zur Liebe und Freundschaft stimmt, sie miteinander vereint zu innigem Bunde». Im Lukas-Evangelium heißt es: «... zu einer Jungfrau, die vertrauet war einem Manne mit Namen Joseph vom Hause David, und die Jungfrau hieß Maria. Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Gegrüßet seist du, Holdselige. ... Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, des Name soll Jesus heißen. Der wird groß und ein Sohn des Höchsten genannt werden.» Die Brahmanen, die indischen Priester, die wissen, was es heißt, ein Buddha wird geboren, legen den Traum der Maja aus. Sie haben eine bestimmte typische Vorstellung von einem Buddha. Das Leben der Einzelpersönlichkeit wird dieser Vorstellung entsprechen müssen. Dementsprechend liest man bei Matthäus (2,1 ff.): Herodes «ließ versammeln alle Hohepriester und Schriftgelehrten unter dem Volk und erforschete von ihnen, wo Christus sollte geboren werden». - Der Brahmane Asita sagt über den Buddha: «Dieses ist das Kind, das Buddha werden wird, der Erlöser, der Führer zu Unsterblichkeit, Freiheit und Licht.» Dazu vergleiche man (Luk. 2,25): «Und siehe, ein Mensch war zu Jerusalem mit Namen Simeon, und derselbe Mensch war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der heilige Geist war in ihm. ... Und da die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, daß sie für ihn täten, wie man pfleget nach dem Gesetz; da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach: Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn seine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden, und zum Preis deines Volkes Israel.» Von Buddha wird berichtet, daß er als zwölfjähriger Knabe verlorengegangen sei und daß er wieder gefunden wurde unter einem Baume, umgeben von Sängern und Weisen der Vorzeit, die er lehrte. Dem entspricht (Luk. 2,41 ff.): «Und seine Eltern gingen alle Jahre gen Jerusalem auf das Osterfest. Und da er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf gen Jerusalem nach Gewohnheit des Festes. Und da die Tage vollendet waren und sie wieder nach Hause gingen, blieb das Kind Jesus in Jerusalem und seine Eltern wußten’s nicht. Sie meinten aber, er wäre unter den Gefährten, und kamen eine Tagereise weit und suchten ihn unter Freunden und Bekannten. Und da sie ihn nicht fanden, gingen sie wiederum gen Jerusalem und suchten ihn. Und es begab sich, nach dreien Tagen fanden sie ihn im Tempel sitzen mitten unter den Lehrern, daß er ihnen zuhörete und sie fragte; und alle waren verwundert, die ihm zuhörten, über seinen Verstand und seine Antworten.» - Nachdem Buddha in einer Einsamkeit gelebt hat und zurückkehrt, wird er empfangen von dem Segensruf einer Jungfrau: «Selig die Mutter, selig der Vater, selig die Gattin, denen du angehörst.» Er aber erwidert: «Selig sind nur die, die im Nirwana sind», d. h. die in die ewige Weltordnung eingegangen sind. Bei Lukas (11,27): «Und es begab sich, da er solches redete, erhub ein Weib im Volke die Stimme und sprach zu ihm: <Selig ist der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, die du gesogen hast.> Er aber sprach: <Ja, selig sind die, die das Wort Gottes hören und bewahren. >» Im Laufe seines Lebens tritt der Versucher an Buddha heran und verspricht ihm alle Königreiche der Erde. Buddha weist alles von sich mit den Worten: «Wohl weiß ich, daß mir ein Reich beschieden ist, aber nicht ein weltliches Königreich begehre ich; ich werde Buddha werden und alle Welt jauchzen machen vor Freude.» Der Versucher muß bekennen: «Meine Herrschaft ist dahin.» Jesus antwortet auf die gleiche Versuchung: «Heb dich weg von mir, Satan! Denn es stehet geschrieben: Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen.» «Da verließ ihn der Teufel» (Matth. 4,10 f.). - Man könnte diese Beschreibung des Parallelismus noch über viele Punkte ausdehnen: es würde sich das gleiche ergeben. - Buddha endete in erhabener Weise. Auf einer Wanderung fühlte er sich krank. Er kam zum Flusse Hiranja, in der Nähe von Kuschinagara. Hier legte er sich auf einen von seinem Lieblingsjünger Ananda ausgebreiteten Teppich. Sein Leib fing von innen an zu leuchten. Er endete verklärt, als Lichtkörper, mit dem Ausspruche: «Nichts ist langwährend.» Dieser Tod Buddhas entspricht der Verklärung Jesu: «Und es begab sich nach diesen Reden bei acht Tagen, daß er zu sich nahm Petrus, Johannes und Jakobus, und ging auf einen Berg, zu beten. Und da er betete, ward die Gestalt seines Angesichts anders, und sein Kleid ward weiß und glänzte. » - In diesem Punkte endet Buddhas Lebenslauf; der wichtigste Teil im Leben Jesu aber beginnt damit: Leiden, Sterben, Auferstehung. Und es liegt das Unterscheidende des Buddha von dem Christus in dem, was nötigte, das Leben des Christus Jesus über das Buddha-Leben hinauszuführen.“ (Lit.:GA 8, S. 102ff)

Griechische und römische Mythologie

Erwähnenswert ist überdies die Namensgleichheit zu Maia, der des Nachts von Zeus geschwängerten Mutter des griechischen Götterboten Hermes. Auch eine römische Fruchtbarkeitsgöttin trägt den Namen Maia.[1]

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Commons: Queen Maya - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

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