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Islamismus

Aus AnthroWiki

Islamismus ist ein sozialwissenschaftliches Konzept, das seit den 1990er Jahren zur Charakterisierung von verschiedenen Ideologien und Bewegungen verwendet wird, die sich in einer spezifischen Weise auf den Islam berufen. Zur Frage der Abgrenzung des Begriffs „Islamismus“ von anderen Begriffen wie „Islam“, „Islamischer Fundamentalismus“ und „Politischer Islam“ existieren sehr unterschiedliche Auffassungen. Auch die Aussagekraft des Begriffs „Islamismus“ und die Frage, wann Islamismus als soziales Phänomen zum ersten Mal aufgetreten sei, werden unterschiedlich beurteilt.

Definitionen und Begriffskritik

Der deutsche Politologe Armin Pfahl-Traughber nannte 2011 in einem Dossier für die Bundeszentrale für politische Bildung folgende Punkte als typische Merkmale des Islamismus:

  1. Absolutsetzung des Islam als Lebens- und Staatsordnung
  2. Gottes- statt Volkssouveränität als Legitimationsbasis
  3. der Wunsch nach ganzheitlicher Durchdringung und Steuerung der Gesellschaft
  4. homogene und identitäre Sozialordnung im Namen des Islam
  5. Frontstellung gegen den demokratischen Verfassungsstaat
  6. Potential zu Fanatismus und Gewaltbereitschaft.[1]

Der Islamwissenschaftler Tilman Nagel (* 1942) vertrat 2005 in seinem Essay Islam oder Islamismus? Probleme einer Grenzziehung die Meinung, eine Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus sei „ohne Erkenntniswert“.[2] „Islam und Islamismus sind so lange nicht voneinander zu trennen, wie Koran und Sunna als absolut und für alle Zeiten wahr ausgegeben werden“, so Nagel. Er verwendet das Wort „Islamismus“ und setzt in seiner Argumentation den Begriff letzten Endes mit dem orthodoxen Islam gleich. Nagel argumentiert, der Islam sei von Hause aus – mit Ausnahme der Muʿtazila – fundamentalistisch.[3] „Der Islam (richtet) nicht wie das Christentum sich in einem bestehenden Staat ein, sondern (gründet) einen eigenen.“ Historisch begründet Nagel dies mit der frühislamischen Gemeinde unter Mohammed, zu der Nagel schreibt: „von Anfang an ein entschiedenes Streben nach Dominanz über alle anderen Menschenverbände eigen, eben weil es sich … als unerschütterbar wahr und endgültig richtig auffasste. Die Anwendung von Gewalt zur Selbstbehauptung und dann zur Unterwerfung anderer Gemeinschaften, die eben nicht islamische waren, ist demgemäß ein wesentliches, wenn nicht das wesentliche Merkmal der Geschichte des Wirkens Mohammeds in Medina.“[4]

Aus kultur- und sozialanthropologischer Perspektive wird argumentiert, auf den Begriff Islamismus sei wegen seiner Unschärfe zu verzichten, da gänzlich verschiedene soziale Gruppen und Individuen unter demselben –ismus eingeordnet werden: von Terroristen über demokratisch gewählte Präsidenten bis zu Personen, die einfach nur ihren Glauben praktizieren wollen.[5]

Geschichte

Vordenker im 18. Jahrhundert

In der Geschichte des Islam gab es immer wieder fundamentalistische und radikale religiöse Bewegungen, die die Gesellschaft im eigenen Land zu einer Rückbesinnung auf die Werte der Vorväter (as-Salaf as-salih, AD 610–855) bewegen wollten; sie lehnten Gewalt zur Erreichung ihrer Ziele meist ab. Dazu gehören die Wahhabiten, die im 18. Jahrhundert entstanden und deren Ideologie heute die geistige Grundlage Saudi-Arabiens darstellt. Ein weiterer wichtiger „geistiger Ahne“ ist der Damaszener Rechtsgelehrte Ibn Taimiya (1263–1328). Neu im Islamismus ist der Aufruf zur Reformierung des Islam, begonnen vor allem durch Modernisierer wie Dschamal ad-Din al-Afghani und Muhammad Abduh, die Ende des 19. Jahrhunderts die Lücke zwischen mittelalterlichem Islamverständnis und vom Westen eindringender Modernität durch eine Reformierung der Religion schließen wollten.[6]

Ausklang des 19. Jahrhunderts: Arabische Denker wollen das Islamverständnis korrigieren

Das Ende des 19. Jahrhunderts bedeutete für einen großen Teil der arabisch-islamischen Welt einen kulturellen und religiösen Niedergang. Das Osmanische Reich löste sich langsam in seine Bestandteile auf, Ägypten stand unter britischer Herrschaft. Die Zentralregierung in Konstantinopel erwies sich als unfähig, die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen des beginnenden 20. Jahrhunderts aufzugreifen. Die Sultane galten als korrupt und schlechte Vorbilder für die Muslime. Das Sultanat, das sich in seiner Legitimität theoretisch darauf stützte, das islamische Reich zusammenzuhalten und die Religion zu fördern, erwies sich in der Realität als unfähig, dieser Aufgabe Herr zu werden. Massive Schulden zwangen das Osmanische Reich, europäischen Großmächten Konzessionen und Vorteile bei Investitionen, beim Erforschen und beim Abbau von Ressourcen – etwa dem Erdöl – zuzubilligen. Ende des 19. Jahrhunderts war das Reich von Europa finanziell abhängig.

Durch die einschneidenden Transformationen, die die arabische Welt auf wirtschaftlicher und soziokultureller Ebene durchliefen, sahen sich die muslimischen Gesellschaften mit neuen Problemen konfrontiert. Der größer werdende Einfluss der europäischen Großmächte führte zum Identitätsverlust; durch Migration und Urbanisierung wurden die traditionell bedeutenden Familieneinheiten geschwächt, Industrialisierung und Individualisierung führten zu wachsender Arbeitslosigkeit und Armut. Als Antwort auf diese Probleme entwickelten muslimische Denker wie Dschamal ad-Din al-Afghani (1837–97), Muhammad Abduh (1849–1905) oder Raschid Rida (1865–1935) ein Islamverständnis, das vor allem eine Revitalisierung und Rückbesinnung auf koranische Werte und Traditionen propagierte. Würden sich die Muslime wieder wahrhaft auf ihre Religion besinnen, so würde die islamische Welt ihre alte Stärke zurückgewinnen. Die Errungenschaften der Moderne wurden dabei nicht per se abgelehnt, sondern sollten auf der Grundlage islamischer Werte in die Gesellschaften der muslimischen Welt integriert werden. Als Befürworter von technischem Fortschritt und gesellschaftspolitischer Reform werden die muslimischen Denker dieser Zeit auch als „islamische Modernisten“ bezeichnet.

Abduh und Rida verwarfen die vorherrschenden Vorstellungen der konservativ-traditionellen Rechtsgelehrten (Ulama), die zu jener Zeit vornehmlich als Instrumente der Regierung wahrgenommen wurden. Die islamischen Modernisten lehnten jede Veränderung der islamischen Lehre im engsten Sinne nach 855 ab, darunter die verschiedenen islamischen Rechtsschulen (Madhhab), die sie alle als Abkehr von der wahren islamischen Lehre betrachteten.

Beginnendes 20. Jahrhundert: Eine Ideologie wird Teil des Systems

Die modernen islamistischen Bewegungen im engeren Sinne entwickelten sich in den 1920er und 30er Jahren. Die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert verwüsteten viele Teile des Nahen und Mittleren Ostens. Das Osmanische Reich wurde 1923 aufgelöst, wenig später erklärte Mustafa Kemal Atatürk das Sultanat sowie das Kalifat für abgeschafft. Während europäische Kräfte in Technik, Wissenschaft und vielem anderen den neuen Kolonien und Protektoraten weit überlegen schienen, hatte die alteingesessene Orthodoxie im Islam, vor allem in den Akademien von Al-Azhar, der Moderne nichts entgegenzusetzen. Vor diesem Hintergrund gewannen die Ideen der Modernisten weiter an Bedeutung.[7][8]

Die Überreste des Osmanischen Reiches wurden von den Siegermächten des Ersten Weltkrieges, Großbritannien und Frankreich, in Nationalstaaten geteilt, von denen viele unter Mandaten von Europa aus regiert wurden. Diese Zeit wird von islamischen Historikern als Zeit großer Demütigung gesehen, nicht nur des Islams als religiöser Lehre, sondern der gesamten arabischen/islamischen Zivilisation als solcher. Nach Erlangung der Unabhängigkeit wurden in vielen der ehemaligen Mandatsstaaten säkulare oder monarchische Staatsstrukturen installiert bzw. implantiert, die den traditionellen religiösen Überzeugungen der Bevölkerungen oftmals keine Rechnung trugen.

In diesen Zeiten des Umbruchs entwickelte sich eine neue, politisch orientierte Denkschule, die den Islam als Grundlage einer idealen Gesellschaft verfocht: Bis heute maßgeblich ist etwa die 1928 von dem ehemaligen Lehrer Hasan al-Bannā (1906–1949) in Ägypten gegründete Muslimbruderschaft (Al-Ikhwan al-Muslimun). Die Muslimbruderschaft kritisierte die als „dekadent“ verachtete Monarchie, die von Großbritannien installiert worden sei, sowie den Werteverfall als Konsequenz des kulturellen Niedergangs in Ägypten. Sie suchte die religiösen Dogmen wiederherzustellen und parallel alle Probleme der islamischen Länder mittels der islamischen Ordnung zu lösen. Der britische Einfluss im Land, der de facto noch bis 1952 anhielt, galt den Islamisten als Neokolonialismus, der bekämpft werden müsse.[7]

Der in Indien und (ab 1947) in Pakistan wirkende Sayyid Abul Ala Maududi (1903–1979) mit seiner 1941 gegründeten Kaderpartei Jamaat-e-Islami übte ebenfalls einen bedeutenden Einfluss auf den modernen Islamismus aus. In Iran entstand eine von der schiitischen Imamatslehre geprägte Sonderform des islamischen Fundamentalismus. Unter der Führung des Ayatollah Ruhollah Chomeini (1906–1989) wurde nach der islamischen Revolution im Jahr 1979 eine Regierung auf Grundlage einer Form des schiitischen Fundamentalismus installiert. Der nun wachsende Panislamismus und der ihn begleitende Revolutionsexport der Islamischen Revolution aus dem Iran stärkte auch geistig die verschiedenen islamistischen Bewegungen in vielen Ländern.

Nach dem Sechstagekrieg: Der Islamismus ersetzt den Nationalismus

Eine weitere wichtige Phase für die Entwicklung des Islamismus stellt der Sechstagekrieg von 1967 und die Zeit unmittelbar danach dar. Die bis dahin vorherrschende Ideologie des arabischen Nationalismus erschöpfte sich in dem von den arabischen Staaten als demütigende Niederlage betrachteten Krieg gegen Israel. Islamismus wurde eine akzeptable Alternative für viele, die, vom arabischen Nationalismus und Sozialismus enttäuscht, nach einer ideologischen Ergänzung suchten. Viele arabische Herrscher gaben den Islamisten Privilegien, um damit den Einfluss von Nationalisten und Panarabisten zu begrenzen und um die Unzufriedenheit der Bevölkerung abzufedern. Sie erreichten damit die Eingrenzung demokratischer Rechte und konnten so den Forderungen nach demokratischen Veränderungen entgegenwirken. Die iranische Revolution 1979, obgleich von Schiiten getragen, wurde in der ganzen islamischen Welt zum Symbol und Beispiel eines lebensfähigen islamischen Staates.[9]

In den 1960er-Jahren gewannen auch radikale Islamisten (zum Beispiel Sayyid Qutb) Einfluss, die die Gegenwart als Wiederkehr der „Dschahiliya“ (Zeit der Unwissenheit) verstanden. Es sei eine Pflicht der Muslime, dem Gesetz Gottes mittels Dschihad in den islamischen Staaten wieder zur Geltung zu verhelfen. Der Niedergang des arabischen Sozialismus, zahlreicher monarchischer Regime und des panarabischen Nationalismus führte zur Entstehung neuer islamistischer Gruppen in der arabischen Welt.

Golf-Kriege 1980–1988, 1990/91 und 2003

Die verschiedenen Golf-Kriege schafften ein weiteres politisches Vakuum in zahlreichen arabischen Ländern, welche die meist undemokratischen Regierungen mit keiner eigenen Ideologie ausgleichen konnten. Staaten wie Saudi-Arabien, die sich in ihrer Legitimität unter anderem auf religiöse Autorität berufen und die den Verlust an Glaubwürdigkeit in der eigenen Bevölkerung nach dem ersten Golfkrieg noch immer auszugleichen versuchen, finanzieren außerdem viele muslimische Vereinigungen in verschiedenen Teilen der Welt, von denen wiederum viele islamistische Gesinnungen teilen. Gleichzeitig verschärften sich auch Konflikte jeweils zwischen Muslimen: So kämpften im Krieg zwischen Iran und Irak sowie im Krieg Irak gegen Kuwait Muslime gegen Muslime. Infolgedessen mehrten sich die Forderungen, in religiöser Einheit zu leben anstatt sich zu bekämpfen. Die Grenzen religiös begründeter Bruderschaft wurden nirgends so deutlich wie in diesen Kriegen.[10]

Einer der schärfsten Kritiker der Islamisten in dieser Zeit war der ägyptische Jurist Muhammad Saʿīd al-ʿAschmāwī, Mitglied des ägyptischen Staatsrats und zeitweise Vorsitzender des Staatssicherheitsgerichts. Er warf den Islamisten in seiner 1987 veröffentlichten Schrift „Der politische Islam“ (al-Islām as-siyāsī) vor, sie strebten die Errichtung einer faschistischen Diktatur im Gewand der Religion an.[11]

Radikalisierung in den 1990er Jahren

In den 1990er Jahren radikalisierten sich zahlreiche Islamistengruppen. Während sich arabischer Terror in den 70er und 80er Jahren vornehmlich auf den israelisch-palästinensischen Konflikt konzentrierte, erwuchs der radikale Islamismus der 90er Jahre zur Ideologie extremistischer, teils terroristische Gruppen wie al-Qaida („Die Basis“), insbesondere in Saudi-Arabien, Afghanistan, Pakistan und Bosnien. Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern verschärfte sich.

Gleichzeitig findet in vielen islamischen Gemeinschaften eine graduelle Re-Islamisierung statt, die in Europa zu Disputen wie dem Kopftuchstreit und den Mohammed-Karikaturen führte. Der moderne Islamismus bedient sich unterschiedlicher Mittel: auch innerhalb der Familie durch ein an islamischen Grundsätzen orientiertes Leben, mittels Werbung für den Islam (Daʿwa), durch das Streben nach allen rechtlichen Möglichkeiten für den Islam, durch Literaturverbreitung, durch den Unterhalt sozialer Einrichtungen oder den Bau von Moscheen.

Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter titulierte den Islamismus als den „Faschismus des 21. Jahrhunderts“, den er mit Terrorismus gleichsetzt: „Nach dem linken Faschismus der Sowjets, nach dem rechten Faschismus der Nazis, ist der Islamismus der Faschismus des 21. Jahrhunderts.“[12] Insbesondere seit den Anschlägen vom 11. September 2001 und der zunehmenden Entwicklung des iranischen Regimes in eine totalitäre Diktatur finden daher kontroverse Neologismen wie Islamfaschismus in Bezug auf das Phänomen des Islamismus zunehmend Verbreitung. Die Debatte bedeutet eine zunehmende Politisierung des Begriffs, auch in Europa.

Ideologie

Innerhalb des Islamismus existieren verschiedene und zum Teil entgegengesetzte Strömungen, darunter der Fundamentalismus, der islamische Neofundamentalismus und die Salafiyya. Einzelne Gruppen sind außerdem beeinflusst durch orthodox-fundamentalistische Bewegungen wie den saudischen Wahhabismus und die pakistanische Ahl-i Hadith.[13]

Hauptmerkmale

Die Lehren der islamistischen Strömungen in den verschiedenen Ländern der islamischen Welt unterscheiden sich teilweise stark voneinander. Dies ist insbesondere dem Einfluss von landes- oder konfessionsspezifischen Traditionen geschuldet, wie ein Vergleich von islamischen Parteien in den Ländern des Mittleren Ostens und Südostasiens sichtbar macht. Trotzdem lassen sich gewisse Konstanten islamistischen Gedankengutes ausmachen. Dazu gehören:

1. Islam als Referenzquelle für alle Aspekte des Lebens: Religion, Politik, Wirtschaft, Recht, Umgang zwischen Mann und Frau, Bildung und Erziehung.

“Islam is a comprehensive system which deals with all spheres of life. It is a country and homeland or a government and a nation. It is conduct and power or mercy and justice. It is a culture and a law or knowledge and jurisprudence. It is material and wealth or gain and prosperity. It is Jihad and a call or army and a cause. And finally, it is true belief and correct worship.”

Hasan al-Banna: The Message of the Teachings[14]

2. Der Aufruf zur Rückkehr zum „wahren“ Islam, dem des Koran und der Sunna, sowie oftmals die Weigerung, das von der sunnitischen Orthodoxie gepredigte Ende des Ijtihad anzuerkennen. Leben und Handeln der umgebenden Muslime wird als unislamisch und von falscher Religiosität geprägt gesehen.

3. Infolgedessen Ablehnung des taqlid, d. h. religiöser und kultureller Traditionen, die Islamisten als Verfälschung der wahren Lehre des Islams ansehen. Dem Salafismus folgend soll die Religion von allem ihr Fremden gereinigt und zum wahren Glauben der frommen Vorväter zurückgeführt werden.

4. Aufruf zur politischen und religiösen Einheit zwischen allen Muslimen (Panislamismus), der umma. Wichtige Aktivitätsfelder islamistischer Gruppen sind daher Aufrufe zur Solidarität mit Muslimen in aller Welt, besonders den Palästinensern und gegenwärtig den Irakern, beides Völker, die nach islamistischer Auffassung von einem ungläubigen Feind unterdrückt werden.

5. Staatlichkeit der Religion. Der Koran selbst sowie der Prophet Mohammed kannten keinen weltlichen Staat und keine Nationalität, genauso wenig die Kalifate und Sultanate, in denen sich ein Nationalgefühl erst Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte. Der Sinn eines Staates in seiner übergeordneten Form ist daher nicht die Beherrschung eines bestimmten Volkes, sondern die Umsetzung des göttlichen Gesetzes, der Scharia für alle Gläubigen sowie in der ganzen Welt. Nach Überzeugung des Islamismus kann die richtige Ausübung des Glaubens nur durch einen islamischen Staat garantiert werden, der auf den Gesetzen aus Koran und Sunna basiert. Das genaue Staatssystem ist umstritten, nur noch wenige islamistische Gruppen wollen nur ein Kalifat anerkennen, viele dagegen berufen sich auf verschiedene Systeme, die sich auf das Prinzip der shura (Konsultation des Herrschers mit der Bevölkerung) gründen. Essentiell bleibt, dass der Souverän im islamischen Staatssystem Gott ist, nicht das Volk.

6. Widerstand gegenüber jeglicher fremder, nicht-islamischer Einmischung, Kontrolle, oder Fremdregierung durch das nicht-muslimische Ausland. Muslimische Länder dürfen nur von Muslimen regiert werden. Viele islamistische Bewegungen gründen sich auf politischen Widerstand gegenüber einer Besatzungsmacht, zum Beispiel in den Palästinensergebieten und dem Libanon.

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen moderatem Islamismus und radikalem bzw. gewaltbereitem Islamismus, mit zahlreichen Strömungen, die sich zwischen den beiden Kategorien befinden. Radikale Gruppen gehören ebenso in die Kategorie „Islamisten“ wie moderate Akteure, die es anstreben, den Islam zur Richtschnur des sozialen und politischen Verhaltens zu machen. Islamistische Parteien und Interessengruppen weisen daher sehr unterschiedliche Ziele auf – moderate islamistische Aktivisten lehnen Gewalt, religiöse Führer radikaler Gruppen sowie die Einschränkung mancher persönlichen Freiheiten oft entschieden ab. Auch ist auf die Unterscheidung zwischen islamistischen und islamischen bzw. muslimischen Gruppen und Parteien zu achten. „Muslimische“ Gruppen und Parteien existieren ebenfalls, heben sich aber von Islamisten dadurch ab, dass sie sich nicht für eine Politisierung der Religion einsetzen. Sie fallen nicht automatisch in die Kategorie „islamistisch“.

Islamismus und Demokratie

Da die Ideologien des Islamismus einen starken Bezug zu einer Form von islamischen Staat, Legislatur, und Exekutive besitzen, ist das Thema der Staatsform eines islamischen Staates in jeder islamistischen Ideologie zentral. Die Meinungen hierzu gehen jedoch auseinander.

Argumente gegen die Demokratie als Staatsform basieren auf der Annahme, dass die Demokratie als Ideologie selbst den theologischen Grundsätzen des Islam entgegenstehe: zentral ist die Betonung von der Souveränität Gottes (hukm illah oder hakimiyyat lillah bei Abu l-Aʿlā al-Maududi und Sayyid Qutb), was jede Form einer Souveränität des Volkes ausschließt. Diese Denkschule begründet sich vor allem auf den Werken Maududis und Sayyid Qutbs. Ayman Dhawahiri betrachtet die Demokratie als shirk-u-billah, der Beistellung anderer Götter neben Gott,[15][16] die dschihadistische Gruppierung Hizb ut-Tahrir bezeichnet die Demokratie als nizam-u-kufr, ein System der Blasphemie. Es sei für Muslime haram, nach einer Demokratie zu rufen oder darin teilzuhaben.[15][17] Demokratische Systeme werden außerdem als un-islamisch angesehen, weil die öffentlichen Freiheiten zu im Islam verbotenen Handlungen führen würden, zum Beispiel moralisch verwerfliches Verhalten wie Prostitution.[15][17]

Dagegen steht ein entgegengesetzter Trend, dem sich u. a. die von Rachid al-Ghannouchi geführte tunesische islamistische Ennahda-Partei, der fundamentalistische Politiker Hasan at-Turabi und Teile der ägyptischen und jordanischen Muslimbruderschaft anschließen. Dieser Trend betrachtet die Demokratie als dem Islam naheliegende Struktur zur Kontrolle der Regierung. Al-Ghannouchi und andere basieren diese Auslegung auf die dem Islam eigene Idee der Schūrā, einem Mechanismus in dem der Herrscher sich mit dem Volk bzw. den Rechtsgelehrten abstimmt. Ghanouchi betrachtet die Demokratie, wenn auch nicht in ihrer säkularen Form, als geeigneten Mechanismus, um Despotismus zu unterbinden und sicherzustellen, dass die Scharia, das islamische Gesetz wirklich angewendet wird. Er versteht das Prinzip der Souveränität Gottes als Grundprinzip, das den Herrscher dazu auffordert, nicht despotisch und eigenmächtig zu regieren, da die wirkliche Gerichtsgewalt bei Gott liege.[15][18]

Nach einer Einschätzung der Bundeszentrale für politische Bildung ist der politische Islamismus kaum mit dem demokratischen Verfassungsstaat in Einklang zu bringen. Der von Islamisten erhobene Geltungsanspruch des göttlichen Rechts widerspräche dem Prinzip der Volkssouveränität.[19]

Weitere Ideologeme zu Staat und Gesellschaft

Religiöse Minderheiten

Da dem Islam (wie auch dem Islamismus) eine direkte Zwangsmissionierung fremd ist, werden religiöse Minderheiten, sofern sie zu den Buchreligionen (wie Christen, Juden, etc.) gehören, vom Staat beschützt (Dhimmi-Status). Islamistische Gruppen unterscheiden sich in ihren Vorstellungen eines solchen „Schutzes“; Viele wollen Minderheiten die volle Ausübung ihrer Religion erlauben, andere wollen die öffentliche Ausübung des Glaubens einschränken. In den meisten islamistischen Ideologien würden Andersgläubige weitgehend die gleichen Rechte wie Muslime genießen, allerdings wären sie von bestimmten politischen Ämtern und dem Tragen von Waffen ausgeschlossen und hätten anstelle der für Muslime obligatorischen Zakatsteuer eine spezielle Kopfsteuer („Dschizya“) zu bezahlen.[7]

Frauenbild

Das Bild der Frau in islamistischen Ideologien ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Die grundlegende Auffassung der meisten Islamistengruppen besteht darin, die Frau zuerst in ihrer häuslichen Umgebung zu sehen, politische und religiöse Aktivität, Arbeit und Unterhaltung sind ihnen jedoch nicht verboten sofern sich solche Aktivitäten mit der Familie vereinbaren lassen. Viele islamistische Organisationen und Parteien haben parallele Frauenkomitees und Vereine, in denen Frauen politisch aktiv werden können. Dies verdeutlicht, dass das Bild der Frau im Islamismus weder einheitlich noch eindimensional ist. Viele Islamisten sehen sich daher sogar als Reformer, die Frauen vor veralteten Traditionen schützen, die in ihrer Essenz unislamisch sind. Andere Gruppen dagegen lehnen Frauen in der Öffentlichkeit ab und predigen ein patriarchalisches Frauenbild.

Verhältnis von Islamisten untereinander

Sunnitischer und schiitischer Islamismus unterscheiden sich stark, die Auffassungen des jeweils anderen werden oft nicht anerkannt. Diese Divergenzen zeigen sich nicht zuletzt in Bezug auf das Thema Meinungsfreiheit. Im Allgemeinen sind Konzepte wie Respekt, Höflichkeit, Moral und Gottesfurcht in islamistischer Vorstellung von großer Bedeutung. In Konsequenz kann dies dazu führen, dass sie die Meinungsfreiheit – in ihrem eigenen Land – zur Wahrung und zum Schutz dieser Konzepte begrenzen möchten.

Einflüsse, Formen und Strömungen

Salafismus

Hauptartikel: Salafiyya

Der Salafismus bezeichnet eine Strömung im modernen islamischen Denken, die eine Rückkehr zum ursprünglichen Islam der frommen Vorväter, dem Propheten Mohammed sowie den vier rechtgeleiteten Kalifen fordert. Die Strömung wird allgemein als eine Entwicklung des 19. Jahrhunderts verstanden, das als Reaktion auf den wachsenden europäischen Einfluss im Osmanischen Reich und die wachsende Schwäche des Sultanats entstand. Der Salafismus lehnt mit als erster Trend im Islam die Tradition der Ulama ab, wie auch kulturelle Einflüsse, den Sufismus, und fordert eine Wiederaufnahme des Idschtihad, die individuelle Interpretation der Texte des Islam. Der Salafismus ist ein Trend, der auf Denkern beruht, die nicht notwendigerweise eine klerikale Ausbildung besitzen. Als Väter des Salafismus werden u.a. Dschamal ad-Din al-Afghani (1838–1897), Muhammad Abduh (1849–1905), sowie Raschid Rida (1865–1935) betrachtet.[20] Der Salafismus kann als einflussreiche Strömung und Vorläufer des späteren Islamismus betrachtet werden.

Fundamentalismus/Neofundamentalismus

Siehe auch: Fundamentalismus, Neofundamentalismus (Islam)

Der Begriff Fundamentalismus wird im Volksmund in Verbindung mit dem Islam oftmals mit dem Islamismus per se gleichgestellt; in akademischer Literatur werden beide Begriffe jedoch getrennt. Traditionell bezeichnet der Begriff die Gelehrten der ʿilm al-uṣūl, der Wissenschaft, die sich mit dem Studium der Fundamente der islamischen Jurisprudenz (Fiqh فقه) befasst.

Der französische Islamwissenschaftler Olivier Roy charakterisiert den islamischen Fundamentalismus vor allem als Denkweise innerhalb des Islam, die der religiösen Orthodoxie der Geistlichen (ulama) gegenübersteht. Im Gegensatz zum Islamismus versteht sich der Fundamentalismus jedoch hauptsächlich als Bewegung, die die Bevölkerung selbst, und nicht zuerst den Staat verändern will. Die Islamisierung der Gesellschaft nimmt daher Priorität über politischen Aktivismus.[21] Der islamische Fundamentalismus bzw. Neofundamentalismus ist nach Roys Definition konservativ, vertritt daher wenig Frauenrechte, was im starken Kontrast zu den meisten islamistischen Gruppen steht, und sieht die Einführung der Scharia als wichtigen Angelpunkt für eine erfolgreiche Islamisierung der Gesellschaft. Die Form der Regierung dagegen wird als weniger wichtig angesehen als die Einhaltung religiösen Rechts selbst.[22]

Der angloamerikanische Historiker Bernard Lewis bezeichnet die Anwendung des Begriffs Fundamentalismus auf den Islam als unglücklich und irreführend, da er ursprünglich auf das Christentum angewendet wurde. Dort bezeichnet er zumeist protestantische Strömungen, die den göttlichen Ursprung und die Unfehlbarkeit der Bibel verfechten. Auf den Islam ließe sich dieses Konzept, so Lewis weiter, jedoch nicht anwenden, da der Glaube an den göttlichen Ursprung des Koran zu den Grundfesten der Religion gehört und daher jeder Muslim dem Wortsinne nach ein Fundamentalist sei. Ähnlich spricht Abdelwahab Meddeb davon, dass die Keime des Islamismus bereits im koranischen Text enthalten seien. Ihm zufolge wäre es sehr viel einfacher, wenn es diese islamistische Lektüre des Korans nicht gäbe.

Diesen Ansichten stehen Islamwissenschaftler wie Gilles Kepel sowie Olivier Roy entgegen, die Bernard Lewis und anderen ein eindimensionales und essentialistisches Weltbild des Islam vorwerfen.[23]

Der islamische Fundamentalismus ist, der dominierenden öffentlichen Meinung zufolge, politisch und nicht religiös bedingt. Er ist ein Objekt der Sicherheitspolitik. Es handelt „sich beim islamischen Fundamentalismus um eine politische Bewegung, die die Religion für nichtreligiöse Belange instrumentalisiert und missbraucht.“[24]

Volker von Prittwitz, Professor für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin (Otto-Suhr-Institut), schrieb 2002 einen Aufsatz ‚Zivile oder herrschaftliche Religion? – Fundamentalismus, Religionsfreiheit und die Verantwortung des zivilen Staates‘. Darin untersucht er unter anderem die Frage, ob Fundamentalismus eine „Politisch verfälschte Religion“ ist.[25]

Islamisten an der Regierung

Es existieren mehrere offiziell islamische Staaten. → Hauptartikel Islamische Republik

Der Iran und Saudi-Arabien funktionieren auf einer grundsätzlich unterschiedlichen politischen Grundlage und divergieren auch in Bezug auf ihre historische Entwicklung und der jeweiligen Staatsreligion (Iran: Zwölferschia; Saudi-Arabien: sunnitisch Islam).

Siehe auch:

Islamistisch orientierte Parteien nehmen in zahlreichen arabischen Staaten an Wahlen teil und haben Parlamentssitze, so in Marokko, Jordanien, und dem Jemen. Der Arabische Frühling ermöglichte ab Anfang 2011 Regierungsbildungen in vielen nordafrikanischen Ländern, die zuvor mehr oder weniger diktatorisch regiert waren, zum Beispiel in Ägypten, Algerien, Libyen und Tunesien.

Hauptartikel Arabischer Frühling

Islamismus-Diskussion

Die Diskussion unter Muslimen bezüglich der Rolle von Staat und Religion ist so alt wie die Religion des Islam. Der Koran wird von Muslimen als vollendete Offenbarung betrachtet, der alle Regeln für das Zusammenleben der Menschen enthält. Erläutert und erweitert werden diese Regeln in der Sunna bzw. der Hadithe, den Überlieferungen über das Leben und die Auffassungen des Propheten Mohammed. Da der Koran diese Regeln enthält, benötigt die muslimische Umma kein menschgemachtes Recht in all jenen Rechtsfragen, die schon im Koran und in der Hadithe geregelt sind. Für Anhänger von islamistischen, fundamentalistischen und religiös konservativen Denkschulen verbietet sich deswegen jegliches menschgemachtes Recht in diesen Bereichen – der Mensch dürfe nicht versuchen, es Gott gleich oder sogar besser als er zu tun, indem er Gottes Gesetze ignoriere und eigene Gesetze schaffe. Solche Gesetze werden als Ursache für viele „Missverhältnisse“ und „Übel“ der gegenwärtigen Gesellschaften gesehen. Eine Rückkehr zu den göttlichen Gesetzen verspricht für Islamisten eine Verbesserung der Verhältnisse.

Kontrovers sind vor allem die Themenbereiche Muslime im nicht-muslimischen Ausland, Frauen sowie die tatsächliche Form eines islamischen Staates, in dem ja auch nicht-muslimische Minderheiten (Dhimmis) leben. Islamische bzw. islamistische Parteien und Interessensgruppen vertreten daher sehr unterschiedliche Standpunkte, angefangen von moderaten Gesetzesänderungen in nur wenigen, essentiellen Bereichen wie dem Familienrecht, bis hin zum totalitären theokratischen Staat. Auch finden sich starke Unterschiede zwischen Sunniten und Schiiten: Sunniten betrachten die Herrschaft von Menschen als legitim vor Gott, der orthodoxe Schiitismus kann sich dagegen keine menschliche Herrschaft auf der Erde vor Wiedererscheinen des Mahdi vorstellen. Gebrochen mit dieser Tradition hat Ayatollah Khomeini nach der Revolution von 1979, als er argumentierte, dass eine weltliche Herrschaft des obersten religiösen Juristen von Gott als legitim betrachtet wird, solange der Mahdi noch nicht wieder erschienen ist.

Problematisch ist auch die Einschätzung radikaler Islamisten bzw. deren Bedrohungspotential. Während einige der islamistischen Gruppierungen und ihre Anhänger nicht militärisch sind, gibt es andere, die radikal in ihren Auslegungen und Handlungen sind und die Gewalt zur Durchsetzung befürworten. Besonders die Frage, wie Muslime in nicht-muslimischen Ländern, wie zum Beispiel in Europa, leben sollen, ist von Seiten der Imame und Rechtsgelehrten des Islam nicht eindeutig festgelegt. Radikale Vereine nutzen diese Unklarheit. In den Ländern, in denen muslimische Minderheiten leben, existiert deswegen eine lebhafte Debatte darüber, wie man das Bedrohungspotential der Islamisten untersuchen kann. Probleme entstehen hierbei durch Sprachbarrieren und der selbstgewählten Abschottung der islamistischen Gruppierungen. Gewissheit über die tatsächlichen Absichten von radikalen Gruppen zu erhalten erweist sich oft als schwierig.

Islamismus in Europa

Deutschland

In Deutschland lebten 2007 etwa 3,5 Millionen Muslime. Laut Verfassungsschutz hat sich davon ca. 1 Prozent islamistischen, d. h. islam-politischen Organisationen mit radikalen Überzeugungen angeschlossen. Das entspricht ca. 32.100 Personen, die im Jahre 2005 Anhänger islamistischer Gruppierungen waren. Davon sind 27.200 türkischer und 3.350 arabischer Herkunft. Deutschland gilt vor allem als Ruheraum für potenzielle islamische Terroristen.[26] Manche Politiker fordern ein schärferes Vorgehen gegen islamistische Straftäter. Der Nachweis eindeutiger Absichten sowie die Abwägung zwischen Meinungsfreiheit und Gefährdung der Öffentlichkeit erweist sich jedoch als schwierig. Häufig sind islamistische Straftäter zwar nicht-deutscher Herkunft, haben aber die deutsche Staatsbürgerschaft inne.

2004:[27] Protokoll 42, Öffentliche Anhörung am 20. September 2004.

Die Welt referierte 2008 Daten aus einer an der Universität Hamburg durchgeführten Studie vom Dezember 2007, die allerdings „mit Vorsicht zu genießen“ seien: Demnach

„lehnen ca. 14 Prozent der muslimischen Bevölkerung die deutsche Demokratie ab und bevorzugen islamisches Scharia-Recht. Diese Gruppe hält auch politisch-religiös motivierte Gewalt für legitim. Bei muslimischen Schülerinnen und Schülern steigt die Rate auf 29,2 Prozent, bei den Studierenden sind es – unter Einbeziehung von antisemitischen oder antichristlichen Vorurteilen – 16,4 Prozent.[28]

Im Jahr 2012 riefen Islamisten zu Mordanschlägen in Deutschland auf, nachdem ein angeblich deutscher Schauspieler in einem umstrittenen Mohammed-Film zu sehen gewesen sein soll.[29]

Laut dem Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2012 gibt es 42.500 Islamisten in Deutschland. Davon sind zirka 1000 gewaltbereite Personen und zirka 130 Personen, „die besondere Sorge machen und rund um die Uhr beobachtet werden“.[30]

Die wichtigsten islamistischen Gruppierungen der letzten Jahre in Deutschland

  • Die „islamisch-‚fundamentalistische‘“ (Udo Steinbach[31]) „Vereinigung der Neuen Weltsicht“ entstand 1976 unter einem anderen Namen, sie heißt seit 1995 „Islamische Gemeinschaft Millî Görüş“. Ihr Name geht auf ein Buch des türkischen Politikers Necmettin Erbakan zurück. Gemeint ist damit „‚eine politische Perspektive im Hinblick auf die Errichtung einer Islamischen Republik Türkei‘“[31], die nicht mit gewaltsamen Mitteln angestrebt wird. Fernziel ist aber die weltweite Islamisierung im Sinne eines „rückwärtsgewandten und doktrinären Islamverständnisses“[31]. Die Vereinigung hatte 1996 über 30.000 Mitglieder und war zu diesem Zeitpunkt der am schnellsten wachsende türkische Verband in Deutschland. Bemerkenswert ist ihre erhebliche Finanzkraft; es wird gemutmaßt, dass diese auch auf Unterstützung von radikal-islamischen Staaten beruht[31].
  • Die rund 800 Anhänger der im Dezember 2001 verbotenen fundamentalistischen Vereinigung Kalifatstaat von Metin Kaplan, deren Anhänger sich aus radikalisierten IGMG-Anhängern rekrutierten,[34] bekämpften die freiheitlich-demokratische Grundordnung und strebten die weltweite Herrschaft des Islam an. Ihr Führer, der „Kalif von Köln“, forderte die Wiedereinführung der islamischen Rechtsordnung in der Türkei sowie die Islamisierung Deutschlands. Im Jahr 2000 wurde Metin Kaplan wegen einer (befolgten) Mordanweisung gegen einen Widersacher in Deutschland zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt und am 12. Oktober 2004 nach langer Diskussion in die Türkei abgeschoben, wo er seitdem eine lebenslange Haftstrafe verbüßt.
  • Die Islamische Gemeinschaft in Deutschland e. V. (IGD), die 1963 aus der drei Jahre zuvor gegründeten Moscheebaukomission des Islamischen Zentrums in München entstanden ist, steht der ägyptischen Muslimbruderschaft nahe. Ihr erster Präsident Said Ramadan, Schwiegersohn von Hassan al-Banna, dem Begründer der Muslimbruderschaft, war zudem Gründungsmitglied der von Saudi-Arabien finanzierten Islamischen Weltliga. Seitdem sind die Wege der Muslimbruderschaft und Saudi-Arabiens eng miteinander verwoben. Mit den Jahren entstanden weitere islamische Zentren verteilt in der gesamten Bundesrepublik Deutschland. Das islamische Zentrum in Aachen (IZA), das von dem Syrer und Angehörigen der dortigen Muslimbruderschaft Isaam al-Attar gegründet wurde, sagte sich bereits 1981 von der IGD los. Dafür ist das IZA zusammen mit der IGD und den anderen Islamischen Zentren Mitglied im Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD), der zeitweilig von dem saudischen Gynäkologen und Mitglied im Vorstand der Aachener Bilal-Moschee des IZA, Nadeem Elyas, geleitet wurde. Zum IZA wie zur Islamischen Universität Medina unterhielten Christian Ganczarski, der beschuldigt wird, Hintermann für das Attentat auf der tunesischen Insel Djerba zu sein. Muhammad Aman Herbert Hobohm, Geschäftsführer der saudi-arabischen König-Fahd-Akademie in Bonn, ist ebenfalls Mitglied im ZMD. In einer gemeinsamen Publikationsreihe des IZ München und der IGD offenbart sich ein fundamentalistisches Gedankengut, das zwischen Muslimbruderschaft und Wahhabismus oszilliert. Es offenbart eine militant antisäkulare Haltung, befürwortet den Eroberungsdschihad, die Notwendigkeit der Wiedereinführung einer unreformierten Scharia und der archaischen Haddstrafen (Abhacken der Hand des Diebes und Steinigung des Ehebrechers).[35]
  • Extrem gewaltbereit sind die 200 Mitglieder der Islamisten-Partei Hizb ut-Tahrir (Partei der islamischen Befreiung). Die straff organisierte Gruppe strebt eine Vereinigung aller Moslems in einem Gottesstaat an. Ihr Hauptfeind ist Israel. 2003 wurde die Organisation in Deutschland verboten. Sie agiert aber immer noch. Insbesondere versucht sie unter muslimischen Studenten Anhänger zu gewinnen.

Schweiz

In der Schweiz leben etwa 310.000 vorwiegend sunnitische Muslime (4,26 % der Bevölkerung), 40.000 von ihnen sind Schweizer Staatsbürger. 10 bis 15 Prozent von ihnen sind praktizierende Moslems.[36] Die Zahl der militanten Islamisten in der Schweiz wird von Experten auf 3000 geschätzt.[37]

Einer der bekanntesten Islamisten der Schweiz war der Konvertit Ahmed Huber.

Im Juni 2007 verurteilte das Bundesgericht die marokkanischstämmige Belgierin und Islamistin Malika El Aroud, die auch Witwe des Mörders von Ahmad Schah Massoud, Dahmane Abd el-Sattar ist und ihren zweiten Ehemann Moez Garsallaoui wegen Terrorpropaganda im Internet. Die aus der schweizerischen Gemeinde Düdingen betriebene Internetseite verbreite Informationen über den Bau von Bomben und Hinrichtungsvideos.[38]

Seit der Gründung des Vereines Islamischer Zentralrat Schweiz IZRS sind u.a. die Konvertiten Nicolas Blancho, Qaasim Illi und dessen Frau Nora Illi in den Medien präsent. Der Verein und die Personen stehen nach verschiedenen Vorkommnissen unter Beobachtung.[39]

Großbritannien

Bei einer Gesamtbevölkerung von 60  Millionen Einwohnern leben in Großbritannien ca. 1,6 Millionen Muslime. Ballungsgebiete sind vor allem Bradford, Oldham, Burnley, Leicester, Birmingham und die Hauptstadt London. Zusammen mit einer großen Zahl anderer nicht-muslimischer Einwanderer stellen diese Ballungsgebiete oft soziale Brennpunkte dar. Unter anderem kamen alle Attentäter des 7. Juli aus Bradford und waren britische Staatsbürger.

Das gesellschaftliche Klima hat seit diesen Anschlägen stark verändert. Die Behörden in Großbritannien praktizieren traditionell große Toleranz in Fragen der Freiheit der Meinungsäußerung, allerdings verschärft sich der Ton, zum Beispiel indem die Regierung Universitäten nun offiziell auffordert, muslimische Studenten „aufmerksam zu beobachten“. Schon in den 1990er Jahren wurden vereinzelt Stimmen laut, die mit Bezug auf die große Anzahl an fundamentalistischen Muslimen in Großbritannien von „Eurabien“ oder „Londonistan“ sprechen und London nicht nur als europäische, sondern auch als muslimische Kulturhauptstadt beschreiben.[40] Eine wichtige Intention junger, äußerlich ihrer britischen Heimat angepasster Anhänger dieser islamistischen Theologie ist das Gefühl, für die Erschaffung eines revolutionären Staates zu kämpfen, der am Ende der ganzen Welt die Gerechtigkeit des Islam bringen wird.[41]

Einzelne britische Moscheen sind seit längerem Treffpunkt für den Austausch unter gleichgesinnten Islamisten. So empfiehlt beispielsweise der Londoner Imam Omar Bakri Muhammad, Anführer der radikalen Sekte Al Muhajiroum, als einzige Form der Auseinandersetzung mit nichtmuslimischen Gesellschaften weiterhin den Dschihad und äußerte sich mehrfach lobend über terroristische Anschläge gegen die USA, Israel und andere westliche Staaten. Nach den Anschlägen verließ er Großbritannien in Richtung Libanon, wo er im November 2010 unter Terrorverdacht festgenommen wurde. Lange Zeit durfte auch der an der Nord-Finsbury-Park-Moschee predigende Scheich Abu Hamza al-Masri etlichen später als Terroristen und Al-Qaida-Kader entlarvten Islamisten Anweisungen für ihre Missionen geben, bevor er auf Druck der Vereinigten Staaten festgenommen wurde. Im Oktober 2012 wurde al-Masri in die USA ausgewiesen. Einer Meldung der britischen Presse vom August 2007 zufolge sympathisieren etwa 20 Prozent der britischen Muslime, so Haras Rafiq, ein Berater des damaligen britischen Premiers Gordon Brown, mit militanten Islamisten und bis zu 9 Prozent sogar mit Selbstmordattentätern. Beim derzeitigen Bevölkerungsanteil von 1,6 Millionen Muslimen wären dies immerhin 144.000 den Terrorismus unterstützende Personen.[42]

Frankreich

In Frankreich leben annähernd sechs Millionen Muslime, die überwiegend aus den Maghrebstaaten Nordafrikas stammen. Die große Mehrheit lehnt dabei radikal-islamistische Ideen ab. Der französische Inlandsnachrichtendienst glaubt jedoch, dass in sozial explosiven Ballungsgebieten wie den Banlieues im Großraum Paris oder anderen Großstädten (Lyon, Marseille, Toulouse) radikale Moslems auf dem Vormarsch sind. Besonders gefährdet seien „aus dem Gleichgewicht geratene Jugendliche“, die leicht von Extremisten radikalisiert werden könnten.

Ende 2005 bekam die Diskussion um den islamischen Fundamentalismus durch die Unruhen in Frankreich eine neue Brisanz. Das Problem der Ungleichbehandlung von schwarzen und arabischstämmigen Franzosen (Beurs), auch denjenigen nichtmuslimischer Herkunft, mischt sich ebenso wie die sozialen Probleme und die Kriminalität mit der Diskussion über religiösen Extremismus. Der konservative Politiker und ehemaliger Innenminister Nicolas Sarkozy thematisierte in seiner Amtszeit als Staatspräsident (2007–2012) immer wieder den Kampf gegen den islamischen Extremismus und die Integrationsdefizite der muslimischen Minderheit; von seinen politischen Gegnern wurde ihm daher vorgeworfen, er spalte die Gesellschaft und schüre vorhandene anti-muslimische Ressentiments.

Italien

Italien und der Vatikan gehören nach Ansicht der Geheimdienste seit langem zu den Hauptzielen islamistischer Terroristen. In Italien leben mindestens 800.000 Muslime. Dem aus Libyen stammenden italienischen Journalisten Fahrid Adli zufolge besuchen etwa fünf Prozent davon regelmäßig Moscheen; nur ein Bruchteil dieser Gruppe sei zu religiös motivierter Gewalt bereit.

Ex-Innenminister Enzo Bianco berichtete Anfang 2004, dass bereits 1997, 2000 und 2001 islamistische Gruppen ausgehoben worden seien, die in Verbindung mit Terroristen gestanden hätten. Seit den Madrid-Attentaten vom März 2004 und der Ermordung von zwei italienischen Geiseln im September 2004 im Irak ist ein wachsendes Misstrauen der Bevölkerung gegenüber der muslimischen Minderheit spürbar. Angesichts dieser Entwicklung hat sich Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi besorgt über das antiislamische Klima in Italien geäußert. Innenminister Giuseppe Pisanu hat zum Dialog mit den Moslems Italiens aufgerufen.

Spanien

Von den etwa drei Millionen Ausländern in Spanien sind knapp 15 Prozent Marokkaner, weitere fünf Prozent stammen aus Algerien, Tunesien und anderen muslimischen Ländern des Maghreb. Nach den Terroranschlägen vom 11. März 2004 gab es eine Reihe von Festnahmen, wobei eine terrorverdächtige Gruppe ausgehoben wurde, die möglicherweise einen Anschlag auf Richter Baltasar Garzón verüben wollte. Ende 2004 wurde bekanntgegeben, dass sich mehr als 100 radikale Islamisten und Terrorverdächtige im Gefängnis befänden.

Untersuchungen haben gezeigt, dass gewaltbereite Islamisten ihre Anhänger unter kleinkriminellen Glaubensbrüdern rekrutieren. Europol-Direktor Mariano Simancas kritisierte, dass die Haftanstalten hoffnungslos überfüllt seien, was er als einen „Nährboden des Extremismus“ bezeichnete. In Spaniens Haftanstalten befinden sich etwa 6.000 Nordafrikaner, zumeist aus Marokko und Algerien.

Wichtige Denker oder Akteure des Politischen Islam

Frühe Vordenker

Im 20. Jahrhundert

Gruppen und Organisationen

Deutschland

Schweiz

Ausland und International

Nationale gemäßigte Bewegungen

Nationale militante Bewegungen

Internationale militante Bewegungen

Siehe auch

Literatur

Politischer Islam, Islamismus allgemein

  • Muriel Asseburg (Hrsg.): Moderate Islamisten als Reformakteure – Rahmenbedingungen und programmatischer Wandel. SWP, Berlin 2007 (PDF); Neuausgabe unter dem Titel Moderate Islamisten als Reformakteure? Bpb, Bonn 2008, ISBN 978-3-89331-883-4.
  • Abteilung Verfassungsschutz der Senatsverwaltung für Inneres und Sport Berlin (Hrsg.): Islamismus – Diskussion eines vielschichtigen Phänomens. Berlin 2005
  • Floris Biskamp, Stefan E. Hößl (Hrsg.): Islam und Islamismus. Perspektiven für die politische Bildung. NBKK, Gießen 2013, ISBN 978-3-00-041758-0.
  • Michael Bröning, Holger Weiss (Hrsg.): Politischer Islam in Westafrika. Eine Bestandsaufnahme. Lit, Berlin / Münster 2006, ISBN 3-8258-9349-9.
  • Dan Diner: Versiegelte Zeit. Über den Stillstand in der islamischen Welt. Propyläen, Berlin 2005, ISBN 3-549-07244-9.
  • Mohammed Djassemi: Die Grundzüge der islamischen Ideologie. In: Politische Studien. Sonderheft Naher Osten, München 1980; erweiterter Reprint: Der Islamische Fundamentalismus. Grundzüge der islamischen Ideologie im Iran. Djassemi, Tinnum 2004, ISBN 3-938104-03-1.
  • Gisbert Jörg Gemein, Hartmut Redmer: Islamischer Fundamentalismus. Aschendorff, Münster 2005, ISBN 3-402-06556-8.
  • Julia Gerlach: Zwischen Pop und Dschihad. Muslimische Jugendliche in Deutschland. Links, Berlin 2006, ISBN 3-86153-404-5.
  • Johannes Grundmann: Islamische Internationalisten. Strukturen und Aktivitäten der Muslimbruderschaft und der islamischen Weltliga. Reichert, Wiesbaden 2005, ISBN 3-89500-447-2.
  • Hamid Reza Yousefi, Sarah Ginsburg: Kultur des Krieges. Amerikanismus – Zionismus – Islamismus. Nordhausen 2007.
    • Rezension von Ismail Küpeli, zuerst erschienen in analyse+kritik. Nr. 507, 16. Juni 2006
  • Gilles Kepel: Le prophète et pharaon. 1984
    • Der Prophet und der Pharao. Das Beispiel Ägypten: Die Entwicklung des muslimischen Extremismus. Piper, München / Zürich 1995, ISBN 3-492-03786-0.
  • ders.: Jihad. 2000.
    • Das Schwarzbuch des Dschihad. Aufstieg und Niedergang des Islamismus. Piper, München / Zürich 2002, ISBN 3-492-04432-8.
  • ders.: Fitna. 2004.
    • Die neuen Kreuzzüge. Die arabische Welt und die Zukunft des Westens. Piper, München / Zürich 2004, ISBN 3-492-04643-6.
  • Bernard Lewis: The Emergence of Modern Turkey. Oxford University Press, London 1961
  • ders.: The Political Language of Islam. University of Chicago, 1988.
  • ders.: The Crises of Islam. Modern Library, 2003.
    • Die Wut der arabischen Welt. Warum der Jahrhunderte lange Konflikt zwischen dem Islam und dem Westen weiter eskaliert. Campus, Frankfurt am Main / New York, 2003, ISBN 3-593-37343-2.
  • Albrecht Metzger: Islamismus. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2005, ISBN 3-434-46238-4.
  • Beverley Milton-Edwards: Islamic fundamentalism since 1945. Routledge, London 2005, ISBN 0-415-30172-6.
  • Peter L. Münch-Heubner: „Islamismus oder Fundamentalismus? Ein Beitrag zu einem akademischen Glaubenskrieg“ in Hans Zehetmair: Der Islam. Im Spannungsfeld von Konflikt und Dialog. Wiesbaden 2005. S. 36–48.
  • Tilman Nagel: Islam oder Islamismus? Probleme einer Grenzziehung. In: Hans Zehetmair: Der Islam. Im Spannungsfeld von Konflikt und Dialog. Wiesbaden 2005. S. 19–35.
  • Martin Riesebrodt: Die Rückkehr der Religionen. Fundamentalismus und der „Kampf der Kulturen“. Beck, München 2000, ISBN 3-406-45928-5.
  • Olivier Roy: L’Echec de l’Islam politique. Seuil, Paris 1992.
    • The Failure of Political Islam. Harvard University Press, Cambridge (Mass.) 1994, ISBN 0-674-29141-7.
  • Bobby S. Sayyid: A Fundamental Fear: Eurocentrism and the Emergence of Islamism. Überarbeitete Auflage. Zed Books, 2003, ISBN 1-84277-196-5.
  • Bernhard Schmid: Algerien – Frontstaat im globalen Krieg? Neoliberalismus, soziale Bewegungen und islamistische Ideologie in einem nordafrikanischen Land. Unrast, Münster 2005, ISBN 3-89771-019-6.
  • Thomas Schmidinger, Dunja Larise (Hrsg.): Zwischen Gottesstaat und Demokratie. Handbuch des politischen Islam. Zsolnay, Wien 2008, ISBN 978-3-552-06083-8.
  • Bassam Tibi: Die Krise des modernen Islam. Eine vorindustrielle Kultur im wissenschaftlich-technischen Zeitalter. Beck, München 1981, ISBN 3-406-06028-5; erweiterte Ausgabe: Suhrkamp, Frankfurt 2001, ISBN 3-518-28489-4.
  • ders.: Der religiöse Fundamentalismus im Übergang zum 21. Jahrhundert. BI-Taschenbuchverlag, Mannheim u. a. 1995, ISBN 3-411-10501-1.
  • Matenia Sirseloudi: Zwischen Assimilation und Abgrenzung. Die Bedeutung der Religion für die Identität der türkischen Diasporagemeinschaft in Deutschland. In: B. Oberdorfer, P. Waldmann: Die Ambivalenz des Religiösen. Religionen als Friedensstifter und Gewalterzeuger. Rombach, Freiburg 2008, S. 289–314.
  • ders.: Radikalisierungsprozesse in der Diaspora, in: APuZ 44/2010, S. 39–43 (link)
  • Isabelle Werenfels: Vom Umgang mit den Islamisten im Maghreb. Zwischen Einbindung und Unterdrückung. SWP, Berlin 2005 (PDF)
  • Khadija Katja Wöhler-Khalfallah: Islamischer Fundamentalismus. Von der Urgemeinde bis zur Deutschen Islamkonferenz. Verlag Hans Schiler, Berlin 2009, ISBN 978-3-89930-229-5.
  • Ernst Nolte: Die dritte radikale Widerstandsbewegung: Der Islamismus. Landt, Berlin 2009, ISBN 978-3-938844-16-8.
  • Johannes Kandel: Islamismus in Deutschland – Zwischen Panikmache und Naivität. Herder, Freiburg im Breisgau / Basel 2011, 978-3-451-30399-9.
  • Boualem Sansal: Allahs Narren. Wie der Islamismus die Welt erobert. Merlin, Vastorf-Gifkendorf 2013, ISBN 978-3-87536-309-8.
  • Imad Mustafa: Der politische Islam. Zwischen Muslimbrüdern, Hamas und Hizbollah. Promedia, Wien 2013, ISBN 978-3-85371-360-0.

Militanter Islamismus und Terrorbedrohung

  • Uwe Backes, Eckhard Jesse: Islamismus – Djihadismus – Totalitarismus – Extremismus, in: Backes/Jesse (Hrsg.): Jahrbuch Extremismus und Demokratie, Band 14, Baden-Baden 2002, S. 13–26.
  • Paul Berman: Terror And Liberalism. W. W. Norton & Company, New York 2003, ISBN 0-393-05775-5.
  • Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Violence, Extremism and Transformation. Verlag der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2006, ISBN 3-89204-921-1 (einleitender Aufsatz als PDF; 2 MB)
  • Henryk M. Broder: Hurra, wir kapitulieren. Von der Politik des Einknickens. wjs, Berlin 2006, ISBN 3-937989-20-X.
  • Babette Bonn: Märtyrer und kein Ende? Der religiöse Hintergrund der islamischen Selbstmordattentäter. Literareon, München 2003, ISBN 3-8316-1100-9.
  • Michel Dormal: Terror und Politik. Eine politische Analyse des Islamismus aus Sicht einer kritischen Theorie von Antisemitismus und totaler Herrschaft. Lit, Berlin 2009, ISBN 978-3-8258-1948-4.
  • Robert Dreyfuss: Devil’s Game: How the United States Helped Unleash Fundamentalist Islam. Henry Holt/Metropolitan Books, 2005, ISBN 0-8050-7652-2.
  • Mark A. Gabriel: Islam und Terrorismus. Was der Koran wirklich über Christentum, Gewalt und die Ziele des Djihad lehrt. Resch, Gräfelfing 2004, ISBN 3-935197-39-X.
  • Graue Wölfe, Islam und türkischer Staat. Hintergründe, Geldgeber und Ziele rechter und islamischer Gruppen unter Migranten und Migrantinnen in der BRD. Versuch einer Darstellung. GNN-Verlag, Köln 1994, ISBN 3-926922-27-3.
  • Matthias Küntzel: Djihad und Judenhass. Über den neuen antijüdischen Krieg. Ca Ira, Freiburg 2002, ISBN 3-924627-07-X.
  • Bernard Lewis: The Assassins. A Radical Sect in Islam. Weidenfeld & Nicolson, 1967
  • Souad Mekhennet, Claudia Sautter, Michael Hanfeld: Die Kinder des Dschihad. Die neue Generation des islamistischen Terrors in Europa. Piper, München/ Zürich 2006, ISBN 3-492-04933-8.
  • Thomas J. Moser: Politik auf dem Pfad Gottes: Zur Genese und Transformation des militanten sunnitischen Islamismus. innsbruck university press, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-902811-67-7.
  • Bahman Nirumand (Hrsg.): Im Namen Allahs. Islamische Gruppen und der Fundamentalismus in der BRD. Dreisam-Verlag, Köln 1990, ISBN 3-89452-307-7.
  • Hans-Peter Raddatz: Von Allah zum Terror? Der Djihad und die Deformierung des Westens. 2. Auflage. Herbig, München 2002, ISBN 3-7766-2289-X.
  • ders.: Allah und die Juden. Die islamische Renaissance des Antisemitismus. wjs, Berlin 2007, ISBN 978-3-937989-26-6.
  • Reinhard Scholzen: Antiwestlicher Hass im Namen des Propheten. Islamismus und islamistischer Terrorismus im Spiegel der Verfassungsschutzberichte. In: Global campaign against terrorism. Eine Herausforderung für die deutsch-amerikanische Partnerschaft, hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik. Berlin 2002, S. 18-27.
  • Alice Schwarzer (Hrsg.): Die Gotteskrieger und die falsche Toleranz. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004, ISBN 3-462-03105-8.
  • Elmar Theveßen: Terroralarm. Deutschland und die islamistische Bedrohung. Rowohlt Berlin, Berlin 2005, ISBN 3-87134-548-2.
  • Bassam Tibi: Fundamentalismus im Islam. Eine Gefahr für den Weltfrieden? Primus-Verlag, Darmstadt 2000, ISBN 3-89678-163-4; 3. ergänzte Auflage: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002.
  • Lawrence Wright: Der Tod wird euch finden. Al-Qaida und der Weg zum 11. September. Ein Spiegel-Buch bei DVA, München 2007, ISBN 978-3-421-04303-0 (Amerikan. Original: The Looming Tower: Al Qaeda and the Road to 9/11. Knopf, NYC, 2006, ISBN 0-14-102935-8)
  • Mark A. Gabriel: Motive islamischer Terroristen. Eine Reise in ihre religiöse Gedankenwelt, Resch Vlg., Gräfelfing 2006, ISBN 978-3-935197-51-9

Weblinks

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Kommentare, Essays, Berichte, Kritiken, Interviews

Dossiers, Themenschwerpunkte, Specials

Allgemeiner religiöser und islamischer Fundamentalismus

Islamismus nach Ländern

Antisemitismus, Antijudaismus

Einzelnachweise

  1. Vgl. dazu http://www.bpb.de/politik/extremismus/islamismus/36339/islamismus-was-ist-das-ueberhaupt?p=1 abgerufen am 2. April 2013.
  2. Tilman Nagel: Islam oder Islamismus? Probleme einer Grenzziehung. In: Hans Zehetmair: Der Islam. Im Spannungsfeld von Konflikt und Dialog. VS, Wiesbaden 2005, ISBN 3-531-14797-8, S. 32–33.
  3. So zitiert Nagel etwa die Schrift des islamischen Autors Ibrahim Rüschoff, die den Unterschied des buchstabenhörigen, verhaltensnormierenden Islam zum bloß einstellungsmotivierenden Christentum am Beispiel des islamischen Schweinefleischverbots erörtert: „Es ist zwar nicht zu bestreiten, dass Schweinefleisch nicht das Beste und Gesündeste ist“ – ein innerweltliches Argument – „dass das jedoch der (im Original gesperrt!) Grund für das Verbot ist, wage ich nicht zu behaupten. Dass dieses Verbot uns von Gott im Qur'an gegeben wurde, ist für uns Muslime ausschlaggebend“. Zit. nach Nagel, „Islam oder Islamismus?“, a.a.O., S. 22.
  4. Nagel, op.cit., S. 25–26.
  5. Ingrid Thurner: Was hat Islam mit Islamismus zu tun? In: Die Presse, 6. Februar 2013.
  6. Vgl. Thomas J. Moser: Politik auf dem Pfad Gottes: Zur Genese und Transformation des militanten sunnitischen Islamismus. innsbruck university press, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-902811-67-7, S. 37–40.
  7. 7,0 7,1 7,2 Gilles Kepel: Das Schwarzbuch des Jihad. Aufstieg und Niedergang des Islamismus. Piper, München/Zürich 2002, ISBN 3-492-04432-8.
  8. Richard P. Mitchell: The Society of the Muslim Brothers. Oxford University Press, 1993, ISBN 0-19-508437-3.
  9. Vgl. Thomas J. Moser: Politik auf dem Pfad Gottes: Zur Genese und Transformation des militanten sunnitischen Islamismus. innsbruck university press, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-902811-67-7, S. 101–104.
  10. Gilles Kepel: Das Schwarzbuch des Jihad. Aufstieg und Niedergang des Islamismus. Piper, München/Zürich 2002, ISBN 3-492-04432-8, S. 257–64.
  11. Vgl. Gudrun Krämer: Gottes Staat als Republik. Reflexionen zeitgenössischer Muslime zu Islam, Menschenrechten und Demokratie. Baden-Baden 1999. S. 93.
  12. Spiegel Online: Interview mit Leon de Winter: „Manchmal haben wir nur die Wahl zwischen Desaster und Katastrophe“. 1. August 2005 (geführt von Henryk M. Broder)
  13. Olivier Roy:The Failure of Political Islam. I. B. Tauris & Co., London 1999, ISBN 1-85043-880-3, S. 2.
  14. „Islam ist ein umfassendes System, das sich mit allen Aspekten des Lebens beschäftigt. Es ist Staat und Vaterland, oder Regierung und Nation. Es ist Führung und Macht oder Mitgefühl und Gerechtigkeit. Es ist Kultur und Gesetz, oder Wissen und Jurisprudenz. Es ist Baustoff und Reichtum, oder Gewinn und Erfolg. Es ist Jihad und Ruf, oder Armee und Anlass. Und schließlich ist es der wahre Glauben und korrekte Hingabe.“
  15. 15,0 15,1 15,2 15,3 Azzam S. Tamimi: Rachid Ghannouchi. A Democrat Within Islamism. Oxford University Press, New York 2001, ISBN 0-19-514000-1, S. 173–181.
  16. Joyce M. Davis: Interview with Rachid al-Ghannouchi. In: Between Jihad and Salaam: Profiles in Islam. Palgrave MacMillan, 1997, ISBN 0-312-21781-1, S. 182.
  17. 17,0 17,1 Joyce M. Davis: Interview with Rachid al-Ghannouchi. In: Between Jihad and Salaam: Profiles in Islam. Palgrave MacMillan, 1997, ISBN 0-312-21781-1, S. 183.
  18. Joyce M. Davis: Interview with Rachid al-Ghannouchi. In: Between Jihad and Salaam: Profiles in Islam. Palgrave MacMillan, 1997, ISBN 0-312-21781-1, S. 183–199.
  19. Bundeszentrale für politische Bildung: Islamismus und Fundamentalismus
  20. Olivier Roy: The Failure of Political Islam. I. B. Tauris & Co., London 1999, ISBN 1-85043-880-3, S. 32ff.
  21. Olivier Roy: The Failure of Political Islam. I. B. Tauris & Co., London 1999, ISBN 1-85043-880-3, S. 24.
  22. Olivier Roy: The Failure of Political Islam. I. B. Tauris & Co., London 1999, ISBN 1-85043-880-3, S. 38.
  23. Vgl. Olivier Roy: The Failure of Political Islam. I. B. Tauris & Co., London 1999, ISBN 1-85043-880-3, S. 15.
  24. Bassam Tibi: Politisierung der Religion. Sicherheitspolitik im Zeichen des islamischen Fundamentalismus. In: Internationale Politik. 55 (2000) 2, S. 27. Im gleichen Sinne siehe Soheib Bencheikh: Ou l’islam marche avec son siècle, ou il reste a la marge de la société moderne. In: Le Monde. 20. November 2001 (www.lemonde.fr); Yasar Nuri Öztürk: 400 Fragen zum Islam – 400 Antworten. Düsseldorf 1999. Zitiert nach [1]
  25. [2]
  26. Bundesamt für Verfassungsschutz: Zahlen und Fakten zum Islamismus.
  27. Öffentliche Anhörung des Innenausschusses von Sachverständigen zum Thema: Islamistische Einflüsse auf die Gesellschaft und ihre Auswirkungen auf Integration und Sicherheit. Deutscher Bundestag, 15. Wahlperiode, Protokoll Nr. 15/42, Innenausschuss.
  28. Die Welt: Aussteigerprogramme: Wie radikale Islamisten bekehrt werden können. 3. September 2008.
  29. Der Tagesspiegel: Wegen deutschem Schauspieler im Schmähfilm rufen Islamisten zu Mordanschlägen in Deutschland auf. 24. September 2012.
  30. http://www.tagesspiegel.de/politik/verfassungsschutzbericht-2012-friedrich-sieht-grosse-gefahr-durch-salafismus/8331838.html
  31. 31,0 31,1 31,2 31,3 Udo Steinbach, Die Türkei im 20. Jahrhundert. Schwieriger Partner Europas. Bergisch Gladbach 1996, ISBN 3-7857-0828-9, S. 428, 429.
  32. Islamistischer Prediger muss Deutschland verlassen Spiegel.de, 21. April 2011, abgerufen am 30. Juni 2011.
  33. Vgl. z.B. Ludwig Schleßmann: Von Pierre, Bashir und Luise. Einige Gedanken zu deutschen Kovertiten, in: Jürgen Court / Michael Klöcker (Hgg.): Wege und Welten der Religionen: Forschungen und Vermittlungen. Lembeck, Frankfurt am Main 2009, 499-504, hier 499; Konvertiten:„Ick bin ein Muslim jeworden“ FAZ.NET, 6. September 2007, abgerufen am 30. Juni 2011.
  34. Werner Schiffauer: Fremde in der Stadt. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1997.
  35. Khadija Katja Wöhler-Khalfallah: Islamischer Fundamentalismus. Von der Urgemeinde bis zur Deutschen Islamkonferenz. Berlin: Verlag Hans Schiler, 2009, ISBN 978-3-89930-229-5, S. 200ff.
  36. Büro für Demokratie, Menschenrechte und Arbeitsfragen im US-Außenministerium: Bericht über internationale Religionsfreiheit 2007 – Schweiz (PDF; 36 kB).
  37. 3sat: In wie vielen Moscheen wird Hass gepredigt? 14. Juli 2006.
  38. Coordination Intercommunautaire Contre l’Antisémitisme et la Diffamation: Malika condamnée pour soutien au terrorisme. 22. Juni 2007.
  39. Sponsern Saudis Islamischen Zentralrat?: Geheimdienst überwacht Schweizer Muslime. In: Blick vom 26. Juni 2011, Zugriff: 20. Januar 2012.
  40. The Guardian: Newspapers warn of threat to America from „Londonistan“. 12. Juli 2005.
  41. Neue Zürcher Zeitung: Appell an Glaubensbrüder: Setzt dem Terror ein Ende! 5. Juli 2007.
  42. Daily Mail: One in 11 British Muslims backs suicide bombers, says Brown aide. 2. August 2007.
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