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Salomonischer Tempel
Der Salomonische Tempel, der erste fest gebaute Tempel Israels, wurde im Auftrag Salomos auf dem Tempelberg Moria in Jerusalem mit Hilfe phönizischer Baumeister errichtet, die gemäß der Tempellegende von Hiram Abif angeführt wurden. Baubeginn war 957 v. Chr., die Weihe erfolgte 951 v. Chr., der Bau dauerte also sieben Jahre (1 Kön 6,38 EU). Zu Beginn der babylonischen Gefangenschaft (586/87 v.Chr.) wurde der Tempel von den Babyloniern unter der Führung von Nebukadnezar II. - vermutlich durch gezieltes Abbrennen - zerstört. Einige Jahrzehnte nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil wurde der zweite Tempel errichtet und 515 v. Chr. vollendet.[1] Ab 21 v. Chr. ließ ihn Herodes der Große gänzlich umgestalten. Im Jahr 70 n. Chr. wurde er im jüdisch-römischen Krieg (66–70) vollständig zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Im Freimaurertum hat sich ein Schatten der alttestamentarischen Esoterik erhalten, die im salomonischen Tempelbau ihren symbolischen Ausdruck fand:
„Dasjenige, was die Geheimnisse des Salomonischen Tempels waren, ist mit einigen Ausnahmen fast restlos aufgegangen in all die maurerischen und andern Geheimgesellschaften der jetzigen Zeit.“ (Lit.: GA 187, S. 37f)
Der Bau des Tempels
Der Salomonische Tempel war aus Stein gebaut, hatte eine Länge von 60 Ellen[2], eine Breite von 20 Ellen und 30 Ellen Höhe. An drei Seiten war er mit außen umlaufenden Räumen umgeben, welche, in drei Stockwerken übereinander, zur Bewahrung der Schätze und Gerätschaften des Tempels dienten. Es drückt sich darin die leibliche und seelische Dreigliederung des Menschenwesens aus und wirft auch ein Licht auf die für unsere Zeit von Rudolf Steiner geforderte Dreigliederung des sozialen Organismus. Insbesondere wird damit auch auf die drei unteren Wesensglieder des Menschen hingewiesen, auf den physischen Leib, den Ätherleib und den Astralleib, die durch das Ich, dem man nur im verhangenen Allerheiligsten begegnen kann, verwandelt werden zu den höheren geistigen Wesensgliedern (Manas, Buddhi und Atma), die zusammen als das sog. Goldene Dreieck symbolisiert werden und gemeinsam das höhere Selbst des Menschen bilden.
Der Eingangsseite vorgelagert war die 10 Ellen tiefe Vorhalle, vor der zwei bronzene Säulen standen, Jachin und Boas („Festigkeit und Stärke“), die aber keine konstruktive Funktion hatten, sondern als vielsagende Symbole den Eingang flankierten. Wie in der Antike üblich befand sich der Eingang im Osten, das Allerheiligste im Westen.
Ein zentrales Thema der Tempellegende ist der Guß des Ehernen Meeres (1 Kön 7,23 LUT), eines bronzenen Beckens, das vor dem Tempel auf zwölf bronzenen Rindern ruhte, die die Kräfte des Tierkreises symbolisieren.
Das Innere des Tempels bestand aus einem 40 Ellen langen Vorderraum, das Heilige, in dem die goldenen Leuchter, der Schaubrottisch und der Räucheraltar standen, und aus einem durch einen Vorhang davon geschiedenen quadratischen Hinterraum von 20 Ellen Länge, das Allerheiligste, mit der Bundeslade und zwei großen Cherubim. Beide Räume waren an den Wänden, das Allerheiligste (Adyton) auch am Boden und an der Decke mit Holzwerk getäfelt und mit Gold ausgekleidet. Der große Hauptaltar für die Brandopfer stand im Hof, vor dem Eingang des eigentlichen Tempels. Im 1. Buch der Könige wird der Tempelbau so beschrieben:
1 Im vierhundertachtzigsten Jahr nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, im vierten Jahr der Regierung Salomos über Israel, im Monat Siw, das ist der zweite Monat, begann er das Haus des Herrn zu bauen. 2 Das Haus, das König Salomo für den Herrn baute, war sechzig Ellen lang, zwanzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch. 3 Die Vorhalle vor dem Hauptraum des Hauses war zwanzig Ellen breit, entsprechend der Breite des Hauses, und zehn Ellen tief in der Längsrichtung des Hauses. 4 Er machte für das Haus Fenster mit Rahmen und Gittern. 5 An die Wände des Hauses, und zwar an die Wände des Hauptraums und des hinteren Raumes, legte er ringsum einen Anbau mit Kammern. 6 Dieser war im Untergeschoss fünf Ellen, im mittleren sechs und im dritten sieben Ellen breit; die Außenwand des Hauses hatte er abgestuft, um sie nachher nicht beschädigen zu müssen. 7 Beim Bau des Hauses wurden Steine verwendet, die man schon im Steinbruch fertig behauen hatte; Hämmer, Meißel und sonstige eiserne Werkzeuge waren beim Bau des Hauses nicht zu hören. 8 Die Türe zu den unteren Kammern war an der Südseite des Hauses. Über Treppen stieg man zum mittleren und vom mittleren zum dritten Stockwerk hinauf. 9 Als er den Bau des Hauses vollendet hatte, überdeckte er es mit Balken und Brettern aus Zedernholz. 10 Den Anbau führte er um das ganze Haus. Seine Höhe betrug (in jedem Stockwerk) fünf Ellen und Zedernbalken verbanden ihn mit dem Haus. 11 Das Wort des Herrn erging an Salomo: 12 Dieses Haus, das du baust, - wenn du meinen Geboten gehorchst und auf meine Vorschriften achtest und alle meine Befehle ausführst und befolgst, dann werde ich an dir das Wort wahr machen, das ich zu deinem Vater David gesprochen habe. 13 Und ich werde inmitten der Israeliten wohnen und mein Volk Israel nicht verlassen. 14 So vollendete Salomo den Bau des Hauses. 15 Er täfelte seine Innenwände mit Zedernholz aus; vom Fußboden bis zu den Balken der Decke ließ er eine Holzvertäfelung anbringen. Den Fußboden belegte er mit Zypressenholz. 16 Zwanzig Ellen vor der Rückseite des Hauses errichtete er vom Fußboden bis zum Gebälk eine Wand aus Zedernholz und schuf so die Gotteswohnung, das Allerheiligste. 17 Vierzig Ellen lang war der davorliegende Hauptraum. 18 Im Innern hatte das Haus Zedernverkleidung mit eingeschnitzten Blumengewinden und Blütenranken. Alles war aus Zedernholz, kein Stein war zu sehen. 19 Im Innern des Hauses richtete er die Gotteswohnung ein, um die Bundeslade des Herrn aufstellen zu können. 20 Die Wohnung war zwanzig Ellen lang, zwanzig Ellen breit und zwanzig Ellen hoch; er überzog sie mit bestem Gold. Auch ließ er einen Altar aus Zedernholz herstellen. 21 Das Innere des Hauses ließ Salomo mit bestem Gold auskleiden und vor der Gotteswohnung ließ er goldene Ketten anbringen. 22 So überzog er das ganze Haus vollständig mit Gold; auch den Altar vor der Gotteswohnung überzog er ganz mit Gold. 23 In der Gotteswohnung ließ er zwei Kerubim aus Olivenholz anfertigen. Ihre Höhe betrug zehn Ellen. 24 Fünf Ellen maß der eine Flügel des Kerubs und fünf Ellen sein anderer Flügel. Von einem Flügelende bis zum anderen waren es zehn Ellen. 25 Auch der zweite Kerub war zehn Ellen hoch. Beide hatten gleiches Maß und gleiche Gestalt. 26 Der eine Kerub war zehn Ellen hoch und ebenso hoch war der andere. 27 Er stellte die Kerubim mitten in den innersten Raum. Ihre Flügel waren so ausgespannt, dass der Flügel des einen Kerubs die eine Wand, der Flügel des zweiten Kerubs die andere Wand, die Flügel in der Mitte des Raumes aber einander berührten. 28 Er ließ die Kerubim mit Gold überziehen. 29 An allen Wänden des Hauses, im inneren wie im äußeren Raum, ließ er ringsum Kerubim, Palmen und Blütenranken einschnitzen. 30 Auch die Fußböden des hinteren und des vorderen Raumes ließ er mit Gold belegen. 31 Für den Eingang zur Gotteswohnung ließ er Türflügel aus Olivenholz anfertigen. Die Giebelbalken und die Seitenpfosten bildeten ein Fünfeck. 32 An den beiden Türflügeln aus Olivenholz ließ er Kerubim, Palmen und Blütenranken einschnitzen und sie mit Gold überziehen, indem er auf die Kerubim und die Palmen Gold auftragen ließ. 33 Ebenso ließ er für den Eingang zum Hauptraum Türpfosten aus Olivenholz anfertigen, die ein Viereck bildeten, 34 dazu zwei Türflügel aus Zypressenholz. Zwei drehbare Teile hatte der eine Türflügel und zwei drehbare Teile der andere. 35 Er ließ auf ihnen Kerubim, Palmen und Blütenranken einschnitzen und auf das Schnitzwerk dünnes Blattgold legen. 36 Er legte den inneren Hof an (und umgab ihn mit einer Mauer) aus drei Lagen Quadern und einer Lage Zedernbalken. 37 Im vierten Jahr, im Monat Siw, war das Fundament für das Haus des Herrn gelegt worden 38 und im elften Jahr, im Monat Bul, das ist der achte Monat, wurde das Haus mit all seinem Zubehör vollendet, ganz so, wie es geplant war. Sieben Jahre hatte man an ihm gebaut. 1 Kön 6,1 EU
Man geht heute allgemein davon aus, dass das Heilige nur den Priestern zugänglich war, das Allerheiligste durfte nur der Hohenpriester einmal jährlich, am Jom Kippur, betreten. Nach Überlieferung des Talmud wurden allerdings von Zeit zu Zeit Reinigungskräfte von oben in Körben in den Raum hinabgelassen; diese verrichteten ihre Arbeit mit Blick zur Wand, das Betrachten des Inneren des Raumes war ihnen strikt verboten.
Das Tempelgebäude war von einem inneren Vorhof der Priester mit dem Brandopferaltar, dem Reinigungsbecken und anderen Gerätschaften umgeben, und dieser durch Säulengänge mit bronzenen Toren von dem für das Volk bestimmten und von einer Mauer umschlossenen äußern Vorhof getrennt.
Die Aufzeichnungen über den Salomonischen Tempelbau finden sich, - außer einzelnen Notizen bei Jer 52 EU und in 2 Kön 25 EU - in 1 Kön 5-7 EU, und 2 Chr 2-4 EU.
Zweiter Tempel
Der serubbabelische und der herodianische Tempel
Nachdem der salomonische Tempel 586 v. Chr. durch Nebukadnezar II. zerstört worden war, wurde einige Jahrzehnte nach der Rückkehr der Juden aus der Babylonischen Gefangenschaft der zweite, nach Serubbabel benannte Tempel errichtet. Dieser wurde wahrscheinlich an gleicher Stätte und zumindest grob nach dem Plan des ersten erbaut und 515 v. Chr. vollendet[1]. Er reichte in Größe und Pracht nicht an den ersten Tempel heran. Das Allerheiligste war jetzt leer, da die Bundeslade bei der Zerstörung des salomonischen Tempels vermutlich verloren gegangen war. Die Auseinandersetzungen um den Neubau des Tempels haben im Haggaibuch ihren literarischen Niederschlag gefunden.
Durch Antiochos IV. Epiphanes 169 v. Chr. entweiht, wurde dieser Tempel von Judas Makkabäus wiederhergestellt (was bis heute im Chanukka-Fest gefeiert wird) und militärisch befestigt.
Unter Herodes dem Großen begann seit 21 v. Chr. eine gänzliche Umgestaltung des Tempels in großartigem Maßstab und im griechischen Stil (daher Herodianischer Tempel). Wenn in den Evangelien vom Tempel gesprochen wird, so ist damit im äußeren Sinn dieser herodianische Tempel gemeint. Die Tempelanlage war nach Flavius Josephus ein Stadion (zwischen 185 bis 200 m) lang und ein Stadion breit. Im jüdisch-römischen Krieg im Jahr 70 war der Tempel die letzte Schutzwehr der Juden und wurde schließlich zerstört. Einige Historiker vermuten, dass die Juden den Tempel selbst anzündeten, um seine Entweihung zu verhindern. Von der Klagemauer wird heute angenommen, sie sei der einzige erhaltene Teil der unter Herodes errichteten Westmauer der Tempelberganlage.
Auf dem Tempelberg stand dann zunächst ein römischer Jupiter-Tempel, der unter dem zum Christentum konvertierten römischen Kaisers Konstantin niedergerissen und durch eine christliche Basilika ersetzt wurde. Julian Apostata, der sich wieder vom Christentum abgewandt hatte, plante 363 n.Chr. den Wiederaufbau des ursprünglichen Salomonischen Tempels, doch sein Plan scheiterte. Wie der Kirchenhistoriker Theodoret in seiner Kirchengeschichte (Bd. 3, Kap. 20) berichtet, wurde der Bau zwar begonnen, doch sei es zu übernatürlichen Erscheinungen, schweren Erdbeben und Feuern gekommen, worauf die aus aller Welt herbeigekommenen jüdischen Bauleute ihr Vorhaben aufgegeben und die Flucht ergriffen hätten. Rudolf Steiner schildert, "dass jeder Arbeiter, der angefangen hat im Tempel zu Jerusalem zu bauen, eine Vision gehabt hat, dass ihm an seiner Arbeitsstätte Feuerflammen entgegengeschlagen sind, und er abgezogen ist." (Lit.: GA 126, S. 75ff)
Felsendom und Al-Aqsa-Moschee
Seit 691 stehen auf der Tempelstätte der unter den Umayyaden errichtete islamische Felsendom und seit 705/715 die Al-Aqsa-Moschee. Streng orthodoxe Juden betreten den Tempelberg nicht, aus Angst, dort unwissentlich das Allerheiligste zu betreten, in dem die Bundeslade stand. Man weiß nicht genau, an welcher Stelle sie sich befand, weil der damalige Ort des Allerheiligsten unbekannt ist.
Die geistige Bedeutung des Tempels
„Was die Gnosis als Weisheit war, war der Salomonische Tempel als Symbolik. Dasjenige, was der Salomonische Tempel als Symbolik umschloss, enthielt alles im Bilde, was Weltengeheimnisse sind.“ (Lit.: GA 173, S. 223ff)
Der Salomonische Tempel verkörperte die Weisheit des Alten Testaments. Er stand damit zugleich in einem gewissen Gegensatz zum aufstrebenden Christentum.
„In einem gewissen Sinne versteht man das ganze Wesen des Salomonischen Tempels nur, wenn man diesen Tempel zugleich im Gegensatz auf fassen kann zum werdenden, zum geborenwerdenden Christentum. Bekannt ist, wie rasch nach dem Entstehen des Christentums der Salomonische Tempel für das äußere Weltendasein zerstört worden ist. An derjenigen Stätte, von der ausgeströmt ist die Geistigkeit des Christentums, sollte fortan das äußere Denkmal der alten Entwickelung, aus der hervorgegangen ist diese Geistigkeit des Christentums, nicht mehr vorhanden sein. Ein Gegensatz ist zwischen dem Wesen des Salomonischen Tempels und dem Wesen des Christentums. Der Salomonische Tempel faßte zusammen in wunderbaren, großartigen, zum Teil gigantischen Symbolen dasjenige, was die Weltanschauung des Alten Testamentes in sich geschlossen hat. Der Salomonische Tempel ist ein Bild gewesen des ganzen Weltenalls, soweit es in seiner Gesetzmäßigkeit, in seiner inneren Struktur, in seinem Durchwalltsein von göttlich-geistigen Wesenheiten vorgestellt werden konnte durch die Weltanschauung des Alten Testamentes. Dieser Salomonische Tempel ist aber doch ein Bild des Weltenalls, welches in einer gewissen Beziehung nach einer Richtung außergewöhnlich einseitig ist. Der Salomonische Tempel ist nämlich ein Raumbild des Weltenalls, ein Bild, das räumliche Verhältnisse, räumliche Gestalten zu Hilfe nimmt, wenn die Geheimnisse dieses Weltenalls ausgedrückt werden sollen. Aber dasjenige, was an Symbolismus am Salomonischen Tempel war, belebte sich für die Anschauung derjenigen, die dieses Anblickes teilhaftig wurden aus dem Geiste des Alten Testamentes heraus.“ (Lit.: GA 187, S. 30)
Äußerlich wurde der Tempel in Jerusalem schon bald nach der Begründung des Christentums endgültig zerstört. Umso mehr reicht seine geistige Wirksamkeit für das Wesen des Menschen, insbesondere für seinen physischen Leib, noch weit in die Zukunft. Der liegende, sich aufrichtende Mensch, der sich mit den von oben hereinströmenden göttlichen Kräften verbindet, war das Vorbild aller vorderasiatischen Tempel (Lit.: GA 286, S. 19ff). Nach Rudolf Steiner symbolisieren die Maße des Salomonischen Tempels die physische Leibesform des Menschen der sechsten Wurzelrasse so, wie die Maße der Arche Noah die der fünften wiedergeben. Die Arche Noah war 300 Ellen lang, 50 Ellen breit und 30 Ellen hoch; der Salomonische Tempel hatte hingegen eine Länge von 60 Ellen, eine Breite von 20 Ellen und eine Höhe von 30 Ellen (siehe oben). Die nächste Entwicklungsstufe, die bereits auf den Neuen Jupiter hinweist, ist das Neue Jerusalem, von dem in der Apokalypse des Johannes gesprochen wird. Länge, Breite und Höhe sind hier von gleicher Größe, nämlich 12.000 Stadien[3], die Mauer misst 144 (= 12 x 12) Ellen.
„Die Arche Noah ist erbaut worden, damit sich der Mensch hinüberretten konnte in den jetzigen Zustand seines Daseins. Vor Noah lebte der Mensch in der atlantischen und lemurischen Zeit. Da hatte er noch nicht das Schiff gebaut, mit dem er über die Wasser des Astralen in das irdische Dasein kommen konnte. Von den Wassern des Astralen ist der Mensch gekommen, die Arche Noah trägt ihn hinüber. Die Arche stellt das Gebäude dar, welches die unbewußten göttlichen Kräfte gebaut hatten. Es gibt Abmessungen, wonach die Maße der Arche übereinstimmen mit den Maßen des menschlichen Körpers und mit den Maßen des Salomonischen Tempels auch wieder.
Aus der Arche Noah ist der Mensch hinausgewachsen, und nun soll er selbst das höhere Ich mit einem Haus umgeben, das durch seinen Geist, durch seine Weisheit, durch salomonische Weisheit geschaffen worden ist.“ (Lit.: GA 93, S. 145)
Der physische Leib des Menschen wird in der sechsten Wurzelrasse eine ganz andere, viel vergeistigtere Form angenommen haben, als wir sie heute kennen. (Lit.: GA 101, S. 231) Der Mensch wird dann auch schon wesentliche Teile seines höheren Selbsts, des Geistselbsts, entwickelt haben. Das entspricht der Erweiterung des Pythagoräischen Vierecks, das den unteren vier Wesensgliedern bis hinauf zum Ich entspricht, zum Fünfeck (Lit.: GA 93, S. 143ff). Darum bildeten die Giebelbalken und die Seitenpfosten des Eingangs zum Allerheiligsten ein Fünfeck.
„Wir treten ein in den Salomonischen Tempel. Das Tor ist schon charakteristisch. Das Viereck galt als ein altes Symbol. Der Mensch ist nun heute aus dem Zustand der Vierheit in den der Fünfheit getreten als der fünfgliedrige Mensch, der sich seines höheren Selbstes bewußt wird. Der innere göttliche Tempel ist so geformt, daß er den fünfgliedrigen Menschen umschließt. Das Quadrat ist heilig. Das Tor, die Bedachung und die Seitenpfosten geben zusammen ein Fünfeck. Wenn der Mensch erwacht aus der Vierheit, das ist, wenn er in das Innere hineingeht - das Innere ist das Wichtigste des Tempels -, da sieht man eine Art Altar; wir erblicken zwei Cherubim, welche wie zwei schützende Geister über der Bundeslade, dem Allerheiligsten, schweben; denn das fünfte Prinzip, welches noch nicht heruntergestiegen ist, soll von den beiden höheren Wesenheiten - Buddhi und Atma - in Schutz genommen werden. Das ist der Eintritt in die manasische Entwicklung des Menschen.
Das ganze Innere ist mit Gold ausgekleidet, weil das Gold von jeher das Symbol der Weisheit ist. Nun tritt die Weisheit in das manasische Stadium. Palmblätter finden wir als das Friedenssymbol. Das stellt eine gewisse Epoche des Menschen dar und ist hier als etwas hingestellt, was erst später, im Christentum, zum Ausdruck gekommen ist. Jetzt hatten es die Tempelleiter in sich bewahrt und auf diese Art etwas für später Beschlossenes hier ausgedrückt.“ (Lit.: GA 93, S. 145f)
In vorchristlicher Zeit war der Salomonische Tempel so etwas wie ein weithin leuchtender „Mittelpunktsstern“ für jene geistigen Wesenheiten, welche die sich inkarnierenden Seelen zur Erde hinab geleiteten.
Im Mittelalter lebte die Idee des Salomonischen Tempels von neuem in den Tempelrittern auf, die den Gedanken des Tempels in das Abendland hinübertragen wollten.
„Wenn Sie die Lehren der Templer verfolgen, so ist da etwas im Mittelpunkte, was als etwas Weibliches verehrt wurde. Dieses Weibliche nannte man die göttliche Sophia, die göttliche Weisheit. Manas ist das fünfte Prinzip, das geistige Selbst des Menschen, das aufgehen soll, dem ein Tempel errichtet werden sollte. Und wie das Fünfeck vom Eingang des Salomonischen Tempels den fünfgliedrigen Menschen charakterisiert, ebenso charakterisiert dieses Weibliche die Weisheit des Mittelalters. Dante hat mit seiner «Beatrice» nichts anderes als diese Weisheit zur Darstellung bringen wollen. Nur der versteht Dantes «Göttliche Komödie», der sie von dieser Seite betrachtet. Daher finden Sie auch bei Dante dieselben Symbole, die bei den Templern, den christlichen Ritterschaften, den Gralsrittern und so weiter zum Ausdruck kommen. Alles was geschehen soll, wird schon lange vorher von den großen Eingeweihten vorbereitet, die dasjenige, was in der Zukunft geschehen soll, in der Weise sagen, wie es in der Apokalypse geschehen ist, damit die Seelen vorbereitet werden für dieses Geschehen.
Zweierlei Strömungen haben wir nach der Sage beim Eingang des Menschengeschlechtes in die Welt: Die Kainskinder, die einer der Elohim mit Eva gezeugt, die Kinder der Welt, bei denen wir die großen Künste und äußeren Wissenschaften finden. Das ist die eine Strömung, die geächtet wurde und dann durch das Christentum geheiligt werden soll, wenn das fünfte Prinzip in die Welt gekommen ist. Die andere Strömung sind die Gotteskinder, die den Menschen gebracht haben bis zur Erfassung des fünften Prinzips. Es sind die, die Adam geschaffen hat. Dann wurden die Kainssöhne aufgerufen, um jetzt dasjenige in einer Hülle einzufassen, was die Gottessöhne, die Abel- Seth-Kinder geschaffen hatten.
In der Bundeslade ist der heilige Name des Jahve geborgen. Aber das, was die Welt umgestalten soll, was für das Allerheiligste die Umhüllung schaffen soll, das soll wieder hergestellt werden durch die Kainssöhne. Gott hat des Menschen Leib geschaffen, darin geht des Menschen Ich auf und zerstört zunächst diesen Tempel. Der Mensch kann sich nur retten, wenn er sich zuerst das Haus baut, das ihn hinüberträgt über die Wasser der Leidenschaften, wenn er sich die Arche Noah baut. Dieses Haus muß der Mensch wieder aufrichten. So baut am Äußeren, was als die Kainskinder in die Welt gekommen ist, und was die Gotteskinder gebracht haben, das baut am Inneren [...]
Dann erst verstehen wir die Theosophie, wenn wir sie als Testament auffassen, das, was als der Salomonische Tempel aufgezeichnet und was als Zukünftiges zu erwarten ist, vorzubereiten. Vorbereiten sollen wir den neuen Bund anstelle des alten Bundes. Der alte ist der Bund des schöpferischen Gottes, wo das Göttliche am Menschentempel schafft. Der neue ist derjenige, wo der Mensch selbst den Weisheitstempel um das Göttliche herumhüllt, wo er ihn wieder herstellt, damit dieses Ich eine Zuflucht auf dieser Erde findet, wenn es befreit aus der Materie auferstehen wird.“ (Lit.: GA 93, S. 152f)
„Nun wohnt ja der Mensch in seiner physischen, ätherischen und astralischen Hülle mit seinem Ich, durch das er diese dreifache Natur so umwandeln soll, damit die drei höheren Prinzipien hier auf der Erde ihren entsprechenden Wohnplatz erhalten und sich heimisch fühlen können. Dafür sollte der alte Bund sorgen. Er sollte durch die Künste des Kainsgeschlechtes Menschensöhne in die Welt bringen und durch diese Menschensöhne sollte alles Äußere geschaffen werden, was dem physischen, ätherischen und astralischen Leibe dient. Was ist das alles ?
Was dem physischen Leib dient, ist zunächst alles, was durch die technischen Künste eingerichtet wird zur Befriedigung des physischen Leibes und zu seiner Behaglichkeit. Was wir dann an gesellschaftlichen, staatlichen Einrichtungen und Organisationen haben in bezug auf das Zusammenleben der Menschen, was sich auf Ernährung und Fortpflanzung bezieht, dient zum Aufbau des Lebensleibes. Und auf den Astralkörper wirkend haben wir das Gebiet der sittlichen Vorschriften, der Ethik, was die Triebe und Leidenschaften in Ordnung bringen, die astralische Natur regeln und auf eine höhere Stufe heben soll.
So bauten die Kainssöhne den ganzen alten Bund hindurch diesen dreistufigen Tempel auf. Er ist, so wie er sich zusammensetzt aus unseren äußeren Einrichtungen - Sie können dabei an unsere Wohnungen, Werkzeuge, an das Gesellschafts- und Staatswesen, die sittlichen Einrichtungen denken -, in allem diesem ist er der Bau der Kainssöhne, der den unteren Gliedern der menschlichen Natur dient.
Daneben arbeitete die andere Strömung, welcher die Göttersöhne, ihre Schüler und ihre Nachfolger vorstehen. Von dorther haben wir die Diener der göttlichen Weltordnung, die Diener der Bundeslade. In ihnen haben wir etwas, was als eigene Strömung hergeht neben den Dienern der Welt. Sie nahmen eine besondere Stellung ein. Erst als der Salomonische Tempel errichtet war, sollte ja die Bundeslade hineingestellt werden, das heißt, alles andere sollte gleichsam hingeordnet werden zu der Bundeslade, sich um sie gruppieren. Alles was früher weltlich war, sollte ein äußerer Ausdruck, ein Bau werden für das, was die Bundeslade für die Menschheit bedeutet. Derjenige wird sich am besten den Tempel Salomos vorstellen, der sich ihn vorstellt als etwas, was äußerlich, als Physiognomie zum Ausdruck bringt, was die Bundeslade als Seele sein soll.
Was die äußeren drei Körper des Menschen belebt hat, ihnen das Leben gegeben hat, ist von den Göttersöhnen entlehnt dem Baum des Lebens. Das ist sinnbildlich ausgedrückt in jenem Bauholz, das später zum Kreuz Christi verwendet worden ist. Den Göttersöhnen war es zuerst gegeben. Was taten sie damit? Was bedeutet im tieferen Sinn das Kreuzesholz? Es liegt eine ungeheuer tiefe Bedeutung in dieser heiligen Legende vom Kreuzesholz.
Welche Aufgabe hat denn überhaupt der Mensch bei seiner irdischen Entwickelung? Er soll seine jetzigen drei Körper, die er erhalten hat, um eine Stufe höher hinaufheben. Also, er soll den physischen Körper hinaufheben in ein höheres Reich und er soll auch den Ätherund Astralleib hinaufheben in ein höheres Reich. Diese Entwickelung obliegt dem Menschen. Das ist ihr eigentlicher Sinn: unsere drei Körper zu drei höheren Gliedern der ganzen göttlichen Weltordnung zu machen.“ (Lit.: GA 93, S. 157ff)
Der unsichtbare Tempel
Der unsichtbare bzw. nur übersinnlich sichtbare Tempel, das ist die menschliche Seele selbst, die den Geist von oben empfängt und das geistig Empfangene in die rechte Seelenform gießt:
"Wir hören von dem salomonischen Tempel bei mancherlei Gelegenheiten als von jenem Tempel, von dem wir wissen, daß in ihm zum Ausdruck kommen sollte der ganze Geist der Menschheitsentwickelung. Wir hören davon; an die Menschen der physischen Erde stellt man aber - und das ist das Rätselhafte an der Sache - die ganz vergebliche Frage: wer hat jenen salomonischen Tempel, von dem wir als einer grandiosen Wahrheit sprechen - wenn wir überhaupt im Ernst davon sprechen -, wer hat ihn mit physischen Augen gesehen? Ja, es ist ein Rätsel, was ich da sage! Herodot hat wenige Jahrhunderte, nachdem der salomonische Tempel aufgebaut gewesen sein mußte, Ägypten bereist, hat Vorderasien bereist. Aus seinen Reiseschilderungen, die sich wahrhaftig über viel Geringeres hermachen als über das, was der salomonische Tempel gewesen sein muß, wissen wir, daß er nur wenige Meilen vorbeigegangen sein mußte am salomonischen Tempel - aber er hat ihn nicht gesehen. Den salomonischen Tempel hatten die Leute noch nicht gesehen!
Das Rätselvolle ist nun, daß ich über etwas sprechen muß, was doch da war und was die Leute nicht gesehen haben. Aber es ist so. Nun, es gibt auch in der Natur etwas, was da sein kann und was die Leute doch nicht sehen. Der Vergleich ist aber nicht vollständig, und wer ihn ausnützen wollte, würde ganz danebenschießen. Es sind die Pflanzen, die in ihrem Samen enthalten sind; aber die Menschen sehen die Pflanzen in ihrem Samen nicht. Es sollte aber nun niemand weitergehen in diesem Vergleich, denn wer jetzt darnach den salomonischen Tempel interpretieren würde, der würde gleich etwas Falsches sagen. Soweit ich es selbst gesagt habe, ist der Vergleich durchaus richtig, der Vergleich des Pflanzensamens mit dem salomonischen Tempel.
Was will der salomonische Tempel? Er will dasselbe, was der Tempel der Zukunft wollen soll und allein wollen kann.
Man kann den physischen Menschen darstellen in der Anthroposophie. Man kann den Menschen, insofern er der Tempel der Seele selber ist und von der Seele durchseelt ist, darstellen in der Psychosophie. Und man kann den Menschen darstellen durch Pneumatosophie, insofern der Mensch Geist ist. Der geistige Mensch, dürfen wir ihn denn nicht so vor uns hinstellen, daß wir sagen: Zuerst erblicken wir den Menschen, der, am Boden liegend, sich aufrichtet; dann den Menschen, der in sich selbst geschlossen wie ein in sich gegründetes Unendliches vor uns steht mit dem gerade vor sich hingerichteten Blick; und dann erblicken wir den Menschen, der nach oben schaut, seelisch in sich gegründet, aber die Seele zum Geiste erhebend und den Geist empfangend. «Der Geist ist spirituell», das ist eine Tautologie, aber sie kann uns doch klarmachen, was wir zu sagen haben: Der Geist ist das Übersinnliche, die Kunst kann nur im Sinnlichen formen und im Sinnlichen überhaupt zum Ausdruck kommen. Mit anderen Worten: Was die Seele als Geist empfängt, muß in die Form sich ergießen können. So wie der sich aufrichtende Mensch, der in sich gefestigte Mensch zum Tempel geworden ist, so muß die Seele zum Tempel werden können, die den Geist empfängt. Dazu ist unser Zeitalter da, daß es den Anfang macht mit einer Tempelkunst, die laut zu den Menschen der Zukunft sprechen kann:
Der Tempel, das ist der Mensch, der Mensch, der in seiner Seele den Geist empfängt!" (Lit.: GA 286, S. 23f)
Nach dieser Seelenform bildet sich im Laufe der aufeinanderfolgenden irdischen Inkarnationen des Menschen auch die physische Leibesform entsprechend aus, die im salomonischen Tempelbau ihren äußeren symbolischen Ausdruck fand, wobei die äußeren architektonischen Formen zugleich wieder bildend und veredelnd auf die Seele zurückwirkten.
Siehe auch
- Kategorie:Jerusalemer Tempel - Artikel in der deutschen Wikipedia
- Jerusalemer Tempel - Artikel in der deutschen Wikipedia
Literatur
- Rudolf Steiner: Die Tempellegende und die Goldene Legende , GA 93 (1991) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole, GA 101 (1992) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Okkulte Geschichte, GA 126 (1992) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Erster Teil, GA 173 (1978) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Wie kann die Menschheit den Christus wiederfinden? GA 187 (1995) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Wege zu einem neuen Baustil, GA 286 (1982) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv. Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen. Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners. |
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Erwin Reidinger: Die Tempelanlage in Jerusalem von Salomo bis Herodes aus der Sicht der Bautechnischen Archäologie. In: Biblische Notizen, Beiträge zur exegetischen Diskussion, Heft 114/115, München 2002, 89–150 (Summary 150), ISSN 0178-2967; ders: The Temple Mount Platform in Jerusalem from Solomon to Herod: An Archaeological Re-Examination. In: Assaph, Studies in Art History, Band 9, Tel Aviv 2004, S. 1–64; ISSN 0333-6476; ders.: Der Tempel in Jerusalem: Datierung nach der Sonne. In: Biblische Notizen, Aktuelle Beiträge zur Exegese der Bibel und ihrer Welt. Neue Folge, Heft n.128, Salzburg 2006, 81–104 (Summary 102,103), ISSN 0178-2967
- ↑ Die Elle entspricht dem Maß des Vorderarms vom Ellenbogen bis zur äußersten Spitze des Mittelfingers. Im ägyptischen System betrug die große, die "königliche" Elle 52,5 cm, die kleinste 45,8 cm. Nach dem babylonischen Sytem betrugen diese Maße 51,8 cm bzw. 49,5 cm. 1 Elle = 2 Spannen; 1 Spanne = 3 Handbreiten; 1 Handbreite = 4 Fingerbreiten (siehe auch Maße und Gewichte in der Bibel)
- ↑ 1 Stadium hat eine Länge von 185,22 m und entspricht 1/8 einer römischen Meile (mille passus) bzw. 625 Fuß
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