Fieber

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Fieber (von mhd. vieber, aus ahd. fiebar; lat. febris „Hitze, Fieber“), seltener auch Pyrexie (von griech. πυρετός pyretós „brennende Hitze, Fieber“, abgeleitet von griech. πυρFeuer“) genannt, ist ein Zustand erhöhter Körperkerntemperatur, der zumeist als Begleiterscheinung der Immunabwehr gegen eindringende Viren, lebende Mikroorganismen, bösartige Tumore oder andere als fremd erkannte Stoffe oder seltener auch im Rahmen anders verursachter Entzündungsvorgänge auftritt. Fieber ist keine Krankheit, sondern ein Zeichen des einsetzenden Heilungsprozesses. Fieber kann daher eine wichtige therapeutische Rolle spielen. So führte etwa der anthroposophische Arzt Dr. Robert Gorter in das Therapiespektrum der anthroposophischen Medizin bei der Behandlung von Krebs ergänzend eine Fiebertherapie ein, nachdem er erkannt hatte, dass Krebskranke oft über Jahrzehnte vor Ausbruch der Krankheit keine entzündlichen und fiebrigen Erkrankungen aufweisen.

Fieberkurve

Eine typische Fieberkurve: Die grüne Linie zeigt den Sollwert, die rote die tatsächliche Kerntemperatur.

Bei einer akuten Fieberreaktion steigt die menschliche Körpertemperatur (insbesondere bei Kindern) schnell bis zu Werten zwischen 40 und 41,4 °C an, jedoch fast nie darüber hinaus,[1] unabhängig von der Fieberursache oder dem Ort der Temperaturmessung.[2][3] Der Körper muss also unter normalen Bedingungen in der Lage sein, eine Fieberreaktion regulatorisch wirksam zu begrenzen, bevor sie durch sich selbst gefährlich wird.

In der Anfangsphase des Fiebers wird das Blut mehr nach innen gezogen und die Bluttemperatur steigt an. Die dadurch bedingte geringere Durchblutung der Haut erzeugt zunächst ein Kältegefühl, dem durch Muskelzittern (Kältezittern) gegengesteuert wird, bis hin zum Schüttelfrost (auch: Fieberfrost oder Fieberschauer).

Die Temperatur erreicht dann ihren Höchstwert und wird auf diesem Niveau für einige Zeit gehalten. Durch die erhöhte Körpertemperatur wird die Immunreaktion beschleunigt. Viele an der Infektionsabwehr beteiligte Funktionen werden bei Temperaturen von 38 bis 41 °C verstärkt aktiv und nehmen erst über 41 °C wieder ab.[4] Fiebersenkende Maßnahmen sind daher in der Regel kontraproduktiv. Sie können den Heilungsprozess komplizieren und unnötig verlängern. Sie sind daher zu vermeiden, sofern nicht andere medizinische Indikationen wie etwa ein geschwächtes Herz-Kreislauf-System dies erforderlich machen.

Wenn das Fieber allmählich abklingt, wird die Haut stärker durchblutet, wodurch ein Hitzegefühl auftritt, das durch Schwitzen gelindert wird. Zugleich werden dabei Giftstoffe ausgeschieden. Wegen des gesteigerten Flüssigkeitsbedarfs ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.

Pyrogene

Als Pyrogene werden ganz allgemein entzündlich wirkende Stoffe bezeichnet. Insbesondere sind damit solche Stoffe gemeint, die bei parenteraler Gabe („unter Umgehung des Darmes“, aus griech. παρά „neben“ und ἔντερον énteron „Eingeweide, Darm“) Fieber erzeugen können. Dabei kann es sich etwa um exogene Toxine handeln, die von Bakterien, Viren oder Pilzen erzeugt werden, aber auch um Metallverbindungen in Elastomeren oder Gummiabrieb, die nicht biologischen Ursprungs sind. Darüber hinaus erzeugt auch der Körper selbst endogene Pyrogene. So lösen etwa die Interleukine IL-1 und IL-6 oder TNF-alpha eine Kaskade von Immunreaktionen aus, durch die pyrogen wirkende Prostaglandine gebildet werden.[5]

Geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte

Der Urin zeigt die Tätigkeit des Astralleibs an

Krankheiten resultieren aus anthroposophischer Sicht zumeist aus Unregelmäßigkeiten des Astralleibs. Fieber zeigt eine verstärkte Aktivität des Astralleibs an, der in inniger Beziehung zu den Nieren steht (Lit.:GA 218, S. 80), die der Ausscheidung von Giftstoffen und der regulären Endprodukte des Stoffwechsels dienen. An der Beschaffenheit des ausgeschiedenen Urins lässt sich leicht die Tätigkeit des Astralleibs ablesen.

„Nehmen Sie einmal an, ein Mensch habe Fieber; ich will einen drastischen Fall nehmen. Was heißt das, ein Mensch hat Fieber? Das heißt nicht, sein Astralleib ist schwach und flau geworden, träge, sondern er ist gerade in einer übermässigen Tätigkeit, so daß er bis ins Ich herauf wirkt. Dann wird das Ich wie gepeitscht, wenn der Astralleib in übermäßiger Tätigkeit ist. Aber das Ich bewirkt die Blutzirkulation. Und ein übermäßig tätiger Astralleib, der überall in die Organe hereinwill und nicht kann und daher in sich brodelt wie das sturmgepeitschte Meer, der erzeugt in sich Fieber. Jetzt hat der Mensch Fieber von seinem gepeitschten Astralleib. Was wird die weitere Folge sein? Das Blut wird zu schnell durch den Körper gejagt. Es wandelt sich das Blut nicht ordentlich um. Das Blut hat nicht Zeit, die Organe zu bilden, geht wiederum als Blut vom Herzen in die Niere und von da in den Urin, und wir bekommen einen Urin, der sehr dunkel gefärbt ist. Wer nun die dunkle Farbe des Urins zu beurteilen weiß, der weiß, daß unter allen Umständen, ob er ein bißchen dunkler oder stark dunkel ist, das Fieber im menschlichen Organismus flutet [...]

Wenn das Blut nun zu schnell durch die Organe schießt, kann es an die Organe nichts abgeben. Aber es will fest werden. Wenn es dann als Urin aus den Nieren herauskommt, wird der Urin bei einem solchen Blut flockig. Schaut man jetzt wieder durch, hat man einen flockigen Urin. Geht der Astralleib träge und der Puls wird schwach, dann hat man keinen flockigen Urin, sondern einen fast wasserhellen, reinen Urin.“ (Lit.:GA 352, S. 165f)

Aktivierung des Ätherleibs

Durch das Fieber werden aber auch die Heilungskräfte des Ätherleibs aktiviert.

„Denken Sie, wie mit gewissen Unregelmäßigkeiten des Astralleibes Krankheiten zusammenhängen, und zwar dadurch, daß diese Unregelmäßigkeiten sich durch den Ätherleib bis zum physischen Leib fortsetzen. Nun nehmen wir an, der astralische Leib habe einen gewissen Schaden in sich selber. Durch diesen Schaden wirkt er auf den Ätherleib, und so setzt sich der Schaden bis zum physischen Leibe fort. Dieser wird auch schadhaft. Dann fängt der Organismus an, gegen den Schaden zu revoltieren, Schutzkräfte in Anwendung zu bringen. Diese Revolte ist gewöhnlich das Fieber; das ist der Aufruf der Heilungskräfte im Menschen. Das Fieber ist nicht Krankheit, sondern der Mensch ruft aus seinem ganzen Organismus die Summe seiner Kräfte zusammen, um diesen Schaden wieder gutzumachen. Diese Revolte des ganzen Organismus gegen den Schaden drückt sich in der Regel im Fieber aus. Das Fieber ist das Wohltätigste, das Heilendste bei der Krankheit. Der einzelne schadhaft gewordene Teil kann sich nicht heilen, er muß von anderen Seiten her die Kräfte zugeführt bekommen, und das hat seinen Ausdruck im Fieber.“ (Lit.:GA 107, S. 155f)

Das Fieber hat, wie oben beschrieben, einen starken Einfluss auf den Blutkreislauf. Da das Blut das unmittelbare physische Organ für das menschliche Ich ist, wird dieses besonders gefordert. Die erhöhte Bluttemperatur dämpft das klare Ich-Bewusstsein. Ähnlich wie beim Einschlafen werden Ich und Astralleib teilweise aus den oberen Bereichen des belebten Leibes herausgehoben. Durch die gesteigerte Aktivität des Astralleibs tritt das traumartige Bwusstsein, das diesem eigen ist, stärker in den Vordergrund, was sich durch wirre Fieberphantasien äußern kann.

Das Fieber geht vom Kopf aus

Lage des Hypothalamus (3D-Animation)
Das sympathische Nervensystem (GA 128, S 51)

Es ist eine alte medizinische Erfahrung, dass die Wärmeprozesse - bis hin zum Fieber - vom Kopf bzw. vom Gehirn ausgehen, während die Kälte von unten, von den Füßen her aufsteigt. Tatsächlich ist das oberste thermoregulatorische Zentrum die Regio praeoptica des Hypothalamus, in der die sensorischen Daten der Wärme- und Kälterezeptoren aus der Haut des ganzen Körpers zusammenlaufen. Etwa 30 % der Neuronen in der Regio praeoptica sind wärmesensitiv und feuern schneller, wenn die Temperatur steigt, über 60 % reagieren nicht auf Temperaturänderungen und weniger als fünf Prozent sind kältesensitiv. Vermutet wird, dass die Körpertemperatur physiologisch dadurch geregelt wird, dass die Aktivität der temperaturinsensitiven Neurone mit jener der wärmesensitiven Neuronen verglichen wird. Die wärmesensitiven Neurone empfangen dabei ihre Informationen hauptsächlich von der Körperperipherie, während die Aktivität der kältesensitiven Neurone überwiegend von den exzitatorischen (erregenden) und inhibitorischen (hemmenden) Signalen benachbarter Neurone abhängt.[6]

Pyrogene hemmen die Tätigkeit der wärmesensitiven Neuronen. Das führt in der Anfangsphase des Fiebers durch die Hemmung des sympathischen Nervensystems, das neben dem Blut auch einen Hauptangriffspunkt für das menschliche Ich bildet (Lit.:GA 128, S. 52ff) und in dem zugleich der Ätherleib stark wirkt (Lit.:GA 27, S. 40f), zu einer peripheren Gefäßverengung, die den Wärmeabfluss nach außen verringert. Beginnend von den Beinen kühlen sich die Gliedmaßen ab. Zugleich wird durch das Kältezittern der Muskeln und die Steigerung der Stoffwechseltätig die Wärmeproduktion im Inneren des Körpers gesteigert und dadurch die Kerntemperatur erhöht und für einige Zeit auf diesem erhöhten Niveau gehalten. Das sympathische Nervensystem vermittelt zugleich ein sehr dumpfes somnambules Bewusstsein, das aber weit in den Kosmos hineinreicht und das sympathische Nervensystem zu dessen Spiegelbild gestaltet (Lit.:GA 55, S. 53f). Diese Trancebewusstsein ist eine modifizierte Form jenes Bewusstseins, das der Mensch auf dem alten Saturn hatte, der eine reine Wärmewelt war und auf dem die allererste Anlage des physischen Leibes in Gestalt eines dynamisch[7] differenzierten Wärmegebildes geschaffen wurde.

Lässt die Wirkung der Pyrogene nach, beginnen sich die peripheren Blutgefäße zu erweitern, wodurch die Wärme nach außen abgeleitet wird und die Haut erwärmt, was zu einem starken Hitzegefühl führt. Zugleich wird das Schwitzen angeregt und durch die damit verbundene Verdunstungskälte die Wärmeabfuhr an die Umgebung gefördert.

„Worauf beruht das Fieber? Das Fieber beruht darauf, daß eigentlich das Gehirn in eine überwiegende Tätigkeit kommt und den ganzen Menschen durchdringt. Nehmen Sie an, der Mensch bekommt in irgendeinem Organ, sagen wir in der Leber oder Niere, oder namentlich in den Lungen, irgendwie eine Unordnung auf die Weise, wie ich es Ihnen neulich erzählt habe. Da fängt nun das Gehirn an, dagegen zu revoltieren. Wenn die Lunge nicht mehr recht will, so fängt das Hintergehirn an, zu revoltieren und regt wiederum das Vordergehirn an, mitzurevoltieren gegen dieses Kranksein der Lunge, und dadurch entsteht das Fieber.

Das heißt aber, der Mensch wird von oben herunter, von seinem Kopfe aus erwärmt, von unten herauf erkaltet. Das ist gerade sehr interessant. Der Mensch wird wirklich von oben herunter erwärmt. Das Fieber machen wir mit unserem Kopf. Und wenn eine Entzündung in der großen Zehe auftritt - das Fieber, das wir kriegen, machen wir mit dem Kopf. Es ist sogar interessant, daß dasjenige, was am weitesten unten liegt, durch die allervordersten Teile des Gehirnes reguliert wird. Wie beim Hund das, was am allerweitesten hinten liegt, durch die Nase reguliert wird, so ist es auch beim Menschen. Wenn er in der großen Zehe Fieber kriegt, so liegt die Tätigkeit, die das Fieber erzeugt, ganz vorn. Der Mensch muß es schon mit seiner Würde vereinbar halten, daß, wenn er in der großen Zehe eine Entzündung kriegt, dann ihm sein Fieber von ganz da vorne kommt, da gerade über der Nase; so daß der Mensch immer von oben erwärmt wird und von unten erkaltet wird.“ (Lit.:GA 348, S. 180f)

Gleichgewicht zwischen luziferischen und ahrimanischen Kräften

Die reguläre Bluttemperatur hängt davon ab, dass die luziferischen und ahrimanischen Kräfte durch das Ich im rechten Gleichgewicht gehalten werden. Wenn beim Fieber die Körpertemperatur steigt, beginnen die luziferischen Kräfte zu überwiegen. Im Gegensatz zu den greisenhaft verfestigend und abbauend wirkenden ahrimanischen Kräften wirken sie belebend und aufbauend.

„Sie können ja beobachten, daß dann, wenn die entzündlichen Kräfte im Menschen stark sind, fiebrige Erscheinungen auftreten. Das sind im wesentlichen zu starke, überwiegende Aufbauprozesse, die im Blute liegen. Mit dem, was man im Fieber oftmals an Eigenkraft im Menschen entwickelt, könnte man jedenfalls noch ein starkes Stück von einem zweiten Menschen versorgen, wenn man die Kräfte in der richtigen Weise ableiten könnte.“ (Lit.:GA 221, S. 88)

Die Aufbauprozesse fördern den Heilungsprozess, dämpfen aber zugleich das klare Ich-Bewusstsein, was sich etwa durch Fieberphantasien äußern kann. Das Ich muss darum ringen, das richtige Gleichgewicht zwischen den ahrimanischen und luziferischen Kräften wieder herzustellen.

„Wenn wir Kind sind, meinetwillen ganz kleines Kind, so überwiegen in uns die jungmachenden, die luziferischen Kräfte; aber tief zurückgezogen sind in der menschlichen Natur auch schon die greisenhaften Kräfte, diejenigen Kräfte, die zuletzt das Verkalken, das Sklerotisieren des Leibes hervorrufen, diejenigen Kräfte, die uns dann zum Tode führen. Und beide Arten von Kräften müssen im menschlichen Leibe sein. Durch die luziferischen Kräfte, die in ihm sind, hat er eine fortwährende Möglichkeit, ich möchte sagen nach dem Phosphorischen hin, nach der Wärme hin sich zu entwickeln. Im extremen Fall, im Krankheitsfall, wirken diese Kräfte so, daß der Mensch in das Fieber, in die Pleuritis hineinkommt, in entzündliche Zustände. Aber diese Neigung für Fieber, für entzündliche Zustände ist immer in ihm. Sie wird nur in Schach gehalten, im Gleichgewichte gehalten durch die andern Kräfte, die ihn verfestigen wollen, die ihn verkalken, die ihn mineralisieren. Und darinnen besteht das Wesen des Menschen, daß ein Gleichgewichtszustand da ist zwischen diesen beiden polarisch einander entgegengesetzten Kräftearten.“ (Lit.:GA 210, S. 21)

Zusammenhang zwischen organischen und kosmischen Rhythmen

Der Verlauf des Fiebers hängt von den Rhythmen des Astralleibs und des Ätherleibs ab. Der Astralleib hat einen siebentägigen Rhythmus, der Ätherleib jedoch einen von viermal sieben Tagen, was rund einem Mondmonat entspricht.

„Das, was man als Fiebererscheinung kennt, hängt zusammen mit gewissen Funktionen des Ätherleibes. Es muß im Ätherleib etwas vorgehen, wenn ein gewisser Ablauf von Fieber da ist. Das Fieber steht daher in irgendeiner Weise in dem Rhythmus drinnen, in dem der Ätherleib steht. Jedes Fieber steht in diesem Rhythmus drinnen, aber wie? Wir müssen uns nun einmal folgendes klarmachen. Der Ätherleib, da er in vier mal sieben Tagen seinen Kreislauf vollendet, bewegt sich wesentlich langsamer als der Astralleib, der seinen Rhythmus in sieben Tagen durchmacht. Wir dürfen also, wenn wir den rhythmischen Gang des Ätherleibes in ein Verhältnis setzen zu dem des astralischen Leibes, den Vergleich heranziehen mit den Zeigern einer Uhr [...] Nehmen Sie an, Ihr Astralleib, der ja immer verbunden ist mit dem Ätherleib, befände sich in einem gewissen Zustande im Verhältnis zu dem Ätherleib. Jetzt fängt der Astralleib sich zu drehen an. Wenn er nach sieben Tagen wieder in seinem ursprünglichen Zustand ist, deckt er sich nicht wieder mit dem Ätherleib, denn der Ätherleib ist nach sieben Tagen um ein Viertel seines Umkreises fortgeschritten. Es deckt sich also nach sieben Tagen der Zustand des astralischen Leibes nicht wieder mit demselben Zustand des Ätherleibes, sondern er deckt sich mit einem Zustand, der um ein Viertel des Umkreises hinter dem ursprünglichen zurückgeblieben ist. Nun nehmen Sie an, es tritt die betreffende Krankheit auf. Da hängt ein ganz bestimmter Zustand des astralischen Leibes mit einem ganz bestimmten Zustand des Ätherleibes zusammen. In diesem Moment tritt unter der Mitwirkung dieser zwei Zustände, die da zusammenwirken, das Fieber auf als das Aufrufen gegen den Feind. Nach sieben Tagen kommt der astralische Leib über einen ganz anderen Punkt des Ätherleibes. Nun ist es so, daß im Ätherleibe nicht nur die Kraft sein muß, Fieber hervorzubringen, denn dann würde ja, wenn er einmal in Schwung gekommen ist, Fieber hervorzubringen, das Fieber gar nicht mehr nachlassen. So aber hat nun nach sieben Tagen dieser Punkt des Ätherleibes, der sich jetzt mit jenem Punkt des astralischen Leibes deckt, der vor sieben Tagen das Fieber hervorgerufen hat, die Tendenz, das Fieber wieder gutzumachen, das Fieber wieder abzuschwächen. Ist also der Kranke nach sieben Tagen so weit, daß auch die Störung überwunden ist, dann ist es gut. Ist die Störung nicht überwunden, hat der astralische Leib jetzt nicht die Tendenz, die Krankheit fortzuschaffen, so trifft er in den ungünstigen Zustand hinein, wo der Ätherleib die Tendenz hat, das Fieber abzuschwächen. Es handelt sich darum, daß man diese beiden übereinanderlagernden Punkte wohl beachtet, diese beiden Koinzidenzpunkte. Solche Punkte könnten wir für alle möglichen menschlichen Lebenserscheinungen herausfinden. Und gerade durch diese Rhythmen, durch die inneren geheimnisvollen Einrichtungen würde uns das ganze menschliche Wesen klar werden. Der Ätherleib hat wirklich eine Tendenz, die sich in vier mal sieben ausdrückt. Bei anderen Krankheitserscheinungen können Sie wieder beobachten, wie besonders der vierzehnte Tag von besonderer Wichtigkeit ist, also zwei mal sieben. Wir können geradezu angeben, wie bei gewissen Erscheinungen der Paroxysmus nach vier mal sieben besonders stark sein muß. Und da handelt es sich darum: nimmt dann die Sache ab, so ist unter allen Umständen auf Heilung zu hoffen. Alle diese Dinge hängen zusammen mit Rhythmen ...“ (Lit.:GA 107, S. 190ff)

Wie mittlerweile die Chronobiologie bestätigt, liegt der Ursprung dieser Rhythmen in den großen kosmischen Rhythmen. Bedeutsam ist hier insbesondere der Mondrhythmus, mit dem auch die Fortpflanzungs- und Regenerationsfähigkeit zusammenhängt.

„Nun spiegelt sich gerade im Monde kosmisch dasjenige, was als Verhältnis besteht zwischen dem astralischen Leib und dem Ätherleib, in wunderbarer Weise. Der Mond macht in vier mal sieben Tagen seinen Kreislauf durch. Das sind die Zustände des Ätherleibes, und die vier mal sieben Zustände des Ätherleibes spiegeln sich ganz genau in den vier Vierteln des Mondes. Es ist durchaus kein Unsinn, den Zusammenhang in dem, was wir vorhin als Fiebererscheinung charakterisiert haben, gerade in den Mondesvierteln zu suchen. Denken Sie, daß in der Tat nach sieben Tagen ein anderes Mondesviertel da ist wie ein anderes Viertel des Ätherleibes und daß der astralische Leib über ein anderes Viertel des Ätherleibes fällt. In der Tat wurde ursprünglich dieses Verhältnis des menschlichen Astralleibes zum Ätherleib dadurch geregelt, daß jene geistigen Wesenheiten den Mond in ein entsprechendes Umkreisen um die Erde brachten. Und wie m einer gewissen Weise die Dinge zusammenhängen, das können Sie daraus entnehmen, daß selbst die heutige Medizin noch mit einem alten Rest rechnet, der ihr geblieben ist von rhythmischer Erkenntnis. Weil der Rhythmus des physischen Leibes 10 X 28 ausmacht und der physische Leib sozusagen nach 10 x 28 Tagen wieder an demselben Punkte ist, wo er früher war, deshalb verlaufen 10 x 28 Tage ungefähr zwischen der Empfängnis eines Menschen und seiner Geburt, zehn siderische Monate. Alle diese Dinge hängen zusammen mit der Regelung der großen Weltverhältnisse. Der Mensch ist als Mikrokosmos ein getreuer Spiegel der großen Weltverhältnisse, er ist herausgebaut aus diesen großen Weltverhältnissen.“ (Lit.:GA 107, S. 193)

Das Mysterium des Silbers: Zusammenhang mit Blutwärme, Fieber und wiederholten Erdenleben

Durch die Fortpflanzungskräfte wird das Ich des Menschen, das schon wiederholte Erdenleben durchgemacht hat, in eine neue Inkarnation hereingeführt. Der physische Träger des Ichs ist das Blut. Es wirkt in der Blutwärme. Tritt Fieber auf, reißt sich menschliche Organisation von der normalen Einordnung in die fortwirkenden früheren Erdenleben los. Die mondenhaften Kräfte des Silbers, die eng mit den Fortpflanzungskräften zusammenhängen, helfen dabei, dass sich das Ich mit allem, was es aus früheren Inkarnationen mitbringt, in rechter Weise in die Blutwärme einleben kann.

„Konzentriert sich der Mensch auf die besonderen Eigenschaften des Silbers, was lange dauert, bis es wirksam wird, zieht der Mensch diejenigen Kräfte in sich zusammen, die damit zusammenhängen, daß jetzt nicht nur seine Gefäße Flüssigkeiten zirkulieren lassen, Säfte zirkulieren lassen, sondern daß Wärme durch die Zirkulation des Blutes kreist. Dann stellt sich für den Menschen die Wahrheit ein, daß in dem, was als Wärme in seinem Blute kreist, was ihn erst zum menschlichen Wesen dadurch macht, daß er eine gewisse Wärme und dadurch Blutstofflichkeit, aber auch Blutgeistigkeit, Blutspiritualität in sich empfindet, wirksam ist dasjenige, was aus früheren Inkarnationen herüberwirkt. - Und in der Verwandtschaft mit dem Silber drückt sich unmittelbar dasjenige aus, was auf die Wärmeimpulsivität des Blutes wirken kann. Damit aber drückt sich auch aus, was uns spirituell hinüberleitet zu früheren Erdenleben.

Denken Sie, man erhält in dem Silber diejenige Metallität, die gewissermaßen den Menschen aufmerksam macht auf das, was in ihm jetzt in diesem Erdenleben noch aus früheren Erdenleben ist. Denn unser Blutkreislauf mit seinen wunderbaren Wärmedifferenzierungen, er ist nicht aus dieser physischen Welt heraus. Er ist auch nicht aus der elementarischen Welt heraus, die ich Ihnen geschildert habe. Er ist auch nicht einmal allein aus der Welt der Sterne heraus. Aus der Welt der Sterne heraus sind die Richtungen des Blutkreislaufes. Aber in dem, was im Blute eigentlich als Wärme unser Leben in der richtigen Weise durchpulsiert, wirkt dasjenige, was aus früheren Erdenleben heraus kraftet.

Unmittelbar an das appelliert man, wenn man an die Silberkräfte in ihrer Beziehung zum Menschen appelliert. So steht das Mysterium des Silbers im Zusammenhange mit den wiederholten Erdenleben. Das Silber ist eines der erschütterndsten Beispiele dafür, daß überall Spiritualität lebt, auch in dem Physischen. Wer das Silber mit rechten Augen anzusehen vermag, der weiß, daß das Silber das äußere Götterzeichen ist für die Kreisläufe des menschlichen Erdenlebens. Daher hängt auch das Mysterium des Silbers mit der Fortpflanzung zusammen, mit all jenen Geheimnissen, die sich auf die Fortpflanzung beziehen, aus dem Grunde, weil der Mensch ja durch die Fortpflanzung sein Wesen hinüberleitet zu den früheren Erdenleben. Das Wesen, das in früheren Erdenleben vorhanden war, dringt durch die Fortpflanzung in das physische Leben herein. Aber das ist dasselbe Geheimnis wie das Geheimnis des Blutes. Und das Geheimnis des Blutes, das Mysterium des Blutes, ist das Mysterium des Silbers. Man kann hier sagen: Das Geheimnis der Blutwärme ist das Geheimnis, das Mysterium des Silbers.

Wiederum zieht sich der Strom des Erkennens hinüber von diesem normalen Verlauf im Menschen zu dem pathologischen. Denken Sie, es wird im Menschen durch Umstände, die gerade in der gegenwärtigen Welt liegen, aus der das Blut nicht erwärmt werden darf- denn es muß erwärmt werden durch die Welten, die wir durchgemacht haben in früheren Erdenleben-, denken Sie, es wird das Blut in seiner Wärme beeinträchtigt von der gegenwärtigen Welt, nicht impulsiert von dem, woran wir durch ein spirituelles Band an den früheren Erdenleben hängen. Dann entstehen diejenigen Krankheitszustände, von denen wir sagen können, sie sind dadurch da, daß alles, was mit unserer Blutwärme zusammenhängt, losgerissen ist von dem, womit es eigentlich zusammenhängen sollte, von den früheren Erdenleben.

Was ist Fieber? Fieber, in spirituellem Sinne aufgefaßt, ist das Ergebnis des Losreißens der menschlichen Organisation von der normalen Einordnung in die fortwirkenden früheren Erdenleben. Kann der Arzt diagnostizieren, daß bei irgendeinem Krankheitsfall dieses vorliegt: Hier ist der Mensch; die Außenwelt hat auf ihn so gewirkt durch irgend etwas, daß er droht, seine Organisation loszureißen von früheren Erdenleben - , dann schreitet der Arzt zur Therapie durch Silber.“ (Lit.:GA 243, S. 108ff)

Fieber und alter Saturn

Der alte Saturn war die erste planetarische Entwicklungsstufe unserer Erde. Dabei handelte es sich um eine reine Wärmewelt, auf der die erste Anlage zum physischen Leib des Menschen geschaffen wurde. Im Fieber lebt etwas von den Kräften des alten Saturns wieder auf, durch die das Kosmische nach dem rechten Maß geordnet in den Menschen hereinwirkt.

„Die göttlichen Weltenmächte haben angeordnet das Leben nach Maß, Zahl und Gewicht. Sie finden es als ein Bibelwort. Aber wer achtet heute auf solche Worte anders, als daß er es als allgemeine Phrase nimmt, als ob da einmal ein alter Weltenbaumeister gewesen wäre, der nach Maß, Zahl und Gewicht angeordnet hat. Für den Arzt aber handelt es sich darum, wirklich Maß, Zahl und Gewicht im Menschen zu finden. Schauen wir hin auf das Saturnwesen! Sehen Sie, der Mensch hat die Saturnentwickelung in sich, aber wir finden diese Saturnentwickelung natürlich nicht in dem tatsächlich vorhandenen heutigen Menschen, denn in dem sind alle Entwickelungsstufen synthetisch vereinigt, sie sind verbunden, so daß die einzelnen verschwinden in der Verbindung, in der Harmonie. Aber die Krankheit ruft die eine oder die andere Erscheinung in ihrer besonderen Gestaltung hervor. Und nun muß ja das eintreten, daß man das, was ich in der «Geheimwissenschaft » angegeben habe, wirklich nicht mit dem Verstand allein auffaßt, sondern es auffaßt in der Art, wie es dort geschildert ist: daß man überall darinnen fühlt, wie während der Saturnentwickelung eine kosmische Wärme durchgreifend wirkt. Überall muß man, wenn man die Saturnentwickelung studiert, auf das Wärmeelement rekurrieren, man muß zum Wärmeelement hinführen. Der Saturn wirkt im Menschen, und das, was von der Saturnentwickelung beschrieben worden ist, wirkt im Menschen, aber es tritt im Erdenmenschen nicht hervor, wenn er in sich harmonisiert diese Dinge alle ineinander enthält. Es wirkt aber, wenn der Mensch krank ist. Da trennen sich die Dinge, die sich sonst harmonisch zusammenfügen, da wirkt das Saturnelement für sich und es wirkt im Fieber. Wir werden erst dann eine Fieberwissenschaft haben, wenn wir diese Fieberwissenschaft eben kosmisch machen, wenn wir eingehen können darauf, wie der alte Saturn im Menschen wirkt, so daß tatsächlich verstanden werden muß, wie in der Erscheinung des Fiebers das Kosmische auf dem Wege der Saturnkräfte hereinwirkt, die wir geistig innerhalb der Erde eingesogen gefunden haben. Wenn wir überall, am stärksten in den Bleikräften und sonst überall verteilt, die Saturnkräfte auf der Erdoberfläche finden, werden wir ein inneres Verständnis für das Fieber gewinnen, und wir müssen darin dasjenige sehen, durch das die göttlich-geistige Weltenordnung die Welt ordnet nach dem Maß. Im Maß des Fiebers drückt sich jenes Maß aus, das lebt in der Weltenordnung, indem Wärme in die Weltenordnung überhaupt einströmt, jenes Maß, das aufgeht in den andern, sich harmonisiert. Aber wir müssen das Maß vor allen Dingen sehen in den Fiebererscheinungen. Daher müssen wir stark auf uns wirken lassen:

Fühle in des Fiebers Maß
Des Saturn Geistesgabe

Es ist eigentlich der Geist des Menschen, der erscheint im Fieber, der sonst nur untergetaucht ist in die andern Elemente. Im Fieber macht sich der Geist des Menschen, der sich vereinseitigt, geltend. Der älteste Bestandteil der Menschennatur erscheint im Fieber an der Oberfläche des Daseins.“ (Lit.:GA 316, S. 195f)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Roche, Lexikon der Medizin. 5. Auflage. 2003, S. 615 Eintrag zu „Fieber“
  2. P. A. Mackowiak: Concepts of fever. In: Arch Intern Med 158(17), 1998, S. 1870–81. PMID 9759682.
  3. P. A. Mackowiak, J. A. Boulant: Fevers glass ceiling. In: Clin Infect Dis. 22(3), 1996, S. 525–536, PMID 8852974.
  4. J. D. Hasday, I. S. Singh: Fever and the heat shock response: distinct, partially overlapping processes. In: Cell Stress Chaperones. 5(5), November 2000, S. 471–480, PMID 11189454.
  5. Thomas Hartung, Nina Haswia, Mardas Daneshian, Bodo Holtkamp, Gabriele Schmitz, Anke Hossfeld: Eine wirklich humane Bestimmung von Endotoxinen und Nicht-Endotoxin-Pyrogenen. In: Pharm. Ind. Band 75, Nr. 5, 2013, S. 825–834.
  6. J. A. Boulant: Role of the preoptic-anterior hypothalamus in thermoregulation and fever. In: Clin Infect Dis 31, 2000, S. 157–161, PMID 11113018.
  7. Der alte Saturn, die erste planetarische Verkörperung unserer heutigen Erde, war während des größten Teils seiner Entwicklung noch keine eigentlich räumliche Welt. Mit ihm wurde ein Uranfang geschaffen, mit dem überhaupt erst die Zeit zu laufen begann. Auf dem alten Saturn wurde die allererste Anlage des physischen Leibes des Menschen in Gestalt eines dynamisch - d. h. zeitlich - geordneten Wärmegebildes geschaffen. Die uns vorangegangenen Urengel, die Archai, machten hier ihre „Menschheitsstufe“ durch, indem sie sich ihr individuelles Ich erwarben, das aber ganz anders geartet war als unser heutiges menschliches Ich. Rudolf Steiner hat diese Vorgänge sehr ausführlich in seiner «Geheimwissenschaft im Umriß» (GA 13) und aus einer ganz anderen Perspektive in seinen Vorträgen über die «Die Evolution vom Gesichtspunkte des Wahrhaftigen» (GA 132) geschildert.
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