Muskatnussbaum (Myristica fragrans)

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Muskatnussbaum

Myristica fragrans

Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Magnoliids
Ordnung: Magnolienartige (Magnoliales)
Familie: Muskatnussgewächse (Myristicaceae)
Gattung: Muskatnussbäume (Myristica)
Art: Muskatnussbaum
Myristica fragrans
Houtt.

Der Muskatnussbaum (Myristica fragrans) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Muskatnussgewächse (Myristicaceae). Sein Samen, die Muskatnuss, und deren Samenmantel Macis werden als Gewürze verwendet.

Das Wort ist eine Entlehnung aus franz. noix muscat das seinerseits von mittellateinisch nux muscata stammt und so viel wie „nach Moschus duftende Nuss“ bedeutet.[1]

Verbreitung

Ursprünglich auf den Banda-Inseln und den nördlichen Molukken beheimatet, werden Muskatnussbäume heute auch in anderen Gebieten im tropischen Asien, in Südamerika und in Afrika kultiviert. Muskatnüsse sind das Hauptexportprodukt Grenadas und eine Muskatnuss ist daher Bestandteil der Flagge Grenadas.

Beschreibung

Muskatnussbaum mit aufgesprungener Frucht

Bei Myristica fragrans handelt es sich um einen immergrünen Baum, der Wuchshöhen von 5 bis 18 Meter erreicht. Die Borke und die grünlichgraue bis olivfarbene Rinde älterer Zweige sind glatt, anfangs flaumig behaart. Die wechselständigen Laubblätter sind einfach und sechs bis zwölf Millimeter lang gestielt. Die fast ledrige, elliptische Blattspreite weist eine Größe von vier bis acht Zentimeter auf, ist oberseits dunkelgrün und unterseits heller.

Myristica fragrans ist diözisch, d. h., es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Vier bis acht oder mehr männliche Blüten befinden sich im 2,5 bis 5 Zentimeter großen, kurz gestielten Blütenstand. Die 10 bis 15 Millimeter lang gestielten männlichen Blüten besitzen drei bis vier blassgelbe, 5 bis 7 Millimeter lange Blütenhüllblätter und neun bis zwölf Staubblätter. Eine bis wenige weibliche Blüten befinden sich in einem Blütenstand. Die acht bis zwölf Millimeter lang gestielten weiblichen Blüten besitzen sechsmal vier Millimeter große, blassgelbe Blütenhüllblätter und einen Stempel mit extrem kurzen Griffel mit zwei winzigen Narben. Die Blütezeit reicht von März bis Juli.

Auf Plantagen werden hauptsächlich weibliche Bäume kultiviert. An einem 10 bis 15 Millimeter langen Stiel befindet sich die bei Reife ockergelbe oder orangefarbene, birnenförmige bis fast kugelige Balgfrucht, sie ist beerenartig, springt aber auf. Die Frucht weist eine Länge von acht bis zehn Zentimeter und einen Durchmesser von 3,5 bis 5 Zentimeter auf. Die zwei- bis dreimal etwa zwei Zentimeter großen, rundlichen Samen sind von einem rötlichen, fleischigen, ölhaltigen Samenmantel (Arillus) umgeben. Der Kern des Samens, wie auch der Samenmantel, wird sowohl als Gewürz wie auch als Droge verwendet. In der Umgangssprache bezeichnet man den Samen als Muskatnuss oder Muskat und den Samenmantel als Muskatblüte oder Macis.

Die kurzen, gekrausten Keimblätter (Kotyledonen) sind an ihrer Basis verwachsen.

Vermehrung und Aufzucht

Die übliche Vermehrung erfolgt aus den Samen. Die Nüsse sind nur 8 bis 10 Tage keimfähig und dürfen beim Schütteln nicht klappern. Sie werden nur so tief in die Erde gesetzt, dass ein Teil der Nuss noch sichtbar ist. Bis der Keim sichtbar ist, sollte man eine Plastikfolie über den Topf stülpen und diesen dunkel stellen. Die Keimdauer beträgt etwa vier bis acht Wochen. Die Nuss sollte auf alle Fälle sechs bis acht Monate am Keimling bleiben.

Die Pflanze wächst am besten bei Temperaturen zwischen 20 °C und 30 °C und sollte die ersten zwei bis drei Jahre schattig stehen. Der Baum beginnt zu tragen, wenn er acht Jahre alt ist, und erreicht den höchsten Ertrag mit etwa 15 Jahren.

Gefährdung

Der Muskatnussbaum wird in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN – allgemein Weltnaturschutzorganisation genannt – als eine Art ausgewiesen, die unzureichend Datenmaterial für eine Gefährdungskategorisierung aufweist („Data Deficient“).

Geschichte

Im alten Ägypten war die Muskatnuss sehr wahrscheinlich nicht bekannt, die bei Mumien aufgefundenen „Nüsse“ erwiesen sich als Palmfrüchte, auch wurde keine Muskatbutter zur Einbalsamierung verwendet.[2] Den Ärzten der Antike war die Muskatnuss möglicherweise schon bekannt, Theophrastus (Hist. Plant. IX; 7) beschrieb ein Gewürz (Comacum) welches ähnliche Eigenschaften hat. Plinius der Ältere beschrieb dieses 79 n. Chr. in seiner Naturalis historia (XII; 63) bereits als Nuss. Im 6. Jahrhundert war sie in Byzanz schon bekannt,[3][4] auch in China wurden die Nüsse schon eingeführt.[5] Ums Jahr 1000 beschrieb der persische Gelehrte Ibn Sina die „Nuss aus Banda“.[6] Die „Früchte“ des Muskatnussbaumes gelangten vermutlich mit den Kreuzfahrern nach Europa. Die ersten gesicherten Überlieferungen in Europa stammten von Konstantin dem Afrikaner und dem byzantinischen Arzt Simon Seth,[7] der im 10. Jahrhundert über die Muskatnuss schrieb, „dass sie dem Magen, der Leber und dem Herzen nütze“, aber auch bereits vor deren übermäßigem Verzehr warnte, „weil sie dann den Eingeweiden schade“.

Nachdem der portugiesische Seefahrer Afonso de Albuquerque den Weg zu den sogenannten Gewürzinseln freigemacht hatte, begannen die Portugiesen ab 1512 damit, die Muskatnuss als Handelsware von den Banda-Inseln erstmals nach Europa einzuführen.[8] Die Gewürzinseln waren zu der damaligen Zeit der einzige Ort auf der Welt, wo Muskatnüsse und Gewürznelken wuchsen. Der portugiesische Arzt Garcia da Orta veröffentlichte 1563 eine Schrift, in der neben circa 50 anderen Pflanzen auch Cannabis, Opium und die Muskatnuss beschrieben werden. Die Muskatnuss entwickelte sich dann im 16. Jahrhundert zum Gold Ostindiens. Briten, Spanier, Portugiesen und Niederländer bekriegten sich wegen der Frucht des Muskatnussbaumes. Im Jahre 1621 kam der niederländische Generalgouverneur Jan Pieterszoon Coen mit 2000 Mann auf den Banda-Inseln an und begann sofort mit der Exstirpation (= Ausrottung) der einheimischen Bevölkerung, d. h. der größte Teil der Inselbevölkerung wurde umgebracht, schätzungsweise 15.000 Menschen, und durch Sklavenarbeiter aus anderen Gebieten ersetzt. Mit diesem brutalen Vorgehen sicherten sich die Niederländer den Muskatnuss-Monopolhandel für die nächsten 150 Jahre. Erst im Jahre 1753 gelang es Pierre Poivre, dem französischen Statthalter von Mauritius (damals Île de France), einige Muskatnussgewächse aus Niederländisch-Indien herauszuschmuggeln und damit einen Plantagenanbau auf Mauritius zu beginnen.[9] Das holländische Monopol wurde Ende des 18. Jh. von den Engländern durch die Eroberung der Molukken gebrochen. Diese führten dann den Muskatnuss-Anbau in Singapur, Penang, Sumatra, Sri Lanka und den westindischen Inseln ein.

Im Kampf um das Muskatnuss-Monopol wurde ein geschichtsträchtiger Tausch getätigt. Am 18. April 1667 tauschten die Briten die kleine Insel Run im Ostindischen Archipel gegen die viel größere Insel Manhattan an der amerikanischen Ostküste ein, die bis dahin in niederländischer Hand war und damals weniger als 1000 Einwohner hatte. Heute findet man die Insel Run, wie auch die anderen Banda-Inseln, kaum noch auf einer Karte. Auf Kupferstichen des 17. Jahrhunderts wurde der Name der Insel in unverhältnismäßig großen Buchstaben dargestellt. Die Insel Run ist nur etwa 3000 Meter lang und 750 Meter breit. Sie galt als Ort sagenhafter Reichtümer, da sie mit Muskatnussbäumen bewachsen war.

Zur Zeit der niederländischen Vormachtstellung wurden auf vielen anderen Inseln die Muskatnussbäume abgeholzt. Die Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC) wollte damit eine Monopolstellung im Handel aufbauen, was ihr zeitweise auch gelang. Als der Muskatnuss in England während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zugeschrieben wurde, die einzig wirksame Medizin gegen die Pest zu sein, waren die Preiserhöhungen nicht mehr aufzuhalten. 1735 verbrannten die Holländer 570 Tonnen Muskatnüsse um den Preis in die Höhe zu treiben.[10]

Mitte des 16. Jahrhunderts verkauften die einheimischen Händler auf den Banda-Inseln zehn Pfund Muskatnuss für weniger als einen englischen Penny. In England wurde Muskatnuss für mehr als zwei englische Pfund und zehn Schilling verkauft (damals mehr als der Wochenlohn eines Arbeiters), also ein Preisverhältnis von 1 zu 600.

Inhaltsstoffe

Der Gehalt an ätherischem Öl der Muskatnüsse liegt zwischen 5 und 13 Prozent. Wichtige Inhaltsstoffe der Samenhülle (Macis) sind 22 bis 35 Prozent fettes Öl, Harze, Lignane und der Farbstoff Lycopen. In Muskatnüssen sind neben etwa 40 Prozent Fett (mit dem Triglycerid der Myristinsäure als Hauptbestandteil) auch etwa 25 Prozent Stärke sowie Harze enthalten. Das Pflanzenfett wird wegen seiner butterartigen Konsistenz auch als Muskatbutter bezeichnet.[11]

Ätherisches Öl

Das ätherische Öl wird durch Dampfdestillation aus zerkleinerten Muskatnüssen isoliert. Es ist farblos bis leicht gelb und riecht und schmeckt nach Muskatnuss. Die Zusammensetzung schwankt je nach Herkunft, Verarbeitung und Lagerung der Nüsse; charakteristisch für das Aroma sind die Terpene α-Pinen, β-Pinen, Sabinen, Limonen, Borneol, Terpineol, Eugenol und Isoeugenol.

Eine weitere Gruppe von Inhaltsstoffen sind Phenylpropanoide wie Myristicin, Safrol und Elemicin. Diese Stoffe wirken als delirante Halluzinogene. Safrol wirkt zudem in Ratten krebserzeugend und mutagen. Aus Mystricin kann auch der psychoaktive Stoff MMDA metabolisiert werden.[12][13]

Aflatoxin-Problematik

Besonders im tropischen Klima werden Muskatnüsse außer von Insekten auch sehr leicht von Schimmelpilzen befallen, von denen einige die stark karzinogenen Aflatoxine produzieren. Nüsse zweifelhafter Qualität (BWP – broken, wormy, punky) dürfen daher nicht als Gewürz in den Handel gebracht werden. Illegalerweise kommen solche Nüsse jedoch gelegentlich in gemahlener Form in den Handel, vor allem in den Produktionsländern.

BWP-Nüsse können jedoch ohne Gefahr für die Verbraucher zu Muskatöl verarbeitet werden. Deshalb ist Muskatöl im Handel vielfach billiger als die äquivalente Menge hochwertiger Muskatnüsse.

Muskatbutter

Durch Auspressen von Muskatnüssen gewinnt man die sogenannte Muskatbutter. Es handelt sich dabei um ein halbfestes, rotbraun gefärbtes Pflanzenfett mit intensivem Geruch und Geschmack nach Muskatnuss. Es besteht vorwiegend aus Triglyceriden mit Myristinsäure als dominierender Fettsäure, darüber hinaus enthält es etwa 10 bis 15 Prozent ätherisches Öl.

Produktion

Muskatnussfabrik auf Grenada. Trocknungsgitter

Die weltweite Jahresproduktion von Muskatnüssen wird auf 10.000 bis 12.000 Tonnen pro Jahr geschätzt. Die jährliche Nachfrage soll jedoch lediglich 9000 Tonnen betragen. Die jährliche Produktion von Muskatblüte soll bei 1500 bis 2000 Tonnen liegen.

Indonesien und Grenada dominieren die Produktion und exportieren 75 Prozent bzw. 20 Prozent des jährlichen Angebots. Andere Länder, in denen Muskatnussbäume angebaut werden, sind Indien, Malaysia, Papua-Neuguinea, Sri Lanka und einige karibische Inseln. Exportiert werden die Gewürze vor allem in die Länder der Europäischen Union, die USA sowie Japan und Indien. Singapur und die Niederlande zählen zu den Ländern, die als Importeure und Exporteure eine große Rolle spielen.

Der Handel teilt Muskatnüsse nach ihrer Größe in Qualitätsklassen ein. In Grenada wird die Größe als Zahl der Muskatnüsse pro Pound (454 g) angegeben, während in Indonesien die Klassen A bis E unterschieden werden. Muskatnüsse bester Qualität (60er-Nüsse, Klasse A) wiegen knapp acht Gramm, am anderen Ende des Qualitätsspektrums stehen die 160er-Nüsse (Klasse E), die nur noch knapp drei Gramm wiegen.

Verwendung der Muskatnuss

Muskatnuss mit innerer Schale, Macis und Frucht

Muskatnuss wird hauptsächlich als Gewürz oder Oleoresin, aber auch als Rauschmittel verwendet. In der Volksmedizin gilt sie als Aphrodisiakum[14] und als Hypnotikum.

Verwendung in der Küche

In der Küche wird normalerweise frisch geriebene Muskatnuss verwendet, da ihr Aroma leicht flüchtig ist. Das Gewürz wird in Kartoffelgerichten, Suppen und Eintöpfen, in Feingebäck und häufig auch in Fleischgerichten wie Frikadellen und Schweinebraten verwendet. Es eignet sich auch als Gewürz für Spinat, Blumenkohl, Rosenkohl, Kohlrabi, Rotkohl, Erbsen und Karotten sowie Pastinaken. Aus dem gelb-orangen Fruchtfleisch wird Muskatnuss-Gelee und Muskatnuss-Sirup gekocht, der zu Pfannkuchen gegessen oder für Cocktails verwendet wird.

Muskatnuss

Muskatöl spielt eine wichtige Rolle in der Lebensmittelindustrie. Gegenüber der Verwendung gemahlener Muskatnüsse bietet das Öl verschiedene Vorteile: Es ist wegen der standardisierten Würzkraft besser dosierbar und auch besser haltbar; außerdem birgt es keine Risiken wegen möglicher Aflatoxin-Kontamination. Es wird als natürliches Geschmacksmittel in Backwaren, Sirupen, Getränken sowie Süßigkeiten verwendet und ist Bestandteil der oft unter dem Namen Muskatnuss-Würzer im Handel angebotenen Gewürzaromazubereitungen (meist auf Basis von Weizenkleie).

Verwendung in der traditionellen Heilkunde

Muskatnuss wird traditionell zur Konservierung (Haltbarmachung) von Speisen verwendet, sie besitzt hier antiseptische und desinfizierende Wirkung. In der traditionellen indischen Medizin des Ayurveda wird sie gegen Durchfallerkrankungen eingesetzt. Die Wirkung wurde in pharmakologischen Studien bestätigt. Außerdem wirkt sie als mildes Analgetikum. Die antimikrobielle Wirkung kann für Infektionskrankheiten sowohl bei innerer wie bei äußerlicher Anwendung hilfreich sein. In der indischen Unani-Medizin wird Muskatnuss gegen männliche Potenzstörungen verabreicht.[15]

Verwendung als Rauschdroge

Die Rauschwirkung der Muskatnuss wurde erstmals 1829 von Jan Evangelista Purkyně beschrieben.[16] In den üblicherweise als Gewürz genutzten Mengen ruft die Nuss keine erkennbaren Rauschwirkungen hervor; hierfür sind wesentlich höhere Dosen erforderlich. Die Einnahme der Muskatnuss erfolgt in der Regel oral, sehr selten wird sie verbrannt und inhaliert. Aufgrund des in solchen Mengen brechreizerregenden Aromas und der unvorhersehbaren Wirkungen hat sich die Muskatnuss als Droge nicht etablieren können.

Die berauschende Wirkung der Muskatnuss rührt vor allem von dem im ätherischen Öl enthaltenen Myristicin her.[15] Es wurde lange angenommen, dass diese Stoffe im Körper zu Amphetaminderivaten verstoffwechselt werden, die für die Wirkung verantwortlich seien, nach neueren Untersuchungen, bei denen keine solchen Substanzen im Urin nachgewiesen werden konnten, gilt eine direkte Wirkung als wahrscheinlicher.[17] Anhand der Struktur wird über eine Wirkungsweise als Monoaminooxidase-Hemmer spekuliert. Die Angaben zur Wirkung beruhen vor allem auf anekdotischen Berichten, es wird, ohne klare Datenbasis, über Experimente in der Hippie- und Studentenkultur der 1960er und 1970er Jahre berichtet, außerdem gibt es Fälle einer Nutzung als relativ billige und leicht beschaffbare Ersatzdroge bei Personen ohne Zugang zu potenteren Psychopharmaka. Da, neben der erwünschten Wirkung, zahlreiche unangenehme Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerz und Durchfall auftreten[18], und auch unerwünschte psychische Wirkungen wie Bedrohungs- und Angstzustände nicht selten sind[19] blieb die Verwendung gering.

Auch in der Muskatblüte (Macis) kommen halluzinogene Stoffe vor.[20][21]

Sonstige Anwendungen

Ätherisches Muskatöl wird als Aromastoff in Zahnpasten und als Geschmackskorrigens in Medikamenten genutzt. In der Parfümerie wird es oft herb-würzigen Männerparfümen zugesetzt.

Muskatnussbutter kann nach Abtrennen des ätherischen Öls als Ersatz für Kakaobutter dienen oder gemeinsam mit anderen Fetten wie beispielsweise Baumwollsamenöl oder Kokosnussöl verwendet werden. Muskatnussbutter wird in Indien aus minderwertigen Samen gewonnen; man stellt daraus Kerzen, Zahnpasten, Seife und Parfum her.

Vergiftungserscheinungen

Vergiftungserscheinungen durch Muskatnuss werden selten berichtet. Von den Fallberichten, die an amerikanischen Giftnotruf-Zentralen[22] in Kalifornien[23] und Illinois[24] gesammelt wurden, bezogen sich etwa zwei Drittel bzw. die Hälfte der Fälle auf absichtliche Zufuhr größerer Dosen, um die berichtete psychoaktive Wirkung als Rauschdroge zu testen, weit überwiegend an Patienten im Alter unter 20 Jahren. Da in vielen Fällen parallel andere psychoaktive Substanzen aufgenommen wurden, ist die Symptomzuordnung teilweise unklar. Viele ältere Fallgeschichten beruhen zudem auf Fälle von schwangeren Frauen Ende des 19. Jahrhunderts, als Muskatnuss zeitweise als Abtreibungsmittel galt. Berichtet wird von Herzrasen (Tachykardie), Erbrechen, motorischer Unruhe, Halluzinationen und Benommenheit. Schwerere, oder irreversible, Symptome sind sehr selten. Insgesamt werden bis heute nur zwei akute Todesfälle angegeben, ein achtjähriger Junge im Jahr 1887 und eine fünfundfünfzigjährige Frau im Jahr 2001[23]; in beiden Fällen waren möglicherweise weitere Substanzen (oder die Behandlung) für den Tod ursächlich. Da keine systematischen Untersuchungen vorliegen, lässt sich keine sichere Dosisbeziehung für Vergiftungssymptome angeben. Wirkungen werden ab einer Menge von etwa 1 bis 2 mg Myristicin pro Kilogramm Körpergewicht, also einer Dosis von etwa 5 Gramm[25] angegeben, dies kann bereits mit einer Muskatnuss erreicht werden. Es ist aber unklar, ob nicht andere Bestandteile der Nuss für einige Wirkungen verantwortlich sind. Die Symptome setzen typischerweise ca. sechs Stunden nach der Einnahme ein und sind nach ca. 24 Stunden wieder abgeklungen. In sehr wenigen Fällen wird von chronischen Wirkungen, wie einer Psychose[26] berichtet.

Ratten, die über zwei Jahre permanent mit dem ätherischen Öl Safrol gefüttert wurden, hatten eine vergrößerte Leber und erkrankten öfter an Lebertumoren als ihre Artgenossen. Diese karzinogene Wirkung hängt wahrscheinlich mit der Alkylierung der DNA zusammen, die durch den Abbau des Safrols hervorgerufen wird. Die letale Dosis von Safrol liegt für Ratten bei 1,95 g/kg.[27]

Siehe auch

Literatur

  • Bingtao Li & Thomas K. Wilson: Myristicaceae. In: Flora of China. Volume 7, S. 99: Myristica fragrans online.
  • Alberts, Mullen: Psychoaktive Pflanzen, Pilze und Tiere. Kosmos, ISBN 3-440-08403-5.
  • Nadja Biedinger: Die Welt der Tropenpflanzen. DuMont Reiseverlag, Köln 2000, ISBN 978-3-7701-5294-0.
  • Monisha Bharadwaj: Die Indische Küche. Collection Rolf Heyne, 2000, ISBN 3-453-17687-1.
  • Heiner Meininghaus: Muskatreiben und Pomander für edle Gewürze. In: Weltkunst. 17. Jahrgang, Nr. 14, 15. Nov. 2001, S. 2220.
  • Giles Milton: Muskatnuß und Musketen, der Kampf um das Gold Ostindiens. Rowohlt-Taschenbuch-Verl., 2002, ISBN 3-499-61367-0.
  • Roth, Daunderer, Kormann: Giftpflanzen Pflanzengifte. Nikol Verlagsgesellschaft, 2006, ISBN 3-933203-31-7.
  • Elisabeth Vaupel: Gewürze – Acht kulturhistorische Kostbarkeiten. Deutsches Museum, München 2002, ISBN 3-924183-85-6.
  • Ingrid und Peter Schönfelder: Das Neue Handbuch der Heilpflanzen, Botanik Arzneidrogen, Wirkstoffe Anwendungen. Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12932-6.
  • E. A. Weiss: Spice Crops. CABI, 2002, ISBN 0-85199-605-1, S. 86–100.

Weblinks

Commons: Muskatnussbaum - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Muskatnuss – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 25. durchgesehene und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin/Boston 2011, S. 642.
  2. Otto Warburg: Die Muskatnuss. Engelmann, Leipzig 1897, S. 2, Internet Archive .
  3. Ghillean Prance, Mark Nesbitt: The Cultural History of Plants. Routledge, 2005, ISBN 0-415-92746-3, S. 166.
  4. E. A. Weiss: S. 86.
  5. Charles D. Benn: China's Golden Age. Oxford University Press, 2004, ISBN 978-0-19-517665-0, S. 108.
  6. Maguelonne Toussaint-Samat: A History of Food. Wiley-Blackwell, 2009, ISBN 978-1-405-18119-8, S. 462.
  7. Ibn al-Jazzār, Gerrit Bos: Ibn Al-Jazzār on Forgetfulness and Its Treatment. Royal Asiatic Society, 1995, ISBN 0-947593-12-8, S. 40.
  8. Nutmeg Timeline auf erowid.org.
  9. E. A. Weiss: S. 87.
  10. E. A. Weiss: S. 87.
  11. Carsten Blum: Analytik und Sensorik von Gewürzextrakten und Gewürzölen. Dissertation, Universität Hamburg, Chemie, 1999. DNB 957585888, online (PDF, 3,57 MB), auf chemie.uni-hamburg.de, abgerufen am 2. April 2017.
  12. Oliver Kayser, Nils Averesch: Technische Biochemie. Springer, 2015, ISBN 978-3-658-05547-9, S. 90.
  13. Matthias Bastigkeit: Rauschgifte. Govi, 2003, ISBN 978-3-7741-0979-7, S. 86.
  14. John W. S. Johnsson: Die Muskatnuß: ein kosmetisch-erotisches Amulett. In: Proceedings of the Third International Congreß of the History of Medicine (London, 17–22. Juli 1922). Antwerpen 1923, S. 155 ff.
  15. 15,0 15,1 Preetee Jaiswal, Pradeep Kumar, Vinay K Singh, Dinesh K Singh: Biological Effects of Myristica fragrans. In: ARBS Annual Review of Biomedical Sciences. 11, 2009, S. 21-29, doi:10.5016/1806-8774.2009v11p21.
  16. J. E. Purkinje: Einige Beiträge zur physiologischen Pharmacologie. In: Neue Breslauer Sammlungen aus dem Gebiele der Heilkunde. Vol. 1, Nr. 17, H. Gosohorsky, 1829, S. 423–444.
  17. Steven B. Karch, Olaf Drummer: Karch's Pathology of Drug Abuse. 4. Auflage, CRC Press, 2008, ISBN 978-0-8493-7881-2, S. 323–325.
  18. Borwin Bandelow, Stefan Bleich, Stefan Kropp: Handbuch Psychopharmaka. 3. Auflage, Hofgrefe, Göttingen 2011, ISBN 978-3-8409-2323-4, S. 317.
  19. A. K. Demetriades, P. D. Wallman, A. McGuiness, M.C. Gavalas: Low cost, high risk: accidental nutmeg intoxication. In: Emergency Medicine Journal. 22(3), 2005, S. 223-225, doi:10.1136/emj.2002.004168.
  20. G. C. Watson: Symptoms of poisoning after eating a quantity of mace. In: Prov. Med. and Surg. Journ. 1848, S. 37 f, eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche.
  21. Andrew T. Weil: The use of nutmeg as a psychotropic agent. UNOCD Unites Nations Office of Drugs and Crime Bulletin, 1.1.1966, 15-23 auf unodc.org, abgerufen am 2. April 2017.
  22. The American Association of Poison Control Centers
  23. 23,0 23,1 Shaun D. Carstairs & F. Lee Cantrell: The spice of life: An analysis of nutmeg exposures in California. In: Clinical Toxicology. 49, 2011, S.  177–180, doi:10.3109/15563650.2011.561210.
  24. Jamie E. Ehrenpreis, Carol DesLauriers, Patrick Lank, P. Keelan Armstrong, Jerrold B. Leikin: Nutmeg Poisonings: A Retrospective Review of 10 Years Experience from the Illinois Poison Center, 2001–2011. In: Journal of Medical Toxicology. 10(2), 2014, S. 148–151, doi:10.1007/s13181-013-0379-7.
  25. Helena Hallström & Ann Thuvander: Toxicological evaluation of myristicin. In: Natural Toxins. 5(5), 1997, S. 186-192. doi:10.1002/19970505NT3
  26. N. Brenner, 0. S. Frank, E. Knight: Chronic nutmeg psychosis. In: Journal of the Royal Society of Medicine. 86, 1993, S. 179-180.
  27. Safrol auf catbull.com.


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