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Potenzrechnung

Eine Potenz (von lat. potentia, ‚Vermögen, Macht‘)[1][2] ist das Ergebnis des Potenzierens (der Exponentiation), das wie das Multiplizieren seinem Ursprung nach eine abkürzende Schreibweise für eine wiederholte mathematische Rechenoperation ist. Wie beim Multiplizieren ein Summand wiederholt zu sich selbst addiert wird, so wird beim Potenzieren ein Faktor wiederholt mit sich selbst multipliziert. Dabei heißt die Zahl, die zu multiplizieren ist, Basis. Wie oft diese Basis als Faktor auftritt, wird durch den Exponenten angegeben. Man schreibt:
Definition
Man spricht als a hoch n, n-te Potenz von a, a zur n-ten Potenz oder kurz a zur n-ten aus. Im Fall ist auch a (zum) Quadrat üblich.
heißt Basis (oder Grundzahl), heißt Exponent (oder Hochzahl) der Potenz . Das Ergebnis heißt Potenz oder Wert der Potenz.
Natürliche Exponenten
Die Potenz wird für reelle oder komplexe Zahlen (allgemeiner Elemente eines beliebigen multiplikativen Monoids) und natürliche Zahlen durch
definiert. Diese Definition gilt nur für Damit die aus ihr (ebenfalls nur für ) folgende Identität auch noch für gilt, wird festgelegt.
Die folgende Modifikation erleichtert die Behandlung des Sonderfalles :
Die Potenzschreibweise bedeutet „Multipliziere die Zahl 1 mit der Grundzahl so oft, wie der Exponent angibt“, also
Der Exponent 0 sagt aus, dass die Zahl 1 keinmal mit der Grundzahl multipliziert wird und allein stehen bleibt, sodass man das Ergebnis 1 erhält.
Bei negativer Basis und geradzahligem Exponenten ist die Potenz positiv:
Bei negativer Basis und ungeradzahligem Exponenten ist die Potenz negativ:
Ganze negative Exponenten
Negative Exponenten bedeuten, dass man die zur Multiplikation inverse Operation (Division) durchführen soll. Also „Dividiere die Zahl 1 durch die Grundzahl so oft, wie der Betrag des Exponenten angibt“.
Für eine reelle Zahl und eine natürliche Zahl definiert man also:
Die analoge Definition wird auch in allgemeinerem Kontext angewandt, wann immer eine Multiplikation und inverse Elemente zur Verfügung stehen, beispielsweise bei invertierbaren Matrizen.
Rationale Exponenten
Sei eine rationale Zahl mit der Bruchdarstellung mit . Für beliebige positive reelle definiert man:
- (oder, was äquivalent ist, )
Zum Beispiel gilt:
Der Wert der Potenz hängt nicht davon ab, welche Bruchdarstellung man gewählt hat.
Dieselbe Definition gilt auch für . Daraus folgt, dass für gilt und dass für nicht existiert.
Wenn man Wurzeln aus negativen Zahlen mit ungeraden Wurzelexponenten zulässt, dann kann man diese Definition auf negative Basen und solche rationale Exponenten erweitern, deren gekürzte Bruchdarstellungen ungerade Nenner haben. Dazu gehören auch Potenzen mit negativen Basen und ganzen Exponenten, weil die Nenner in diesem Fall gleich sind.
Für den Fall kann man bei Berechnungen von alle Bruchdarstellungen mit ungeraden benutzen. Aber bei Benutzung von Bruchdarstellungen mit geraden können Fehler entstehen. Zum Beispiel gilt:
Reelle Exponenten

Ist , eine beliebige reelle Zahl und eine Folge rationaler Zahlen, die gegen konvergiert, so definiert man:
Diese Definition ist korrekt, d. h., der Grenzwert existiert immer und hängt nicht von der Auswahl der Folge ab.
Zum Beispiel ist gleich dem Grenzwert der Folge
Die Definition lässt sich nicht auf den Fall erweitern, da in diesem Fall der Grenzwert nicht zu existieren braucht bzw. für verschiedene Wahlen der Folge sich verschiedene Grenzwerte ergeben.
Eine andere Definition ist über die natürliche Exponentialfunktion und den natürlichen Logarithmus möglich:
Dazu kann die Exponentialfunktion über ihre Reihenentwicklung definiert werden:
Insgesamt sind somit die Potenzen mit nichtnegativen Basen für alle reellen Exponenten definiert. Im Unterschied dazu sind die Potenzen mit negativen Basen nur für solche rationalen Exponenten definiert, deren gekürzte Bruchdarstellungen ungerade Nenner haben. Alle Potenzen mit negativen Basen und ganzen Exponenten gehören dazu. Potenzen negativer Zahlen mit anderen reellen Exponenten lassen sich im Bereich der komplexen Zahlen definieren, sind allerdings nicht reellwertig.
Technische Schreibweisen
Wenn hochgestelltes Schreiben nicht möglich ist (zum Beispiel in einem ASCII-Text), verwendet man oft die Schreibweise a^b
(beispielsweise in Algol 60,[3] in TeX-Quellcode oder in Computeralgebrasystemen wie Maple), gelegentlich auch a**b
(beispielsweise in Fortran, Perl oder Python). Aufgrund der verschiedenen Wahlen für die Definitionsbereiche von Basis und Exponent stellt Haskell gleich drei Potenzoperatoren zur Verfügung: a^b
, a^^b
und a**b
.[4]
Zehnerpotenzen werden in der elektronischen Datenverarbeitung oder in der Anzeige auf Taschenrechnern häufig mit e oder E dargestellt.
Häufig anzutreffende Darstellung für z. B. −299792458 = −2,99792458·108
-2.9979 08
|
(8-stellige 7-Segment-Anzeige) |
-2.997925 08
|
(10-stellige 7-Segment-Anzeige) |
-2.9979256 08
|
(8-stellige 7-Segment-Anzeige + Exponentenfeld) |
-2.99792458 E+08
|
(16-stellige Punktmatrixanzeige) |
-2.99792458E+08
|
(Gleitkommadarstellung nach IEEE) |
Potenzgesetze
Um die nachfolgende Tabelle nicht zu überladen, betrachten wir nur Potenzen mit reellen Basen, die ungleich sind. Betrachtet man aber eines der unten aufgeführten Gesetze mit nur positiven Exponenten, dann ist es auch für Potenzen zur Basis gültig. Wenn von rationalen Zahlen mit geraden oder ungeraden Nennern gesprochen wird, dann sind stets die Nenner ihrer gekürzten Bruchdarstellungen gemeint.
für alle (Anmerkungen zu „null hoch null“ siehe unten) | |
für beliebige reelle , falls ist; für beliebige rationale mit ungeraden Nennern, falls ist. | |
für beliebige natürliche und ganze , falls ist; für beliebige natürliche ungerade und ganze , falls ist. | |
für beliebige reelle , falls ist; für beliebige rationale mit ungeraden Nennern, falls ist. | |
für beliebige reelle , falls ist; für beliebige rationale mit ungeraden Nennern, falls ist. | |
für beliebige natürliche , und für ganze , wenn ; für beliebige reelle , falls sind; | |
für beliebige und ganze und, wenn , auch ; für beliebige reelle , falls sind; | |
für beliebige ganze , falls ist; für beliebige reelle , falls ist; für beliebige rationale , mit ungeraden Nennern, falls ist. |
Ist mindestens einer der Exponenten irrational oder sind beide rational, aber hat mindestens eine der Zahlen oder einen geraden Nenner, dann ist einer der Ausdrücke oder für undefiniert. Ansonsten sind beide definiert und stimmen entweder überein oder unterscheiden sich nur um ihr Vorzeichen. Für beliebige , falls ist, und für ganze , falls ist, stimmen sie immer überein. Für und nicht ganzzahlige, aber rationale sind diese beiden Fälle möglich. Welcher Fall eintritt, hängt von der Anzahl der Zweien in der Primzahlzerlegung des Zählers von und des Nenners von ab. Um das richtige Vorzeichen auf der rechten Seite der Formel zu erkennen, ist es hinreichend, in diese Formel einzusetzen. Das Vorzeichen, mit dem sie dann bei gültig ist, bleibt richtig für alle und gegebenem . Gilt für , dann gilt für alle (und auch für , falls alle Exponenten positiv sind).
Zum Beispiel gilt und . Darum ist für alle und somit für alle reellen gültig.
Das Potenzieren ist weder kommutativ, denn beispielsweise gilt , noch assoziativ, denn beispielsweise gilt .
Die Schreibweise ohne Klammern bedeutet , das Potenzieren ist demnach rechtsassoziativ, vgl. Operatorrangfolge.
Verallgemeinerungen
Allgemeinere Basen
Allgemein gibt es Potenzen mit positiven, ganzzahligen Exponenten in jeder Halbgruppe. Hat diese ein neutrales Element und wird dadurch zum Monoid , so ist auch Exponent 0 sinnvoll, ist dann immer das neutrale Element. Es gelten für alle die Potenzgesetze
- , falls und vertauschen, d. h. wenn gilt.
Ist ein invertierbares Element, so kann man mittels
- für
Potenzen mit beliebigen ganzzahligen Exponenten definieren. Die Rechenregeln gelten analog. Im Fall abelscher Gruppen besagen sie, dass durch die Potenzierung die Struktur eines -Moduls induziert wird.
Allgemeinere Exponenten
Allgemeinere Exponenten wie Matrizen werden meist nur im Zusammenhang mit der Basis , also als Werte der verallgemeinerten Exponentialfunktion betrachtet.
Darüber hinaus wird die Potenzschreibweise gelegentlich auch für andere natürliche Fortsetzungen verwendet. So werden beispielsweise in der algebraischen Zahlentheorie gelegentlich Potenzen von Elementen von (topologischen) Galoisgruppen mit Exponenten in Vervollständigungen von betrachtet; es handelt sich dann um die jeweils eindeutig bestimmte stetige Fortsetzung der Abbildung
Für beliebige Kardinalzahlen und lässt sich die Potenz durch definieren, wobei die Menge aller Funktionen mit Urmenge und Bildmenge bezeichnet, diese Verallgemeinerung setzt das Potenzmengenaxiom voraus, wobei zur Handhabung der Kardinalzahlen in der Regel auch das Auswahlaxiom angenommen wird.
Siehe auch
- Kategorie:Potenz (Mathematik) - Artikel in der deutschen Wikipedia
- Potenz (Mathematik) - Artikel in der deutschen Wikipedia
Weblinks

Einzelnachweise
- ↑ Potenz. Bibliographisches Institut – Dudenverlag, abgerufen am 3. Juni 2016.
- ↑ Lehnübersetzung aus gr. δύναμις, dýnamis, das in der antiken Geometrie spätestens seit Platon auch die Bedeutung „Quadrat“ hatte.
- ↑ Syntax the Algorithmic Language Algol 60. (Memento vom 28. August 2012 im Internet Archive)
- ↑ Antwort auf eine Frage auf Stackoverflow zu Potenzoperatoren in Haskell
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Potenzrechnung aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |