Okkulte Reihenfolge der Planeten

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Die okkulte Reihenfolge der Planeten folgt dem antiken geozentrischen Ptolemäischen System, bei der die Planeten Merkur und Venus in der Reihung gegenüber den heutigen Darstellungen nach dem heliozentrischen System vertauscht sind:

MondMerkurVenusSonneMarsJupiter - Saturn

Die okkulte Reihenfolge der Planeten bildet die Grundlage für die sogenannte Chaldäische Reihe, an der sich noch heute die Anordnung unserer Wochentage orientiert. Rudolf Steiner hat auf die Vertauschung der Reihenfolge von Merkur und Venus mehrmals hingewiesen, die von mittelalterlichen Okkultisten bewusst aus Gründen der Geheimhaltung geschehen sei. In Wahrheit sei esoterisch stets der Merkur als Morgenstern (griech. Φώσφορος, Phosphoros, „Lichtträger“, „Lichtbringer“; lat. Lucifer) anzusprechen, da er maßgeblich die zweite Hälfte der Erdentwicklung bestimme. In diesem Sinn, ausgehend von den Aussagen im Neuen Testament in Offb 22,16 EU und 2 Petr 1,19 EU, wurde der Christus selbst als Morgenstern bezeichnet.

„Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt als Zeugen für das, was die Gemeinden betrifft. Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids, der strahlende Morgenstern.“

Offenbarung: 22,16 EU

Dafür wurde der später nicht mehr verstandene Ausspruch «Christus verus Lucifer» geprägt:

„In den ersten Zeiten des Christentums hatte man einen Spruch, der lautete: «Christus verus Lucifer», Christus ist der wahre Lichtträger —, denn Lucifer heißt Lichtträger. Warum wird Christus der wahre Lichtträger genannt? Weil jetzt durch ihn berechtigt worden ist, was früher unberechtigt war. Früher war es ein Auseinanderreißen; die Menschen waren noch nicht reif zur Selbständigkeit. Jetzt waren die Menschen durch den Ich-Impuls, den sie durch den Christus Jesus bekommen haben, so weit, daß sie trotz des Ichs sich in Liebe zueinander entwickeln konnten. So wurde das, was Luzifer sozusagen vorausnehmend der Menschheit geben wollte, als diese noch unreif war, durch den wahren Lichtträger, durch den Christus Jesus, der Menschheit gebracht. Er brachte den Impuls zur Verselbständigung, aber auch die geistige Liebe, die zusammenführt, was nicht blutsverwandt ist. Durch ihn kam die Epoche, wo die Menschheit heranreifte zu dem, was Luzifer früher schon bewirken wollte. Dieser Ausspruch: «Christus verus Lucifer» ist später nicht mehr verstanden worden. Derjenige allein, der ihn richtig versteht, lernt die ersten Lehren des Christentums kennen.“ (Lit.:GA 104, S. 148)

„Da haben wir in der alten Zeit Götter und Volksgeister, wir haben Gruppengeister, und innerhalb der Gruppen schaffen sie durch die Gesetzesordnung. Da liebt sich, was blutsverwandt ist, und es liebt sich, indem die Liebe durch Naturgesetze eingepflanzt ist. Und je weiter wir zurückgehen, desto mehr finden wir, daß sich alles das als zusammengehörig betrachtet, daß alles das sich liebt, was die Liebe durch Naturgesetze, durch äußere Formkräfte eingepflanzt bekommen hat. Das Jehovaprinzip wirkte in dem gleichen Blut, daher das Zusammengehören. Da lebte und schaffte Jehova durch diese Verwandtschaft, die mit dem Blute zusammenhängt, Ordnung und Harmonie. Und diejenigen, die ihm entgegenwirkten, die ihre stärksten Angriffe gegen das Prinzip der Blutsverwandtschaft richteten, das waren die luziferischen Wesenheiten. Sie wollen immer den Menschen auf den Mittelpunkt seiner eigenen Persönlichkeit stellen, sie wollen ihn herausreißen aus seiner Blutsverwandtschaft bis zu der Zeit, wo Christus kommt und ihn ganz auf die Spitze seiner Persönlichkeit stellt, indem er seine innerste Kraft gibt, die Weisheit und Gnade zu dem innersten Impuls seines Wesens macht. Und das haben zubereitet lange, lange Zeiten hindurch die luziferischen Wesenheiten. Reif ist der Mensch geworden für das, was diese luziferischen Wesenheiten wollten, erst als Christus niedergestiegen ist. Die Bekenner solcher Anschauungen wußten wohl, was sie sagten, wenn sie den Ausspruch taten: Christus verus Luciferus, Christus ist der wahre Luzifer. - Das ist ein esoterischer Ausspruch.“ (Lit.:GA 105, S. 105f)

In seinen Vorträgen über «Die Apokalypse des Johannes» (GA 104) bemerkte Rudolf Steiner bezüglich der Vertauschung von Venus und Merkur weiter:

„Hier komme ich an eine Stelle, wo wir sozusagen ein kleines Geheimnis lüften müssen, das im Grunde genommen nur an dieser Stelle gelüftet werden darf. Man hat nämlich im Okkultismus für diejenigen, die die Geisteswissenschaft nur mißbrauchen würden und namentlich in älteren Zeiten mißbraucht hätten, immer gehabt das, was man nennen möchte eine Maske. Man hat sich nicht direkt ausgedrückt, sondern hat hingestellt etwas, was die wahre Sachlage verhüllen sollte. Nun hat sich die mittelalterliche Esoterik nicht anders zu helfen gewußt als durch grobe Mittel. Sie hat den Merkur Venus genannt und die Venus Merkur. In Wahrheit müßten wir, wenn wir im Sinne der Esoterik sprechen wollen, wie es der Apokalyptiker getan hat, den Merkur als Morgenstern ansprechen. Er meint mit Morgenstern den Merkur: Ich habe deinem Ich gegeben die Richtung nach aufwärts, durch den Morgenstern, den Merkur. — Sie können auch noch in gewissen, wirklich die Sachlage treffenden Büchern des Mittelalters finden, daß die Sterne unseres Planetensystems so aufgezählt werden: Saturn, Jupiter, Mars, und auf die Erde folgen nicht wie jetzt Venus, Merkur, sondern umgekehrt Merkur, Venus. Daher heißt es hier: «Wie Ich von meinem Vater empfangen habe; und will ihm geben den Morgenstern.»“ (Lit.:GA 104, S. 83)

In den Vorträgen über «Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt» (GA 110), in denen Rudolf Steiner u.a. über die Planetensphären spricht, heißt es:

„Nun werden Sie erstaunt sein über die Reihenfolge der einzelnen Planeten, so wie ich sie gegeben habe. Wenn hier die Erde und hier die Sonne ist, so würden Sie glauben, daß ich hierher zeichnen müßte den Merkur in Sonnennähe und hierher die Venus. Das ist aber nicht richtig, denn die beiden Planeten wurden in bezug auf ihre Namen verwechselt durch die spätere Astronomie. Was man heute Merkur nennt, wird in allen alten Lehren Venus genannt, und was man heute Venus nennt, heißt in allen alten Lehren Merkur. Also wohlgemerkt: Man versteht die alten Schriften und die alten Lehren nicht, wenn man dasjenige, was dort über Venus oder Merkur gesagt ist, auf das bezieht, was heute mit denselben Namen gemeint ist. Was über die Venus gesagt wird, muß auf den heutigen Merkur bezogen werden, und was über den Merkur gesagt wird, auf die Venus, denn diese beiden Bezeichnungen sind später miteinander verwechselt worden. Bei der Gelegenheit, wo man das Weltensystem umgedreht hat, wo die Erde entkleidet worden ist ihrer Mittelpunktsstellung, da hat man nicht bloß die Perspektive geändert, sondern man hat Merkur und Venus umeinander herumkollern lassen in bezug auf die alten Bezeichnungen.“ (Lit.:GA 110, S. 100)

Die okkulte Reihenfolge der Planeten im räumlichen Bild (Zeichnung aus GA 110, S 99)
Die okkulte Reihenfolge der Planeten im räumlichen Bild (Zeichnung aus GA 110, S 99)

Rudolf Steiners Darstellungen scheinen auf eine räumliche Vertauschung von Venus und Merkur hinzudeuten. Tatsächlich liegt aber dem okkulten System nicht die äußere räumliche Anordnung der Planeten nach wachsender Distanz von der Erde bzw. von der Sonne zugrunde, die in der Antike auch noch nicht mit genügender Genauigkeit bestimmt werden konnte, sondern man orientierte sich an den Planetenrhythmen und schloß daraus indirekt auf die Entfernungen. Die Reihenfolge von Merkur und Venus blieb dabei durchaus strittig, wie auch Nikolaus Kopernikus in De Revolutionibus Orbium Coelestium berichtet:

Das Merkurhexagramm aus geozentrischer Sicht. Der gelbe Kreis symbolisiert die scheinbare Sonnenbahn.
Schematische Darstellung des Venuspentagramms aus geozentrischer Sicht.

„Dass die Fixsternsphäre das Höchste von allem Sichtbaren ist, sehe ich Niemanden bezweifeln. Die Reihenfolge der Planeten wollten die alten Philosophen nach ihren Umlaufszeiten bestimmen, indem sie als Grund dafür anführten, dass, wenn mehrere Körper mit gleicher Geschwindigkeit sich bewegen, diejenigen langsamer fortzurücken scheinen, welche weiter entfernt sind, wie dies von Euklid in der Optik[1] bewiesen wird. Deshalb glauben sie, dass der Mond, weil er, als der Erde am nächsten stehend, sich in dem kleinsten Kreise bewegt, seinen Umlauf auch in der kürzesten Zeit vollendet; der Saturn aber, als der höchste, die grösste Bahn in der längsten Zeit durchläuft. Unter diesem steht der Jupiter, darauf folgt der Mars. Ueber Venus aber und Merkur finden sich verschiedene Meinungen, weil sie nicht, wie jene, sich durch alle Grade von der Sonne entfernen. Deshalb stellen Einige dieselben über die Sonne, wie Timäus bei Plato, Andere unter dieselbe, wie Ptolemäus[2] und ein guter Theil der Neueren[3]. Alpetragius[4] setzt die Venus über die Sonne, und den Merkur unter dieselbe. Da nun Diejenigen, welche dem Plato folgen, meinen, dass alle Planeten als sonst dunkle Körper, durch das von der Sonne empfangene Licht leuchten: so müssten jene, wenn sie sich unter der Sonne befänden, wegen ihres eben nicht grossen Abstandes von derselben, halb oder wenigstens nicht völlig rund gesehen werden; denn sie würden das empfangene Licht gewöhnlich seitlich, d. h. nach der Sonne hin, zeigen, wie wir dies beim zu- und abnehmenden Monde sehen. Auch sagen sie, die Sonne müsste durch ihr Dazwischentreten zuweilen verfinstert werden, und das Licht derselben nach Massgabe ihrer Grösse einen Verlust erleiden; da dies nun niemals bemerkt wird, so sind sie der Meinung, dass sie niemals unter der Sonne zu stehen kommen. Dagegen vertheidigen Diejenigen, welche Venus und Merkur unter die Sonne stellen, ihre Ansicht durch die Grösse des Raumes, den sie zwischen Sonne und Mond finden.“

Nikolaus Kopernikus: De Revolutionibus Orbium Coelestium, I. Buch, 10. Capitel [5]

Ordnet man die Planeten im geozentrischen System ausgehend von der Erde nach ihren siderischen Umlaufzeiten (das ist die Zeit, nach der der Planet wieder für die visuelle Beobachtung in der Nähe der selben Fixsterne steht), so ergibt sich die okkulte Reihung: Mond (27,3 Tage) – Merkur (88 Tage) – Venus (224,7 Tage) – Sonne (365,25 Tage = 1 Jahr) – Mars (687 Tage) – Jupiter (4332,6 Tage = ca. 12 Jahre) – Saturn (10759,2 Tage = ca. 30 Jahre).

Dass die okkulte Reihenfolge gerechtfertigt ist, zeigt sich an den Wirkungen der Planetenrhythmen im Menschenwesen und in der Natur. So hängt die Zahl der Blätter der Lotosblumen, die Organe des menschlichen Astralleibs sind, sehr deutlich mit planetarischen Rhythmen zusammen. Im Wurzelchakra zeigen sich die 4 Mondphasen, im darüber liegenden Sakralchakra die drei oberen und die drei unteren Konjunktionen des Merkur (Merkur-Hexagramm) und dem Nabelchakra liegt das Venus-Pentagramm zugrunde. Die selben Planetenkräfte wirken auch bei der Gestaltung äußerer Blütenformen mit: Merkur bei den sechsstrahligen Blüten (Liliengewächse) und Venus bei den fünfstrahligen Blüten (Rosengewächse).

Scheitelchakra Saturn 1000-blättrig
Stirnchakra Jupiter 2-blättrig
Halschakra Mars 16-blättrig
Herzchakra Sonne 12-blättrig
Oberbauchchakra Venus 10-blättrig
Sakralchakra Merkur 6-blättrig
Wurzelchakra Mond 4-blättrig

Vergleicht man die okkulte Reihung der Planeten mit den planetarischen Rhythmen, so erkennt man, dass zwar die Reihenfolge der Planeten gegenüber dem heutigen, auf den Entfernungen beruhenden heliozentrischen System vertauscht ist, dass aber dennoch dem Merkur im okkulten Sinn genau der Planet entspricht, der auch heute als Merkur bezeichnet wird, und gleiches gilt dann natürlich auch für die Venus, sonst müsste man von einem Merkur-Pentagramm und einem Venus-Hexagramm sprechen, was aber offenbar falsch ist. Darüber hinaus zeigen Untersuchungen[6] mittels der Steigbildmethode, dass der astronomische Merkur nur auf das ihm zugeordnete Planetenmetall Quecksilber wirkt und die astronomische Venus auf das Kupfer. Das sind starke Hinweise darauf, dass die Planeten selbst also nicht vertauscht sind!

Obwohl Rudolf Steiner darauf nicht gesondert hingewiesen hat, ergibt sich somit, dass die Planetensphären primär als rhythmisch geordnete Zeiträume und erst sekundär als äußere räumliche Gebiete aufzufassen sind, was aber auch einer geistig orientierten Betrachtung angemessener erscheint.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Euclidis optica ex trad. Theonis. Theor. 56. Prop. 57.
  2. Almagest Lib. IX, Cap. 1.
  3. z. B. Alfraganus. De rudimentis astr. Diff. XII. u. XXII.
  4. Alpetragi blühte zu Marocco 1145—1154, confr. Weidler's hist, astron. Viteb. 1741. pag. 217, sein Theoricum physicum hat Calo Calonymus in's Lateinische übersetzt, (Venetiis 1531), confr. Gehler's phys. Wörterbuch VII. p. 537 und Hipler Spiceleg. Copern. p. 135.
  5. Nicolaus Coppernicus aus Thorn über die Kreisbewegungen der Weltkörper. Ueber die Ordnung der Himmelskreise
  6. vgl. dazu: Agnes Fyfe: Die Signatur der Venus im Pflanzenbereich. Kapillar-dynamische Untersuchungsergebnisse III, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1986, ISBN 978-3772506857, S 84f