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Schachweltmeisterschaft 1972

Aus AnthroWiki

Die Schachweltmeisterschaft 1972 war der als Match des Jahrhunderts geltende Zweikampf zwischen dem amtierenden 35 Jahre alten Weltmeister Boris Spasski und seinem 29 Jahre alten Herausforderer Bobby Fischer um den Weltmeistertitel im Schach, der auch über die Schachwelt hinaus Aufsehen erregte.

Vom Dienstag, dem 11. Juli 1972, bis zum Freitag, dem 1. September 1972, fanden die 21 Partien des auf 24 Partien angesetzten Wettkampfes in der Mehrzweckhalle Laugardalshöllin in der isländischen Hauptstadt Reykjavík statt. Dem amtierenden Weltmeister sollten 12 Punkte zur Titelverteidigung genügen, während der Herausforderer 12,5 Punkte zur Übernahme des Weltmeistertitels benötigte. Spasskis Sekundanten waren Efim Geller, Nikolai Krogius und Iivo Nei, Fischer wurde von William Lombardy sekundiert, dessen Dienste er jedoch kaum in Anspruch nahm. Fischer besiegte Spasski und wurde somit der 11. Schachweltmeister.

Kandidatenwettkämpfe

Verlauf der Kandidatenwettkämpfe

Viertelfinale Taimanow – Fischer, Mai 1971 in Vancouver
1 2 3 4 5 6 Punkte
Vorlage:SUN-1955 0 0 0 0 0 0 0
Vorlage:USA 1 1 1 1 1 1 6
Viertelfinale Kortschnoi – Geller, Mai 1971 in Moskau
1 2 3 4 5 6 7 8 Punkte
Vorlage:SUN-1955 1 ½ ½ 0 1 ½ 1 1
Vorlage:SUN-1955 0 ½ ½ 1 0 ½ 0 0
Viertelfinale Larsen – Uhlmann, Mai / Juni 1971 in Las Palmas
1 2 3 4 5 6 7 8 9 Punkte
Vorlage:DNK 1 0 ½ 1 ½ 1 ½ 0 1
Deutschland Demokratische Republik 1949 Wolfgang Uhlmann 0 1 ½ 0 ½ 0 ½ 1 0
Viertelfinale Hübner – Petrosjan, Mai 1971 in Sevilla
1 2 3 4 5 6 7 Punkte
Deutschland Bundesrepublik Robert Hübner ½ ½ ½ ½ ½ ½ 0 3
Vorlage:SUN-1955 ½ ½ ½ ½ ½ ½ 1 4
Halbfinale Fischer – Larsen, Juli 1971 in Denver
1 2 3 4 5 6 Punkte
Vorlage:USA 1 1 1 1 1 1 6
Vorlage:DNK 0 0 0 0 0 0 0
Halbfinale Petrosjan – Kortschnoi, Juli 1971 in Moskau
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Punkte
Vorlage:SUN-1955 ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ 1 ½
Vorlage:SUN-1955 ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ ½ 0 ½
Kandidatenfinale Fischer – Petrosjan, Oktober / November 1971 in Buenos Aires
1 2 3 4 5 6 7 8 9 Punkte
Vorlage:USA 1 0 ½ ½ ½ 1 1 1 1
Vorlage:SUN-1955 0 1 ½ ½ ½ 0 0 0 0

Prolog

NATO (blau) und Warschau­er Pakt (rot) im Kalten Krieg

Der Wettkampf fand während des Kalten Krieges statt, in dem sich die Vereinigten Staaten in der NATO und die Sowjetunion im Warschauer Pakt gegenüberstanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte nur die Sowjetunion den Schachweltmeister gestellt. Bobby Fischer sah sich als Einzelkämpfer gegen eine erdrückende sowjetische Übermacht, die es seiner Meinung nach zu besiegen galt.

Die US-amerikanische Schachmeisterschaft von 1970 galt gleichzeitig als Zonenturnier und ermöglichte den drei Erstplatzierten (William Addison, Samuel Reshevsky und Pál Benkö) die Teilnahme am Interzonenturnier Palma de Mallorca 1970. Bobby Fischer, der die amerikanische Schachmeisterschaft schon seit einigen Jahren boykottierte, war daher nicht zum Interzonenturnier qualifiziert. Lediglich der Verzicht Pál Benkös, der dafür vom US-Schachverband 2000 US-Dollar erhielt, ermöglichte Fischer die Teilnahme, der dann das Turnier im November und Dezember 1970 in Palma de Mallorca vor 23 anderen Teilnehmern, darunter Efim Geller, Wassili Smyslow, Vlastimil Hort und Robert Hübner, mit 3,5 Punkten Vorsprung tatsächlich gewann. Dabei gelang es ihm, die letzten sieben Runden in Folge zu gewinnen.

Anschließend erkämpfte sich Fischer im Verlauf des Jahres 1971 mit einer beispiellosen Siegesserie in den Kandidatenturnieren das Recht zur Herausforderung des Weltmeisters: 6:0 gegen Mark Taimanow (16. Mai bis 1. Juni), 6:0 gegen Bent Larsen (6. Juli bis 20. Juli), der ihm im vorangegangenen Interzonenturnier die einzige Niederlage zugefügt hatte[1] und im Finale 6,5:2,5 gegen Tigran Petrosjan (30. September bis 26. Oktober). Unter Anrechnung der sieben Abschlusssiege von Palma de Mallorca und dem Sieg in der ersten Partie gegen Petrosjan gelangen ihm also 20 Siege in Folge in Turnierpartien – eine seither nie mehr erreichte Serie. Nach dem Sieg gegen Petrosjan spielte Bobby Fischer bis zum Beginn der Weltmeisterschaft 1972 keine offizielle Partie mehr.

Spasski hingegen war seine Generalprobe beim Aljechin-Gedächtnisturnier Ende 1971 in Moskau gründlich missglückt: Er belegte lediglich den 7. Platz mit 9,5 Punkten aus 17 Partien und verlor dabei gegen Tigran Petrosjan und Viktor Kortschnoi. Das Turnier gewann der spätere Weltmeister Anatoli Karpow. Spasski war von der Kommunistischen Partei in dem von den Massenmedien zum Wettkampf der Systeme hochstilisierten Match dazu auserkoren, die grundsätzliche Überlegenheit der sowjetischen Gesellschaft im Allgemeinen und die der Sowjetischen Schachschule im Besonderen unter Beweis zu stellen. Zur Unterstützung Spasskis mussten alle führenden sowjetischen Großmeister Dossiers erstellen, in denen sie Stärken und Schwächen Fischers analysieren und Vorschläge zur Eröffnungswahl unterbreiten sollten.[2] Die auf Spasski lastende Verantwortung überforderte möglicherweise den sensiblen Sportler, dem man unterstellte, dass er sich seiner Pflicht gegenüber dem sowjetischen Volk nicht genügend bewusst sei und der bei vielen im sowjetischen System als unzuverlässig galt.

Fischer wiederum konnte nicht auf die uneingeschränkte Unterstützung seiner Landsleute setzen: Er galt insbesondere in den amerikanischen Medien als arrogant, unberechenbar und paranoid. Die US-amerikanische Regierung fürchtete einen Imageverlust durch das irrationale, oftmals vulgäre und in der Regel wenig diplomatische Auftreten des genialen Exzentrikers.

Vor dem Wettkampf hatten beide erst fünfmal gegeneinander gespielt, dreimal war Spasski jeweils mit Weiß erfolgreich, zweimal trennten sich die Kontrahenten remis.[3][4] Das erste Mal trafen die beiden anlässlich eines Turnieres in Mar del Plata am 30. März 1960 in Argentinien aufeinander – Spasski gewann.[5] Fischer würdigte Spasskis Sieg durch die Aufnahme in sein 1969 erschienenes Buch Meine 60 denkwürdigen Partien. Die zweite Partie gewann Spasski im Piatigorsky-Cup 1966 in Santa Monica.[6] Die letzte Begegnung von Spasski und Fischer vor dem Wettkampf fand am 19. September 1970 bei der Schacholympiade in Siegen statt, und wieder hatte Spasski in einer bemerkenswerten Partie die Oberhand behalten.[7]

Nach einem zermürbenden Gezerre um Preisgelder (Fischer gelang es schließlich, das ausgelobte offizielle Preisgeld im Vergleich zum vorangegangenen Weltmeisterschaftskampf von 1969 auf letztendlich 150.000 US-Dollar mehr als zu verhundertfachen), Spielbedingungen und Spielorte, bei dem Fischer mehrmals mit seiner Absage gedroht hatte, konnte der ursprünglich auf den 4. Juli, den amerikanischen Unabhängigkeitstag, terminierte Wettkampf am 11. Juli 1972 endlich beginnen. Sogar Nixons Sicherheitsberater Henry Kissinger hatte sich telefonisch eingeschaltet, um Fischer zum Spielantritt zu bewegen: „Amerika wünscht sich, dass Sie da hinfahren und die Russen schlagen!“ Ohrenzeugen des Telefonats berichteten, Fischer sei beeindruckt gewesen und habe anschließend in dem Streit eingelenkt.

Der am 1. Juli 1972 mit einem negativen Kommentar auf der Titelseite der New York Times bedachte Fischer erschien trotzdem nicht zur offiziellen Eröffnungsfeier, die am selben Tag im Isländischen Nationaltheater in Reykjavík stattfand. Der Platz neben Spasski blieb während der ganzen Veranstaltung leer, der Herausforderer weilte zu diesem Zeitpunkt noch immer in New York und traf erst am 3. Juli in der isländischen Hauptstadt ein.

Preisgeld

Es war vereinbart, dass der Sieger des Wettkampfes 78.125 US-Dollar erhalten sollte, der Verlierer 46.875 US-Dollar. Beide Spieler sollten außerdem zu jeweils 30 Prozent an den zu erwartenden Erlösen aus den Film- und Fernsehrechten beteiligt werden, insgesamt ging es also um ca. 150.000 US-Dollar. Im Verlauf der Verhandlungen und angesichts immer weiterer Drohungen Fischers, nicht anzutreten, sprang kurzfristig noch der britische Bankier James Slater ein und erhöhte am 3. Juli 1972 das Preisgeld nochmals um 50.000 Pfund Sterling (ca. 125.000 US-Dollar) auf damit insgesamt rund 275.000 US-Dollar. Dies war die bis dato mit weitem Abstand höchste Kampfbörse im Schach überhaupt, den bisherigen „Rekord“ hatte die Schachweltmeisterschaft 1921 mit 20.000 US-Dollar gehalten.

Zu vielen weiteren Themen siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Schachweltmeisterschaft 1972 aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.