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Dreigliederung des sozialen Organismus

Aus AnthroWiki
(Weitergeleitet von Sozialer Organismus)

Die Dreigliederung des sozialen Organismus ist ein von Rudolf Steiner entworfenes und in den Jahren 1917–1922 detailreich ausgearbeitetes Leitbild für eine zukunftsorientierte gesellschaftliche Ordnung und Entwicklung.

Die von Steiner vorgeschlagene Soziale Dreigliederung beschreibt die Grundstruktur einer Gesellschaft, in der die Koordination der gesamtgesellschaftlichen Lebensprozesse nicht zentral durch den Staat oder eine Führungselite erfolgt, sondern in der sich die drei Bereiche des sozialen Lebens: Geistesleben (Kultur), Rechtsleben bzw. Politik und Wirtschaft selbst verwalten und relativ autonom den je eigenen Funktionsprinzipien folgen.

Der soziale Organismus, der den zentral verwalteten Einheitsstaat ablöst, soll analog[1] des dreigliedrigen menschlichen Organismus aus dem lebendigen Zusammenwirken der drei selbstständigen Glieder des Wirtschafts-, Rechts- und Geistesleben entstehen. Das Wirtschaftsleben ist dabei vergleichbar dem Nerven-Sinnessystem, das Rechtsleben dem Rhythmischen System und das Geistesleben dem Stoffwechselsystem (Lit.: GA 197, S. 82f):

  • Das Wirtschaftsleben entfaltet sich auf der Grundlage des nutzbaren Bodens im Kreislauf der Warenherstellung (Produktion), des Vertriebs (Handel) und des Verbrauchs (Konsum). Es soll nach dem Prinzip der Brüderlichkeit durch Assoziationen geregelt werden.
  • Das Rechtsleben umfasst das eigentlich Politische und das Verwaltungsrecht und regelt das Verhältnis von Mensch zu Mensch nach dem Prinzip der Gleichheit in für alle gleich geltenden Gesetzen.
  • Das auf Freiheit gegründete Geistesleben wird nicht staatlich reglementiert und umfasst u.a. das gesamte Bildungswesen, Kunst, Religion, technische Erfindungen, sowie auch die Rechtsprechung im Privat- und Strafrecht.

Begriff des dreigliedrigen sozialen Organismus und das Verhältnis seiner Glieder

Hierbei soll ein jedes dieser drei sozialen Glieder

„[…] in sich zentralisiert sein; und durch ihr lebendiges Nebeneinander- und Zusammenwirken kann erst die Einheit des sozialen Gesamtorganismus entstehen.“ (Lit.: GA 23, S. 71)

Dies bedeutet nicht, der Wirklichkeit eine ausgedachte Utopie überzustülpen, sondern heißt Wesenserkenntnis ohnehin schon vorhandener Wirkungsweisen nach dem Gesetz von Polarität und Steigerung, das Goethe als maßgeblich für die Morphologie erkannte:[2]

„[…] wir machen […] auf eine höhere Maxime des Organismus aufmerksam, die wir folgendermaßen aussprechen. Jedes Lebendige ist kein Einzelnes, sondern eine Mehrheit, […]. Je unvollkommener das Geschöpf ist, desto mehr sind diese Teile einander gleich oder ähnlich und desto mehr gleichen sie dem Ganzen. Je vollkommener das Geschöpf wird, desto unähnlicher werden die Teile einander. […] Die Subordination der Teile deutet auf ein vollkommenes Geschöpf.“[3]

Steiner bezieht diese Vorstellung unmittelbar auf den sozialen Organismus, indem er sagt:

„Die Auseinanderspaltung ist eigentlich immer da; es handelt sich nur darum, dass man findet wie die drei Glieder zusammen gebracht werden können, so dass sie nun tatsächlich im sozialen Organismus mit einer solchen inneren Vernunft wirken, wie, sagen wir, das Nerven-Sinnes-System, das Herz-Lungen-System und das Stoffwechselsystem im menschlichen Organismus wirken.“ (Lit.: GA 340, S. 154)[1]

Die anzustrebende funktionale Gliederung der Gesellschaft soll ja ausdrücklich nicht als Utopie verstanden werden, sondern beruht auf einer durch Empirie errungenen Erkenntnis von den notwendigen Lebensbedingungen dieser drei gesellschaftlichen Bereiche. Im nationalen Einheitsstaat seien diese drei Systeme in einer sich gegenseitig behindernden Weise miteinander verflochten. Erst in ihrer durchgreifenden funktionalen Trennung, ohne dass ein Gebiet in das andere in unberechtigter Weise eingreife und dadurch zu sozialen Komplikationen führe, könnten sie ihre eigenen Kräfte voll entfalten. Der Nationalstaat, der sich in einer nicht mehr zeitgemäßen Weise aus einem Volkszusammenhang herleite, sei damit überwunden. An seine Stelle trete eine Rechtsgemeinschaft. (Lit.: GA 332a, S. 151f)

Mit diesem ordnungspolitischen Konzept skizzierte Steiner eine Sozialordnung, von der er annahm,

„dass in ihr Freiheit und Solidarität gleichermaßen zu verwirklichen sind und der Prozess fortschreitender Emanzipation nicht nur nicht behindert, sondern sogar positiv unterstützt wird.“[4]

Den Begriff des sozialen Organismus will Steiner nicht als Analogieschema zu natürlichen Organismen verstanden wissen.[1] Diesen, in den Sozialwissenschaften seiner Zeit nicht ungebräuchlichen Begriff verwendet er, weil er ihm am geeignetsten erscheint, den in fortwährender dynamischer Veränderung befindlichen Prozessen der sozialen Sphäre gerecht zu werden. Um diese komplexen Vorgänge realistisch zu erfassen, bedarf es nach Steiners Ansicht eines Übergangs von einer statisch-abstrakten zu einer lebendig-beweglichen, will heißen einer „organischen“ Betrachtungsweise. (Lit.: GA 332a, S. 7 GA 332a, S. 155)

Die Dreigliedrigkeit des sozialen Organismus gewinnt jedoch durch den Vergleich[1] mit dem dreigliedrigen menschlichen Organismus in einem bestimmten Aspekt an Deutlichkeit, wobei es da nicht auf das Organische ankommt, sondern auf das Verhältnis der Glieder zu einander:

„Die freien, individuellen Menschen, die sich in eine soziale Zwangsstruktur hineinstellen und ihre freie Geistigkeit steril machen, lassen ebenso die soziale Struktur absterben, wie ein Mensch absterben muß, dem Sie keine Nahrungsmittel geben. Das, was die menschlichen Köpfe in die Welt hereinbringen, das sind die Nahrungsmittel für den sozialen Organismus. So daß man sagen kann: Das Produktive aus Nerven- und Sinnessphäre ist die Nahrung für den sozialen Organismus. - Das, was beim Menschen das rhythmische System ist, dem entspricht allerdings im sozialen Organismus alles dasjenige, was eigentlich dem Staate übertragen werden soll, wie ich schon gestern sagte: alles, was sich auf Regulierung, auf die äußere Gesetzlichkeit, also staatliche Gesetzmäßigkeit bezieht. Und was ist nun im Staat das Produktive? Dasjenige, was aus der Naturgrundlage im weiteren Sinne herauskommt, das Wirtschaftsleben. Das ist gewissermaßen der Kopf des Staates. Das Wirtschaftsleben, die Naturgrundlage, alles das, was produziert wird, das ist gewissermaßen der Kopf. Es ist umgekehrt wie beim individuellen Menschen. So daß wir ebensogut sagen können: Wie der Mensch produktiv ist durch seine Nerven und Sinne, so ist der soziale Organismus durch seine Naturgrundlage produktiv. Und wie der Mensch seinen Stoffwechsel von der Natur erhält, so erhält der soziale Organismus seine Nahrung aus dem Menschenkopf heraus. Den sozialen Organismus verstehen Sie im Verhältnis zum Menschen nur richtig, wenn Sie den Menschen auf den Kopf stellen. Hier im Menschenkopf ist eigentlich der Grund und Boden des Menschen. Der Mensch wächst von oben nach unten, der staatliche Organismus wächst von unten nach oben. Er hat seinen Kopf, wenn man ihn schon mit dem Menschen vergleichen will, unten und steht auf dem Kopf und hat seine Beine oben. Seine Nahrung bekommt er aus dem einzelnen individuellen Menschen. So muß man innerlich das, was sozialer Organismus ist, verstehen. Analogiespiel macht nichts aus; aber der Hinblick auf die wahre Wirklichkeit, auf die echte Realität, das ist es, worauf es ankommt.“ (Lit.: GA 188, S. 175f)

Die drei Glieder, Hauptbereiche oder Subsysteme der Gesellschaft bzw. des sozialen Organismus

Nach Rudolf Steiner gibt es drei und nur drei wesentlich verschiedene Hauptbereiche des sozialen Organismus:

  • das Geistesleben mit der Urteilsform des individuellen Urteils (denn über Erkenntnis und Wahrheit läßt sich nicht abstimmen), sowie dem freien Ratschlag, statt dem Gesetz, der Vorschrift. Dieses Geistesleben umfasst die Bereiche Bildung, Religion, Kunst, Wissenschaft und Forschung, bis hin zu den individuellen körperlichen Begabungen, sowie daran anknüpfend die Zusammenarbeit der Menschen (verstanden als Kreativitätsfaktor, etwa die Kultur der Entscheidungsprozesse oder das Betriebsklima betreffend). Aufgabe eines freien Geisteslebens ist daher auch die (Kapital-) Verwaltung und Übertragung der natürlichen und künstlichen Produktionsmittel (Boden, Immobilien, industrielle Produktionsstätten etc.) an den oder die Fähigsten einer Gesellschaft. Wichtig ist auch die von Steiner vorgenommene, aus den genannten Prinzipien verständliche Zuordnung der Richter zum Geistesleben (ein wirkliches Urteil kann nur individuell aus der Anschauung gefällt werden, ganz gleich der Beziehung eines Lehrers zum Kinde, für die es keinen Lehrplan geben kann).
  • das Rechtsleben mit einer (direkten oder indirekten) demokratischen Urteilsform, das alle Gesetze und Vorschriften im weiteren Sinne umfasst, mit dem Merkmal der Eventualität (wenn X die oder den Y schädigt, soll das Gesetz Z Anwendung finden; nicht aber Verträge, die auf Erfüllung zwischen den Vertragspartnern abzielen und zur Wirtschaft gehören – nur bei Nichterfüllung greift hier das Rechtsleben ein). Im Gegensatz zu unseren unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten sind wir als mündige Menschen Gleiche unter Gleichen; weder der Reiche noch der Intelligente […] hat Sonderrechte. Wesentlich und von Befürwortern der sozialen Dreigliederung oft vergessen ist auch die Regelung der Arbeit nach Art, Maß und Zeit. Dadurch beschränkt das Recht die Wirtschaft wie eine zweite Natur und schützt den Menschen vor seiner heutigen Entmenschlichung. Wenn Steiner um 1920 von einer nötigen Arbeitsleistung von etwa vier Stunden täglich ausging und alles darüber hinaus heute als „Herab-Drückung“ des Menschen unter sein Niveau als seelisch-geistiges Wesen betrachtete, kann uns eine Ahnung von der Radikalität dieser Dreigliederung aufsteigen.
  • das Wirtschaftsleben mit seinen Verträgen zwischen den Wirtschaftenden, das die Produktion, den Handel und Konsum von Waren und Dienstleistungen umfasst. Es will geregelt sein durch kollektive Urteile, gewonnen durch ein gegenseitiges Abschleifen der Interessen in den Assoziationen (Verwaltungsorgane des Wirtschaftslebens, benannt nach den von allen Seiten zusammengetragenen, also assoziativen Urteilen). Wie schon beim Bereich Rechtsleben erwähnt, zielen die Verträge zwischen den Partnern auf Erfüllung (wozu auch die von Arbeitsanleitern und Arbeitern zählen mit der Verteilung der Erträge der gemeinsam erstellten Produkte, die sodann als Waren zirkulieren. In diesem Sinne kann Arbeit nie bezahlt, nie gekauft werden. Steiner spricht diesbezüglich von einer realisierten Unmöglichkeit mit fatalen sozialen Folgen, wenn Arbeit heute von beiden Seiten als Äquivalent einer käuflichen und verkäuflichen Ware bezeichnet wird.

Diese drei Glieder werden durch Menschen bewusst als autonome Bereiche zu gestalten sein, dabei ihrem oben beschriebenen unterschiedlichen Wesen (Urteilsarten, soziales Gegenüberstehen) gemäß folgend. Sie bedingen sich gegenseitig im gesunden sozialen Organismus, sind Einheit als Dreiheit. Jedem Glied ist ein Ideal der Französischen Revolution als leitendes Prinzip zugeordnet: Die Freiheit ist dem Geistesleben zugeordnet, die Gleichheit dem Rechtsleben, und die Brüderlichkeit dem Wirtschaftsleben. Damit entfalten diese Ideale der Französischen Revolution den ihnen zu Grunde liegenden Sinn, der in den Revolutionen ohne diese Vertiefung oft zur Karikatur ausartete.

Geistesleben

Die Freiheit im Geistesleben soll den Menschen die Ausbildung und Ausübung ihrer individuellen Fähigkeiten und eine kulturelle Vielfalt und Weiterentwicklung ermöglichen. Diese Freiheit könne sich nur in einer Struktur der Autonomie entfalten, in der das geistige und kulturelle Leben sowohl von den Interessen des Staates als auch von denen der Wirtschaft unabhängig bleibe. Die geringe Durchschlagskraft des intellektuellen und künstlerischen Bereiches für die gesellschaftliche Entwicklung leitet Steiner von dieser Abhängigkeit ab:

„Man muß darauf hinschauen, was das Geistesleben in der Abhängigkeit von der Staatsgewalt und der mit ihr verbundenen kapitalistischen Gewalt geworden ist.“ (Lit.: GA 333, S. 14)

Kultur und Wissenschaft können ihr Potential nur entfalten und die nötigen innovativen Impulse geben, wenn ihre Triebkräfte nicht von den Verwertungsinteressen der Wirtschaft oder den wechselnden Machtinteressen der Politik gespeist werden. Die Richtlinien und Ziele für Erziehung und Bildung können zur größtmöglichen Entfaltung der individuellen Fähigkeiten nur aus den Erkenntnissen ihres eigenen Bereiches gewonnen werden. Diese Autonomie soll nicht nur die Lehrenden, Erziehenden und Kulturschaffenden in ihrer spezifischen Tätigkeit betreffen, sondern auch die Verwaltung dieses Gebietes umfassen, welche somit von den hierin Arbeitenden möglichst selbst durchgeführt wird.

„Dem Geistesleben kann nur seine Kraft werden, wenn es von dem Staatsleben wieder losgelöst wird, wenn es ganz auf sich selbst gestellt wird. Was im Geistesleben lebt, insbesondere das Schulwesen, muß seiner Selbstverwaltung übergeben werden, von der obersten Spitze der Verwaltung des Geisteslebens bis zum Lehrer der untersten Schulstufe.“ (Lit.: GA 333, S. 14)

„Es wird also angestrebt, daß das Geistesleben nicht mehr abhängt vom Staatsleben und nicht mehr abhängt vom Wirtschaftsleben, sondern gerade frei und unabhängig sein kann, gerade so sein kann, wie es die Katholische Kirche niemals war, die sich immer mit dem Staat und Wirtschaftsleben zusammen konfundiert hat.“ (Lit.: GA 196, S. 122)

Rechtsleben

Die Gleichheit im Rechtsleben soll die Rechte und Möglichkeiten jedes Einzelnen sichern. Der Staat soll nach den Vorstellungen der sozialen Dreigliederung als zentrale Machtinstanz zurücktreten und einen Teil seiner Aufgaben an die Gesellschaft abgeben. Das heißt jedoch nicht, dass diese autonomen Aufgabengebiete im rechtsfreien Raum stattfinden können. Sie stehen auf dem Boden der rechtsstaatlichen Verfassung. Die auf demokratischem Wege entstandene Rechtsordnung durchdringt alle Bereiche des Wirtschafts- und Geisteslebens und gibt den darin sich betätigenden Menschen die Sicherheit vor Willkür und Machtmissbrauch.[5]

Wirtschaftsleben

Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben soll durch Assoziationen von Verbrauchern, Händlern und Produzenten in einem freien Markt gerechte Preise sowie eine gerechte Güterverteilung ermöglichen. Aufgabe des Rechtslebens wäre es, den dazu erforderlichen gesetzlichen Rahmen zu schaffen, der Privateigentum an Produktionsmitteln und Kapital nicht enteignet oder verstaatlicht, sondern in Treuhandeigentum transformiert. Ein auf diese Weise neutralisiertes Kapital kann weder verkauft noch vererbt, sondern nur in einer Art Schenkung an neue Eigentümer übertragen werden. Daher basiert der Kapitalbegriff der Sozialen Dreigliederung auf der durchzuführenden Kapitalneutralisierung.

„Das Eigentum hört auf, dasjenige zu sein, was es bis jetzt gewesen ist. Und es wird nicht zurückgeführt zu einer überwundenen Form, wie sie das Gemeineigentum darstellen würde, sondern es wird fortgeführt zu etwas völlig Neuem. Die Gegenstände des Eigentums werden in den Fluss des sozialen Lebens gebracht. Der Einzelne kann sie nicht aus seinem Privatinteresse heraus zum Schaden der Allgemeinheit verwalten; aber auch die Allgemeinheit wird sie nicht zum Schaden der Einzelnen bürokratisch verwalten können; sondern der geeignete Einzelne wird zu ihnen den Zugang finden, um durch sie der Allgemeinheit dienen zu können.“ (Lit.: GA 23, S. 125)

Dadurch wäre es kapitalistischem Missbrauch durch gewinnmaximierenden Weiterverkauf oder Börsenspekulation entzogen. Andererseits wäre die Freiheit am Gemeinwohl orientierter Unternehmer und die Sozialbindung des Eigentums gesichert.

Neben der Umwandlung des alten Eigentumsbegriffs hinsichtlich der Produktionsmittel tritt die Grundüberzeugung, dass Arbeit nicht bezahlbar ist, mithin nicht gekauft werden kann. Der Warencharakter der menschlichen Arbeit ist nach Ansicht Steiners eine Restform der Sklaverei, deren vollständige Überwindung erst mit der Abschaffung des Lohnprinzips gegeben ist. Statt Arbeitslohn gibt es einen vertraglich vereinbarten Anteil am Gewinn. Innerhalb eines Betriebes entfallen durch die Neutralisierung des Kapitals die klassischen Rollen des Arbeitgebers und Arbeitnehmers. Steiner schlug als eine neue Möglichkeit der Benennung die Begriffe „Arbeitleister“ und „Arbeitleiter“ vor. Diese stehen in einem Vertragsverhältnis:

„Und dieses Verhältnis wird sich beziehen nicht auf einen Tausch von Ware (beziehungsweise Geld) für Arbeitskraft, sondern auf die Festsetzung des Anteiles, den eine jede der beiden Personen hat, welche die Ware gemeinsam zustande bringen.“ (Lit.: GA 23, S. 99)

In verschiedenen Interpretationen und Weiterentwicklungen der sozialen Dreigliederung variieren die Beschreibungen und Abgrenzungen der drei gesellschaftlichen Subsysteme ebenso wie konkrete Vorschläge zur Umsetzung und zur Organisation der Selbstverwaltung dieser drei Bereiche. Zentral ist jedoch die Zuordnung der drei Ideale Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu den drei Sphären der Gesellschaft Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben.

Bezug zur Dreigliederung des menschlichen Organismus

Um die soziale Dreigliederung mit der Organisation des Menschen sachgerecht vergleichen zu können, bedarf es einer konkreten Erkenntnis der Dreigliederung des menschlichen Organismus und seines Zusammenhanges mit den Seelenfähigkeiten von Denken, Fühlen und Wollen.[1] Anders als man vielleicht vorschnell meinen würde, hängt das Geistesleben mit dem Wollen zusammen, das Rechtsleben mit dem Fühlen und das Wirtschaftsleben mit dem Denken:

„Wenn man so äußerlich Analogien bilden würde, dann würde man sagen: Wir haben die Dreigliederung des sozialen Organismus und die Dreigliederung des menschlichen Organismus. Der Kopf ist das geistige Organ, also muß man es vergleichen mit dem geistigen Leben des dreigliedrigen Organismus; das rhythmische System, das bringt Einklang zwischen den verschiedenen Funktionen als Herztätigkeit, als Atmungstätigkeit - also Rechtsteil des sozialen Organismus; den Stoffwechsel, das Gröbste, Materiellste, dasjenige, worauf der Mystiker mit einer gewissen Verachtung herabsieht, trotzdem auch er erklärt, daß er essen und trinken muß, den vergleicht man mit dem wirtschaftlichen Leben.

Das ist aber nicht so! Ich habe öfter darauf aufmerksam gemacht bei andern Gelegenheiten, daß die Dinge eben in Wirklichkeit anders liegen, als man nach bloßen Analogien glaubt, daß man zum Beispiel nicht sagen kann, die Sommerzeit lasse sich mit dem Wachzustand der Erde vergleichen und die Winterzeit mit dem Schlafzustand. Die Wahrheit ist eine andere. Im Sommer schläft die Erde, im Winter wacht sie. Das habe ich ja in seinen Einzelheiten ausgeführt.

Aber so ist es auch, wenn man auf die Wirklichkeit und nicht auf Analogien geht, bei dem Vergleichen des sozialen Organismus mit dem menschlichen Organismus. Da muß man vergleichen just das Wirtschaftsleben im sozialen Organismus mit der menschlichen Kopftätigkeit; dasjenige, was Rechtsleben ist, das muß man allerdings - weil es das Mittlere ist, so haben sich die Leute auch nicht geirrt bei der Analogie - mit der rhythmischen Tätigkeit vergleichen. Aber das Geistesleben, das muß man vergleichen mit dem Stoffwechsel. Also das Wirtschaftsleben ist zu vergleichen mit den geistigen Organen, das geistige Leben im sozialen Organismus mit den Stoffwechselorganen. Da hilft nichts. Das Wirtschaftsleben ist der Kopf des sozialen Organismus, und das geistige Leben ist Magen, Leber und Milz für den sozialen Organismus, nicht für den einzelnen individuellen Menschen.“ (Lit.: GA 197, S. 82f)

Ein Haupthindernis für ein tieferes Verständnis dieser Zusammenhänge liegt darin, dass das Seelenleben des Menschen nur mit dem Nervensystem und insbesondere mit dem Gehirn in Zusammenhang gebracht wird. Tatsächlich hängt aber nur das Denken bzw. Vorstellen mit dem Nervensystem zusammen. Das Fühlen stützt sich auf das rhythmische System und das Wollen auf das Stoffwechsel-Gliedmaßensystem. In diesem wirkt unmittelbar das Ich, d. h. der Geist, weshalb der Wille auch dem Geistesleben zuzuordnen ist. Besonders schädlich ist in diesem Zusammenhang die bis heute als selbstverständlich geltende Unterscheidung motorischer und sensorischer Nerven und die damit verbundene neurowissenschaftliche These, dass der Wille bzw. die Körperbewegung des Menschen vom Gehirn bzw. vom Nervensystem gesteuert werden. Damit wird ein autistisch-egozentrisches Menschenbild festgeschrieben, das einer fruchtbaren Entwicklung des sozialen Lebens im Wege steht.

„Den sozialen Organismus mit dem menschlichen oder einem sonstigen Organismus zu vergleichen, das ist auch in unserer Zeit Phrase geworden, und es ist eine recht billige Phrase. Will man auf diesem Gebiete nicht phrasenhaft reden, dann muß man jene Grundlegung liefern, die geliefert worden ist in meiner Schrift «Von Seelenrätseln». Was hätte es heute für einen Sinn, von der Dreigliederung des sozialen Organismus zu sprechen, wenn nicht erst diese geistige Grundlage von der Dreigliederung des menschlichen Organismus in Nerven-Sinnesfähigkeiten, in rhythmische Fähigkeiten und in Stoffwechselfähigkeiten, als eine wirkliche naturwissenschaftliche Erkenntnis vor die Menschen hingestellt worden wäre? Aber die Menschen sind zu bequem, die aus dem verkehrten Schulwesen herausgewachsenen Vorstellungen der Gegenwart sich korrigieren zu lassen durch das, was aus der wahren Wirklichkeit stammt.

Eine andere greuliche Vorstellung lebt in unserer offiziellen, das heißt überall autoritativ geglaubten Wissenschaft. Diese Wissenschaft nimmt teil an der götzendienerischen Anbetung alles dessen, was als so hohe Kultur in der neueren Zeit heraufgezogen ist. Wie sollte nicht, wenn sie etwas besonders geheimnisvoll ausdrücken will, diese moderne Wissenschaft ihre Zuflucht zu dem nehmen, was sie jeweilig am meisten anbetet. Nun also, so ist ihr das Nervensystem geworden zu einer Summe von Telegraphenlinien, so ist ihr geworden die ganze Nerventätigkeit des Menschen zu einem merkwürdig komplizierten Telegraphenfunktionieren. Das Auge nimmt wahr, die Haut nimmt mit wahr. Da wird zu der Telegraphenstation Gehirn durch sensitive Nerven das hingeleitet, was von außen her wahrgenommen wird. Dann sitzt dort im Gehirn ein, ich weiß nicht was für ein Wesen - ein geistiges Wesen leugnet die neuere Wissenschaft ja ab -, durch ein Wesen also, das zur Phrase geworden ist, weil man nichts Wirkliches darin erblickt, wird das von den «sensitiven» Nerven Wahrgenommene umgesetzt durch die «motorischen» Nerven in Willensbewegungen. Und eingebleut wird dem jungen Menschen der Unterschied zwischen sensitiven Nerven und motorischen Nerven, und aufgebaut wird auf diesen Unterschied die ganze Anschauung über den Menschen.“ (Lit.: GA 192, S. 153f)

Ein wirkliches Verständnis für das soziale Leben wird sich nur erringen lassen, wenn man erkennt, dass das wirkliche Ich nicht im Körper, sondern in der geistigen Außenwelt, in der „Gesetzmäßigkeit der Dinge“ lebt, wie es Rudolf Steiner namentlich in seinem Bologna-Vortrag betont hat. Im Leib erscheint nur das an sich unwirkliche Spiegelbild des wahren Ich. Nur so kann man auch das im sozialen Zusammenleben wirksame Karma erfassen.

„Dasjenige, was wir erleben als unser Ich, ist nur ein Spiegelbild des Ich. Das ist nur etwas, was das vorgeburtliche Ich in uns abspiegelt. Wir erleben in der Tat nur ein Spiegelbild des Ich, etwas vom wirklichen Ich erleben wir nur ganz indirekt. Das, wovon die Psychologen, die sogenannten Seelenforscher als vom Ich reden, ist nur ein Spiegelbild; das verhält sich zum wirklichen Ich so, wie das Bild, das Sie von sich im Spiegel sehen, sich zu Ihnen verhält. Aber dieses wirkliche Ich, das während der Zeit des atavistischen Hellsehens und bis in die christlichen Zeiten herein gefunden werden konnte, ist heute nicht in dem Menschen, der auf seine eigene Wesenheit - insofern die eigene Wesenheit verbunden ist mit dem Leibe - hinschaut. Nur indirekt erlebt der Mensch etwas von seinem Ich, dann, wenn er mit andern Menschen in Beziehung tritt und sich das Karma abspielt.

Wenn wir einem andern Menschen gegenübertreten und sich etwas abspielt zwischen uns und dem andern Menschen, was zu unserem Karma gehört, da tritt etwas von dem Impulse des wahren Ich in uns herein. Aber das, was wir in uns Ich nennen, was wir mit dem Worte bezeichnen, das ist nur ein Spiegelbild. Und gerade dadurch wird der Mensch reif gemacht während unseres fünften nachatlantischen Kulturzeitraumes, das Ich im sechsten Zeitraum in einer neuen Gestalt zu erleben, daß er gewissermaßen durch den fünften Zeitraum dieses Ich nur als Spiegelbild erlebt. Das ist gerade das Charakteristische des Zeitalters der Bewußtseinsseele, daß der Mensch sein Ich nur als Spiegelbild erhält, damit er in das Zeitalter des Geistselbstes hineinlebt und das Ich anders gestaltet, in neuer Gestalt wieder erleben kann. Nur wird er es anders erleben, als er es heute gerne möchte! Heute möchte der Mensch sein Ich, das er nur als Spiegelbild erlebt, alles eher nennen als das, was sich ihm im zukünftigen sechsten nachatlantischen Zeitraum als solches präsentieren wird. Jene mystischen Anwandlungen, wie sie heute die Menschen noch haben: durch Hineinbrüten in ihr Inneres das wahre Ich zu finden - das sie sogar das göttliche Ich nennen! -, solche Anwandlungen werden die Menschen in der Zukunft seltener haben. Aber gewöhnen werden sie sich müssen, dieses Ich nur in der Außenwelt zu sehen. Das Sonderbare wird eintreten, daß jeder andere, der uns begegnet und der etwas mit uns zu tun hat, mehr mit unserem Ich zu tun haben wird als dasjenige, was da in der Haut eingeschlossen ist. So steuert der Mensch auf das soziale Zeitalter zu, daß er sich in Zukunft sagen wird: Mein Selbst ist bei all denen, die mir da draußen begegnen; am wenigsten ist es da drinnen. Ich bekomme, indem ich als physischer Mensch zwischen Geburt und Tod lebe, mein Selbst von allem Möglichen, nur nicht von dem, was da in meiner Haut eingeschlossen ist.“ (Lit.: GA 187, S. 80f)

Die Beziehung des sozialen Organismus zum vorgeburtlichen, inkarnierten, und nachtodlichen Menschen

„Es liegen also große Prinzipien auch in dieser Beziehung in der Dreigliederung des sozialen Organismus. Wir gliedern in drei Glieder aus dem Grunde, weil wir die verschiedensten Gebiete, die mit dem Übersinnlichen etwas zu tun haben, von demjenigen abtrennen müssen, was nur mit dem Sinnlichen zwischen der Geburt und dem Tode etwas zu tun hat. […] Damit weise ich Sie hin auf dasjenige, was für die Bekräftigung der Dreigliederungsidee nur aus der Initiationswissenschaft heraus gewonnen werden kann.“ (Lit.: GA 196, S. 128)

Vorgeburtliches Leben und Geistesleben auf der Erde

„Nun erinnern Sie sich an etwas, was ich Ihnen hier schon auseinandergesetzt habe, was ich aber noch einmal für diejenigen, die das nicht gehört haben, wiederholen will. Der Mensch, indem er hier auf der Erde lebt zwischen Geburt und Tod, ist ja nicht bloß dieses Wesen, das hier zwischen Geburt und Tod lebt, sondern er trägt in sich die Nachklänge desjenigen, was er durchlebt hat erstens in früheren Inkarnationen, aber namentlich desjenigen, was er durchlebt hat zwischen dem letzten Tode und der Geburt, die seinem jetzigen Leben vorangegangen ist. In dieser Zeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt haben wir in der geistigen Welt Erlebnisse durchgemacht, und diese Erlebnisse klingen nach in dem gegenwärtigen Leben. Und wie klingen sie nach im öffentlichen sozialen Leben? - So, daß alles, was die Menschen hineinbringen in das öffentliche Leben durch ihre Talente, durch ihre besonderen Begabungen, was also überhaupt das öffentliche Geistesleben ist, ja gar nicht von der Erde ist, sondern alles Nachklang ist aus dem vorirdischen Leben. […] Und was hier auf der Erde an Kunst, Wissenschaft, an religiösen Impulsen bei den Menschen entwickelt wird, das heißt, was entwickelt wird als irdisches Geistesleben, das: ist alles Nachklang des überirdischen Geisteslebens, wie es die Menschen durch die Pforte der Geburt hier hereinbringen. […] Wir haben also in diesem sozialen Leben hinsichtlich der Kräfte ein Element drinnenstecken, das uns einfach heruntergeschickt wird aus den geistigen Welten.“ (Lit.: GA 196, S. 126f)

Wirtschaftsleben auf der Erde und nachtodliches Leben

„Dasjenige aber, was im Wirtschaftsleben gewirkt wird durch Brüderlichkeit oder Unbrüderlichkeit, was die Menschen füreinander tun, wirtschaften, das hat, so sonderbar es klingt, nicht nur eine Bedeutung für dieses Leben zwischen Geburt und Tod, sondern gerade eine große Bedeutung für das Leben nach dem Tode. […] Dasjenige, was sich hier abspielt als wirtschaftliches Leben, das ist die Ursache, wie Menschen leben werden zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Wenn zum Beispiel eine wirtschaftliche Ordnung bloß auf Egoismus aufgebaut ist, so bedeutet das, daß die Menschen im hohen Grade Einsiedler werden zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, daß sie die größten Schwierigkeiten haben, andere Menschenwesen zu finden, kurz, es hat eine riesige Bedeutung für das Leben zwischen dem Tod und der nächsten Geburt, wie der Mensch sich hier wirtschaftlich verhält.“ (Lit.: GA 196, S. 127)

Das Rechtsleben als rein irdisches Leben

„Es bleibt daher einzig und allein als rein irdisch das Rechts- oder Staatsleben. Das hat weder eine Bedeutung für vorgeburtliches Leben noch für das nachtodliche Leben, das hat nur eine Bedeutung für das, was hier auf der Erde geschieht. Trennen wir reinlich ab dieses rechtsstaatliche Leben von den beiden andern Gebieten, so trennen wir das Irdische ab von allem Überirdischen, das hier auf die Erde hereinspielt.“ (Lit.: GA 196, S. 128)

Aufsteigende und absteigende Kräfte

„Der soziale Organismus stirbt zwar nicht, dadurch unterscheidet er sich zum Beispiel von dem menschlichen Organismus, aber er wandelt sich, und aufsteigende und absteigende Kräfte sind ihm naturgemäß. Nur der begreift den sozialen Organismus, der weiß: wenn man die besten Absichten verwirklicht und irgend etwas auf irgendeinem Gebiet des sozialen Lebens herstellt, was aus den Verhältnissen heraus gewonnen ist, wird es nach einiger Zeit dadurch, daß Menschen mit ihren Individualitäten drinnen arbeiten, Absterbekräfte, Niedergangskräfte zeigen. Was für das Jahr zwanzig eines Jahrhunderts das Richtige ist, das hat sich bis zum Jahre vierzig desselben Jahrhunderts so verwandelt, daß es bereits seine Niedergangskräfte in sich enthält.“ (Lit.: GA 83, S. 284)

Globalisierung

Im Zeitalter der Weltwirtschaft, die sich mit der wirtschaftlichen Liberalisierung und der industriellen Revolution seit der Mitte des 19. Jahrhunderts immer stärker herausgebildet hat, kann der soziale Organismus realistisch nur als globales Gebilde aufgefasst werden:

„Aber all die Nationalökonomien, von Adam Smith angefangen bis herauf zu den neuesten, rechnen eigentlich mit kleinen Gebieten als sozialen Organismen. Sie beachten da nicht einmal, daß, wenn man schon eine bloße Analogie wählt, diese stimmen muß. Die Menschen beachten gar nicht, daß sie stimmen muß. Haben Sie schon einen wirklichen ausgewachsenen Organismus gesehen, der so ist: Hier ist zum Beispiel ein Mensch, hier ist der zweite Mensch, hier ist der dritte Mensch und so weiter. Es wären niedliche Menschenorganismen, die in solcher Weise aneinanderkleben würden; das gibt es doch bei ausgewachsenen Organismen nicht. Das ist aber doch bei den Staaten der Fall. Organismen brauchen die Leere um sich herum bis zu dem anderen Organismus. Das, womit Sie die einzelnen Staaten vergleichen können, sind höchstens die Zellen des Organismus, und Sie können nur die ganze Erde als Wirtschaftskörper mit einem Organismus vergleichen. Das müßte beachtet werden. Das ist mit Händen zu greifen, seit wir Weltwirtschaft haben, daß wir die einzelnen Staaten nur mit Zellen vergleichen können. Die ganze Erde, als Wirtschaftsorganismus gedacht, ist der soziale Organismus.“ (Lit.: GA 340, S. 22)

Geschichte

Rudolf Steiner entwickelte bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erste Grundgedanken zur sozialen Frage. 1898 formulierte er – als Antwort auf eine Schrift des Philosophen Ludwig Stein – in zwei Aufsätzen sein „soziologisches Grundgesetz“:

„Die Menschheit strebt im Anfange der Kulturzustände nach Entstehung sozialer Verbände; dem Interesse dieser Verbände wird zunächst das Interesse des Individuums geopfert; die weitere Entwicklung führt zur Befreiung des Individuums von dem Interesse der Verbände und zur freien Entfaltung der Bedürfnisse und Kräfte des Einzelnen.“[6]

1905 veröffentlichte er in der theosophischen Zeitschrift Lucifer-Gnosis sein „soziales Hauptgesetz“:

„Das Heil einer Gesamtheit von zusammenarbeitenden Menschen ist umso größer, je weniger der einzelne die Erträgnisse seiner Leistungen für sich beansprucht, das heißt, je mehr er von diesen Erträgnissen an seine Mitarbeiter abgibt, und je mehr seine eigenen Bedürfnisse nicht aus seinen Leistungen, sondern aus den Leistungen der anderen befriedigt werden.“[7]

1917 richtete er auf Vermittlung und in Zusammenarbeit mit Ludwig Polzer-Hoditz und Otto Graf von Lerchenfeld Memoranden an die österreichische und deutsche Regierung zu einem Friedensangebot der Mittelmächte, welches im Geiste der sozialen Dreigliederung eine wirksame Alternative zu dem verhängnisvollen 14-Punkte-Programm zur Selbstbestimmung der Nationen des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson hätte bilden können. Der ehemalige Kabinettschef des österreichischen Kaisers Karl, Arthur Polzer-Hoditz, machte diesen im November 1917 mit der Idee der Dreigliederung bekannt. Er wurde aufgefordert, das ganze System der Dreigliederung in einer Denkschrift niederzulegen. Im Februar 1918 übergab er diese dem Kaiser und informierte noch am selben Tag den damaligen Ministerpräsidenten Seidel umfassend über den Inhalt der Ausarbeitung. Eine Reaktion blieb jedoch aus.[8]

Der wesentliche Grund für die negative Bewertung der Wilsonschen Thesen ist das dort postulierte Selbstbestimmungsrecht der Völker. In diesem sah Steiner eine illusionäre Idee, die im Gegensatz zu ihrer vordergründigen Plausibilität eine Epoche des Nationalismus und Rassismus einleiten würde. Dieser, in einer immer mehr von vielfältigen kulturellen und ethnischen Zugehörigkeiten geprägten gesellschaftlichen Wirklichkeit, zerstörerischen Idee stellte er das „Selbstbestimmungsrecht des Individuums“ entgegen.[9]

Nach dem Ersten Weltkrieg versuchte er mit dem Unternehmer Emil Molt einige Jahre lang im Rahmen des Bundes für Dreigliederung Mitstreiter zu finden, um diese Idee in Deutschland zu verwirklichen, konkret zunächst 1919 in Württemberg.

Im Zuge dieser Bemühungen kam es zur Begründung der ersten Waldorfschule. Die Dreigliederung sollte in der Unsicherheit nach dem Ersten Weltkrieg den Strömungen des Nationalismus und des Kommunismus entgegenwirken und den Kapitalismus eindämmen.

1921 gab es in Oberschlesien einen weiteren Versuch, öffentlich für die Konzeption der sozialen Dreigliederung zu wirken, um mit der Etablierung eines freien Geisteslebens und assoziativen Wirtschaftslebens die nationalen Gegensätze zu überwinden (Oberschlesische Aktion des Bundes für Dreigliederung). Auch dieser Aktion war kein Erfolg beschieden.

Als Steiner sah, dass er in der damaligen Nachkriegssituation in Mitteleuropa die Soziale Dreigliederung nicht realisieren konnte, beendete er seine diesbezüglichen Aktivitäten und beschränkte sich darauf, die Ideen der Dreigliederung in Vorträgen und Seminaren weiter zu entwickeln. Nachdrücklich wies er darauf hin, dass die Zukunft eine dreigliedrige Entwicklung des sozialen Organismus in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in jedem Falle bringen werde, entweder durch Einsicht künftiger Generationen bewerkstelligt oder durch unvorstellbare Katastrophen erzwungen.

Die Erinnerung an dieses Leitbild blieb weitgehend nur in anthroposophischen Kreisen lebendig und führte auch dort nach Rudolf Steiners Tod bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts ein eher randständiges Dasein.

Im Zuge der 68er Bewegung gab es eine bedeutsame Renaissance der Dreigliederungsbewegung, getragen von einer kleinen Minderheit der damals „Bewegten“, die jedoch, trotz größter Bemühungen um Öffentlichkeit, in der herrschenden Medienöffentlichkeit kaum zu Wort gekommen oder wahrgenommen wurde.

Folkert Wilken und Hans-Georg Schweppenhäuser entwickelten in dieser Zeit sehr grundlegende Ansätze, etwa, wie die Kapitalneutralisierung oder wie die Zähmung des Geldwesens zu bewerkstelligen sei.

In verschiedenen außerparlamentarischen Gesprächskreisen, Gruppierungen und Einrichtungen Westdeutschlands, der Schweiz, Österreichs, der Niederlande und Skandinaviens wurde die ideelle Übereinstimmung des sozialen und emanzipatorischen Gedankenguts von Denkern wie dem jungen Marx, Voltaire, Rosa Luxemburg mit den Idealen der sozialen Dreigliederung gewürdigt, diskutiert und herausgestellt. Begeisterung für den Prager Frühling, für die von Eugen Löbl formulierte Forderung, „den Sozialismus mit dem großen Programm der Freiheit [zu] verbinden“, gab diesen Gruppierungen enormen Auftrieb. Rudi Dutschke wusste um diese Zusammenhänge. Sein Wille zur Zusammenarbeit konnte durch das Attentat und seinen späteren frühen Tod leider nicht realisiert werden.

Internationales Kulturzentrum Achberg

Wilfried Heidt vom Republikanischen Club Lörrach und Peter Schilinski vom Republikanischen Club Sylt ergriffen 1969 mit ihren Mitarbeitern die Initiative zur Begründung eines Internationalen Kulturzentrums als Begegnungsstätte aller Menschen, die an der Zielsetzung eines „dritten Weges“ zwischen westlichem Kapitalismus und östlichem Staatssozialismus (und dazu zählten sich auch die „Dreigliederer“) interessiert sind. Als dann mit Beginn der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts diese Begegnungsstätte als Internationales Kulturzentrum Achberg im Geiste „aktiver Toleranz“ ihre Arbeit aufnehmen konnte, fand dort – neben vielen anderen bedeutsamen Begegnungen etwa mit Emigranten des Prager Frühlings oder der russischen Opposition – auch innerhalb der „Dreigliederer“ ein wichtiger und beflügelnder Brückenschlag der Generationen statt. Noch lebende Zeitzeugen und Mitstreiter der ersten Dreigliederungsbewegung nach dem Ersten Weltkrieg schlossen sich mit jungen Menschen, die diese Ideale weiterführen wollten, zusammen. Im Rahmen entsprechender Arbeitstagungen des Internationalen Kulturzentrums Achberg inspirierten die Zielvorstellungen eines freien Geisteslebens sowie der Gleichheit im Rechtsleben zur Forderung nach gesichertem, freien und gleichberechtigtem Zugang meinungsbildender Initiativen zu den Massenmedien, als Voraussetzung der Einführung von Elementen direkter Demokratie mit Volksinitiativen und Volksabstimmungen zur Ergänzung der parlamentarischen Demokratie. Des Weiteren spielte, angesichts einer unkontrollierten internationalen Kapitalmacht, die Frage eines neu geordneten, unabhängigen, jedoch demokratisch legitimierten und am Gemeinwohl orientierten Geldwesens eine wachsende Rolle.

Ausgangspunkt hierfür bildeten vor allem die Ideen Wilhelm Schmundts (1898–1992). Wilfried Heidt, damals Leiter des Achberger Instituts für Sozialforschung, förderte federführend und moderierend während der 70er Jahre die geistige Zusammenarbeit einer Kerngruppe von Menschen mit Wilhelm Schmundt, dem Künstler Joseph Beuys und vielen Mitarbeitern und Gästen des Internationalen Kulturzentrums. Die damals vertiefend erarbeiteten Urbilder eines zeitgemäßen Geldbegriffs bildeten das detaillierte geistige Fundament jener späteren prägnanten Kurzformel: Kunst = Kreativität = Kapital, mit der Joseph Beuys, der Wilhelm Schmundt seinen „großen Lehrer“ genannt hatte, auf die Kernpunkte einer alternativen Geldordnung aufmerksam machen wollte.

Seitdem hatte Joseph Beuys wesentlich dazu beigetragen, dass Positionen der sozialen Dreigliederung immer wieder auch in die Öffentlichkeit getragen wurden. Er hatte den Grundgedanken der Dreigliederung im Rahmen eines erweiterten Kunstbegriffs in seine Idee der Sozialen Plastik integriert. Nach Beuys können „alle Fragen der Menschen […] nur Fragen der Gestaltung sein“. Dieser neue Kunstbegriff bezieht sich „auf alles Gestalten in der Welt. Und nicht nur auf künstlerisches Gestalten, sondern auch auf soziales Gestalten, [...] oder auf andere Gestaltungsfragen und Erziehungsfragen“.[10]

Im April 1989 veröffentlichte Rolf Henrich in der Bundesrepublik sein in der DDR geschriebenes Buch Der vormundschaftliche Staat – Vom Versagen des real existierenden Sozialismus. Es wurde zu einem der wichtigen Texte der Bürgerbewegung. Hierin analysierte er die Wirklichkeit der gesellschaftlichen Situation und konstatierte den „kulturellen Niedergang der sozialistischen Gesellschaft“.[11] Henrich stellte die Dreigliederung und seine Vision eines neu gestalteten blockfreien, anationalen Mitteleuropa vor:„Allerdings böte, was die inneren Verhältnisse betrifft, die Dreigliederung des sozialen Organismus und die Selbstverwaltung seiner Glieder wohl die besten Möglichkeiten, um die ‚verhärtete Haut‘ endlich abzulegen, damit sich die bisher durch den Staat in der Mitte und im Osten Europas nach innen zurückgeworfenen Kräfte in einen freien menschlichen Austausch einbringen könnten.“[12]

Heutzutage gibt es eine Vielzahl kleiner und großer Initiativen, die die Ideen der sozialen Dreigliederung propagieren und teilweise auch umzusetzen versuchen. 2003 erhielten mit Nicanor Perlas, Vertreter der philippinischen Zivilgesellschaft und Ibrahim Abouleish, Begründer der Sekem-Farm in Ägypten, zwei Menschen bzw. Organisationen den Alternativen Nobelpreis, die das Leitbild der sozialen Dreigliederung teilen und propagieren. In Deutschland arbeitet etwa die GLS Bank Bochum auf Grundlage der sozialen Dreigliederung.

Abgrenzung von anderen sozial- und gesellschaftstheoretischen Konzepten

Die Grundidee der Dreigliederung scheint intuitiv leicht nachvollziehbar, Wirtschaft und Politik zeigen sich heute jedem als eigenständige Bereiche des sozialen Lebens (obwohl miteinander verquickt), für die jeweils unterschiedliche Regeln des Handelns gelten. Der Kulturbereich ist schwieriger zu fassen, ergibt sich aber irgendwie als das andere des sozialen Lebens, das nicht (oder nicht nur) ökonomisch oder rechtlich/politisch geprägt ist. Traditionell werden Kunst, Wissenschaft und Religion dem Kulturbereich zugeordnet.

Schon Max Weber ermittelte unterschiedliche „Sphären“ des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens, die den Menschen jeweils ganz unterschiedliche Sinnhorizonte für Situationsbewertung und angemessenes soziales Handeln vorgeben. Talcott Parsons unterschied vier Subsysteme der Gesellschaft Wirtschaft, Politik, Kultur und Gemeinwesen, die jeweils unverzichtbare Funktionen für die Gesamtgesellschaft wahrnehmen. Daniel Bell differenziert zwischen einem ökonomisch-technologischen, politischen und kulturellen Bereich. Für Niklas Luhmann sind das Rechtssystem und das Politiksystem unterschiedliche eigenständige Bereiche, für das Kulturgebiet beobachtet er eine ganze Reihe selbstständiger „autopoietischer“ Systeme, wie etwa das Erziehungssystem oder die Massenmedien.

Damit ist die Aufgabe gestellt, das „Eigentliche“ der Dreigliederungsidee Rudolf Steiners schärfer herauszuarbeiten.

„Ich halte den Luhmann für den Philosophen des Unwesentlichen, denn er macht ja alles Wesentliche zu einem Surrogat. Zu einem Vorgestellten. […] Oder ich könnte auch sagen, Luhmann ist für mich jemand des „Dran vorbei“, ja? Ein Organismus ist etwas total anderes, als ein System. Aber alle Leute lieben heute das System. Das System tut. Na, das eignet sich wunderbar. Alle Moleküle versammeln sich im System und das System beschließt, ja? Das System beschließt also jetzt machen wir den aufrechten Menschen oder wir machen die Qualle oder so. Na, Unsinn ist das.“ (Konrad Schily 2010 in einem Interview)[13][14]

Neben den unterschiedlichen Einteilungen und der Verwirrung, was denn jeweils unter Sphären, Bereichen, Organismen, Strukturen oder Systemen, ihrer Autonomie und ihrem Zusammenwirken präzise zu verstehen ist, herrscht auch Uneinigkeit, inwieweit die soziale Dreigliederung bereits verwirklicht ist, oder wo schon in der gesellschaftlichen Entwicklung ein bemerkenswerter Fortschritt im Sinne dieser Idee festzustellen ist. Ein ehemaliger Bezirkspräsident Baden-Württembergs konnte sogar zu der Ansicht kommen: „Wir haben die Dreigliederung bereits!“, und meinte damit die real existierende soziale Marktwirtschaft der Bundesrepublik Ende der 80er Jahre.[15]

Diether Lauenstein hält die frühen systemtheoretischen Auffassungen Luhmanns, die sich allerdings von seiner späteren Systemtheorie, seit Soziale Systeme (1984), in wesentlichen Punkten unterscheiden, für mit der Dreigliederungsidee identisch, jedenfalls das Gleiche meinend, und sieht „erfolgversprechende Entwicklungen“:

„Wir haben uns zu besinnen, ob wir nur Erzeuger und Verbraucher zu sein wünschen, oder ob wir auch andere unabdingbare Ziele haben. Wenn solches der Fall ist, dann müssen wir auch diesen Zielen kräftige allgemeine Formen verleihen. Den Hinweis auf eine neue erfolgversprechende Entwicklung geben heute Luhmanns vier Kommunikationsmittel der Gesellschaft - Liebe, Geld, Macht und Wahrheit -, die jedes, außer der Liebe, eine eigene ihr angemessene und ziemlich selbständige Organisation bilden können. Vor einem halben Jahrhundert regt Steiner dasselbe an als Dreigliederung des sozialen Organismus.“ (Lauenstein: Das Ich und die Gesellschaft. S. 329, Hervorh. nicht i. Orig.)

Abgesehen davon, dass die Gleichsetzung Lauensteins von Steiners Dreigliederungsidee und Luhmanns Systemtheorie ein Missverständnis zu sein scheint (das an anderer Stelle näher zu untersuchen ist),[16] findet sich in den Zitaten von Konrad Schily und Diether Lauenstein auch eine Gemeinsamkeit. Schily betont, ein Organismus sei etwas total anderes als ein System. Zudem sagt er, dass ein System keine Fähigkeit zur (Selbst-)gestaltung habe. Lauenstein spricht von „kräftigen allgemeinen Formen“, die wir unseren Zielen verleihen müssen. Damit scheint angedeutet, dass man den sozialen Organismus im Sinne der Dreigliederung als ein Gestaltungsprodukt anzusehen hat, das im Gegensatz zu verfestigten sozialen Strukturen und verselbständigten Systemen (Max Weber spricht vom „stählernen Gehäuse der Hörigkeit“), seine Gestaltbarkeit nicht verliert, und einer jeden (sachgerechten) Umgestaltung, die Ausdruck des Wollens einer sozialen Gemeinschaft ist, sich nicht widersetzt.[17]

„In der wirtschaftlichen Organisation soll ein Gemeinschaftswille walten. Der aber muß das Ergebnis der Einzelwillen der in der Organisation vereinigten Menschen sein. Diese Einzelwillen werden nicht zur Geltung kommen, wenn der Gemeinschaftswille restlos aus dem wirtschaftlichen Organisationsgedanken kommt. Sie werden aber unverkümmert sich entfalten, wenn neben dem Wirtschaftsgebiet ein Rechtsgebiet steht, auf dem keine wirtschaftlichen Gesichtspunkte, sondern allein die des Rechtsbewußtseins maßgebend sind; und wenn neben beiden ein freies Geistesleben Raum findet, das nur geistigen Antrieben folgt. Dann wird nicht eine mechanisch wirkende Gesellschaftsordnung entstehen, der auf die Dauer die menschlichen Einzelwillen doch nicht angepaßt sein könnten; sondern es werden die Menschen die Möglichkeit finden, die Gesellschaftszustände fortwährend von ihren sozial gerichteten Einzelwillen aus zu gestalten. In dem freien Geistesleben wird der Einzelwille seine soziale Richtung erhalten; in dem selbständigen Rechtsstaate wird aus den sozial gesinnten Einzelwillen der gerecht wirkende Gemeinschaftswille entstehen. Und die sozial orientierten Einzelwillen, organisiert durch die selbständige Rechtsordnung, werden sich gütererzeugend und güterverteilend im Wirtschaftskreislauf den sozialen Forderungen gemäß betätigen.

Den meisten Menschen fehlt heute noch der Glaube an die Möglichkeit, von den Einzelwillen aus eine sozial befriedigende Gesellschaftsordnung zu begründen. Dieser Glaube fehlt, weil er aus einem Geistesleben nicht erstehen kann, das aus dem Wirtschafts- und dem Staatsleben heraus in Abhängigkeit sich entwickelt hat. Eine Geistesart, die nicht in Freiheit aus dem Leben des Geistes selbst sich entwickelt, sondern aus einer äußeren Organisation heraus, die weiß eben nicht, was der Geist wirklich vermag. […] Zur sozialen Neugestaltung gehört nicht nur ein guter Wille, sondern auch der Mut, welcher dem Unglauben an die Kraft des Geistes sich entgegenstellt.“ (Lit.: GA 24, S. 246f.)

Soziale Dreigliederung und Gewaltenteilung (Montesquieu)

„Wenn von Montesquieu in Frankreich eine Art Dreiteilung des sozialen Organismus definiert wird, so ist das einfach eine Dreiteilung. Da wird daraufhingewiesen, daß diese drei Gebiete eben durchaus verschiedene Bedingungen haben; darum solle man sie voneinander abtrennen. Das ist nicht die Tendenz meines Buches. Da handelt es sich nicht darum, so zu unterscheiden: Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben, wie man am Menschen unterscheiden würde das Nerven-Sinnessystem, Herz-Lungensystem und Stoffwechselsystem, indem man dabei sagen würde, das seien drei voneinander geschiedene Systeme. Mit solcher Einteilung ist nichts getan, sondern erst, wenn man sieht, wie diese verschiedenen Gebiete zusammenwirken, wie sie am besten eine Einheit werden dadurch, daß jedes aus seinen Bedingungen heraus arbeitet. So ist es auch im sozialen Organismus. Wenn wir wissen, wie wir das Geistesleben, das rechtlich-staatliche Leben und das Wirtschaftsleben jedes auf seine ureigenen Bedingungen stellen, aus seinen ureigenen Kräften heraus arbeiten lassen, dann wird sich auch die Einheit des sozialen Organismus ergeben. Und dann wird man sehen, daß aus jedem einzelnen dieser Gebiete gewisse Niedergangskräfte hervorgetrieben werden, die aber durch das Zusammenwirken mit den anderen Gebieten wiederum geheilt werden. Damit ist hingewiesen, nicht wie bei Montesquieu auf eine Dreiteilung des sozialen Organismus, sondern auf eine Dreigliederung des sozialen Organismus, die sich aber dadurch in der Einheit des gesamten sozialen Organismus zusammenfindet, daß ja jeder Mensch allen drei Gebieten angehört. Die menschliche Individualität, auf die doch alles ankommt, steht in diesem dreigegliederten sozialen Organismus so drinnen, daß sie die drei Glieder miteinander verbindet.“ (Lit.: GA 83, S. 306f.)

Verschiedene Ebenen zur Umsetzung der Sozialen Dreigliederung

Entsprechend den Dimensionen sozialen Handelns wurden von Autoren wie Lex Bos und Dieter Brüll unterschiedliche Ebenen zur Umsetzung der Idee von der Dreigliederung des sozialen Organismus unterschieden. Es sind dies die mikrosoziale Ebene, die mesosoziale Ebene und die makrosoziale Ebene.

Mikrosozial ist das Verhältnis von Mensch zu Mensch, etwa in einer Leih- und Schenkgemeinschaft. Eine einzelne Einrichtung, etwa eine Waldorfschule, oder größere Arbeitszusammenhänge zu schaffen, etwa eine (teilautonome) Lebens- und Arbeitsgemeinschaft, ist demnach mesosozial. Die Gesamtidee der Sozialen Dreigliederung zu realisieren, ist schließlich makrosozial angesiedelt.[18]

Wachsender Organismus vs. künstliche Organisiertheit

„Ebensowenig kann man davon sprechen, daß man organisieren soll, damit die Dreigliederung herauskäme. Was ein Organismus ist, das organisiert man eben nicht; das wächst. Es ist ja gerade das Wesen des Organismus, daß man ihn nicht zu organisieren hat, daß er sich selbst organisiert. Was man organisieren kann, ist kein Organismus.“ (Lit.: GA 339, S. 28)

„Es bekommt dasjenige, was wirtschaftliche Organisation ist, zuerst eine gewisse Verwaltung im rechtlichen Sinn, indem die Städte immer mehr und mehr auftauchen und die Städte nun dieses wirtschaftliche Leben zunächst organisieren, während es früher gewachsen ist, als die Dorfgemeinden tonangebend waren.“ (Lit.: GA 339, S. 29)

„Aber geradeso wie in einem Organismus jede Einzelheit notwendig so geformt ist, wie sie eben geformt ist, so ist in der Welt, in der wir leben und an der wir mitgestalten, alles so zu formen, wie es im Sinne des Ganzen an seinem Orte geformt werden muß.“ (Lit.: GA 339, S. 30)

„Dann ist man so weit, daß man nun auseinandersetzen kann, wie das geistige Leben wiederum Realität gewinnen muß, weil es ja zur Ideologie wirklich geworden ist. Wenn man vom Geiste nur Ideen hat, nicht den Zusammenhang mit dem wirklichen geistigen Sein und Wesen, dann ist es eben eine Ideologie. So bekommt man von da aus die Brücke zu dem Gebiet, auf dem man eine Vorstellung hervorrufen kann von der Realität des geistigen Lebens. Und dann wird es einem möglich, darauf hinzuweisen, wie das geistige Leben eben eine in sich geschlossene Realität, nicht ein Produkt des wirtschaftlichen Lebens, nicht eine bloße Ideologie ist, sondern ein in sich selbst gegründetes Reales ist. […] Wenn das geistige Leben nur eine Ideologie ist, so strömen eben diese Ideen herauf aus dem wirtschaftlichen Leben. Da muß man sie organisieren, da muß man ihnen eine künstliche Wirksamkeit und Organisation verschaffen. Das hat ja auch der Staat getan. In dem Zeitalter, wo das geistige Leben in Ideologie verdunstete, hat der Staat es in die Hand genommen, um der Sache wenigstens die Realität, die man nicht in der geistigen Welt selber erlebt hat, zu geben.“ (Lit.: GA 339, S. 60)

„Das Geistesleben aber ist, wenn man ihm gegenübersteht als einem Elemente, das auf sich selbst gebaut ist, ein sehr strenges Element, ein Element, demgegenüber man fortwährend seine Freiheit bewahren muß, das deshalb nicht anders als auch in der Freiheit organisiert werden darf. Lassen Sie einmal eine Generation ihr Geistesleben freier entfalten und dann dieses Geistesleben organisieren, wie sie es will: es ist die reinste Sklaverei für die nächstfolgende Generation. Das Geistesleben muß wirklich, nicht etwa bloß der Theorie nach, sondern dem Leben nach, frei sein. Die Menschen, die darinnenstehen, müssen die Freiheit erleben. Das Geistesleben wird zur großen Tyrannei, wenn es überhaupt auf der Erde sich ausbreitet, denn ohne daß eine Organisation eintritt, kann es sich nicht ausbreiten, und wenn eine Organisation eintritt, wird sogleich die Organisation zur Tyrannin. Daher muß fortwährend in Freiheit, in lebendiger Freiheit gekämpft werden gegen die Tyrannis, zu der das Geistesleben selber neigt.“ (Lit.: GA 339, S. 72)

Die Zukunft des sozialen Organismus

„Lange Zeit hat gepocht an das Tor der wichtigsten menschlichen Erwägungen und Entschlüsse die soziale Frage. Jetzt ist sie eingedrungen in das Haus der Menschheit. Sie kann nicht wieder hinausgeworfen werden, denn sie ist in gewisser Beziehung der Menschheitsentwicklung gegenüber eine Zauberin. Sie wirkt nicht nur auf das Äußere des Menschheitsgefüges, sie wirkt so, dass die Menschen vor der Notwendigkeit stehen, entweder umzudenken oder zu dem schon vorhandenen Unglück ein immer vermehrteres Unglück zu fügen.“ (Lit.: GA 328, Vortrag vom 12.02.1919)

In gewisser Weise kann gesagt werden, von der Selbst-Befähigung der Menschheit die Soziale Dreigliederung als die „Christus gemäße Gestalt“ (Rudolf Steiner) des sozialen Organismus einmal zu erkennen und zum zweiten, wenigstens modellhaft in irgendeinem Erdengebiet aufzubauen, hängen in gewisser Weise auch künftige, die Menschheit zum lebensbewahrenden Fortschritt befähigende Erfindungen ab, die das künftige Leben auf diesem Planeten Erde angesichts der fortschreitenden Zerfallskräfte durch die menschliche Nutzung der Atomkraft und weitere technische Machinationen erst weiter ermöglichen werden.[19]

Damit ist ausgesprochen, dass die Soziale Dreigliederung im Sinne Rudolf Steiners nicht eine bloße Theorie, sondern eine pure Entwicklungsnotwendigkeit ist.

Literatur

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Werke Rudolf Steiners zur Sozialen Frage und zur Sozialen Dreigliederung

Relevantes aus den Beiträgen zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe

Weitere Literatur

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Einführungen, Grundlagen, Allgemeines

  • Lex Bos: Was ist Dreigliederung? 2. Aufl., Verlag am Goetheanum, 1992
  • Dieter Brüll (* 1922): Der anthroposophische Sozialimpuls, Einführung in anthroposophische Themen. Bd. 2, Novalis Verlag, 1984 (Neuauflage: Vlg. für Anthroposophie, 2012)
  • Benediktus Hardorp: Was meint sozialer Organismus? In: Anthroposophie und Dreigliederung. Verlag Freies Geistesleben, 1986
  • Heinz Kloss: Selbstverwaltung und die Dreigliederung des sozialen Organismus. Bd. 3, Vittorio Klostermann, 1983
  • Karl König: Mensch unter Menschen werden. Über die soziale Dreigliederung. Karl König Werkausgabe Abt. 5. Ein Aufsatz aus dem Jahr 1944 und acht Vorträge zu Ostern und Michaeli 1964 in Föhrenbühl und Brachenreuthe, hrsg. v. Richard Steel, ISBN 978-3-7725-2405-9
  • Stefan Leber (* 1937): Selbstverwirklichung, Mündigkeit, Sozialität. Fischer Tb Verlag, 1982
  • Stefan Leber (* 1937): Das Soziale Hauptgesetz. Band 1, Verlag Freies Geistesleben, 1986 (Reihe Sozialwissenschaftliches Forum, Herausgeber Stefan Leber)
  • Emil Leinhas (1878–1967): Zur Dreigliederung des sozialen Organismus. Bürger-Verlag Alfons Bürger, 1946
  • Christof Lindenau: Soziale Dreigliederung. Der Weg zu einer lernenden Gesellschaft. Verlag Freies Geistesleben, 1983
  • J. Luttermann: Dreigliederung des sozialen Organismus. Grundlinien der Rechts- und Soziallehre Rudolf Steiners. Frankfurt/M., Bern, New York, Paris. Lang, 1990 (Europäische Hochschulschriften: Reihe 31, Politikwissenschaft; Bd. 162) Zugl.: Göttingen, Univ., Diss. 1989
  • Christoph Strawe: Soziale Dreigliederung. Verlag am Goetheanum, 1989
  • Christoph Strawe: Menschlicher und sozialer Organismus. Über einen Vergleich und seinen Sinn. In: Sozialimpulse 01/2007, S. 13–21, PDF
  • Peter Schilinski: Kommentare zu den „Kernpunkten der sozialen Frage“. Jedermann Verlag
  • Wilhelm Schmundt (1898–1992): Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus. Achberger Verlag, 1982/2003 (2)
  • Wilhelm Schmundt: Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt. FIU-Verlag, 1993

Geistesleben

  • Stefan Leber (* 1937): Die Sozialgestalt der Waldorfschule. Verlag Freies Geistesleben, 2. Aufl. 1978
  • Konrad Schily: Der staatlich bewirtschaftete Geist. Wege aus der Bildungskrise. ECON Verlag, 1993,
  • Folkert Wilken (1890–1981): Das Kapital und die Zukunft. Novalis Verlag 1981
  • Folkert Wilken: Das Kapital – sein Wesen, seine Geschichte und sein Wirken. Novalis Vlg. 1976

Rechtsleben

  • Roman Boos (Hrsg.): Landwirtschaft und Industrie – Neuordnung des Bodenrechtes als soziale Forderung der Gegenwart. Forschungsring für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, 1957
  • Christian Czesla (Hrsg.): Eigentum: Die Frage nach der Sozialbindung des Eigentums an Boden und Unternehmen. Sozialwissenschaftliches Forum, Band 5, Verlag Freies Geistesleben, 2000, ISBN 978-3-7725-1535-4
  • Karl-Heinz Denzlinger (* 1930): Auf der Suche nach dem Rechtsstaat Mitteleuropas. Verlag am Goetheanum, 1990
  • Dieter Frei (* 1933): Menschengemässe Politik. Verlag am Goetheanum, 1988
  • Stefan Leber u. a.: Der Staat. Aufgaben und Grenzen. Beiträge zur Überwindung struktureller Vormundschaft im Rechtsleben. Reihe Sozialwissenschaftliches Forum, Bd. 4, herausgegeben von der Sozialwissenschaftlichen Forschungsgesellschaft Stuttgart e.V. durch Stefan Leber, Verlag Freies Geistesleben, 1992, ISBN 377250924X
  • Günter Röschert: Die Trinität als politisches Problem. Zu den geistigen Grundlagen von Recht und Staat. Verlag Freies Geistesleben, 1989
  • Wilhelm Schmundt: Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze. Über die Rechtsgrundlagen einer nachkapitalistischen, freien Unternehmensordnung. Entwurf einer Einführung. Achberger Vlg., Achberg 1975
  • Hans Georg Schweppenhäuser: Das Eigentum an den Produktionsmitteln. Berlin 1963
  • Hans Georg Schweppenhäuser: Macht des Eigentums. Auf dem Weg in eine neue soziale Zukunft. Radius Verlag, Stuttgart 1970
  • Diether Vogel (1905–1969): Selbstbestimmung und soziale Gerechtigkeit. Novalis Verlag 1990
  • Folkert Wilken: Die Befreiung der Arbeit. Vlg. Die Kommenden 1965

Wirtschaftsleben

  • Jacques Attali: Brüderlichkeit, Eine notwendige Utopie im Zeitalter der Globalisierung. Verlag Freies Geistesleben, 2003 (deutsche Übersetzung aus dem Französischen)
  • Georg von Canal: Geisteswissenschaft und Ökonomie. Novalis Verlag AG, 1992
  • Alexander Caspar: Wirtschaften in der Zukunft. Klett und Balmer & Co. Verlag, Zug (CH), 1996
  • Stephan Eisenhut: Zur Komposition des Nationalökonomischen Kurses. Sonderheft der Die Drei, 2015, [2]
  • Friedrich Häusler: Geld und Geist. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, 1963
  • Heinz Gengenbach, Max Limbacher (Hrsg.): Kooperation oder Konkurs? Die Landwirtschaft braucht neue Sozialformen. Verlag Freies Geistesleben, 1989
  • Wilfried Heidt, Wilfried (Hrsg.): Abschied vom Wachstumswahn. Achberger Verlag, 1980
  • Michael Heinen-Anders: Kapitalneutralisierung als Dreigliederungsaufgabe. BOD, Norderstedt 2013
  • Udo Herrmannstorfer: Schein-Marktwirtschaft. Verlag Freies Geisteslebeben, 3. erw. Aufl. 1997
  • Manfred Kannenberg-Rentschler: Die Dreigliederung des Geldes. Verlag am Goetheanum, 1988
  • Wolfgang Latrille (* 1905): Assoziative Wirtschaft – ein Weg zur sozialen Neugestaltung. Verlag Freies Geistesleben, 1985
  • Stefan Leber: Die wirtschaftlichen Assoziationen. Band 2, Verlag Freies Geistesleben, 1987
  • Stefan Leber: Wesen und Funktion des Geldes. Band 3, Verlag Freies Geistesleben, 1989
  • Bernhard Lietaer: Das Geld der Zukunft. Über die zerstörerische Wirkung unseres Geldsystems und Alternativen hierzu. 1. Aufl., Riemann Verlag, Juni 2002
  • Hans-Georg Schweppenhäuser, Hans Georg: Das kranke Geld. Vorschläge für eine soziale Geldordnung von morgen. Fischer Taschenbuch Verlag, 1982
  • ders.: Das soziale Rätsel. Fallstudien. Heft 1–3, Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, 1985, Institut für soziale Gegenwartsfragen e.V., Freiburg, 1980; (Heft 1: Der Assoziationsgedanke als Grundlage einer zukünftigen Wirtschaftsordnung – Eigentumsrecht und Wirtschaft in ihrem Zusammenhang – Der Nachholbedarf der Jurisprudenz; Heft 2: Idee und Praxis des Assoziationsprinzips (Demeter-Assoziation) – Der Assoziationsgedanke und das Verlagswesen; Heft 3: Die Assoziation im Dialog – Das Wesen der wirtschaftlichen Assoziationen – Rudolf-Steiner-Texte (zusammengestellt von Fritz Götte))
  • Dieter Suhr: Alterndes Geld. Novalis Verlag AG,1988
  • Herbert Witzenmann: Sozialorganik. Ideen zu einer Neugestaltung der Wirtschaft. Gideon Spicker Verlag 1998
  • Herbert Witzenmann (1905–1988): Der Gerechte Preis. Eine Grundfrage des sozialen Lebens. Gideon Spicker Verlag 1993
  • Herbert Witzenmann: Geldordnung als Bewusstseinsfrage. Gideon Spicker Verlag 1995

Historisches, Chronik

  • Hans Kühn (1889–1977): Dreigliederungs-Zeit. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, 1978
  • Walter Kühne (1885–1970): Die Stuttgarter Verhältnisse. Novalis Verlag, 1989
  • Christoph Lindenberg: Der geschichtliche Ort der Dreigliederungsinitiativen Rudolf Steiners. Eine historische Untersuchung der Jahre 1916–1921. In: Die Drei Nr. 9, Jg. 55, 1985, S. 641–672
  • Albert Schmelzer (* 1950): Die Dreigliederungsbewegung 1919. Ed. Hardenberg im Verlag Freies Geistesleben, 1991
  • Albert Schmelzer: Rudolf Steiners Initiative für eine mündige Gesellschaft. Die Dreigliederungsbewegung des Jahres 1919. Ausgangspunkt der Waldorfschulgründung. In: Erziehungskunst, Jg. 53, Nr. 8/9, 1989, S. 634–653, PDF [3]
  • Heinz Herbert Schöffler: Das Wirken Rudolf Steiners 1917–1925. Verlag am Goetheanum, 1987, Band IV (von vier Bildbänden zu Rudolf Steiners Lebensgang)
  • Folkert Wilken: Selbstgestaltung der Wirtschaft. Novalis Verlag 1949
  • Christoph Strawe: Die Dreigliederungsbewegung 1917–1922 und ihre aktuelle Bedeutung. Zuerst veröffentlicht im Rundbrief Dreigliederung des sozialen Organismus, Heft 3/1998. Für die Internetveröffentlichung wurde er durchgesehen und geringfügig redigiert.
  • Christoph Strawe: Entstehungsbedingungen und Wirkungsgeschichte des Arbeitsansatzes der Dreigliederung des sozialen Organismus. In: Rahel Uhlenhoff (Hrsg.): Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart. Berliner Wissenschaftsverlag 2011, S. 649–705

Biographisches

  • Johannes Hemleben: Rudolf Steiner. Rowohlt, 1977
  • Susanna Hoe: The man who gave his company away. A Biography of Ernest Bader, Founder of the Scott Bader Commonwealth, William Heinemann Ltd., 1978
  • Christoph Lindenberg: Rudolf Steiner. Eine Biographie. Stuttgart, 1997
  • Emil Molt (1876–1936): Entwurf meiner Lebensbeschreibung. Verlag Freies Geistesleben, 1972
  • Rainer Rappmann (Hrsg.): Denker, Künstler, Revolutionäre – Beuys, Dutschke, Schilinski, Schmundt: .Vier Leben für Freiheit, Demokratie und Sozialismus, Wangen, 1996, FIU-Verlag, ISBN 3-928780-13-1

Spezielles

  • Harlan / Rappmann / Schata: Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys. Achberg 1984, beziehbar u. a. via FIU-Verlag
  • Janitzki, Axel / Burkart, Walter (Hrsg.): Alternativen zu Mietwohnung und Eigenheim – gemeinsam finanzieren, selbst verwalten. Verlag Freies Geistesleben, 1992
  • König, Karl: Der Impuls der Dorfgemeinschaft. Verlag Freies Geistesleben, 1994
  • Brüll, Ramon; Rappmann, Rainer: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit? Der Impuls der Dreigliederung und die Gründung des Internationalen Kulturzentrums Achberg. Erinnerungen, Reflexionen, Ausblicke. Info3-Verlag, 2016, ISBN 3957790352

Sonstiges, keine Einordnung

  • Wilhelm Ernst Barkhoff: Wir können lieben, wen wir wollen: Soziale Erneuerungskraft am Werk. Aufsätze und Vorträge. Reihe Praxis Anthroposophie, Verlag Freies Geistesleben, 1995
  • Lex Bos: Leitbilder für Sozialkünstler. Zwanzig Vorträge über Sozialpädagogik aus anthroposophischer Sicht, Verlag am Goetheanum, 1996
  • Karl Buchleitner: Wer macht die Realität? Das Schicksal der Dreigliederungsidee. Novalis Verlag, 1989 (Aufsätze aus der Zeitschrift „Die Kommenden“: Missverstandenes Soziales Hauptgesetz, Gescheiterte Dreigliederung, Gesundheitspolitik, Medizin, Europäische Union u. a.)
  • Reinhard Giese (Hrsg.): Sozial handeln – aus der Erkenntnis des sozial Ganzen. Soziale Dreigliederung heute. Verlag Reinhard Giese, 1980
  • Klaus Gutowski: Memorandum zu einer Neugestaltung des sozialen Lebens getragen von einer menschenwürdigen Boden-, Geld- und Arbeits-Politik. Mellinger Verlag, 1999
  • Benediktus Hardorp: Anthroposophie und die sozialen Herausforderungen. Vortrag in der Universität Witten/Herdecke am 23. April 1989. Verlag am Goetheanum, 1994
  • Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen. BOD, Norderstedt 2010
  • Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen Band II. BOD, Norderstedt 2017
  • Michael Heinen-Anders: Dem Teufel auf der Spur. BOD, Norderstedt 2013
  • Michael Heinen-Anders: Das Schenken – eine vergessene volkswirtschaftliche Kategorie. BoD, Norderstedt 2018
  • Karl Heyer: Wer ist der deutsche Volksgeist? 2. Aufl., Perseus Verlag Basel, 1990 (zuerst 1961) (Aufsatzsammlung, enthält u. a. die Aufsätze „Sozialimpulse des Mittelalters und ihre Wandlung zur Dreigliederung des sozialen Organismus“, „Von den Reichen des 'goldenen', 'silbernen' und 'gemischten' Königs in der Geschichte“, und einen Anhang: „Esoterische Grundlagen und Aspekte der sozialen Dreigliederung. Hinweise Rudolf Steiners“)
  • Initiative EuroVision (Hrsg.): Die Dreigliederung des sozialen Organismus als Aufgabe Europas im 21. Jahrhundert. Einladung zur Mitwirkung an einem aktuellen Projekt. Mit einem 'offenen Brief' an die anthroposophische Bewegung. Edition Medianum, 2000, ISBN 3881030190, (Wilfried Heidt, Achberg)
  • Bernhard Lievegoed (1905–1992): Dem einundzwanzigsten Jahrhundert entgegen. 5. Aufl., Info-Drei Verlag, 1991
  • Peter Normann Waage: Mensch, Markt, Macht, Rudolf Steiners Sozialimpuls im Spannungsfeld der Globalisierung. Rudolf Steiner Verlag, 2003
  • Rainer Rappmann (Hrsg.): Die Kunst des sozialen Bauens – Beiträge zu Wilhelm Schmundt. Wangen 1993, FIU-Verlag, ISBN 3-928780-05-0
  • Wilhelm Schmundt: Zwei Grundprobleme des 20. Jahrhunderts. Freie Volkshochschule Argental, Wangen 1988

Zeitschriften

Historisch

  • Dreigliederung des sozialen Organismus, erschienen von 1919–1922, wöchentlich, diente der Verbreitung der Idee der Dreigliederung, Register (Archivverlag Agraffe)
  • Mitteilungsblatt des Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus, 1991–1920 (9 Nummern) (daneben gab es interne Rundschreiben des Bundes für Dreigliederung)
  • Soziale Zukunft, 1919–1921, Organ des Schweizer Bundes für soziale Dreigliederung
  • Phänomene und Symptome der geistigen, politischen und wirtschaftlichen Weltlage, Monatszeitschrift von 1926–927 (Hauptsächlich Roman Boos)
  • The Threefold Commonwealth, 1920–1922, London
  • Drieledige Indeeling van het Sociale Organisme, 1920–1921, Utrecht

(ausführliche Angaben zu diesen und weiteren Zeitschriften und denen nach 1945 finden sich in „Die anthroposophischen Zeitschriften von 1903 bis 1985“, siehe Kategorie:Anthroposophische Zeitschrift)

Lehrmaterial

Das Menschenrecht zwischen Ost und West - Ein Vortrag von Stephan Eisenhut

Stephan Eisenhut am 4. Mai 2024 im Rudolf Steiner Haus in Frankfurt am Main

Hier hält Stephan am 4. Mai 2024 im Rudolf Steiner Haus in Frankfurt einen interessanten Vortrag über Pressefreiheit, Menschenrechte und das dem zugrunde liegende Menschenbild und Verständnis von Rudolf Steiner. Sehr schön und ausführlich und gut bebildert führt uns Stephan mit Hilfe seiner Präsentation durch komplexe Zusammenhänge zu neuen Einsicht- und Erkenntnisgebieten von Freiheit, Eigentum, Staat und Zukunft.

| hier geht's zum textlichen Vortrag von Stephan Eisenhut |

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Eine Vergleichbarkeit des sozialen Organismus mit dem menschlichen ist nur in gewissen Hinsichten gegeben, in anderen überhaupt nicht. Vgl. Christoph Strawe: Menschlicher und sozialer Organismus. Über einen Vergleich und seinen Sinn. 2007 PDF.
  2. Vgl. Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen. Norderstedt 2010, S. 71–72.
  3. Johann Wolfgang von Goethe: Schriften zur Naturwissenschaft, Stuttgart 1977, S. 48 f.
  4. Luttermann, J.: Dreigliederung des sozialen Organismus. Grundlinien der Rechts- und Soziallehre Rudolf Steiners. Frankfurt/Main, Lang, 1990 (Europäische Hochschulschriften: Reihe 31, Politikwissenschaft; Bd. 162) Zugl.: Göttingen, Univ., Diss., 1989, Vorwort I.
  5. Nach Behrens: Der Mensch – Bildner des sozialen Organismus, Hamburg 1958, S. 85 ff.
  6. Online-Quelle mit den beiden Aufsätzen
  7. Quelle mit zahlreichen ergänzenden Texten
  8. Siehe Renate Riemeck: Mitteleuropa. Bilanz eines Jahrhunderts. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1983, S. 145.
  9. Siehe Jens Heisterkamp (Hrsg.): Die Jahrhundertillusion. Wilsons Selbstbestimmungsrecht der Völker, Steiners Kritik und die Frage der nationalen Minderheiten heute. Frankfurt am Main 2002.
  10. Gespräch zwischen J. Beuys, B. Blume und H. G. Prager vom 15. November 1975, veröffentlicht in der Rheinischen Bienenzeitung, Heft 12/1975.
  11. Henrich: Der vormundschaftliche Staat. Reinbek 1989, S. 316.
  12. AaO, S. 303.
  13. zitiert nach http://www.dreigliederung.de/essays/2010-08-001.html: Thomas Brunner, Ralf Gleide und Clara Steinkellner im Gespräch mit Dr. Konrad Schily, Witten, 17. August 2010. Eine gekürzte Fassung ist in Die Drei, Ausgabe 2011/1 erschienen.
  14. Vergleiche auch zum Thema des Interviews den Artikel in der taz: Die Bildung kennt ihre Grenzen nicht. 17. Februar 2004, von Dirk Baecker (Dirk Baecker ist Luhmannianer) [1].
  15. Interview in Info3 (?)
  16. Für ein tieferes Verständnis des Eigentlichen der Dreigliederungsidee scheint die Kontrastierung mit der frühen Systemtheorie Luhmanns, mit der Systemtheorie Talcott Parsons, der Kritik an ihr, und mit der damaligen Habermas-Luhmann-Debatte (1971) lohnender als mit der späteren Systemtheorie Luhmanns. Ein deutscher Soziologe, der gegen Luhmann an Parsons Konzept festhält und es weiter ausgearbeitet hat, ist Richard Münch. Vgl. dazu auch die Artikel über Niklas Luhmann und Freies Geistesleben, Zivilgesellschaft und Lebenswelt.
  17. Es gibt dazu eine Anmerkung von Steiner, dass soziale Institutionen, also auch eine Waldorfschule, die Tendenz haben, in ihren Formen zu erstarren, unlebendig zu werden. Das Ergebnis davon ist dann die Organisation von der Art, wie sie Schily kritisiert.
  18. Dieter Brüll: Der Anthroposophische Sozialimpuls. Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2012, S. 9–10.
  19. Vgl. Peter Tradowsky: Das Mysterium von Golgatha, Radioaktivität und Atomkraft. Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2011, S. 49 ff und Peter Tradowsky: Die Dreigliederung als die „Christus gemäße Gestalt“ des sozialen Organismus und die Widersachermächte. Freie Vereinigung für Anthroposophie – MORGENSTERN, Berlin 2007, S. 8 ff.
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