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Wesensglieder

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(Weitergeleitet von Seelische Wesensglieder)
Die vier grundlegenden Wesensglieder des Menschen.

Als Wesensglieder (eng. members „Glieder“) werden in der Anthroposophie und Theosophie alle eigenständig erscheinenden Glieder bezeichnet, die in ihrer Gesamtheit das Wesen des Menschen ausmachen. Das Menschenwesen erschöpft sich nicht in dem sinnlich sichtbaren stofflichen Leib, sondern verfügt noch über höhere, nur übersinnlich erfahrbare leibliche, seelische und geistige Wesensglieder. Was so als Vielheit erscheint, bildet aber für die höhere Erkenntnis eine Einheit.

„Daß in höherer Wirklichkeit eine Einheit ist, was sich für die menschliche Erfahrung als Vielheit von sieben Gliedern[1] auseinanderlegt, das bleibt dadurch unangefochten. Aber gerade dazu ist die höhere Erkenntnis da: die Einheit in allem aufzuzeigen, was dem Menschen wegen seiner körperlichen und geistigen Organisation im unmittelbaren Erleben als Vielheit erscheint.“ (Lit.:GA 7, S. 112)

In ähnlicher Art wie der Mensch verfügen auch höhere geistige Wesenheiten über ihnen entsprechende Wesensglieder.

Rudolf Steiners Bezeichnungen der Wesensglieder im Überblick

Das Gefüge der menschlichen Wesensglieder ist äußerst komplex und lässt sich nicht in ein starres Schema pressen. Aus Rudolf Steiners Werk ergeben sich folgende mögliche Einteilungen der Wesenglieder des auf Erden inkarnierten Menschen. Das Wesen des Menschen gliedert sich grob besehen in Leib, Seele und Geist (rechte Spalte), wobei sich jedes dieser grundlegenden Wesensglieder wieder in drei Teile untergliedert. Genauer betrachtet ist der Mensch daher eine 9-gliedrige Wesenheit (links).

Das Ich des Menschen nimmt dabei eine Sonderstellung ein. Es äußert sich als Ich-Empfindung erstmals in der Empfindungsseele, leuchtet aber erst in der Verstandesseele klar auf. Es ist aber weder mit diesen seelischen Wesensglieder identisch, auch nicht mit der Bewusstseinsseele, noch mit den höheren geistigen Wesensgliedern (Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmensch). Vielmehr bildet das wirkliche Ich als göttlicher Funke den ungeschaffenen, überzeitlichen und mithin ewigen und völlig unabhängigen, in voller Freiheit einzig auf sich selbst gegründeten, tätig beständig sich selbst schaffenden individuellen und zugleich universellen Wesenskern bzw. Seelengrund (Meister Eckhart) des Menschen. Als Bild dafür darf man sich eine im Prinzip unbegrenzte Zahl unendlich großer, einander vollständig deckender Kreise vorstellen, von denen dennoch jeder seinen eigenen einzigartigen Mittelpunkt hat.

Ebenso wie die Empfindungsseele eng verbunden mit dem Seelenleib ist und beide zusammen den Astralleib bilden, so ist auch die Bewusstseinsseele mit dem Geistselbst zu einer Einheit verwoben. Berücksichtigt man dies, und dass sich das Ich ganz besonders in der Verstandesseele ausdrückt, ergibt sich eine 7-gliedrigen Darstellung des Menschenwesens (mittlere Spalte).

Paracelsus nennt diese sieben Stufen oder Grade erstens den elementarischen Leib, zweitens den Archaeus, Spiritus vitae oder Mumia und Lebenskraft, drittens den siderischen Menschen, Evestrum oder astralen Leib, viertens den tierischen Geist, fünftens die verständige Seele, sechstens die Geistseele und siebentens den höheren Menschen des Olympi novi.

7.gliedrig (theosophisch) 9-gliedrig (deutsch) 3-gliedrig
Atma Geistesmensch
Buddhi Lebensgeist Geist
Manas Geistselbst
Bewusstseinsseele
Ich Verstandes- oder Gemütsseele Seele
Empfindungsseele
Astralleib Seelenleib
Ätherleib Lebensleib Leib
Physischer Leib Physischer Leib

Der Ich-Träger, der durch das Ich gebildet wird, ist das geistige Zentrum des irdisch verkörperten Menschen, der Brennpunkt für das unsterbliche Ich. Das Ich leuchtet in der Verstandesseele auf. Es greift in den Leib ein, um an der Umwandlung seiner Leibeshüllen (physischer Leib, Ätherleib und Astralleib) zu arbeiten, um sie zu den höheren geistigen Wesensgliedern (Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmensch) umzuwandeln. Dadurch entwickelt es sich im Lauf der wiederholten Erdenleben weiter.

„Es hat sich durch die vorangegangenen Betrachtungen ergeben, daß die Wesenheit des Menschen aus den vier Gliedern sich aufbaut: Physischer Leib, Lebensleib, Astralleib und Ich-Träger. Das «Ich» arbeitet innerhalb der drei andern Glieder und wandelt diese um. Durch solche Umwandlung entstehen auf einer niedrigeren Stufe: Empfindungsseele, Verstandesseele und Bewußtseinsseele. Auf einer höheren Stufe des Menschendaseins bilden sich: Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch. Diese Glieder der Menschennatur stehen nun in den mannigfaltigsten Verhältnissen zu dem ganzen Weltall Und ihre Entwickelung hängt mit der Entwickelung dieses Weltalls zusammen.“ (Lit.:GA 13, S. 137)

Leib, Seele und Geist

Einer ersten tiefergehenden Betrachtung zeigt sich der Mensch zunächst als dreigliedrige Wesenheit (→ Trichotomie), die sich in Leib, Seele und Geist gliedert:

„Warum erscheint dem Menschen die Welt in dieser dreifachen Art? Eine einfache Betrachtung kann das lehren:

Ich gehe über eine mit Blumen bewachsene Wiese. Die Blumen künden mir ihre Farben durch mein Auge. Das ist die Tatsache, die ich als gegeben hinnehme. - Ich freue mich über die Farbenpracht. Dadurch mache ich die Tatsache zu meiner eigenen Angelegenheit. Ich verbinde durch meine Gefühle die Blumen mit meinem eigenen Dasein. Nach einem Jahre gehe ich wieder über dieselbe Wiese. Andere Blumen sind da. Neue Freude erwächst mir aus ihnen. Meine Freude vom Vorjahre wird als Erinnerung auftauchen. Sie ist in mir; der Gegenstand, der sie angefacht hat, ist vergangen. Aber die Blumen, die ich jetzt sehe, sind von derselben Art wie die vorjährigen; sie sind nach denselben Gesetzen gewachsen wie jene. Habe ich mich über diese Art, über diese Gesetze aufgeklärt, so finde ich sie in den diesjährigen Blumen so wieder, wie ich sie in den vorjährigen erkannt habe. Und ich werde vielleicht also nachsinnen: Die Blumen des Vorjahres sind vergangen; meine Freude an ihnen ist nur in meiner Erinnerung geblieben. Sie ist nur mit meinem Dasein verknüpft. Das aber, was ich im vorigen Jahre an den Blumen erkannt habe und dies Jahr wieder erkenne, das wird bleiben, solange solche Blumen wachsen. Das ist etwas, was sich mir offenbart hat, was aber von meinem Dasein nicht in gleicher Art abhängig ist wie meine Freude. Meine Gefühle der Freude bleiben in mir; die Gesetze, das Wesen der Blumen bleiben außerhalb meiner in der Welt.

So verbindet sich der Mensch immerwährend in dieser dreifachen Art mit den Dingen der Welt. Man lege zunächst nichts in diese Tatsache hinein, sondern fasse sie auf, wie sie sich darbietet. Es ergibt sich aus ihr, daß der Mensch drei Seiten in seinem Wesen hat. Dies und nichts anderes soll hier vorläufig mit den drei Worten Leib, Seele und Geist angedeutet werden. Wer irgendwelche vorgefaßten Meinungen oder gar Hypothesen mit diesen drei Worten verbindet, wird die folgenden Auseinandersetzungen notwendig mißverstehen müssen. Mit Leib ist hier dasjenige gemeint, wodurch sich dem Menschen die Dinge seiner Umwelt offenbaren, wie in obigem Beispiele die Blumen der Wiese. Mit dem Worte Seele soll auf das gedeutet werden, wodurch er die Dinge mit seinem eigenen Dasein verbindet, wodurch er Gefallen und Mißfallen, Lust und Unlust, Freude und Schmerz an ihnen empfindet. Als Geist ist das gemeint, was in ihm offenbar wird, wenn er, nach Goethes Ausdruck, die Dinge als «gleichsam göttliches Wesen» ansieht. - In diesem Sinne besteht der Mensch aus Leib, Seele und Geist.“ (Lit.:GA 9, S. 25ff)

Durch seinen lebendigen Leib tritt der Mensch mit der irdischen Umwelt in Kontakt. Er ist der Träger der Sinnesorgane und des Gehirns, mit deren Hilfe der Mensch die irdische Welt wahrnehmen, vorstellen und verstandesmässig erfassen kann. Nur durch seine leiblichen Organe kann sich der Mensch bewusst der sinnlichen Welt gegenüberstellen und von ihr unterscheiden. Dadurch erwacht sein Selbstbewusstsein.

Der Leib, für sich selbst genommen, könnte allerdings gar kein Bewusstsein entwickeln. Er wäre alleine von bewusstlosen Lebensprozessen bestimmt, wie es etwa bei den Pflanzen der Fall ist. Dass überhaupt Bewusstsein entstehen kann, dazu bedarf es der Seele, die sich des Leibes als Werkzeug bedient, um mit seiner Hilfe die irdische Welt erkennen und verändern zu können. Erst durch die Seele fühlt sich der Mensch bewusst, freudvoll oder leidvoll, mit der Erdenwelt verbunden.

Nach der anderen Seite zu ist die Seele aber zugleich nach dem Geist hin orientiert, nach dem eigentlichen schöpferischen Prinzip. Die Seele nimmt mit Sympathie oder Antipathie an dem Geschaffenen teil; der Geist aber ist es, der die Welt des Geschaffenen überhaupt erst hervorbringt. Im Grossen ist es der unermüdlich schaffende Weltgeist, der die ganze Natur hervorgebracht und ihr ihre eigentümliche Struktur verliehen hat; im Kleinen hat aber auch der menschliche Geist, sein individuelles Ich, teil an diesem schaffenden Prinzip. Der Mensch wird dadurch in gewissem Sinn zum Schöpfer und Erzieher seiner selbst. Dadurch unterscheidet sich der Mensch vom Tier, das zwar auch eine Seele und damit auch Bewusstsein, aber kein Selbstbewusstsein hat. In Lust und Leid ist das Tier hilflos seinem Schicksal ausgeliefert und an die engen Schranken seiner arttypischen Prägung gebunden. Der Mensch hingegen kann zum bewussten schöpferischen Mitgestalter, ja zum Herren seines Schicksals werden. Er kann mit energischem Willen auch noch den schwersten Schicksalsschlägen einen tieferen Sinn abgewinnen und an ihnen reifen - und gerade daran erwacht sein Selbstbewusstsein ganz besonders.

In alten Zeiten kannte man diese Dreigliedrigkeit des menschlichen Wesens sehr genau. Dieses Wissen ging aber allmählich verloren. Schon auf dem Konzil von Konstantinopel von 869 wurde die Lehre von der Trichotomie (Dreigliedrigkeit) des Menschenwesens für ketzerisch erklärt, und es durfte seit dem nur mehr gelehrt werden, dass der Mensch aus Leib und Seele bestehe. Höchstens wurden der Seele noch einige geistige Fähigkeiten, etwa sein intelektuelles Denkvermögen, zugestanden. Man wollte dadurch die unüberbrückbare Kluft zwischen Gott und Mensch deutlich machen und den Menschen vor einem gefährlichen Hochmut bewahren - zugleich rückte man ihn dadurch aber näher an das Tier heran. Und während man in alten Zeiten davon überzeugt war, dass der Mensch ein Spross der göttlichen Welt ist, so begann man nun immer mehr an die Abstammung des Menschen vom Tier zu glauben, was ja heute noch immer den Kerngedanken der modernen Evolutionslehren bildet. Dabei ging auch das Wissen um die menschliche Seele immer mehr verloren, und heute richtet sich das allgemeine Bewusstsein hauptsächlich nur mehr auf den menschlichen Leib, dem man vielleicht noch einige seelische Eigenschaften zugesteht. Indem sich der Mensch so immer mehr auf sein leibliches Dasein in der physisch-sinnlichen Welt hin orientiert, erfährt zwar sein Selbstbewusstsein eine mächtige Anregung, zugleich verschwindet aber die Möglichkeit zu einer tiefergehenden Erkenntnis des menschlichen Wesens. Der Mensch erkennt sich zwar als Individuum, viel stärker als das jemals in der Vergangenheit der Fall war, aber er weiss nicht, was seine Individualität eigentlich ausmacht. Daraus resultieren oftmals schwere innere seelische Lebenskonflikte, die nur überwunden werden können, wenn man sich ein neues Bewusstsein für die dreigliedrige Natur des menschlichen Wesens erwirbt.

Die grundlegenden Wesensglieder

Das Menschenwesen lässt sich noch wesentlich differenzierter beschreiben, nämlich als 4-gliedrige, 7-gliedrige oder 9-gliedrige Wesenheit. Abgesehen von seinem Ich hat der Mensch diese Wesensglieder nur während des Erdenlebens; die Wesensglieder der Toten sind anders geartet.

Anders geartet sind auch die Wesensglieder der Elementarwesen und die Wesensglieder der Hierarchien.

Vier Wesensglieder

Siehe auch: Der viergliedrige Mensch

Rudolf Steiner unterscheidet zunächst 4 grundlegende Wesenglieder des Menschen und geht damit über die heute gängige Anschauung, die nur den physischen Leib gelten lassen will, weit hinaus. Diese und die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder entfalten sich in Siebenjahresperioden. Die grundlegenden Wesenglieder sind:

Während des wachen Tageslebens sind die vier grundlegenden Wesensglieder eng miteinander verbunden. Im Schlaf werden das Ich und der Astralleib aus dem belebten Leib weitgehend herausgehoben. Der physische Leib und der Ätherleib bleiben im Bett liegen, während der Astralleib und das Ich in die seelische bzw. geistige Welt eintreten.

„Wir haben uns oft vor die Seele geführt, daß der Mensch, so wie er uns in seiner heutigen Gestalt entgegentritt, zunächst eine vierfache Wesenheit ist, daß er besteht aus dem physischen Leib, dem Ätherleib, dem astralischen Leib und dem Ich. In der äußeren Form erscheinen dem hellsehenden Bewußtsein diese vier Glieder so, daß zunächst, wie eine Art Kern, in der Mitte der physische Menschenleib ist. Lassen Sie uns nur ganz schematisch die Sache vor unsere Augen stellen (es wird gezeichnet). Dieser physische Leib ist durchdrungen während des Tages von dem sogenannten Ätherleib, der nur ganz wenig, zunächst um den Kopf herum, wie ein heller Lichtschein hervorragt, der aber den Kopf ganz durchdringt. Weiter nach unten wird der Äther- oder Lebensleib immer nebelhafter und undeutlicher, und je mehr wir uns den unteren Gliedern des Menschen nähern, desto weniger zeigt er die Form des physischen Leibes in so strengem Sinne.

Diese zwei Glieder der menschlichen Wesenheit sind nun wiederum bei Tage eingehüllt von dem, was wir den astralischen Leib nennen, der nach allen Seiten wie ein Ellipsoid, wie eine Eiform herausragt und in seiner Grundform leuchtende Strahlen hat, die eigentlich so aussehen, wie wenn sie von außen nach innen laufen und von außen nach innen den Menschen durchdringen würden. In diesen Astralleib sind hineingezeichnet eine Unsumme von verschiedenerlei Figuren, alle möglichen Arten von Linien und Strahlen, manche blitzartig, manche in sonderbaren Windungen. Das alles umgibt in den mannigfaltigsten Lichterscheinungen den Menschen. Der astralische Leib ist der Ausdruck seiner Leidenschaften, seiner Instinkte, Triebe und Begierden, aber auch aller seiner Gedanken und Vorstellungen. In diesem astralischen Leib sieht das hellseherische Bewußtsein alles abgebildet, was man seelische Erlebnisse nennt, von dem niedersten Triebe an bis hinauf zum höchsten sittlichen Ideale. Und dann haben wir das vierte Glied der menschlichen Wesenheit, das man so zeichnen möchte, als ob etwas Strahlen hereinsendet an den Punkt, der etwa einen Zentimeter hinter der Stirne liegt. Das würde die schematische Darstellung des viergliedrigen Menschen sein. Wir werden im Laufe dieser Vorträge sehen, wie sich die einzelnen Teile im Ganzen ausnehmen.

Das also ist der Mensch während des Tages, vom Morgen, wenn er aufwacht, bis zum Abend, wenn er einschläft. Abends nun, wenn er einschläft, bleiben im Bette liegen der physische und der Ätherleib, und es zeigt sich eine Art Herausströmen dessen, was wir als den astralischen Leib bezeichnet haben. Das «Herausströmen» ist etwas ungenau ausgedrückt. Eigentlich ist es, wie wenn eine Art Nebel sich bildete, so daß wir also in der Nacht den aus dem physischen und ätherischen Leib herausgegangenen astralischen Leib wie eine Art von spiraligem Nebel um den Menschen herum sehen, währenddem das vierte Glied der menschlichen Wesenheit nach der einen Seite hin fast ganz verschwindet, das heißt ins Unbestimmte verläuft. Der nach unten verlaufende Teil des Astralleibes ist nur sehr schwach zu sehen, der obere Teil wird als der herausgetretene astralische Leib angesprochen.“ (Lit.:GA 104, S. 51ff)

Die drei leiblichen Wesensglieder wurden bereits auf den der Erde vorangegangenen planetarischen Weltentwicklungsstufen verlangt. Auf der Erde kam dann das Ich hinzu.

„Wir haben die Menschheitsentwickelung verfolgt durch die Saturn-, Sonnen- und Mondentwickelung hindurch und stehen jetzt innerhalb der Erdenentwickelung. Wir wissen, daß diese drei Stadien der Menschheitsentwickelung der Ausbildung des physischen Leibes, des Ätherleibes und des Astralleibes des Menschen entsprechen und daß wir jetzt innerhalb der Erdenentwickelung stehen, die da bedeutet die Ausbildung des menschlichen Ich, soweit eben dieses Ich als ein Glied der menschlichen Wesenheit ausgebildet werden soll. Von den verschiedensten Gesichtspunkten aus haben wir diesen Menschen als ein Ich charakterisiert, das von drei Hüllen umschlossen ist: von der astralischen Hülle, entsprechend der Mondentwickelung, von der ätherischen Hülle, entsprechend der Sonnenentwickelung, und von der physischen Hülle, entsprechend der Saturnentwickelung. Etwas schematisch können wir uns diesen Menschen in folgender Weise zeichnen:

Die vier grundlegenden Wesensglieder des Menschen.
Die vier grundlegenden Wesensglieder des Menschen.

“ (Lit.:GA 124, S. 91f)

Schon in den altägyptischen Mysterien war diese Gliederung des Menschenwesens bekannt. Die Wesensglieder wurden dort mit folgenden Ausdrücken bezeichnet:

  • G25
    Ach, das unsterbliche geistige Urbild des Ba; entspricht dem Ich, das allerdings noch nicht vollständig in den Körper eingezogen ist, sondern gleichsam als höheres Ich über diesem schwebt. Erst nach dem Tod konnte der Mensch zu einem „reinen Ach“ werden. Dargestellt wurde er nach dem Vorbild des Schopfibis (Comatibis eremita) als Vogel mit strahlenförmigen Schopf.[2]
  • bAZ1
    Ba, der Seelenleib, in dem die körperorientierten Instinkte, Sinnesempfindungen, Leidenschaften und Triebe wirken
  • kA
    Ka, die formschaffende Lebens- und Wachstumskraft als leuchtender, körperloser Doppelgänger des Menschen; symbolisch dargestellt durch zwei abgewinkelte Arme auf dem Kopf, was damals noch einer imaginativ wahrnehmbaren Realität entsprach. Man sah wie feine Teile des Ätherleibs noch über den Kopf hinausragten und gleichsam die äußere Ätherwelt befühlten.
  • Chat bzw. Chet, der physisch-stoffliche Körper; zusammen mit Ren, dem Namen, und Schut, dem Schatten, bildet er die irdische Dreiheit des Menschen, der die ätherisch-seelisch-geistige Dreiheit von Ka, Ba und Ach gegenübersteht.

Auch die Griechen und insbesondere Aristoteles kannten die übersinnlichen leiblichen und seelischen Wesensglieder des Menschen[3]:

„Die Griechen zum Beispiel haben nur mit etwas anderen Worten das bezeichnet, was wir hier haben. Indem sie das Seelische bezeichnen wollten, fingen sie an bei dem, was wir den Lebensleib nennen, und nannten es Treptikon; was wir den Empfindungsleib nennen, nannte man mit einem sehr bezeichnenden Ausdruck Aesthetikon; unsere Empfindungsseele bezeichnete man als Orektikon, die Verstandesseele als Kinetikon, und was die Bewußtseinsseele ist, das kostbarste Gut, was sich der Mensch jetzt erwirbt, nannte man Dianoetikon.“ (Lit.:GA 114, S. 133)

Jedes dieser Wesensglieder hat sein eigenes Bewusstsein, durch das es sich in der Welt orientiert, wovon uns selbst allerdings im wesentlichen nur das bewusst wird, was in den Bereich unseres Ichs fällt, während alles andere unterbewusst bleibt.

Wäre der physische Leib alleine sich selbst überlassen, herrschten im Menschenwesen also nur physikalische und chemische Prozesse, so wäre er sehr bald dem Zerfall anheimgegeben. Das ist nach dem Tod des Menschen der Fall, wenn der physische Leib von den höheren Wesensgliedern verlassen wird. Der Leichnam, der zurückbleibt, verwest. Während des irdischen Lebens des Menschen wird sein physischer Leib hingegen beständig geformt und erneuert durch den Lebensleib. Paracelsus, der noch eine deutliche Ahnung von den höheren Wesengliedern des Menschen hatte, nannte den Ätherleib Archäus. Während der physische Leib vorwiegend von den lokalen irdischen Bedingungen abhängig ist, wird der Ätherleib wesentlich durch kosmische Gesetzmässigkeiten bestimmt, namentlich durch die lichthaften ätherischen Sonnenkräfte.

Der Ätherleib verleiht dem Menschenwesen seine sich lebendig erhaltende Gestalt. Dieses Lebensprinzip hat der Mensch mit der lebendig sprießenden und sproßenden Pflanzenwelt gemeinsam. Der Ätherleib kann dem Menschen aber nicht Bewusstsein, Trieb- und Empfindung verleihen. Dazu ist der Astralleib nötig, wie ihn auch die Tiere haben. Der kosmische Bezug ist beim Trieb- und Empfindungsleib noch ausgeprägter als beim Ätherleib, weshalb er auch als Sternenleib oder Astralleib bezeichnet wird; Paracelsus nennt ihn den siderischen Leib. Da bei den Tieren der Astralleib das bestimmende Wesenglied ist, hängen sie innig mit den gestaltenden Kräften des Tierkreises zusammen.

Das Selbstbewusstsein ist erst mit dem selbstständigen menschlichen Ich gegeben, über das die Tiere nicht verfügen. Das Ich ist der geistige Kern des Menschenwesens und gibt dem Menschen seine eigene unverwechselbare individuelle Prägung.

Während des wachen Erdenlebens des Menschen sind diese 4 Wesensglieder innig miteinander verbunden und durchdringen einander. Grundsätzlich aber sind sie eigenständiger, substanzieller, auf sich selbst gegründeter Natur und können bis zu einem gewissen Grad auch unabhängig voneinander existieren. Das zeigt sich schon während des Schlafes, wo sich Ich und Astralleib aus dem durch den Ätherleib belebten physischen Leib weitgehend herausheben. Mit dem Tod hebt sich auch noch der Ätherleib aus dem physischen Leib heraus und geht seine eigenen Wege. Er löst sich allerdings schon nach kurzer Zeit, etwa drei Tage nach dem Tod, in der allgemeinen Ätherwelt auf. Da während des Erdenlebens der physische Leib und der Ätherleib besonders fest aneinander gebunden sind und sich niemals für längere Zeit voneinander trennen dürfen (denn sonst tritt der Tod ein), kann man den belebten Leib als etwas Einheitliches auffassen und kommt dadurch zu einer Dreigliederung des Menschenwesens in Leib, Seele und Geist.

Auch der Astralleib löst sich großteils, allerdings erst im Laufe einer längeren Zeitspanne, die etwa ein Drittel des vergangenen Erdenlebens ausmacht, in der erdnahen Astralwelt auf. Dabei werden alle seelischen Begierden ausgeschieden, die den Menschen noch an das vergangene irdische Leben fesseln. Es ist das eine Zeit der seelischen Läuterung, die nach der christlichen Terminologie auch als Fegefeuer bekannt ist, oder auch mit einem alten indischen Ausdruck Kamaloka genannt wird (kama = Begierde, loka = Ort).

Nach dieser Läuterungszeit ist das menschliche Ich, der eigentliche individuelle Geist des Menschen, frei, den Weg durch die geistige Welt anzutreten, bis es sich nach kürzerer oder längerer Zeit wieder zu einer neuen irdischen Verkörperung bereit macht. Nach Massgabe schicksalsmässiger Notwendigkeiten umkleidet sich dann das menschliche Ich mit einem neuen Astralleib, einem neuen Ätherleib und endlich auch mit einem neuen physischen Leib.

Die Entwicklung des Menschen im Laufe vieler Erdenleben besteht wesentlich darin, dass er immer mehr lernt, seine unteren Wesensglieder, die ihm zunächst naturhaft gegeben sind, durch die schöpferische geistige Kraft seines Ichs zu verwandeln und zum unverwechselbaren Ausdruck seiner geistigen Individualität zu gestalten. Diese Arbeit des Menschen an seinen Wesengliedern ist nur im irdischen Dasein möglich, und solange der Mensch seine geistigen Schöpferkräfte noch nicht so weit entwickelt hat, dass alle seine Wesenglieder aus der vollen bewussten Kraft seines Ichs geformt sind, wird er immer wieder zu neuen irdischen Inkarnationen herabsteigen müssen. Ist dieses ferne Ziel einmal erreicht, sind weitere irdische Verkörperungen nicht mehr nötig; der Mensch könnte daraus keinen geistigen Gewinn mehr ziehen, sondern wird die dann folgende Entwicklung in einem höheren, rein geistigen Daseinsbereich vollziehen.

Entwicklungsgeschichtlich haben die 4 Wesensglieder ein sehr unterschiedliches Alter und dadurch auch eine sehr unterschiedliche Entwicklungsreife erlangt. Der physische Leib ist seinem Ursprung nach das älteste aller Wesensglieder und daher auch in gewisser Weise am höchsten entwickelt. Man denke nur an den Wunderbau des menschlichen Gehirns oder des Knochengerüstes, wo mit gerinstem Materialaufwand höchste Tragefähigkeit und Stabilität erreicht wird. Auch der Ätherleib, der eine unglaubliche Fülle von Lebensprozessen harmonisch aufeinander abstimmt, ist sehr hoch entwickelt. Man vergleiche damit die oft chaotisch wütenden Triebe und Begierden, die in unserem Astralleib wirken, der ein viel geringeres entwicklungsgeschichtliches Alter hat und dadurch entsprechend unreif ist. Das allerjüngste und unvollendetste Wesensglied, das den Menschen aber erst zur einzigartigen Individualität macht, ist das menschliche Ich.

Aufgrund seiner geistigen Natur ist das menschliche Ich unvergänglich, ewig, während sich die drei niederen Wesensglieder nach dem Tod weitgehend auflösen. Indem allerdings das menschliche Ich an der Vergeistigung seiner niederen Wesensglieder arbeitet, entreisst er diese, zumindest teilweise, der Vergänglichkeit. Es entstehen auf diese Weise höhere seelische und geistige Wesensglieder, die zwar substanziell von gleicher Art wie die niederen sind, ihrer geistigen Form nach aber reif sind, in ein rein geistiges, unvergängliches Dasein einzutreten. Einer differenzierteren geistigen Betrachtung zeigt sich dadurch der Mensch als 7- bzw. 9-gliedrige Wesenheit (Lit.: GA 13, Kapitel Wesen der Menschheit und GA 9, Kapitel Das Wesen des Menschen).

Nur der physische Leib ist - zumindest in seiner stofferfüllten äußeren Form - der sinnlichen Wahrnehmung zugänglich. Der Ätherleib wird durch die Fähigkeit der Imagination erlebt. Um den Astralleib wahrnehmen zu können, muss zunächst ein leeres Bewusstsein geschaffen werden, das dann durch Inspiration erfüllt wird. Das Ich kann nur durch Intuition erfasst werden.

„Der Mensch, wie er im gewöhnlichen Leben dasteht, trägt in sich erstens seinen physischen Leib, denjenigen, den heute die Sinne sehen, den die Wissenschaft der Anatomie, der Physiologie, der Biologie betrachtet (siehe Zeichnung, hell). - Das ist das erste Glied der Menschennatur, das jeder zu kennen glaubt, aber- wie wir noch sehen werden - heute eigentlich am wertigsten wirklich kennt.

Als zweites Glied der Menschennatur - Sie können es genauer in meinen Büchern, namentlich in der «Theosophie» lesen - , als zweites Glied hat der Mensch den Ätherleib, den Bildekräfteleib, eine feine Organisation, die nicht mit Augen gesehen werden kann, die erst gesehen werden kann, wenn der Mensch das erste Bewußtsein ausbildet, von dem ich in diesen Tagen gesprochen habe, das folgen kann dem Toten in den nächsten Jahren nach dem Tode. Dieser Ätherleib oder Bildekräfteleib (orange), der steht in einer viel innigeren Verbindung mit dem Kosmos als der physische Leib, der in seiner ganzen Organisation mehr selbständig ist.

Die vier grundlegenden Wesensglieder (Tafel 7: Zeichnung aus GA 243, S. 114)
Die vier grundlegenden Wesensglieder (Tafel 7: Zeichnung aus GA 243, S. 114)

Dann hat aber der Mensch ein drittes Glied in seiner Organisation, das man selbstverständlich nennen kann, wie man will; aber mit Anlehnung an alte Terminologien nennen wir es astralischen Leib (grün). Das ist eine Organisation, die nicht mit Sinnen wahrgenommen werden kann, die aber auch nicht so wahrgenommen werden kann, wie der Ätherleib wahrgenommen wird. Wenn man mit denjenigen Erkenntniskräften, mit denen man die äußere, heute angeschaute Natur wahrnimmt, und auch mit den Erkenntniskräften, die ich als die des nächsthöheren Bewußtseins beschrieben habe, mit dem man den Toten folgt, wenn man mit alledem den astralischen Leib wahrnehmen wollte, so würde man da, wo der astralische Leib des Menschen ist, nichts anderes als die Leere, das Nichtsein wahrnehmen.

So kann man also [zur Tafel gewendet] sagen: Der Mensch trägt in sich seinen physischen Leib, er ist sinnlich wahrnehmbar. Der Mensch trägt in sich seinen Ätherleib (orange); er ist imaginativ wahrnehmbar, er ist wahrnehmbar durch die Kräfte, die wir uns in der geschilderten Weise durch die Meditation, durch die Konzentration erwerben können. Aber wenn wir mit all diesen Kräften an den Menschen herantreten, nehmen wir von seinem astralischen Leib nur wahr die Leere, ein räumliches Nichts, wie ein Loch, ein allseitig geschlossenes Loch, das in den Raum hineingestellt ist (grün). Erst dann, wenn man, wie ich es geschildert habe, zum leeren wachenden Bewußtsein kommt, wenn man also sich in völlig wachem Zustande der Welt so gegenüberstellen kann, daß man nichts vom Sinnlichen wahrnimmt, daß auch das Denken und die Erinnerungen schweigen, man aber doch eine Welt wahrnimmt, dann füllt sich diese Leere aus, und wir wissen, wir haben in dieser Leere das erste Geistige in uns, den astralischen Leib des Menschen.

Ein weiteres Glied der menschlichen Organisation ist das eigentliche Ich (rot). Dieses Ich nehmen wir nur wahr, wenn das leere Bewußtsein weiter und weiter entwickelt wird.“ (Lit.:GA 243, S. 114f)

Die Elementarwesen, welche die vier Wesensglieder durchsetzen

Während des Erdenlebens arbeitet das menschliche Ich bewusst oder unbewusst an den es umhüllenden Wesensgliedern. Diese Arbeit hinterlässt nicht nur wesenlose Spuren, sondern manifestiert sich in der Erzeugung von Elementarwesen, die die weitere Entwicklung des Menschen nicht immer fördern, sondern ihr oft hinderlich entgegentreten. Derart wirken Phantome im physischen Leib, Spektren oder Gespenster im Ätherleib, Dämonen im Astralleib und Geister begleiten das menschliche Ich.

„Fortwährend ist der Mensch zwischen Geburt und Tod in einen solchen Zusammenhang von Kräften eingeschlossen, die ihn von allen Seiten seelisch umspinnen, und das sind die dirigierenden Mächte seines Lebens. Sie sehen so, daß Sie eigentlich fortwährend die Wirkungen früherer Leben in sich tragen, daß Sie immer die Wirkungen früherer Verkörperungen erleben.

So müssen Sie sich klar sein, daß Sie in Ihrem Leben geleitet werden von Mächten, die Sie selber nicht kennen. Was auf den Ätherleib wirkt, sind Formgebilde, die Sie selbst früher auf dem Astralplan hervorgebracht haben, und was Ihr Schicksal wirkt, sind Wesenheiten, Kräfte auf den höheren Partien des Devachan, die Sie selbst eingeschrieben haben in die Akasha-Chronik. Diese Kräfte oder Wesenheiten sind dem Okkultisten nicht unbekannt, sie sind ganz hineingestellt in die Rangordnung von ähnlichen Wesenheiten. Sie müssen sich klar sein, daß Sie sowohl im Astralleib als im Ätherleib und im physischen Leibe die Wirkungen überhaupt von anderen Wesenheiten verspüren. Alles, was Sie unwillkürlich tun, alles, wozu Sie gedrängt werden, geschieht durch die Wirkung von anderen Wesenheiten. Es geschieht nicht aus dem Nichts heraus. Die verschiedenen Glieder der Menschennatur sind fortwährend wirklich durchdrungen und angefüllt von anderen Wesenheiten, und der eingeweihte Lehrer läßt ein gut Teil der Übungen machen, um dieselben herauszutreiben, damit der Mensch immer freier und freier werde.

Man nennt die Wesenheiten, die den Astralleib durchsetzen und ihn unfrei machen, Dämonen. Fortwährend sind Sie in Ihrem Astralleib von solchen Dämonen durchdrungen, und die Wesenheiten, die Sie selbst durch Ihre wahren oder falschen Gedanken erzeugen, sind solche, die sich nach und nach zu Dämonen auswachsen. Es gibt gute Dämonen, die von guten Gedanken ausgehen. Schlimme Gedanken aber, vor allem unwahre, lügnerische, erzeugen dämonische Gestalten der furchtbarsten und gräßlichsten Art, die den Astralleib, wenn man sich so ausdrücken darf, durchspicken. Ebenso durchsetzen den Ätherleib Wesenheiten, von denen sich der Mensch frei machen muß, das sind die Spektren oder Gespenster, und endlich gibt es solche, die den physischen Leib durchsetzen, das sind die Phantome. Außer diesen dreien gibt es noch andere Wesenheiten, die das Ich hin- und hertreiben, das sind die Geister, wie das Ich ja auch selbst Geist ist. Tatsächlich ist der Mensch der Hervorrufer von solchen Wesenheiten, die dann, wenn er auf die Erde herunterkommt, das innere und äußere Schicksal bestimmen. Dieselben beleben den Lebensgang so, daß Sie alles spüren, was Ihr Astralleib an Dämonen, Ihr Ätherleib an Gespenstern und Ihr physischer Leib an Phantomen hervorgebracht hat. Alles das hat eine Verwandtschaft zu Ihnen, es strebt zu Ihnen hin, wenn Sie wiederverkörpert werden.“ (Lit.:GA 99, S. 70f)

Das Ich und der Astralleib machen das Erdenleben in Wahrheit nicht mit

Unser wahres Ich und der Astralleib machen in Wahrheit das Erdenleben gar nicht mit, sondern bleiben in jenem Zeitpunkt stehen, als sie sich erstmals mit dem physischen Leib und dem Ätherleib verbunden haben. Im irdischen Leben erleben wir nur die Spiegelbilder von Ich und Astralleib. Im Schlaf kehren wir immer wieder zum Anfang unseres Erdenlebens zurück. Der Ätherleib bildet dabei die zeitliche Brücke, die die irdische Gegenwart mit dem Anfang unseres Erdendaseins verbindet. Nach dem Tod oder bei der geistigen Schulung zeigt sich das in Form des ätherischen Lebenstableaus.

„... wenn wir abends einschlafen, oder auch bei Tag einschlafen - das macht keinen Unterschied, aber ich will nur vom nächtlichen Schlaf zunächst sprechen, den der anständige Mensch durchmacht -, so gehen wir jedesmal in der Zeit bis in denjenigen Abschnitt unseres Lebens zurück, der ganz im Anfange unseres Erdendaseins liegt, ja wir gehen sogar noch jenseits unseres Erdendaseins zurück bis in das vorirdische Leben. In dieselbe Welt gehen wir zurück, aus der wir heruntergestiegen sind, als wir durch die Konzeption, durch die Empfängnis einen Erdenleib bekommen haben. Wir bleiben gar nicht in demselben Zeitpunkte, in dem wir wachend sind, sondern wir machen den ganzen Gang durch die Zeit zurück. Wir sind im Momente des Einschlafens in demselben Zeitpunkte, in dem wir waren, als wir, wenn ich mich so ausdrücken darf, von den Himmeln auf die Erde heruntergestiegen sind.“ (Lit.:GA 226, S. 12f)

„Aber dieses Zurückgehen ist eigentlich auch nur etwas Scheinbares, denn in Wirklichkeit sind wir mit dem Ich und dem astralischen Leibe auch während des Tagwachens nicht herausgekommen aus dem Zustande, in dem wir im vorirdischen Dasein waren.

Sie sehen, wir müssen uns Ideen aneignen, wenn wir die Wahrheit über diese Dinge erkennen wollen, die nicht gewöhnliche Ideen sind. Wir müssen uns die Idee aneignen, daß Ich und astralischer Leib überhaupt unsere Erdenentwickelung zunächst gar nicht mitmachen. Sie bleiben im Grunde zurück, bleiben stehen, wo wir sind, wenn wir uns anschicken, einen physischen und einen Ätherleib zu bekommen.“ (S. 13)

„Nun werden Sie sagen: Aber wir haben doch unser Ich. Unser Ich ist mit uns alt geworden. Unser astralischer Leib, unser Denken, Fühlen und Wollen sind auch mit uns alt geworden. Wenn einer sechzig Jahre alt geworden ist, so ist doch sein Ich auch sechzig Jahre alt geworden. - Wenn wir in dem Ich, von dem wir täglich reden, unser wahres, unser wirkliches Ich vor uns hätten, dann wäre der Einwand berechtigt. Aber wir haben in dem Ich, von dem wir täglich reden, gar nicht unser wirkliches Ich vor uns, sondern unser wirkliches Ich steht am Ausgangspunkte unseres Erdenlebens. Unser physischer Leib wird, sagen wir sechzig Jahre alt. Er spiegelt zurück, indem durch den Ätherleib die Spiegelung vermittelt wird, immer von dem betreffenden Zeitpunkt, in dem der physische Leib lebt, das Spiegelbild des wahren Ichs. Dieses Spiegelbild des wahren Ichs, das wir in jedem Augenblicke von unserem physischen Leibe zurückbekommen, das in Wahrheit von etwas herrührt, das gar nicht ins Erdendasein mitgegangen ist, sehen wir. Und dieses Spiegelbild nennen wir unser Ich. Dieses Spiegelbild wird natürlich älter, denn es wird dadurch älter, daß der Spiegelapparat, der physische Leib, allmählich nicht mehr so frisch ist, wie er im frühen Kindesalter war, dann zuletzt klapperig wird und so weiter. Aber daß das Ich, das eigentlich nur das Spiegelbild des wahren Ichs ist, sich auch als alt zeigt, kommt nur davon, daß der Spiegelungsapparat nicht mehr so gut ist, wenn wir mit dem physischen Leibe alt geworden sind. Und der Ätherleib ist das, was sich nun von der Gegenwart immer so hindehnt, wie perspektivisch, nach unserem wahren Ich und nach unserem astralischen Leib, die gar nicht in die physische Welt heruntergehen.

Deshalb sehen wir, wie ich das in den öffentlichen Vorträgen jetzt schilderte, dieses ganze Tableau des Ätherleibes oder Zeitleibes. Das ist dasjenige, was sich da ätherisch ausbreitet zwischen unserem gegenwärtigen Augenblick, den nur der physische Leib mitmacht, und unserem Ich, das eigentlich niemals der physischen Erdenwelt vollständig angehört, sondern immer zurückbleibt, wenn wir uns so ausdrücken dürfen, in den Himmelswelten.“ (S. 14f)

Die polare Anordnung der Wesensglieder im dreigliedrigen Organismus

Die polare Anordnung der Wesensglieder im dreigliedrigen Organismus

Die Anordnung der Wesensglieder im Kopfbereich ist gegensätzlich zur Anordnung im Stoffwechselbereich. Im Nerven-Sinnes-System liegt das Ich ganz innen, dann folgt der Astralleib und die äußere Hülle bilden der Ätherleib und der physische Leib. Im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System ist es genau umgekehrt - da wendet sich das Ich ganz nach außen und der physische Leib bildet den innersten Kern. Das rhythmische System vermittelt zwischen diesen beiden polaren Gegensätzen (Lit.: GA 317, S. 76ff) (Heilpädagogischer Kurs).

"... in Wirklichkeit ist es so, daß wir in der Kopforganisation des Menschen dasjenige haben, wo das Ich sich im Innern verbirgt, der Astralleib auch noch verhältnismäßig sich im Innern verbirgt, und nach außen konfiguriert der physische Leib und der Ätherleib auftreten und die Form geben des Antlitzes.

Dagegen im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem haben Sie die Sache so, daß eigentlich überall außen in der Wärme- und Drucksinnlichkeit des Organismus, überall außen vibriert das Ich, und vom Ich ausgehend vibriert nach innen der Astralleib, dann weiter drinnen wird es ätherisch, und in den Röhrenknochen wird es physisch nach innen. So daß wir zentrifugal, vom Ich zum physischen Leibe nach außen, die Anordnung in der Kopforganisation haben, zentripetal, von außen nach innen, vom Ich bis zum Physischen, die Stoffwechsel-Gliedmaßenorganisation angeordnet haben. Und fortwährend durcheinanderflutend, so daß man gar nicht weiß: ist das von außen nach innen oder von innen nach außen, so ist die Anordnung im rhythmischen System dazwischen. Das rhythmische System ist halb Kopf, halb Stoffwechsel-Gliedmaßensystem. Wenn wir einatmen, ist es mehr Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, wenn wir ausatmen ist es mehr Kopfsystem." (Lit.: GA 317, S. 78)

Die inneren Rhythmen der Wesensglieder als Ausdruck kosmischer Verhältnisse

Die Tätigkeit der menschlichen Wesensglieder ist durch spezifische zeitliche Rhythmen geprägt, die sich auch in äußeren kosmischen Rhythmen widerspiegeln. Die Kenntnis der Rhythmen ist besonders für die Heilkunst bedeutend, da das Krankheitsgeschehen vielfach nach diesen Rhythmen abläuft. Krankheiten resultieren aus einem disharmonischen Verhältnis der Wesensglieder zueinander, das durch den Heilprozess wieder harmonisiert werden muss.

Wesensglied Rhythmus
Ich Tagesrhythmus (Tag-/Nacht)
Astralleib Wochenrhythmus (7 Tage)
Ätherleib Monatsrhythmus (4 x 7 = 28 Tage)
physischer Leib     Jahresrhythmus
   männlich 12 x 28 Tage (1 Mondjahr)
   weiblich 10 x 28 Tage (~ Dauer der Schwangerschaft)

„Wie das Ich in einer Zeit von vierundzwanzig Stunden rhythmische Veränderungen durchmacht, die sich heute noch ausdrücken im Wechsel von Wachen und Schlafen, so der Astralleib in sieben mal vierundzwanzig Stunden. Solche rhythmische Veränderungen sind beim Urmenschen in großer Lebendigkeit aufgetreten. Es gehen also im astralischen Leibe rhythmische Veränderungen vor sich, die in sieben Tagen ablaufen, und vom achten Tage an wiederholt sich der Rhythmus. Tatsächlich taucht einen Teil der Zeit, in welcher der Mensch diesen Rhythmus durchmacht, der astralische Leib in einen allgemeinen Welten-Astralleib ein. Sonst ist er mehr außerhalb dieses Welten-Astralleibes. Daraus können Sie sich eine Vorstellung bilden, daß das, was als allgemeiner Astralleib und allgemeines Ich im schlafenden Menschen auftritt, eine große Bedeutung für das Leben des Menschen hat. Jenes Ich, in das er untertaucht im Schlafe, das in der Nacht das Blut pulsieren macht, ist dasselbe, das in seinem Körper wirkt während des Schlafes. Auch wenn er bei Tage schläft, taucht er in dieses allgemeine Ich unter, und dadurch bringt er eine gewisse Unregelmäßigkeit in seinen Rhythmus hinein, die in früheren Zeiten zerstörend gewirkt haben würde, die heute aber nicht mehr so zerstörend ist, weil sich in unserer Zeit das menschliche Leben in dieser Beziehung bedeutend geändert hat. In denselben Teil des allgemeinen Welten-Astralleibes, der den physischen Leib und den Ätherleib während des Schlafes durchdringt, taucht während der sieben Tage der menschliche Astralleib wirklich unter. Dadurch ändern sich die inneren Gefühle und Empfindungen. Heute erregt das kaum die Aufmerksamkeit, früher konnte das gar nicht außer acht gelassen werden.

Aber nicht nur das Ich und der Astralleib, sondern auch der Ätherleib macht ganz bestimmte rhythmische Veränderungen durch. Diese spielen sich so ab, daß in vier mal sieben Tagen sozusagen sich der menschliche Ätherleib, symbolisch gesprochen, um seine eigene Achse dreht, und er kehrt nach vier mal sieben Tagen zu denselben Vorgängen zurück, bei denen er am ersten Tage war. Ein ganz bestimmter Rhythmus spielt sich hier in den vier mal sieben Tagen ab. Hier kommen wir aber schon in ein Gebiet, von dem man ausführlicher sprechen müßte, wenn alles verstanden werden sollte. Sie erinnern sich, daß ich gesagt habe, der Ätherleib des Mannes ist weiblich, der des Weibes männlich. Der Rhythmus ist schon nicht gleich für männlichen und weiblichen Ätherleib, aber wir wollen uns heute nicht näher darauf einlassen. Es sei nur hervorgehoben, daß sich ein solcher Rhythmus abspielt, und zwar, sagen wir, wegen der Verschiedenheit bei Mann und Weib in annähernd vier mal sieben Tagen.

Damit sind wir aber noch nicht zu Ende. Auch im physischen Leib wiederholen sich rhythmisch ganz bestimmte Vorgänge, so unwahrscheinlich das auch dem heutigen Menschen erscheint, Sie sind heute fast ganz verwischt, weil der Mensch unabhängig werden sollte von gewissen Vorgängen, aber für den okkulten Beobachter sind sie doch bemerkbar. Wenn der physische Leib ganz sich selbst überlassen wäre, so würde dieser Rhythmus in zehn mal sieben mal vier Tagen beim Weibe und in zwölf mal sieben mal vier Tagen beim Manne sich abspielen. So würde er sich abspielen, wenn der Mensch heute noch ganz allein den ihm eigenen Gesetzen seiner Rhythmen überlassen wäre. Einmal war es in der Tat so, aber der Mensch ist freier geworden von den ihn umgebenden kosmischen Einflüssen. So also haben wir ein rhythmisches Ablaufen der Vorgänge in den vier Gliedern der menschlichen Wesenheit. Sie können sich, wenn Sie wollen, jeden der vier Rhythmen vorstellen wie einen Kreislauf. Es fällt heute freilich dasjenige, was der Mensch zum Beispiel als Rhythmus in seinem physischen Leib ausführen würde, wenn er ganz sich selbst überlassen wäre, nur annähernd zusammen mit den äußeren physischen, rein räumlichen Vorgängen, die diesem Rhythmus entsprechen, weil durch die Zusammenschiebung der menschlichen Verhältnisse zugunsten der menschlichen Freiheit sich diese Beziehungen zum Kosmos verändert haben.“ (Lit.:GA 107, S. 151ff)

Die leiblichen Wesensglieder

Die leiblichen Wesensglieder umfassen die Vierheit von physischem Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich-Träger. Sie bilden die leiblichen Hüllen oder Leibeshüllen, die das Ich während des irdischen Lebens umgeben bzw. tragen. Der Ich-Träger ist nicht identisch mit dem wirklichen Ich des Menschen, sondern nur dessen Spiegelbild, das aus den gedankenhaften Erinnerungsvorstellungen gewoben ist, weshalb ihn Rudolf Steiner auch als Gedanken-Leib bezeichnet. In Anlehnung an die theosophische Terminologie nannte er ihn in seinen frühen Schriften und Vorträgen auch «Mentalkörper», verwendete diese Bezeichnung aber später kaum mehr (Lit.:GA 16, S. 57ff).

Die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder

Seelische Wesensglieder

Im Zuge der menschheitlichen wie auch der individuellen menschlichen Entwicklung arbeitet der Mensch so an seinen niederen Wesensgliedern, dass sie immer mehr zum Ausdruck seiner Individualität werden. Diese Arbeit vollzieht sich auf erster Stufe noch nicht vollbewusst, aber es werden dadurch drei neue, seelische Wesensglieder ausgebildet: die Empfindungsseele, die Verstandes- und Gemütsseele und die Bewusstseinsseele. Sie umgeben das Ich als seelische Hüllen. An ihrer Entwicklung sind geistige Wesenheiten beteiligt, die aus den Planetensphären wirken. Wesenheiten des Mars wirken in der Empfindungsseele, Wesenheiten des Merkur arbeiten an der Verstandesseele und Wesenheiten des Jupiter an der Bewusstseinsseele. Wesenheiten der Venus sind schließlich beteiligt, wenn sich das Geistselbst in die Bewusstseinsseele senkt:

„Wenn wir die Entwickelung des Menschen auf der Erde verfolgen, so können wir auch sagen: Es entwickelt sich zuerst zu den drei Bestandteilen, die vom Monde herübergebracht werden, die Empfindungsseele hinzu, dann entsteht die Verstandesseele, und die Bewußtseinsseele entsteht im Grunde genommen erst gegen das Ende der atlantischen Zeit, als der Mensch zum erstenmal lernte, «Ich» zu sich zu sagen. Da erst kann der Mensch lernen, bewußt von innen heraus an den Gliedern seiner Wesenheit zu arbeiten. Wenn wir also den Menschen einteilen in Leib, Seele und Geist, so haben wir die Seele wiederum einzuteilen in Empfindungs-, Verstandes- und Bewußtseinsseele. Die entwickeln sich erst nach und nach; die Bewußtseinsseele kann noch keinen Einfluß haben, denn sie entsteht erst als das letzte. So müssen diese Glieder auch wieder von außen angefacht werden. Dabei sind nun wieder Wesenheiten von außen tätig, und zwar ist es so, daß der Mars mit seinen Wesenheiten auf die Empfindungsseele wirkt. Als die Verstandesseele entstehen soll, ist der Merkur schon abgespalten und wirkt mit seinen Wesenheiten auf die Entstehung der Verstandesseele, und der längst vorhandene Jupiter wirkt auf die Entstehung der Bewußtseinsseele.

So haben Sie also in dem Seelischen des Menschen die Tätigkeit der drei Weltkörper: das Walten des Mars in der Empfindungsseele, des Merkur in der Verstandesseele, des Jupiter in der Bewußtseinsseele; und indem das Geistselbst in die Bewußtseinsseele hineingedrängt wird, ist die Venus mit ihren Wesenheiten tätig. Für die ersten Eingeweihten ist auch wieder der Merkur tätig, so daß also die Merkurwesen eine zweifache Tätigkeit ausüben: zunächst eine dem Menschen ganz unbewußte, indem sie seine Verstandesseele entwickeln; sodann sind sie die ersten Lehrer der Eingeweihten, wobei sie auf eine ganz bewußte Art wirken.“ (Lit.:GA 102, S. 59f)

In den drei großen Helden des finnischen Nationalepos Kalevala wird der wesenhafte Ursprung der drei seelischen Wesensglieder noch sehr deutlich dargestellt. Wäinämöinen ist der Schöpfer der Empfindungsseele. Ilmarinen, der für Louhi, die Herrscherin des Nordlandes, den Sampo schmiedet ist der Schöpfer der Verstandes- oder Gemütsseele und Lemminkäinen, der ähnlich wie Osiris getötet, zerstückelt und von seiner Mutter wiederbelebt wird, erschuf die Bewusstseinsseele.

„Der heutige materialistische Mensch sagt nun, daß sich das menschliche Seelenleben allmählich heraufentwickelt habe aus den materiellen Prozessen, die an den menschlichen Organismus gebunden sind, aus Prozessen, wie sie sich bei niedrigeren Wesen auch finden. Die Geisteswissenschaft aber zeigt, daß das, was beim Tiere sich im Seelenleben findet, niemals Veranlassung hätte geben können zu einer Gliederung in Empfindungsseele, Verstandes- oder Gemütsseele und Bewußtseinsseele, daß vielmehr unmittelbar aus einer geistigen Welt heruntergeflossen ist in den Erdenmenschen diese innere Trinität der menschlichen Seelenglieder, der Empfindungsseele, der Verstandes- oder Gemütsseele und der Bewußtseinsseele. Daher kann sich der Mensch sagen, wenn er hinaufschaut in die geistige Welt: Da fließen drei Ströme herunter, denen in der geistigen Welt drei Wesenheiten entsprechen, welche die unmittelbaren Inspiratoren der Empfindungsseele, der Verstandes- oder Gemütsseele und der Bewußtseinsseele sind. Die Schöpfer dieser drei Seelenglieder haben wir gleichsam in einer Welt zu suchen, die heute der übersinnlichen Welt eben angehört, mit der aber die Menschen der Urzeit in einer unmittelbaren Verbindung standen.

Nun wissen wir, daß in dem Augenblick, wo wir in die geistige Welt hinaufsteigen, unser menschliches Anschauen uns zur Imagination wird, gleichgültig, ob wir hinaufsteigen durch bewußte Schulung, wie es beim modernen Menschen der Fall sein wird, oder ob es durch das alte Hellsehen der früheren Zeiten war. Da stieg die Seele auch hinauf zu einer Art Imagination. Daher hatte sie in Bildern vor sich das Herausfließen der dreifachen Menschenseele aus der geistigen Welt. - Nun treten uns in dem finnischen Nationalepos drei Helden entgegen. Zunächst sind sie höchst merkwürdig, diese drei sonderbaren Geschöpfe, die etwas Übermenschliches haben und die wieder stufenweise etwas echt Menschliches haben. Geht man aber näher und untersucht man namentlich mit okkulten Mitteln die Sache, so zeigt sich, daß in diesen drei heldenhaften Gestalten die Schöpfer, die letzten Schöpfer und Inspiratoren der menschlichen Seelenkräfte gegeben sind. Der Schöpfer der Empfindungsseele entspricht dem, was in der Kalewala geschildert ist mit dem Namen Wäinämöinen; der Schöpfer der Verstandes- oder Gemütsseele ist geschildert als Ilmarinen und der Schöpfer der Bewußtseinsseele als Lemminkäinen. Es tritt uns also hier bei diesem so merkwürdigen Volke in seiner Nationaldichtung in einer Imaginationsform aus dem ursprünglichen menschlichen Hellsehen das entgegen, was die moderne okkulte Forschung wiederfindet.“ (Lit.:GA 133, S. 66f)

Indem das menschliche Ich unbewusst den Astralleib, also die naturgegebenen Triebe und Empfindungen, verwandelt, entsteht die Empfindungsseele, die sehr eng mit dem Astralleib verbunden bleibt und mit ihm in gewissem Sinn eine Einheit bildet. Durch die Empfindungsseele werden die sinnlichen Wahrnehmungen und die sich an diese anknüpfenden gefühlsmäßigen Empfindungen vermittelt.

Im Laufe des geistigen Schulungswegs verwandelt sich die Empfindungsseele zur Intuitionsseele, durch die das Bewusstsein nach und nach unmittelbar in anderen geistigen Wesen zu erwachen beginnt.

Durch die Verwandlung des Ätherleibs, der u.a. der Träger der menschlichen Temperamente, des Gedächtnisses und der festverwurzelten Lebensgewohnheiten ist, wird seelisch die Verstandes- oder Gemütsseele ausgestaltet. Das bewusste logische Denken beginnt damit zu erwachen und zugleich eine deutliche Empfindung des eigenen Ichs. Der Verstand reicht aber noch nicht an die wirklich im Geistigen begründeten ewigen Wahrheiten heran. Mit seiner Hilfe entwirft der Mensch selbstgeschaffene und logisch in sich stimmige Gedankenstrukturen, die ihm helfen, sich über sein Verhältnis zur Welt aufzuklären. Gerade durch diese bewusste eigene Verstandestätigkeit leuchtet die Ich-Empfindung sehr stark auf. Diese Verstandesstrukturen sind aber durchaus noch vom subjektiven Standpunkt des einzelnen Menschen bzw. von der in einem weiteren Kreis vertretenen Lehrmeinung, d.h. von einem erlernten Vorwissen, abhängig. Sie sind also prinzipiell niemals frei von Vorurteilen, auf die die weitere logische Beweisführung notwendig aufbauen muss. So entsteht, sofern kein Denkfehler vorliegt, zwar ein logisch richtiges, aber einseitiges Bild der Wirklichkeit. Man muss nur einen Blick auf die Philosophiegeschichte werfen, wo die unterschiedlichsten, oft diametral entgegengesetzten Standpunkte logisch stringent begründet wurden, um dessen gewahr zu werden.

Durch geistige Schulung wandelt sich die Verstandes- und Gemütsseele zur Inspirationsseele.

Die Bewusstseinsseele wird durch die unterbewusste Arbeit des menschlichen Ichs am physischen Leib gebildet. Durch sie erst fühlt sich der Mensch als völlig eigenständiges Subjekt von der objektiven Außenwelt abgetrennt und ihr gegenübergestellt. Erst in der Bewusstseinsseele beginnen nun die ewigen Wahrheiten selbst durch die Vernunft unmittelbar zur menschlichen Seele zu sprechen. Die Vernunft ist die erste Form, durch die sich das Geistige selbst, unabhängig vom subjektiven Standpunkt des einzelnen Menschen, in der menschlichen Seele unmittelbar kundgibt. Durch die Vernuft versetzt sich der individuelle menschliche Geist in Einklang mit dem Weltgeist, wodurch die so erfahrenen Wahrheiten notwendig zugleich einen moralischen Charakter an sich tragen, denn alle Moral gründet letztlich auf dem harmonischen Zusammenwirken aller geistigen Kräfte. Diese ewigen sittlichen Wahrheiten dürfen aber nicht mit den einseitigen, oft sehr unterschiedlichen Moralregeln verwechselt werden, die da oder dort in den einzelnen Kulturkreisen vertreten werden und wurden.

Durch geistige Schulung wird die Bewusstseinsseele allmählich zur Imaginationsseele umgebildet, durch die die geistige Welt in imaginativen Bildern sichtbar wird.

Ihrem Wesen nach sind diese drei Wesensglieder seelischer, d.h. astraler Natur. Die Verstandesseele, die durch die Arbeit am Ätherleib entsteht, ist also nicht etwa der verwandelte Ätherleib selbst, sondern der seelische Abdruck dieser Arbeit im Astralleib. Ähnlich gilt das auch für die Bewusstseinsseele, in der sich seelisch die Arbeit des Ichs am physischen Leib widerspiegelt; aber sie ist nicht der verwandelte physische Leib selbst.

Geistige Wesensglieder

Erst durch die bewusste Tätigkeit des Ichs können die niederen Wesensglieder so vergeistig werden, dass sie als neue geistige Wesensglieder der unsterblichen Individualität eingegliedert werden. Durch die bewusste Arbeit des Ichs am Astralleib wird dieser nach und nach zum Geistselbst verwandelt. Aus dem Ätherleib entsteht der Lebensgeist, und aus dem physischen Leib der Geistesmensch.

„Wenn wir den Menschen heute betrachten, so steht er vor uns als ein viergliedriges Wesen. Das erste, was wir am Menschen erkennen, ist der sogenannte physische Leib. Das ist dasjenige Glied, das der Mensch gemeinschaftlich hat mit allen heutigen Geschöpfen des Mineralreiches, das man am Menschen mit Augen sehen, mit Händen greifen kann. Es ist das niederste Glied der menschlichen Wesenheit, dasjenige, was allein zurückbleibt als Leichnam im Tode. Aber dieser physische Leib würde jeden Augenblick das Schicksal haben, das der Leichnam im Tode hat, er würde zerfallen, wenn er nicht durchdrungen wäre von dem, was wir nennen den Äther- oder Lebensleib. Diesen Ätherleib hat der Mensch nicht mehr gemeinschaftlich mit den Geschöpfen des mineralischen Reiches, er hat ihn gemeinschaftlich mit den Wesen des Pflanzenreiches auf der Erde. Der Ätherleib ist in jedem Menschen ein Kämpfer gegen den Tod, der zwischen Geburt und Tod die Teile des physischen Leibes, die sich fortwährend trennen wollen, zusammenhält. Was ist in Wahrheit des Menschen physischer Leib? Das, was er nach einiger Zeit wird, wenn der Tod die Gestalt zerstört hat: Asche, ein Häuflein Asche, das nur so künstlich in seinen Teilen hineingeordnet ist in den Lebensleib, daß das Ganze des Menschen den Eindruck macht, den es heute auf den Beschauer ausübt. Das zweite Glied also ist der Äther- oder Lebensleib. Das dritte, das der Mensch mit allen Tieren gemein hat, ist der sogenannte astralische Leib, der Träger von allen Instinkten, Leidenschaften, Begierden, von allen Gedanken und Vorstellungen und so weiter, das, was man gewöhnlich das Seelische nennt im Menschen. Dann haben wir als viertes jenes Glied der menschlichen Wesenheit, das den Menschen zur Krone der Erdenschöpfung macht, welches verursacht, daß er hinausragt über alle übrigen Wesenheiten der Erdenschöpfung und das den Menschen vorzugsweise dazu befähigt, sich als Ich, als individuelles, selbstbewußtes Wesen des Erdendaseins zu entwickeln.

In der Zukunft wird die Entwicklung des Menschen so verlaufen, daß der Mensch nach und nach von seinem Ich aus die niederen Teile, die unter dem Ich liegen, bearbeitet, durcharbeitet, daß er das Ich zum Herrn der anderen Teile macht. Wenn das Ich durchgearbeitet, zu seinem Eigentum gemacht hat den astralischen Leib, so daß nichts mehr von unbewußten und unbewachten Trieben, Instinkten und Leidenschaften in diesem Astralleib ist, dann hat es ausgebildet, was wir Geistselbst oder Manas nennen. Das ist nichts anderes, als was der astralische Leib auch ist, nur ist dieser eben vor seiner Umwandlung durch das Ich das dritte Glied. Wenn das Ich dann auch den Ätherleib umwandelt, so entsteht Buddhi oder Lebensgeist, und wenn das Ich einstmals in urferner Zukunft den physischen Leib umwandelt, so daß dieser durch das Ich selbst ganz vergeistigt ist — und das ist die schwierigste Arbeit, weil der physische Körper der dichteste ist —, dann hat sich der physische Leib zum höchsten Glied der menschlichen Wesenheit entwickelt, zu Atma oder Geistmensch.

Zeichnung aus GA 104, S. 176
Zeichnung aus GA 104, S. 176

So haben wir, wenn wir uns diesen Menschen vorstellen in seiner Siebengliedrigkeit, den physischen Leib, den Äther- oder Lebensleib, den astralischen Leib, das Ich, ferner dasjenige, was der Mensch in der Zukunft entwickelt, Geistselbst oder Manas, Lebensgeist oder Buddhi und Geistmensch oder Atma. Das ist der siebengliedrige Mensch. Doch wird der Mensch diese höheren Glieder erst in urferner Zukunft entwickeln. Auf unserer Erde ist es dem Menschen noch nicht beschieden, so weit auf sich zu wirken, daß er alle diese höheren geistigen Teile zur Ausbildung bringt.

Wenn wir so diesen siebengliedrigen Menschen betrachten, dann haben wir aber den Menschen, der heute vor uns steht, doch noch nicht ganz begriffen. Zwar ist es richtig, daß, wenn wir im großen und ganzen den Menschen überschauen, wir von diesen sieben Gliedern reden können. Aber wir müssen, wenn wir den heutigen Menschen verstehen wollen, noch genauer reden.

Sie werden sich erinnern, daß der physische Leib auf dem Saturn entwickelt worden ist, der Ätherleib auf der Sonne, der astralische Leib auf dem Monde, und daß das Ich auf der Erde sich ausbilden soll und sich bis zu einem bestimmten hohen Grad schon ausgebildet hat. Nun aber müssen wir diese Erdenentwickelung des Menschen noch etwas genauer ins Auge fassen. Dasjenige, was man Geistselbst, umgewandelten Astralleib nennt, daß der Mensch ganz vollkommen bewußt innerhalb dieses Geistselbstes, seines astralischen Leibes, wirkt und arbeitet, das wird für die große Zahl der Menschen erst am Ende der Erdenentwickelung erreicht sein. Dagegen mußte der Mensch während unserer Erdenentwickelung eine Art Vorbereitung durchmachen, die es schon im Laufe der Erdenentwickelung möglich machte, sozusagen halb bewußt und halb unbewußt an seinen drei niedrigen Gliedern zu arbeiten.

Dieses halb bewußte und halb unbewußte Arbeiten begann in der lemurischen Zeit, auf die wir ja schon hingewiesen haben. Damals fing das Ich im ganz dumpfen Bewußtsein an zu arbeiten, und zwar zunächst an dem astralischen Leib. Wenn Sie also die Erdenentwickelung verfolgen von der lemurischen Zeit aus in die erste atlantische herein, dann werden Sie finden, daß das Ich zuerst halb unbewußt, nur dämmerhaft bewußt, an seinem astralischen Leib arbeitete. Was damals zuerst auf der Erde als Umwandlungsprodukt des astralischen Leibes erschienen ist, nennen wir Empfindungsseele. Dann arbeitete während der atlantischen Zeit, währenddem die Luft durchzogen war von Nebelwassermassen, das Ich im dumpfen Bewußtsein am Ätherleib und arbeitete dasjenige aus, was man Verstandes- oder Gemütsseele nennt. Und von dem Zeitpunkte an, wo von der Gegend in der Nähe des heutigen Irlands aus der große Impuls gekommen ist, der die Völker vom Westen nach dem Osten getrieben und herübergeführt hat über die große atlantische Flut zu unserer neuen Kultur, von dem Beginn des letzten Drittels der atlantischen Zeit an arbeitete das Ich unbewußt am physischen Leib, und es arbeitete dasjenige hinein, was man die Bewußtseinsseele nennt, was dem Menschen die Anlage gab, ein mehr oder weniger selbstbewußtes Ich aus der Gruppenseelenhaftigkeit herauszuarbeiten, das erst mit der Erscheinung des Christus Jesus den großen Impuls der völligen Individualität erlangte. Da wurde der Mensch eigentlich erst fähig zu dem, was man Arbeiten im astralischen Leib mit mehr oder weniger Bewußtsein nennen kann. Wir haben eigentlich erst seit der Einprägung des Christentums auf der Erde damit begonnen, bewußt an unserem astralischen Leibe zu arbeiten. So daß, wenn wir heute vom Menschen sprechen, wir sagen müssen: Der Mensch hat entwickelt physischen Leib, Ätherleib, Astralleib, dann Empfindungsseele, den einstmals im dämmerhaften Bewußtsein umgewandelten Astralleib, die Verstandesseele, den in der atlantischen Urzeit dämmerhaft umgewandelten Ätherleib, und die Bewußtseinsseele, den in der letzten atlantischen Zeit dämmerhaft umgewandelten physischen Leib, so daß er sich allmählich heranbildete, um nach und nach Manas so weit zu entwickeln, wie es heute im Menschen zu beobachten ist.“ (Lit.:GA 104, S. 174ff)

Die hebräischen Bezeichnungen der Wesensglieder

Nach Rudolf Steiner waren in vorchristlicher Zeit bei König Salomo (hebr. שלמה, Schəlom:o) alle Wesenglieder schon in hoher Vollkommenheit veranlagt. Davon sind zunächst die Bezeichnungen der 7 hauptsächlichen Wesensglieder genommen:

„So hat denn dieser Vorfahre, den man gewöhnlich nur kennt unter dem Namen «Schelomo», «Schlomo» oder «Salomo», die drei Hauptnamen: Jedidjah (Geistesmensch), Kohelet (Lebensgeist), Salomo (Geistselbst); und er hat die vier Nebennamen Agur (Physischer Leib), Ben Jake (Ätherleib), Lamuel (Astralleib), Itiel (Ich bzw. Ich-Träger), weil diese Namen die vier Hüllen bedeuten, während die drei ersten Namen das göttliche Innerliche bezeichnen. Sieben Namen hat für die althebräische Geheimlehre diese Persönlichkeit.“ (Lit.:GA 116, S. 83)

Darüber hinaus gibt es im Tanach folgende Namen für die seelischen Wesensglieder: Nephesch (Empfindungsseele), Ruach (Verstandes- oder Gemütsseele) und Neschamah (Bewusstseinsseele) (Lit.: GA 122, München, 26. August 1910).

Entwicklung der Wesensglieder im einzelnen Erdenleben

Mit der eigentlichen Geburt wird erst der physische Leib als eigenständige Wesenheit geboren. Im Laufe des Lebens entfalten sich die höheren Wesensglieder in aufeinanderfolgenden siebenjährigen Entwicklungsperioden. In alten Zeiten war diese stufenweise Entfaltung der höheren Wesensglieder in hohem Maß durch die im Menschen veranlagten natürlichen Entwicklungskräfte gewährleistet. Diese Kräfte versiegen aber immer mehr. Heute muß der Mensch seine Entwicklung verstärkt durch sein bewusstes geistiges Streben selbst in die Hand nehmen.

Geistesmensch 56 - 63 Jahre
Lebensgeist 49 - 56 Jahre
Geistselbst 42 - 49 Jahre
Bewusstseinsseele 35 - 42 Jahre
Verstandes- oder Gemütsseele -> Ich 28 - 35 Jahre
Empfindungsseele 21 - 28 Jahre
Astralleib 14 - 21 Jahre
Ätherleib 7- 14 Jahre
Physischer Leib 0 - 7 Jahre

Entwicklung der Wesensglieder im Laufe der Weltentwicklung

Die Wesensglieder des Menschen entstanden bzw. entwickeln sich im Zuge der kosmischen Evolution durch die sieben planetarischen Weltentwicklungsstufen.

Auf dem alten Saturn wurde die Grundlage des physischen Leibes geschaffen. Dieser war damals noch ein reiner Wärmeleib. Während der folgenden Entwicklungsstufen nahm der physische Leib eine immer dichtere Gestalt an. Auf der alten Sonne war er gasförmig, auf dem alten Mond wurde er bis zum flüssigen Element verdichtet, um schließlich während unserer Erdentwicklung die feste Form anzunehmen. Aufgrund seiner langen Evolution hat der physische Leib bereits einen sehr hohen Vollkommenkeitsgrad erlangt.

Der Ätherleib wurde erst auf der alten Sonne geschaffen und war damals ganz aus den Lichtätherkräften gewoben. Auf dem alten Mond hat er zusätzlich die Klangätherkräfte in sich aufgenommen, und während der Evolution der Erde den Lebensäther.

Auf dem alten Mond wurde der Astralleib des Menschen gebildet, der aufgrund seiner relativ kurzen Entwicklungszeit wenig ausgereift ist und noch viele niedere Triebe und Begierden enthält.

Mit diesen drei Wesensgliedern trat das Menschenwesen in die Erdentwicklung hinüber. Wären keine neuen Impulse hinzugekommen, so hätte sich nun zunächst nur mehr die Empfindungsseele als verfeinerter Teil des Astralleibes ausbilden können. Um die weitere Entwicklung zu verstehen, muss man wissen, dass sich die Erdentwicklung in zwei Hälften gliedert, die mit den gegenwärtigen Planeten Mars und Merkur in Beziehung stehen. Als die Erde noch im astralen Zustand war, wurde sie von den damals noch rein ätherischen Marskräften durchdrungen. Aus diesen Marskräften, die der Erde auch das Eisen brachten, das in das menschliche Blut aufgenommen wurde, entsprang der entscheidende Impuls, der zur Bildung der Verstandesseele führte, deren Entwicklung in der griechisch-römischen Kulturepoche kulminierte. Innerhalb der Verstandesseele beginnt das individuelle Ich des Menschen aufzuleuchten. Die Bewusstseinsseele, die gegenwärtig ausgebildet wird, hängt eng mit den Merkurkräften zusammen. Wenn die Erde einmal wieder in den astralen Zustand übergegangen sein wird, werden die dann rein ätherischen Merkurkräfte ihre volle Wirkung entfalten. Durch den Einweihungsweg wird einiges von diesen Wirkungen schon jetzt in gewissem Sinne vorweggenommen. Die großen Eingeweihten, wie Buddha, Hermes usw., waren daher Merkureingeweihte.

Wenn der Mensch beginnt, vom Zentrum seines Ichs aus den Astralleib zu verwandeln, so bildet sich innerhalb der Bewusstseinsseele das Geistselbst (Manas) aus. Diese Entwicklung hat bereits begonnen, wird sich aber erst auf dem künftigen Jupiter (dem Neuen Jerusalem, von dem in der Apokalypse des Johannes die Rede ist) vollenden.

Während des künftigen Venuszustandes wird sich innerhalb des menschlichen Ichs der Lebensgeist (Buddhi) fertig ausgestalten, und auf dem zukünftigen Vulkan schließlich der Geistesmensch (Atma).

In der Beilage zu einem Brief an Marie von Sivers vom 25. November 1905 hat Rudolf Steiner diesen Entwicklungsgang durch folgende Skizze veranschaulicht:

Die Entwicklung der Wesensglieder im Lauf der planetarischen Weltentwicklungsstufen
Die Entwicklung der Wesensglieder im Lauf der planetarischen Weltentwicklungsstufen

Pythagoräisches Quadrat

Laut Rudolf Steiner bezieht sich das phythagoräische Quadrat, die sog. Tetraktys, auf die vier grundlegenden Wesensglieder des Menschen.

„Wenn vom physischen Körper die Rede ist, haben die meisten eine sehr unklare, verworrene Vorstellung von dem, was eigentlich der physische Körper ist. Wir haben ja eigentlich nicht den rein physischen Körper, sondern eine Zusammensetzung von dem physischen Körper mit den höheren Kräften vor uns. Physisch ist auch ein Stück Bergkristall. Aber das ist dem Wesen nach etwas ganz anderes, als das menschliche Auge oder das Herz, die doch auch physisch sind. Das Auge und das Herz sind Teile des physischen Körpers, aber vermischt mit den höheren Gliedern des Menschen und dadurch wird im Physischen etwas ganz anderes bewirkt als beim übrigen Physischen. Sauerstoff und Wasserstoff haben wir auch im Wasser vor uns, aber sie sehen da ganz anders aus, als wenn wir sie beide für sich sehen oder für sich haben. Dann treten sie uns ganz anders entgegen. Im Wasser haben wir eine Mischung der beiden vor uns. Was uns nun im physischen Körper des Menschen entgegentritt, ist auch eine Mischung aus dem Physischen mit dem Äther- und dem Astralkörper.

Das physische menschliche Auge ist ähnlich einer photographischen Kamera, denn wie in der Kamera entsteht darin ein Bild der Umwelt. Wenn man nun von dem physischen Auge alles abzieht, was in der Kamera nicht entsteht, dann hat man erst das Spezifische des physischen Auges. So muß man auch von dem ganzen physischen Körper alles abziehen, was nicht rein physisch ist, dann hat man erst das, was man im Okkultismus den physischen Körper nennt. Dieser kann unmittelbar nicht leben, nicht denken, nicht fühlen. Da bleibt dann übrig ein sehr weise eingerichteter äußerst komplizierter Automat, ein rein physikalischer Apparat. Diesen ganz allein gab es nur auf der Saturnstufe des menschlichen Daseins. Damals waren die Augen nicht anders vorhanden denn als kleine Kameras. Was darin von der Umwelt als Bild entworfen wurde, kam zum Bewußtsein einer Devawesenheit. In der Mitte des Saturnkreislaufes waren die sogenannten Asuras (die Archai) reif, den Apparat zu benutzen. Diese waren dazumal auf der Stufe der Menschheit. Sie benutzten diesen Automaten und die Bilder, die darin entstanden. Sie selbst waren nicht darinnen, sondern außerhalb und benutzten nur die Bilder; ähnlich wie wir uns jetzt photographischer Apparate bedienen können, um Bilder einer Landschaft aufzunehmen. Der physische Körper des Menschen war also dazumal ein von außen aufgeführter, architektonischer Aufbau eines physikalischen Apparates. Das ist die erste Stufe des menschlichen Daseins.

Die zweite Stufe der Ausbildung war die Durcharbeitung dieses physikalischen Apparates mit dem Ätherleib. Da wurde er ein lebender Organismus. Das drückte sich dann auch aus in der Konfiguration des Körpers. Der Automat war aufgebaut aus einer ziemlich festen undifferenzierten Masse, ähnlich wie heute eine Geleemasse ist, wie ein weicher Kristall.[4] Im zweiten Kreislauf, in dem Sonnendasein, wurde der physische Automat nun von dem Ätherkörper durchzogen. In diesem Sonnenkreislauf entstand auch das Sonnengeflecht (Solarplexus), das darnach benannt ist, weil das ein wirkliches Organ ist, von dem heute nur noch Rudimente vorhanden sind. Es arbeitet sich ein Nervensystem in den physikalischen Apparat hinein. Bei den Pflanzen ist noch etwas Ähnliches vorhanden. Das ist die zweite Stufe.

Aber diese Stufen sind nicht abgeschlossen; die Entwicklung geht graduell weiter. Ein solches wirksames Agens ist das Sonnengeflecht auch noch heute bei den Tieren, die kein Rückenmark ausbilden. Alle wirbellosen Tiere sind noch einzelne Ausbildungen zurückgelassener Stufen desjenigen, was früher veranlagt war. Die Wirbeltiere hat der Mensch erst auf der Erde aus sich herausgesetzt. Früher war der Mensch noch ähnlich organisiert wie heute etwa der Krebs. Der Mensch ist heute über die damalige Stufe hinausgeschritten, während der Krebs stehengeblieben ist. Überraschend ist es, daß das ganze Innere des Krebses eine gewisse Ähnlichkeit mit dem menschlichen Gehirn hat. Es gibt tatsächlich eine Ähnlichkeit zwischen der inneren Krebsgestalt und dem menschlichen Gehirn. Auch der Krebs ist eingeschlossen in eine harte Schale wie das menschliche Gehirn. Nachdem der Mensch ein Rückenmark ausgebildet und die oberen Wirbel umgestaltet hatte, warf er die harte Schale ab. Der Krebs hat sich nicht weiter entwickelt. Er hat sich an die äußere Umgebung angepaßt durch eine harte Schale, die ihm das sein mußte, was dem Menschen die schützende Hülle der ganzen übrigen Körperlichkeit ist.

Die dritte Stufe ist die, auf der das Ganze umorganisiert wird von dem hineinarbeitenden Astralleib. Das Umorganisieren ist verknüpft mit der Ausbildung des Herzens und dem Durchströmen mit dem warmen Blut. Das Fischherz ist auf dem halben Wege stehengeblieben.[5] Das Herz wird gleichmäßig in dem Maße ausgebildet als die innere Körperwärme zunimmt; das heißt nichts anderes als das Einziehen des Astralen in den Körper hinein.

Das Rückenmark mit dem Gehirn ist das Organ des Ich. Dieses ist von der dreifachen Schutzhülle des Astral-, Äther- und physischen Leibes umgeben. Nachdem das Organ des Ich (Rückenmark und Gehirn) vorbereitet worden ist, legt sich das Ich in das bereitgemachte Bett hinein und Rückenmark und Gehirn treten als Organe des Ich in dessen Dienst.

So setzt sich der vierfache Mensch zusammen. Das ist das Quadrat der Pythagoreer:

  1. Das Rückenmark und das Gehirn sind das Organ des Ich.
  2. Das warme Blut und das Herz sind das Organ des Kama (Astralleib).
  3. Der Solarplexus (Sonnengeflecht) ist das Organ des Ätherkörpers.
  4. Der eigentliche physische Körper ist ein komplizierter physikalischer Apparat.

So hat man den Menschen vierfach aufgebaut.

Was wir jetzt beschrieben haben, das nennt man im Okkultismus wieder einen Wirbel, etwas, das von außen hereinbaut und sich mit dem vereinigt, was innen sich aufbaut. Physischer Körper, Äther- und Astralkörper haben den Menschen aufgebaut. Dann macht sich der Punkt des Ich geltend, und dieses baut nun von innen heraus. Das sind die vier Teile des Menschen. So finden wir im Äußeren einen Abdruck des viergliedrigen Menschen. Alle Weiterentwickelung ist eine solche, daß der Mensch von diesem Punkt des Ich aus bewußt alles durchmacht, was er vorher schon unbewußt durchgemacht hat.“ (Lit.:GA 93a, S. 88ff)

In späteren Vorträgen hat Rudolf Steiner diese Zusammenhänge allerdings anders dargestellt. Demnach ist das Blut ist der unmittelbare physische Ausdruck des menschlichen Ich-Trägers. Deutlich wird das z.B. im Phänomen des Eröttens und Erbleichens. Auf ähnliche Weise ist das Nervensystem der Ausdruck des Astralleibs und das Drüsensystem der Ausdruck des Ätherleibs:

„Wenn wir ein Wesen vor uns haben, das wie der Mensch nicht nur den physischen Leib hat, sondern unsichtbare, höhere, übersinnliche Glieder seiner Natur, so finden sich die übersinnlichen Glieder in den niedersten Gliedern ausgedrückt. So wie Ihre inneren Seeleneigenschaften oberflächlich ausgedrückt sind in Ihren Gesichtszügen, in Ihrer Physiognomie, so ist Ihr physischer Leib auch ein Ausdruck für die Arbeit des astralischen Leibes und des Ich. Und der physische Leib stellt nicht nur sich selbst dar, sondern er stellt auch einen physischen Ausdruck dar der physisch unsichtbaren Glieder des Menschen.

So ist des Menschen Drüsensystem und alles, was wir dazu zählen, ein Ausdruck des Ätherleibes im Menschen. Alles, was wir zum Nervensystem zählen, ist ein Ausdruck des astralischen Leibes, und alles, was wir zum Blutsystem zählen, ein Ausdruck seines Ichträgers. Also im physischen Leibe selber haben wir wieder eine Vierheit zu unterscheiden, und nur der, welcher einer grobsinnlichen Weltanschauung huldigt, kann die verschiedenen Substanzen im menschlichen physischen Leibe als gleichwertig bezeichnen. Was uns als Blut durchpulst, ist eine solche Substanz dadurch geworden, daß in dem Menschen ein Ich wohnt. Das Nervensystem ist so gestaltet und von einer solchen Substanz, weil uns im Menschen ein astralischer Leib entgegentritt. Und das Drüsensystem ist so geworden dadurch, daß im Menschen ein Ätherleib ist.“ (Lit.:GA 112, S. 48)

Durch das Gehirn und das Rückenmark spiegelt der Mensch - und bis zu einem gewissen Grad auch die höheren Tiere - die ihn umgebende Außenwelt als eigenes Innenleben. Durch das Blut erlebt er auch seine eigene Gestalt als Innenleben und gestaltet nach Bildern dieses Innenlebens seinen eigenen Leib:

„Im Blute liegt das Prinzip für die Ich-Werdung. Ein Ich kann nur da zum Ausdrucke kommen, wo ein Wesen die Bilder, die es von der Außenwelt erzeugt, in sich selbst zu gestalten vermag. Ein Ich-Wesen muß fähig sein, die Außenwelt in sich aufzunehmen und innerhalb seiner selbst wieder zu erzeugen. Hätte der Mensch bloß Gehirn, so könnte er nur Bilder der Außenwelt in sich erzeugen und in sich erleben; er würde dann zu sich nur sagen können: Die Außenwelt ist in mir als Spiegelbild noch einmal wiederholt; kann er aber diese Wiederholung der Außenwelt zu einer neuen Gestalt aufbauen, dann ist diese Gestalt nicht mehr bloß die Außenwelt: sie ist «Ich». Ein Wesen mit bloßem sympathischen Nervensystem spiegelt die Außenwelt, es empfindet also diese Außenwelt noch nicht als sich, noch nicht als Innenleben. Ein Wesen mit Rückenmark und Gehirn empfindet die Spiegelung als Innenleben. Ein Wesen aber mit Blut erlebt als seine eigene Gestalt sein Innenleben. Durch das Blut wird mit Hilfe des Sauerstoffes der Außenwelt nach den Bildern des Innenlebens der eigene Leib gestaltet. Diese Gestaltung kommt als Ich-Wahrnehmung zum Ausdruck.“ (Lit.:GA 55, S. 57f)

Planetenwirkungen und Wesensglieder

Die zeitliche Entwicklung der Wesensglieder erfolgt in Siebenjahresperioden. Als menschlicher Mikrokosmos stehen sie dabei in vielfältiger Weise unter dem Einfluss des Makrokosmos. Richtet man die Aufmerksamkeit insbesondere auf die Wirkung der Planetensphären, so ergibt sich folgender elementarer Zusammenhang, in dem sich die okkulte Reihenfolge der Planeten widerspiegelt:

Geistesmensch 56 - 63 Jahre Saturn
Lebensgeist 49 - 56 Jahre Jupiter
Geistselbst 42 - 49 Jahre Mars
Bewusstseinsseele
Ich Verstandes- oder Gemütsseele 21 - 42 Jahre Sonne
Empfindungsseele
Astralleib 14 - 21 Jahre Venus
Ätherleib 7- 14 Jahre Merkur
physischer Leib 0 - 7 Jahre Mond

Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, der von der Erde bis hinauf zum Tierkreis und noch darüber hinaus bis zum sogenannten Kristallhimmel reicht, ergibt sich noch ein ganz anderer Zusammenhang: Während des ersten Lebensjahrsiebents arbeiten am Menschenwesen die Kräfte der Sonne und bilden seinen eigenständigen Ätherleib aus. Im zweiten Jahrsiebent kommen dazu die Kräfte des Mondes, die den Astralleib ausformen. Dann wirken bis etwa zum 21. Lebensjahr die schon viel feineren Kräfte der übrigen Planeten des Planetensystems, die schon viel schwerer zu bemerken sind. Bis zum achtundzwanzigsten Lebensjahr wirken noch, kaum mehr beobachtbar, die Konstellationen der Fixsterne. Doch dann stößt die natürliche Entwicklung an eine feste Grenze, den zurecht so genannten Kristallhimmel. Von nun an kann der Mensch dem Kosmos heute keine Kräfte mehr für seine Entwicklung entnehmen, sondern muss selbsttätig das verarbeiten, was er bisher aufgenommen hat. Gerade dadurch aber kann der Mensch nun sein eigenständiges Ich jetzt erst so richtig aus eigener Kraft entfalten (vgl. dazu auch das von Rudolf Steiner beschriebene → „Jüngerwerden der Menschheit“).

Verstandes- oder GemütsseeleIch 28 - 35 Jahre Kristallhimmel als natürliche Entwicklungsgrenze
Empfindungsseele 21 - 28 Jahre Fixsterne
Astralleib 14 - 21 Jahre Planeten
Ätherleib 7- 14 Jahre Mond
physischer Leib 0 - 7 Jahre Sonne

„Nun sehen Sie, der Mensch ist also tätig in seinem Inneren in den ersten sieben Lebensjahren mit den Kräften der Sonne, in den zweiten sieben Lebensjahren mit den Kräften des Mondes. Die Sonnenkraft bleibt dabei, aber die Mondenkräfte mischen sich dazu. In den dritten sieben Lebensjahren, von der Geschlechtsreife bis hinein in die Zwanzigerjahre, werden die viel feineren Kräfte der übrigen Planeten des Planetensystems in die menschliche Wesenheit hinein aufgenommen. Da treten in der menschlichen Wesenheit auf die anderen planetarischen Kräfte in dem Wachstumsprozeß, und weil diese schwächer, viel schwächer wirken als Sonne und Mond auf den Menschen, deshalb sind auch die Dinge, die der Mensch dann in sich aufnimmt, viel weniger nach außen hin anschaulich. Wir merken nicht mehr so stark, wie im Anfang der Zwanzigerjahre - währenddem die planetarischen Kräfte zwischen dem vierzehnten und einundzwanzigsten Lebensjahr ungefähr noch im menschlichen Leibe zu tun haben -, wie im Beginn der Zwanzigerjahre diese Kräfte anfangen nun im Seelisch-Geistigen zu wirken. Es sind die Planetenkräfte, die anfangen zu wirken im Seelisch-Geistigen, und derjenige, der Einsicht hat, der sieht dann den Menschen so an, daß er in dieser merkwürdigen Umwandlung, die der Mensch erfährt im Anfang der Zwanzigerjahre, merkt: bis daher haben eben nur Sonne und Mond aus dem menschlichen Tun gesprochen, jetzt modifizieren diese Sonnen- und Mondenwirksamkeit die planetarischen Kräfte. Das grobe Verfahren der Menschen, das grobe Beobachten hat sogar recht wenig Sinn dafür, diese Umwandlung ins Auge zu fassen, aber sie ist da.

Nun sehen Sie, es ist schon wahr, daß für den, der den Menschen betrachtet in bezug auf Gesundheit und Krankheit, die Erkenntnis dieser Zusammenhänge notwendig ist. Denn, was wissen wir denn eigentlich vom Menschen, sagen wir in seinem elften oder zwölften Lebensjahr, wenn wir da nicht wissen, daß die Mondenkräfte in ihm arbeiten?

Nun aber wird im Inneren die Frage entstehen: Wie geht es weiter? Der Mensch muß später auch, wenn auch die zu erneuernden Teile immer geringer werden, er muß jetzt später auch die Dinge erneuern. Nun sehen Sie, bis zum einundzwanzigsten, zweiundzwanzigsten Jahr wirkt ja aufeinanderfolgend Sonne, Mond, das Planetensystem in das menschliche Wachstum hinein. Dann wirken bis zum achtundzwanzigsten Lebensjahr noch die Konstellationen der Fixsterne; das entzieht sich also schon sehr der Beobachtung. Erst mit der Mysterienweisheit schaut man das Hereinspielen des ganzen Fixsternhimmels in den Menschen zwischen dem Anfang seiner Zwanzigerjahre und dem Ende seiner Zwanzigerjahre. Dann wird die Welt hart. Sie will nicht mehr hereinarbeiten in den Menschen; die Welt wird hart. Von diesem eigentümlichen Verhältnis des Menschen zur Welt in seinem achtundzwanzigsten, neunundzwanzigsten Lebensjahre, daß die Welt hart wird, weiß die heutige Wissenschaft kaum mehr etwas. Aristoteles lehrte es noch dem Alexander, indem er ihm sagte: Dann stößt man als Mensch an den Kristallhimmel; der ist hart. - Damit gewinnt der Kristallhimmel, der außerhalb der Fixsternsphäre ist, für die menschliche Anschauung seine Bedeutung, seine Realität. Damit fängt man an einzusehen, daß der Mensch im Weltenall keine Kräfte mehr findet, wenn er Ende der Zwanzigerjahre ist, um zu erneuern. Warum sterben wir denn nicht mit achtundzwanzig Jahren? Diese Welt, die uns umgibt, die läßt uns eigentlich mit achtundzwanzig Jahren sterben. Es ist wahr, wer den Zusammenhang des Menschen mit der Welt sieht, der schaut jetzt mit dem Bewußtsein in die Welt hinaus: O Welt, du erhältst mich eigentlich nur bis zum Ende der Zwanzigerjahre! - Aber gerade indem man das einsieht, fängt man erst an, den Menschen recht zu verstehen in seiner Wesenheit.“ (Lit.:GA 318, S. 59f)

In seinem Heilpädagogischen Kurs hat Rudolf Steiner noch eine weitere Perspektive aufgezeigt, wobei er wieder vom Zusammenhang der Wesensglieder mit den Planetensphären ausgeht, diesmal aber auch die beiden äußeren Planeten Uranus und Neptun einbezieht:

Geistesmensch Neptun Neptun
Lebensgeist Uranus Uranus
Geistselbst Saturn Saturn
Bewusstseinsseele Jupiter Jupiter
Verstandesseele Mars Mars
Empfindungsseele Venus Venus
Empfindungsleib Merkur Merkur
Ätherleib Mond Mond
Physischer Leib Sonne Sonne

„Nehmen Sie den Menschen einmal. Wir gliedern ihn ja, indem wir auf diejenige Gliederung schauen, welche mehr vom ätherischen Prinzip aus die ganze Wesenheit organisiert, wir gliedern ihn ja in den physischen Leib, den ätherischen Leib, den Empfindungsleib, den wir in Zusammenhang bringen mit der Empfindungsseele, die Verstandesseele, was die Griechen Kraftseele nennen, die Bewußtseinsseele, und hier kommen wir zu Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch. Nun sehen Sie, wenn man diese Glieder der menschlichen Natur ansieht, so stellen sie sich zunächst heraus als etwas, was in relativer Selbständigkeit betrachtet werden muß und den Menschen zusammensetzt. Aber eigentlich ist die Zusammensetzung bei jedem Menschen eine andere: Der eine hat ein bißchen mehr Kraft im Ätherleib, dafür weniger im physischen Leib, der andere ein bißchen mehr Kraft in der Bewußtseinsseele und so weiter, das hängt zusammen. In alldem steckt dann ja der Mensch mit seiner eigentlichen Individualität drinnen, die durch die wiederholten Erdenleben durchgeht, der diesen ganzen Zusammenhang erst vom Freiheitsprinzip aus in eine individuelle Regulierung bringen muß. Aber dasjenige, was vom Kosmischen herkommt, hängt so am Menschen, daß dem Physischen entspricht die stärkste Sonnenwirkung, die überhaupt auf die Menschen einen starken Einfluß hat. Dem ätherischen Leibe entsprechen die stärksten Mondwirkungen, dem Empfindungsleib die stärksten Merkurwirkungen, der Empfindungsseele die stärksten Venuswirkungen. Der Verstandesseele entsprechen die stärksten Marswirkungen, der Bewußtseinsseele die Jupiterwirkungen, dem Geistselbst der Saturn. Und das, was heute beim Menschen noch nicht entwickelt ist, das kommt im Uranus und Neptun zur Geltung, das sind ja die Vagabunden, die sich unserem Planetensystem später zugesellt haben, bei ihnen haben wir also die planetarischen Einflüsse zu suchen, die eigentlich unter normalen Verhältnissen auf die Geburtskonstellation nicht einen sehr starken Einfluß haben.“ (Lit.:GA 317, S. 171f)

Wesensglieder und Nervensystem

„Im sympathischen Nervensystem, das die Verdauungsorgane durchsetzt, waltet vornehmlich der ätherische Leib. Die Nervenorgane, die da in Betracht kommen, sind von sich aus vorzüglich nur lebende Organe. Die astralische und die Ich-Organisation wirken auf sie nicht innerlich organisierend, sondern von außen. Daher ist der Einfluß der in diesen Nervenorganen wirksamen Ich- und astralischen Organisation ein starker. Affekte und Leidenschaften haben eine dauernde, bedeutsame Wirkung auf den Sympathikus. Kummer, Sorgen richten dieses Nervensystem allmählich zugrunde. Das Rückenmarks-Nervensystem mit allen seinen Verzweigungen ist dasjenige, in welches die astralische Organisation vorzüglich eingreift. Es ist daher der Träger dessen, was im Menschen seelisch ist, der Reflexvorgänge, nicht aber dessen, was im Ich, in dem selbstbewußten Geiste vorgeht. Die eigentlichen Gehirnnerven sind diejenigen, die der Ich-Organisation unterliegen. Bei ihnen treten die Tätigkeiten der ätherischen und astralischen Organisation zurück.“ (Lit.:GA 27, S. 41)

Wesensglieder der Toten

Hauptartikel: Wesensglieder der Toten

Die Wesensglieder der Toten sind anders geartet als die des irdisch verkörperten Menschen. Indem der Mensch nach dem Tod stufenweise seine niederen Wesensglieder ablegt, wird er ebenso stufenweise von höheren geistigen Wesensgliedern umhüllt, die ihm von der geistigen Welt verliehen werden. Nachdem der Tote den Ätherleib abgelegt hat, wird er von einer Art Geistselbst umhüllt, das aber noch nicht jenes Geistselbst ist, das sich der Mensch später im Laufe der Weltentwicklung durch seine eigene Ich-Tätigkeit erwerben wird. Um Verwechslungen auszuschließen, hat Rudolf Steiner dafür auch den Ausdruck Seelenselbst gebraucht. Dieses dem Toten verliehene Geistselbst gibt ihm eine Art Triebkraft, durch die er während der Läuterungszeit sein vergangenes Erdenleben vom Tod bis zur Geburt zurückerleben kann.

Nach dem Kamaloka wird der Tote auch von Lebensgeist umhüllt, den Rudolf Streiner, wieder um Verwechslungen auszuschließen, auch als Lebensseele oder Seelenleben bezeichnet hat. Dieser Lebensgeist führt uns herum in der geistigen Welt, und zwar so, dass wir im rhythmischen Wechsel immer wieder die selben geistigen Orte besuchen, aus denen wir die geistigen Kräfte schöpfen können, die wir für unser nächstes Erdenleben brauchen.

Zuletzt werden wir auch noch mit einem Seelenmenschen umkleidet, der dem Geistesmenschen entspricht, den wir aus eigener Kraft aber erst auf dem künftigen Vulkan entwickelt haben werden.

„Indem der Mensch durch die Geburt ins physische Leben eintritt, kommt er allmählich und immer mehr und mehr in ein Verhältnis zu seinem physischen Leibe. Wir haben jetzt für dieses Verhältnis eine richtige Vorstellung kennengelernt. Man erwähnt, weil eben zuviel auseinanderzusetzen ist, nicht immer, daß etwas ähnliches auch zwischen dem Tode und einer neuen Geburt stattfindet. Man kann auch für die Zeit zwischen Tod und neuer Geburt die Sache ähnlich darstellen. Man kann sagen: Der Mensch tritt allmählich in ein Verhältnis zu etwas ähnlichem, wie hier zu seinem physischen Leib. Unsere physische Leiblichkeit ist nicht bloß eine physische Leiblichkeit, sondern sie umfaßt, wie wir wissen, den physischen Leib, den ätherischen oder Bildekräfteleib und den astralischen Leib oder das äußerlich Seelische, den Seelenleib. Wie wir uns diese drei Schalen oder Hülsen für das physische Leben anzueignen haben, so haben wir uns auch für die Zeit zwischen dem Tode und einer nächsten Geburt solche Hülsen anzulegen, und zwar auch drei Hülsen, die ich nennen will, damit sie nicht mit anderem verwechselt werden: Seelenmensch, Seelenleben oder Lebensseele und Seelenselbst. Wie wir uns hier für die physische Welt den physischen Leib aneignen, so eignen wir uns zwischen Tod und neuer Geburt den Seelenmenschen an; wie wir uns hier den Ätherleib oder Bildekräfteleib aneignen, so eignen wir uns dann das Seelenleben oder die Lebensseele an, und wie wir uns für die Welt hier den astralischen Leib, den Seelenleib, aneignen, so eignen wir uns nach dem Tode die Individualseele oder das Seelenselbst an. Ich wähle diese Ausdrücke aus dem Grunde, damit man es nicht mit dem verwechselt, was sich in einer andern Weise der Mensch für die Jupiter-, Venus- und Vulkanzeit aneignen wird, was ähnlich ist; aber weil es auf einer andern Daseinsstufe liegt, muß es doch unterschieden werden. Aber auf Ausdrücke kommt es dabei nicht an.“ (Lit.:GA 181, S. 186)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Je nach Gesichtspunkt kann, wie in diesem Artikel dargestellt, das Wesen des Menschen sinnvollerweise auch in eine andere Anzahl von Wesensglieder auseinandergelegt werden.
  2. vgl. Elmar Edel: Zu den Inschriften auf den Jahreszeitenreliefs der "Weltkammer" aus dem Sonnenheiligtum des Niuserre. In: Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Nr. 8. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1961, S. 237.
  3. vgl. dazu besonders: De anima, 2. Buch, Kap. 1-3
  4. In den Notizen von Marie Steiner heißt es: «...aufgebaut aus einer undifferenzierten Geleemasse, wie mineralische Protoplasma».
  5. Fische haben ein zweiteiliges Herz, bestehend aus Vorhof (Atrium) und Herzkammer (Ventrikel) auf der Bauchseite des Vorderkörpers. - Marie Steiner notierte: «Der Fisch ist wie ein halbes Herz.»
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