Karma

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Alois Delug - Die Nornen, 1895
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Karma ([ˈkaʁma] bzw. [ˈkərmə][1]; Sanskrit, n., कर्म, karman, Pali, kamma, „Wirken, Tat, Werk“, abgeleitet von der Sanskritwurzel कृ kṛ (kri) „tun, machen, handeln, wirken“; hebr. קַרְמָה karmā bzw. גּוֹרָל gôral „Los, Schicksal“), das universelle Schicksalsgesetz von Ursache und Wirkung, besagt, dass jede physische, seelische oder geistige Wirkung, die von einem Wesen ausgeht und - bewusst oder unbewusst - die geistig-kosmische Ordnung[2] stört, auf dieses selbst zurückschlägt und auch dessen eigene innere seelisch-astrale Ordnung stört und in Disharmonie zur geistigen Weltordnung bringt und dadurch sein Schicksal (von altniederländisch schicksel, „Fakt“) bestimmt. Karma gilt nicht nur für den Menschen, sondern für alle geistigen Wesen im gesamten Kosmos. Gebräuchliche Ausdrücke für das Schicksal - mit unterschiedlichen Bedeutungsnuancen - sind auch: Geschick (zu schicken „machen, dass etwas geschieht“), Verhängnis (von mhd. verhengen „hängen lassen, nachgeben, geschehen lassen, ergehen lassen“[3]), Fatum (lat. „Faktum“), Moira (griech. Μοῖρα), Kismet (von arab. قسمة, DMG qisma(t)) oder Los (ahd., mhd. (h)lôჳOmen“, „Orakel“).

In den meisten alten Kulturen war man davon überzeugt, dass der Mensch nicht nur einmal auf Erden lebt, sondern dass er wiederholte Erdenleben durchmacht, und dass damit das Rätsel unseres Erdenschicksals eng verbunden ist. Im Christentum trat diese Ansicht zunächst in den Hintergrund, obwohl sie keineswegs damit unvereinbar ist; tatsächlich finden sich sogar in der Bibel einzelne Andeutungen, die auf wiederholte Erdenleben hinweisen. In neueren Zeiten hat Lessing in seiner «Erziehung des Menschengeschlechts» wieder sehr deutlich und klar auf die Reinkarnationslehre hingewiesen. In der Anthroposophie Rudolf Steiners gibt es viele Anregungen, die zu einem besseren Verständnis von Wiederverkörperung und Schicksal, von Reinkarnation und Karma, führen können.

Das Karma wird der Astralwelt eingeschrieben

So wie der Ätherleib der Träger unseres Gedächtnisses ist, so werden die Wirkungen unserer Taten unserem Astralleib eingeschrieben. Wenn wir nach dem Tod das Kamaloka durchleben, wird all das, was wir hier nicht läutern können, der Astralwelt, der Weltenastralität, als unser Karma eingeschrieben. Es kann nicht in die höhere Astralwelt und noch weniger in das Devachan, also die eigentliche geistige Welt, mitgenommen werden und bleibt in der niederen Astralwelt der Erdensphäre zurück. Wenn wir zu einer neuen Inkarnation auf die Erde herabsteigen, wird unser Karma dem neu gebildeten Astralleib wieder einverwoben.

„... ebenso wie der Ätherleib das Werkzeug für unsere Gedanken ist, insofern sie Erinnerungen werden und dem Gedächtnis einverleibt werden, ebenso ist unser astralischer Leib das Werkzeug für unsere Taten. Sie entspringen aus unserem Astralleib. Alles was der Mensch tut, und so, wie ich es beschrieben habe, als Wirkung der Außenweit einverleibt, ist gebunden an das Werkzeug des menschlichen Astralleibes. Wie sein alltägliches Bewußtsein an den physischen Leib, wie seine Erinnerungen und sein Gedächtnis an den Ätherleib gebunden sind, so ist, wenn der astralische Leib auch noch so fein ist, alles was der Mensch tut, was Wirkung ist in der Außenwelt, getan durch den menschlichen Astralleib. Die Folge davon ist, daß es auch in einer gewissen Beziehung mit diesem Astralleib verbunden bleibt, wie das Gedächtnis verbunden bleibt mit dem Ätherleib. Wenn wir, wie wir gesehen haben, nach dem Tode in unserem Ätherleibe noch leben, dann bildet sich das Erinnerungstableau; das heißt, an unseren Ätherleib bleiben die Erinnerungen an unser eben vergangenes Leben gebunden. Wenn wir unseren Ätherleib dann einige Zeit nach dem Tode abgelegt haben und in den allgemeinen Lebensäther eingetragen ist, was unsere Persönlichkeit zuerst an Erinnerungen, an Gedächtnisinhalt bewahrt hat, dann leben wir aber noch ganz in unserem Astralleib. Wir haben das oftmals beschrieben, wie der Mensch noch lange in seinem Astralleib zu leben hat. In diesem Astralleib sind wir tatsächlich - wie das auch öfter beschrieben worden ist - mit den äußeren Wirkungen unseres Lebens verbunden. Es zeigt sich das auch äußerlich dadurch, daß der Mensch nach dem Tode rückwärts zu durchleben hat seine Tatenwelt, alles was er überhaupt an anderen Wesen auf der Erde getan oder verrichtet hat. Er fühlt sich in einer Zeit, von der wir gesagt haben, daß sie ungefähr ein Drittel seines vergangenen Lebens beträgt, wie hindurchgehend in seinem Astralleib durch seine Erdentatsachen, durch alles, was er auf der Erde verrichtet hat. Und ebenso wie - nachdem wir unseren Ätherleib wenige Tage nach dem Tode abgelegt haben - unsere persönlichen Erinnerungen in den allgemeinen Lebensäther eingeschrieben sind, so werden in der Zeit, in welcher wir noch mit dem Astralleib verbunden sind, alle unsere Taten in die allgemeine Weltenastralität eingeschrieben. Da stehen sie drinnen und wir bleiben mit ihnen ebenso verbunden, wie wir mit den Erinnerungen unserer Persönlichkeit verbunden bleiben, die als eine bleibende Notiz in den Weltenäther eingeschrieben sind, nur werden unsere Taten gleichsam in eine andere Weltennotiz eingetragen. Während wir die Taten unseres letzten Lebens zurückerleben, wird das alles in die allgemeine Weltenastralität eingetragen und wir bleiben damit verbunden. Durch unseren Astralleib gehören wir also bleibend unseren Taten an, insofern wir Erdenmenschen sind.

Was ich jetzt eben beschrieben habe, was uns mit unseren Taten verbindet, das ist Karma. Das ist in Wirklichkeit das Karma: was von unseren Lebenstaten eingetragen ist in die allgemeine Weltenastralität.“ (Lit.:GA 133, S. 140f)

Vergangenes und zukünftiges Karma

ΔΑΙΜΩΝ, Dämon

Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,
Die Sonne stand zum Gruße der Planeten,
Bist alsobald und fort und fort gediehen
Nach dem Gesetz, wonach du angetreten.
So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen,
So sagten schon Sibyllen, so Propheten;
Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt
Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.

Johann Wolfgang Goethe: Urworte. Orphisch

Der Menschen erlegt sich durch sein Handeln eine zukünftig zu erfüllende karmische Aufgabe auf, der er sich früher oder später nicht entziehen kann, die aber seine Freiheit nicht nur nicht antastet, sondern - zusammen mit der Erkenntnis von Gut und Böse - überhaupt erst möglich gemacht hat, denn Freiheit bedeutet vor allem auch, die tätige Verantwortung für die Folgen seiner Taten auf sich zu nehmen. Das Schicksal ist keine von den Göttern verhängte Strafe, sondern es ist das eigene höher Ich, das diese Verantwortung übernimmt und willentlich den Schicksalsvollzug herbeiführt. Die Verantwortung erschöpft sich nicht in einem Erdenleben. Aus anthroposophischer Sicht erweist sich das Schicksal einerseits ganz klar als Folge vorangegangener Erdenleben. Karma und Reinkarnation erscheinen damit für den irdisch verkörperten Menschen untrennbar miteinander verbunden. Karma ist aber nicht nur als mondenhafte Wirkung aus der Vergangenheit anzusehen. Nicht alles, was uns zustößt, ist durch vergangene Ereignisse bestimmt, sondern tritt völlig unverschuldet neu in unser Leben herein. Mögen wir auch augenblicklich daran leiden, so wird es doch seinen karmischen Ausgleich in der Zukunft finden.

Besonders wichtig wird künftig das in Freiheit bewusst aus den gegenwärtigen Verhältnissen geschaffene, in die Zukunft weisende sonnenhafte Karma sein, das als schöpferisch erzeugte Ursache neue positve Möglichkeiten eröffnet und solche auch für die gemeinschaftliche Arbeit in den kommenden Inkarnationen veranlagt. Diese beiden Seiten des janusköpfigen Karmas werden mittlerweile gerne als Mondenkarma (Vergangenheit) und Sonnenkarma (Zukunft) bezeichnet. Karma hilft, dem Menschen, sich von der Last der Vergangenheit zu befreien und eröffnet völlig neue Möglichkeiten für die Zukunft. Keineswegs darf es im Sinn einer streng deterministischen Prädestinationslehre missverstanden werden.

Rudolf Steiner spricht in diesem Zusammenhang auch von dem Schaffen aus den Verhältnissen, die sich nicht aus der Vergangenheit ableiten, sondern daraus, wie sich der Mensch in Freiheit zu den Tatsachen seiner Umwelt stellt.

„So sehen wir, wie gleichsam als letzter Abschluß dessen, was dem Menschen eingeprägt worden ist durch Saturn, Sonne und Mond, auf der Erde das Christus-Ereignis gekommen ist, welches dem Menschen das Höchste gegeben hat, was ihn fähig macht, in die Perspektive der Zukunft hinein zu leben und immer mehr heraus zu schaffen aus den Verhältnissen, aus dem, was nicht da und nicht dort ist, sondern davon abhängt, wie der Mensch sich stellt zu den Tatsachen seiner Umwelt, was im umfassendsten Sinne der Heilige Geist ist. Das ist wiederum solch ein Aspekt der christlichen Esoterik. Es hängt die christliche Esoterik zusammen mit dem tiefsten Gedanken, den wir haben können von aller Entwickelung, mit dem Gedanken der Schöpfung aus dem Nichts.

Deshalb wird auch jede wahre Entwickelungstheorie niemals den Gedanken der Schöpfung aus dem Nichts fallenlassen können. Nehmen wir an, es wäre nur Evolution und Involution, so wäre eine ewige Wiederholung da, wie es bei der Pflanze ist, so würde auf dem Vulkan nur dasjenige da sein, was auf dem Saturn seinen Anfang genommen hat. So aber kommt zur Evolution und Involution die Schöpfung aus dem Nichts hinzu und in die Mitte unserer Entwickelung hinein. Nachdem Saturn, Sonne und Mond vergangen sind, tritt auf die Erde der Christus als das große Bereicherungselement, welches bewirkt, daß auf dem Vulkan etwas ganz Neues da ist, etwas, was noch nicht da war auf dem Saturn. Derjenige, der nur von Evolution und Involution spricht, der wird von der Entwickelung so sprechen, als wenn sich alles nur wiederholen würde wie ein Kreislauf. Solche Kreisläufe aber können nimmermehr die Weltenentwickelung wirklich erklären. Nur wenn wir zur Evolution und Involution diese Schöpfung aus dem Nichts hinzunehmen, die den Verhältnissen, die da sind, Neues einfügt, dann kommen wir zu einem wirklichen Verständnis der Welt.“ (Lit.:GA 107, S. 313f)

Zuvor hatte Rudolf Steiner das schon anhand von Beispielen erläutert, die deutlich machen, dass dabei das mondenhafte Karma der Vergangenheit keine Rolle spielt, wohl aber die Freude, die sich als etwas ganz Neues aus dem gegenwärtigen Anblick der Verhältnisse ergibt, denen man sich frei gegenüberstellt hat.

„Nehmen Sie an, Sie hätten einen Menschen vor sich, der zwei anderen gegenübersteht. Nehmen wir alles das, was zur Entwickelung gehört, zusammen. Nehmen wir den einen Menschen, der die zwei anderen betrachtet, vor uns und sagen wir: er ist durch frühere Inkarnationen hindurchgegangen, er hat das herausentwickelt, was frühere Inkarnationen in ihn hineingelegt haben. Das ist auch bei den beiden anderen Menschen der Fall, die vor ihm stehen. Nehmen wir nun aber an, dieser Mensch sagt sich jetzt folgendes: Der eine Mensch neben dem anderen nimmt sich hier doch sehr schön aus. - Es gefällt ihm, daß gerade diese zwei Menschen nebeneinanderstehen. Ein anderer Mensch brauchte gar nicht dieses Wohlgefallen zu haben. Das Wohlgefallen, das der eine an dem Zusammenstehen hat, das hat gar nichts zu tun mit den Entwickelungsmöglichkeiten der beiden anderen, denn das haben sie sich nicht erworben, daß sie nebeneinanderstehend dem dritten gefallen. Das ist etwas ganz anderes, das hängt allein davon ab, daß er gerade den beiden Menschen gegenübersteht, Sie sehen also, der Mensch bildet sich im Innern das Gefühl der Freude über das Zusammenstehen der beiden, die vor ihm stehen. Dieses Gefühl ist durch gar nichts bedingt, was mit der Entwickelung zusammenhängt. Solche Dinge gibt es in der Welt, die nur dadurch entstehen, daß die Tatsachen zusammengeführt werden. Es handelt sich nicht darum, daß die beiden Menschen durch ihr Karma verbunden sind. Diese Freude, die er daran hat, daß die beiden Nebeneinanderstehenden ihm gefallen, wollen wir in Betracht ziehen.

Nehmen wir noch einen anderen Fall. Nehmen wir an, der Mensch stehe hier an einem bestimmten Punkte der Erde und richte seine Blicke in den Himmelsraum hinein. Da sieht er eine gewisse Sternenkonstellation. Würde er fünf Schritte weiter stehen, würde er etwas anderes sehen. Dieses Anschauen ruft in ihm das Gefühl der Freude hervor, die ganz etwas Neues ist. So macht der Mensch eine Summe von Tatsachen durch, die ganz neu sind, die gar nicht durch seine frühere Entwickelung bedingt sind. Alles, was das Maiglöckchen bringt, liegt in der früheren Entwickelung bedingt. Das ist aber nicht der Fall mit dem, was aus der Umgebung auf die Menschenseele wirkt. Der Mensch hat eine ganze Menge Angelegenheiten, die nichts zu tun haben mit einer früheren Entwickelung, sondern die dadurch da sind, daß der Mensch durch gewisse Verhältnisse in Berührung kommt mit der Außenwelt. Aber dadurch, daß der Mensch diese Freude hat, ist sie in ihm etwas geworden, ist sie für ihn ein Erlebnis geworden. Es ist etwas entstanden in der Menschenseele, was durch nichts Früheres bestimmt ist, was aus dem Nichts heraus entstanden ist. Solche Schöpfungen aus dem Nichts entstehen fortwährend in der menschlichen Seele. Es sind die Erlebnisse der Seele, die man nicht durch Tatsachen erlebt, sondern durch Relationen, durch Beziehungen zwischen den Tatsachen, die man sich selber herausbildet. Ich bitte, wohl zu unterscheiden zwischen Erlebnissen, die man aus den Tatsachen, und denjenigen, die man aus den Beziehungen zwischen den Tatsachen hat.

Das Leben zerfällt wirklich in zwei Teile, die ohne Grenze ineinanderlaufen: in solche Erlebnisse, die streng durch frühere Ursachen, durch Karma bedingt sind, und in solche, die nicht durch Karma bedingt sind, sondern neu in unseren Gesichtskreis hereintreten.“ (Lit.:GA 107, S. 303f)

Das Schaffen aus den Verhältnissen nennt man in der christlichen Esoterik auch das Schaffen im Geiste.

„Das Schaffen aus Verhältnissen heraus nennt man in der christlichen Esoterik das Schaffen im Geiste. Und das Schaffen aus richtigen, schönen und tugendhaften Verhältnissen heraus nennt man in der christlichen Esoterik den Heiligen Geist. Der Heilige Geist beseligt den Menschen, wenn er imstande ist, aus dem Nichts heraus das Richtige oder Wahre, das Schöne und Gute zu schaffen. Damit aber der Mensch imstande geworden ist, im Sinne dieses Heiligen Geistes zu schaffen, mußte ihm ja erst die Grundlage gegeben werden, wie zu allem Schaffen aus dem Nichts. Diese Grundlage ist ihm gegeben worden durch das Hereintreten des Christus in unsere Evolution. Indem der Mensch auf der Erde das Christus-Ereignis erleben konnte, wurde er fähig, aufzusteigen zum Schaffen im Heiligen Geist. So ist es Christus selbst, welcher die eminenteste, tiefste Grundlage schafft. Wird der Mensch so, daß er feststeht auf dem Boden des Christus-Erlebnisses, daß das Christus-Erlebnis der Wagen ist, in den er sich begibt, um sich weiterzuentwickeln, so sendet ihm der Christus den Heiligen Geist, und der Mensch wird fähig, im Sinne der Weiterentwickelung das Richtige, Schöne und Gute zu schaffen.“ (Lit.:GA 107, S. 312f)

Das Karma aus der Vergangenheit offenbart sich in der Form des Kopfes, in dem die Archai, Archangeloi und Angeloi wirken. Das künftige Karma reift unsichtbar im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System heran, in dem die Throne, Cherubim und Seraphim leben. Dazwischen liegt das rhythmische System mit dem Herzen als Zentrum, in dem die Hierarchie der Exusiai, Dynamis und Kyriotetes gegenwärtig sind.

„So daß wir uns sagen können bei dem, was in der Kopfesform sichtbar wird, wirklich äußerlich sichtbar: Jeder Mensch hat seinen eigenen Kopf, es hat gar keiner ganz genau die Kopfbildung des anderen. - Obwohl sich die Menschen oftmals ähnlich schauen, sind sie in ihrem Karma unähnlich. In der Kopf bildung tritt das Karma der Vergangenheit des Menschen für die physisch-sinnliche Anschauung zutage; in dem Stoffwechsel-Gliedmaßen-System das künftige Karma; geistig verborgen, unsichtbar ist es da. So daß wir, wenn wir geistig vom Menschen sprechen, sagen können: Der Mensch besteht auf der einen Seite darinnen, daß er sein vergangenes Karma sichtbar macht, auf der anderen Seite darinnen, daß er sein zukünftiges Karma unsichtbar in sich trägt.

So können wir aufsteigen zu einer innerlich-geistigen Betrachtung des Menschen. Wenn wir den Stoffwechsel-Gliedmaßen-Menschen betrachten, so ist darin nur das Physische und das Ätherische ein Niedriges; es leben im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System die Wesenheiten der höchsten Hierarchie. Gehen wir zum Kopfe, so ist der Kopf allerdings in physisch-sinnlicher Weise das Vollkommenste am Menschen, weil er in äußerer, sichtbarer Weise dasjenige in sich trägt, was geistig hinüberwirkt aus früheren Erdenleben - man schätzt ihn ja auch gewöhnlich am meisten -, aber er ist es nicht in geistiger Beziehung. Denn während im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System Throne, Cherubim, Seraphim leben, so leben im Kopfsystem Archai, Archangeloi, Angeloi. Die sind es, die im wesentlichen hinter all dem stehen, was wir mit unserem Kopf in der sinnlich-physischen Welt erleben. Die leben in uns, in unserem Kopfsystem; sie handeln hinter unserem Bewußtsein, sie treffen auf die Wirkungen der bloß physisch-sinnlichen Welt und sie spiegeln das zurück, und wir werden uns erst der Spiegelbilder bewußt. Dasjenige, dessen wir im Kopfsystem bewußt werden, ist nur der Schein der Taten der Archai, Archangeloi, Angeloi in uns (es wird gezeichnet). Soll ich das Schema fortsetzen, so muß ich sagen: Im Kopfsystem des Menschen, am anderen Pole, wirken Archai, Archangeloi, Angeloi. - Ich brauche immer für die geistigen Wesen, die ebensogut mit anderen Ausdrücken benannt werden könnten, die Ausdrücke der älteren christlichen Weltauffassung, die noch das Spirituelle, das Geistige hatte.

Zwischen dem Nerven-Sinnes-System, das vorzugsweise im Kopfe verankert ist, und dem Stoffwechselsystem trägt der Mensch das rhythmische System. In diesem rhythmischen System ist dasjenige, was zwischen Lunge und Herz vorgeht. In alledem lebt drinnen die Hierarchie der Exusiai, Dynamis, Kyriotetes.“ (Lit.:GA 239, S. 262ff)

Das Leben als sinnvolle Ganzheit

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Im Rückblick auf sein Leben schrieb Johann Wolfgang von Goethes «Urfreund» Karl Ludwig von Knebel über die innere Stimmigkeit des Schicksals, die das Leben als sinnvolle Ganzheit erkennen lässt:

„Den 30. December 1833.
- Man wird bei genauerer Beobachtung finden, daß in dem Leben der meisten Menschen sich ein gewisser Plan findet, der, durch eigene Natur, oder durch die Umstände, die sie führen, ihnen gleichsam vorgezeichnet ist.
Die Zustände ihres Lebens mögen noch so abwechselnd und veränderlich sein, es zeigt sich doch am Ende ein Ganzes, das unter sich eine gewisse Übereinstimmung bemerken läßt.
Ich habe dieses, bei meinem hohen Alter, unter den mancherlei Umständen, die mein Leben leiteten, sonderlich bemerkt. Es ist nicht meine Absicht, und würde sich eben auch nicht sonderlich belohnen, solche einzeln hier anzuführen; aber wenn ich nun zusammenrechne, was mein und der Meinigen Loos im Leben also gewürfelt hat, so finde ich in dem Facit meist überall vollkommene Übereinstimmung.
Die Hand eines bestimmten Schicksals, so verborgen sie auch wirken mag, zeigt sich auch genau, sie mag nun durch äußere Wirkung oder innere Regung bewegt sein;ja, widersprechende Gründe bewegen sie oftmals in ihrer Richtung.
So verwirrt der Lauf ist, so zeigt sich doch immer Grund und Richtung durch.»“

Karl Ludwig von Knebel: K. L. von Knebel's literarischer Nachlaß und Briefwechsel. Herausgegeben von K. A. Varnhagen von Ense und Th. Mundt. Dritter Band. Leipzig, 1836. S. 452[1]

Schicksalsgötter

Das Karma entfaltet sich durch die Wirkung geistiger Wesen, die entsprechend als Schicksalsgötter bezeichnet werden können. So sind etwa die Moiren (griech. μοῖραι moirai) Lachesis, Klotho und Atropos die drei Schicksalsgöttinnen der Griechischen Mythologie und vergleichbar den Nornen der Nordischen Mythologie: Urd (das Gewordene), Verdandi (das Werdende) und Skuld (das Werdensollende), d. h. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. In der römischen Mythologie entsprechen ihnen die Parzen (lat. Parcae).

Nach indisch-theosophischer Auffassung sind die Lipikas (skrt. Schreiber) die Herren des Karmas. Sie tragen unsere Taten und Gedanken in die Akasha-Chronik ein und wirken als geistigen Helfer, wenn wir zu einer neuen irdischen Verkörperung herabsteigen, um hier unser in früheren Inkarnationen aufgehäuftes Schicksal auszutragen.

Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass mit dem Ende des 20. Jahrhunderts der Christus selbst immer mehr zum Herrn des Karmas wird.

Individuelles Karma und Gemeinschaftskarma

Neben dem individuellen Karma hat der Mensch, insofern er immer auch einer Menschengemeinschaft und damit einem Gruppen-Ich angehört, auch ohne jede persöhnliche Verfehlung Anteil am Gemeinschaftskarma, z.B. am Familienkarma, am Volkskarma usw. und insbesondere am Menschheitskarma.

„Wir dürfen aber nicht nur beim einzelnen Menschen von Karma sprechen; der Mensch darf sich nicht als Einzelwesen betrachten, das wäre grundfalsch, genau so falsch, als wenn der einzelne Finger an unserer Hand sich als Einzelwesen fühlen wollte. Genau so weit, wie der Finger kommen würde, wenn er sich vom Organismus absondern würde, würde der Mensch kommen, wenn er sich einige Meilen über die Erde erheben würde. So ist der Mensch, wenn er in die Geisteswissenschaft eindringt, geradezu gezwungen, an der Hand dieser Erkenntnis einzusehen, daß er sich nicht der Täuschung hingeben darf, auf sich selbst als Einzelwesen zu bestehen. So ist es in der physischen und noch viel mehr in der geistigen Welt. Der Mensch gehört der ganzen Welt an und hat auch sein Schicksal in der Gesamtheit. Das Karma betrifft nicht nur den einzelnen Menschen, sondern es geht auch über das Leben von ganzen Völkern dahin.“ (Lit.:GA 100, S. 86f)

„Jedes Volk, jede Rasse, jeder Stamm hat eine gemeinsame Astralmaterie, die Inkarnationsmaterie für den Volksgeist. Der Volksgeist erreicht immer seine Entwicklung etwas früher als die einzelnen im Volk. Der Volksgeist kann von der Mitte eines Zyklus an Karma ansammeln. Wir bilden mit an dem Karma des Volkes, der Rasse und so weiter. Kollektiv-Karma wird dies genannt. Es ist eine Realität. Es wird dadurch bewirkt, daß diejenigen Wesen, die eine Stufe weiter sind, auch Karma haben. Die internationalen Bestrebungen gehören einem noch umfassenderen Geiste an, der die gesamte Astralmaterie der Erde umfaßt, dem wirklichen Erdgeist. Die physische Erde ist auch der physische Körper für diesen Erdgeist, den planetarischen Logos, der, wenn man sich zu ihm erhebt, das Karma der ganzen irdischen Entwicklung bedeutet. Internationale Bestrebungen sind der erste Ansatz zu jener großen Einheit, die entstehen wird auf dem Arupaplan. Der Theosoph lebt in der Idee dieser großen Einbeziehung, des Konzentrierens auf einen Punkt.“ (Lit.:GA 89, S. 154f)

„Noch aus einem anderen Grunde wird man sich zu einer tieferen Ansicht über die Dinge aufraffen müssen. Wir erleben es, wie im Widerspruche mit sich die heutige Welt sich zeigt. Die Menschen können noch nicht anders, als die Dinge so aufzufassen, daß sie durchaus dem anderen die Schuld geben. Wird einmal eine Zeit kommen, in welcher die tieferen Wahrheiten über das Karma in die Menschengemüter übergegangen sein werden, dann wird diese Art, dem anderen die Schuld zu geben in bezug auf das, was zu durchleben ist, nicht mehr stattfinden. Denn dann wird man wissen, daß jedes Volk dasjenige in seinem Karma durchlebt, was es um seinetwillen zu durchleben hat. Das Volk erlebt die Notwendigkeit, die Kräfte im Kampfe zu stärken, nicht wegen des anderen, sondern um seinetwillen, um vorwärtszukommen; der andere ist in gewisser Beziehung nur der Vollstrecker. Dadurch wird die Betrachtung abgelenkt auf das Volksseelenkarma. Und die Aussage: Hier stehe ich und dort steht der andere, der hat die Schuld, der macht es, daß ich durch diese Ereignisse, durch diese Kämpfe hindurch muß, der hat sie angezettelt, das erscheint gegenüber einer höheren Betrachtung so, wie wenn ein fünfzigjähriger Mann ein Kind ansieht - das Kind ist jung, und er ist alt; als das Kind noch nicht da war, war er noch nicht alt, und indem das Kind heranwächst, wird er alt - und wenn er nun sagen wollte: Das Kind, das hat die Schuld, daß ich alt werde; denn würde das Kind nicht heranwachsen und älter werden, so würde ich nicht alt werden! Aber das Kind kann ihn nur aufmerksam machen auf das Altwerden.

Das ist zu beachten, daß jedes Volk dasjenige, was es erlebt, und wenn es die schwersten Ereignisse sind, aus seinem Karma heraus erleben muß. Sagen Sie nicht, wenn eine solche Wahrheit in die Menschengemüter übergehe, wird es etwas Untröstliches sein, was so in die Gemüter übergeht; sondern das wird gerade zu einer heroischen Lebensauffassung, zu einer tapferen Lebensauffassung führen, zu einer Lebensauffassung, welche die Evolution in sich schließt. Man wird, wenn eine solche Lebensauffassung die Menschen ergreift, es als verschwendete Kräfte ansehen, die Schuld immer im anderen zu sehen und immer nach dem gewöhnlichen Schluß zu verfahren. Man wird an die Kräfte appellieren, die einen selber vorwärtsbringen können. Man wird lernen, sich auf jedem Gebiete mit seinem Schicksal zu identifizieren. Wir haben ja im öffentlichen Vortrage gesehen, daß dieses Schicksal, das man so gern als etwas Äußeres ansieht, erst dann richtig begriffen wird, wenn wir in dieses Schicksal ausfließen. So ist es auch mit dem Volkskarma. Wenn die Liebe auf die Erde kommt, dann wird diese Gesinnung unter die Menschen kommen.“ (Lit.:GA 157, S. 69f)

Weltenkarma

Hauptartikel: Weltenkarma

„Wenn Sie nun sich erinnern, daß die einzelnen Weltenkörper ihre Bewegung beibehalten, nachdem sie sozusagen für sich selber den Abschluß gefunden haben, für sich selber fertig sind, dann werden Sie auch verstehen, was man nennen muß das Karma dieser Weltenkörper. Von dem Augenblicke an, wo der Planet für sich selber an seinen Abschluß gekommen ist, müssen diejenigen Wesenheiten, die zu ihm gehören, wieder mit seiner Auflösung, mit seinem Verschwinden aus dem Weltzusammenhange rechnen. Wir haben also, wenn wir zum Beispiel die alte Saturnentwickelung verfolgen, uns zu sagen: Bis zum Zusammenfügen der ganzen Wärmekugel ist der Vorgang der Saturnentwickelung ein aufsteigender, oder auch, wenn Sie wollen, ein absteigender, denn es ist ein Verdichtungsprozeß. In dem Augenblicke nun, wo sich der Saturn weiterdreht - aber jetzt bei der ersten Saturnentwickelung -, da ist die Saturnkugel gegeben, da sind die Dinge vorhanden, um die es sich handelt. Wenn die Geister daran beteiligt sind, so müssen sie bei der Auflösung mit dem rechnen, was bis zur Entstehung zusammengebaut worden ist, und das ist Karma. Man kann dem nicht entkommen, die Dinge müssen so aufgelöst werden, wie sie zusammengebaut worden sind. So erfüllt sich das Karma der ersten Hälfte der Evolution in der zweiten Hälfte. Es wird abgebaut nach und nach in der zweiten Hälfte der Evolution, was in der ersten Hälfte zusammengebaut worden ist. Weltentstehung ist Erzeugung von Karma; Weltvergehen im umfassendsten Sinne des Wortes ist nichts anderes als Leid unter dem Karma und auch wiederum Auslöschen des betreffenden Karmas. So ist es im großen, so aber auch im kleinen bei jedem Planeten. Denn ein jeder Planet spiegelt die Verhältnisse im großen getreulich wider.

Auch bei einem Volke können Sie denselben Vorgang sehen. Denken Sie sich ein Volk, aufstrebend in der Jugendentwickelung, voller Tatkraft, voller Energie; denken Sie sich dieses Volk aus sich herausgebärend Zeitepoche nach Zeitepoche, die mannigfaltigsten Bildungs- und Kulturelemente: Das alles muß zu einem Höhepunkt kommen, aber indem sich das alles ansammelt, sammelt sich auch Karma des Volkes an. Geradeso wie sich bei der Saturnentwickelung Karma ansammelt, indem man zu rechnen hat mit demjenigen, was entstanden ist, so sammelt sich auch bei einem Volke Karma an, während die Kultur aufgebaut wird. Dieses Karma ist gerade in seinem höchsten Punkt, in seinem stärksten Maße vorhanden da, wo sozusagen das Volk die ursprünglichen, elementaren Kräfte aus sich herausgeboren hat.

Nun haben wir gesehen, daß überall leitende Wesenheiten sind. Wir haben bei der Erde gesehen, wie höhere geistige Wesenheiten, Engel, Erzengel, Urkräfte, herabsteigen und wie sie da, wo sich die Menschheit noch nicht selber vorwärts helfen kann, die Menschheit leiten und sie zu einer gewissen Höhe fuhren. Es sind das die geistigen Wesenheiten der Hierarchien, die in früheren Zeiten ihre Vollendung und Reife erhalten haben. Wenn aber diese Höhe erreicht ist, wenn sozusagen die Geister, die aus himmlischen Höhen heruntersteigen, um die Völker zu leiten, wenn die Geister ihr Ziel erreicht haben, dann müssen andere geistige Wesenheiten sich zu Führern, sich zu Lenkern der entsprechenden Völker machen. Wenn die Völker über ihren Höhepunkt hinaus in einer gewissen Weise noch steigen sollen, dann müssen führende Persönlichkeiten freiwillig sich dazu hergeben, Träger zu sein höherer geistiger Wesenheiten; dann nur ist es möglich, dasjenige, was im ursprünglichen Plan lag, sozusagen um gewisse Stufen zu überschreiten, weiterzuführen. Aber eines muß in diesem Falle geschehen: Diejenigen, die da heruntersteigen in Wesenheiten, welche die Führer der Völker sein sollen, die nach einem bestimmten Punkte die Kultur weiterführen sollen, die müssen, weil sich Karma aufgesammelt hat, dieses Karma auf sich nehmen. Das ist das bedeutsame Gesetz von dem Auf sichnehmen des Karmas der Völker und Rassen. Von einem gewissen Zeitpunkte an müssen die führenden Persönlichkeiten das Völker- oder Rassenkarma in sich tragen, es übernehmen in einer gewissen Beziehung. Das ist das Wesentliche, daß solche Individualitäten, wie zum Beispiel Hermes eine war, übernehmen mußten, was im Karma ihres Volkes lag, was sich bis dahin in einem gewissen Grade aufgesammelt hatte. Diese Dinge sind auf dem einzelnen Planeten Spiegelbilder der großen kosmischen Vorgänge.“ (Lit.:GA 110, S. 147ff)

Karmischer Ausgleich und Sündenvergebung

Siehe auch: Sündenvergebung

Durch den karmischen Ausgleich werden die subjektiven Folgen der Sünden getilgt, nicht aber deren objektive Wirkungen, die in der Akasha-Chronik eingeschrieben sind. Um auch diese aufzuheben, bedarf es der Erlösung durch den Christus, der durch die Sündenvergebung die objektiven Auswirkungen der Sünden auf sich nimmt. Karma darf in diesem Sinn nicht als Weg zur Selbsterlösung missverstanden werden. Umgekehrt enthebt die Sündenvergebung den Menschen allerdings keineswegs davon, die karmischen Rückwirkungen seiner Verfehlungen auf seine eigene Wesenheit im Zuge des Reinkarnationsgeschehens auszugleichen.

„«Alle Sünden werden euch vergeben werden, nur nicht die wider den Geist», das heißt: gegen Karma. Was nicht am Karma hängt, davon ist der Mensch gerettet durch Christus. Wenn ich einem Kaufmann helfen soll, der vor dem Bankrott steht, werde ich ihm sagen: Ich verderbe dir ja die Bilanz? Wer mächtig ist, kann zweien helfen, noch mehr kann helfen, wer mächtiger ist. Der Mächtigste kann allen helfen. Kein Widerspruch besteht zwischen Karma und Christentum. Was ich helfe, wirkt in des anderen Karma weiter. – Die Sünden der Nahverwandtschaft sind Erbsünden. Alles, was von der Nahverwandtschaft kommt, ist erst christlich [zu] überwinden.“ (Lit.:GA 244, S. 153)

Karma ist - bis zu dessen Auflösung, d.h. bis zur Wiederherstellung der inneren Ordnung durch die Wiedereingliederung in die kosmische Harmonie - ein Wesensbestandteil des verursachenden Wesens selbst und völlig unabhängig von jedwedem göttlichen Richterspruch. Karma hat daher nichts mit „Göttliche Gnade“ oder „Strafe“ zu tun und kann nur durch das verursachende Wesen selbst aufgelöst werden. Das kann nicht durch den egoistischen Wunsch nach „Besserung“ geschehen, sondern zunehmend nur mehr durch eine die Grenzen des Ego überschreitende liebevolle Hinwendung zur Welt, durch eine Bereicherung der Welt durch das eigene freie schöpferische Tun und durch die bewusst gewählte Bereitschaft, das Leid und die Schmerzen zu tragen, zu ertragen, die durch die Verfehlung entstanden sind (vgl. Jes 53,1-12 LUT) - und im Idealfall noch darüber hinaus. Nur dadurch kann die gestörte Harmonie des Weltgefüges wiederhergestellt werden. Dieser Grundgedanke liegt schon dem Buddhismus zugrunde, als der „Lehre von Liebe und Mitleid“, und gilt im höchsten Maß für den Christus, der aus freiem Entschluss und ohne jegliche karmische Schuld „die Sünden und die Leiden der Welt“ auf sich genommen und dadurch die Erlösung gebracht hat (vgl. 1 Joh 2,2 LUT).

Ein Teil der karmischen Wirkungen kann auf diesem Weg noch im selben Erdenleben getilgt werden, ein weiterer Teil nach dem Tod im Kamaloka (Fegefeuer) und der Rest in späteren irdischen Inkarnationen. Im Buddhismus wird entsprechend unterschieden:

  • Zu Lebzeiten reifendes Karma (Pali: Ditthadhamma-vedaniya-kamma)
  • Im nächsten Leben reifendes Karma (Pali: Upapajja-vedaniya-kamma)
  • In späteren Leben reifendes Karma (Pali: Aparapariya-vedaniya-kamma)

So ist die karmische Aufgabe beschaffen, die sich der Mensch als Folge seiner früheren Tat selbst gesetzt hat, und die zwar mit innerer Notwendigkeit an ihn herantritt, aber durchaus auf verschiedenste Weise gelöst werden kann. Die Freiheit - die dem Menschen allerdings erst heute im Bewusstseinsseelenzeitalter ansatzweise möglich ist - wird dadurch nicht angetastet. Dass sich die Aufgabe früher oder später stellt, ist unausweichlich, wie sie gelöst wird, darin ist der Mensch, insofern er seine Aufgabe bewusst durch sein Ich erkennt, anerkennt und annimmt, frei. Karma ist Ausdruck der Verantwortung, die ein geistiges Wesen durch seine Taten unausweichlich auf sich nimmt. Tiere oder Elementarwesen tragen diese Verantwortung nicht - wohl aber die Gruppenseelen, die sie leiten.

Zu bedenken ist dabei, dass der Mensch - als Folge des Sündenfalls - durch den Egoismus hindurchgehen musste, um ein eigenständiges freies geistiges Wesen werden zu können. Die Verfehlungen, die aus diesem Egoismus entsprungen sind, kann nur der einzelne Mensch selbst im Laufe der weiteren Erdentwicklung bereinigen. Die karmischen Folgen des Sündenfalls als solchem, die das Menschheitskarma belasten, hat der Christus durch das historisch einmalige und unumkehrbare Ereignis des Mysteriums von Golgatha auf sich genommen.

Urkarma

Das Urkarma entstand, als sich in der lemurischen Zeit, noch vor der endgültigen Geschlechtertrennung, wegen der verhärtenden Mondenkräfte und durch den luziferischen Einfluss nicht mehr alle Monaden in der Erdensphäre „inkarnieren“ wollten oder konnten. Die Menschenleiber, die die Monaden nur mehr teilwiese oder gar nicht aufnehmen konnten, fielen dadurch in einen halb- oder ganz tierischen Zustand zurück. Durch Vermischung trat eine Verschlechterung des gesamten Menschengeschlechts ein (→ Erbsünde). Von nun an gilt: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ (Mt 26,41 EU) Die Monaden, die sich nicht mehr auf Erden inkarnierten, wanderten für längere Zeit in die verschiedenen Planetensphären ab und kehrten erst nach der Mondentrennung nach und nach wieder auf die Erde zurück. Dass der Mensch dem Urkarma verfiel und sich dann weiter in das Karma verstrickte, gab ihm aber überhaupt erst die Möglichkeit ein freies Wesen werden.

„Wären damals alle Menschen befruchtet worden mit Monaden, dann wäre das ganze Menschengeschlecht viel besser geworden. Das erste Böse entstand dadurch, daß sich einige Monaden weigerten, sich zu inkarnieren. Daraus - durch die Vermischung - ging die Verschlimmerung hervor. So war der Mensch physisch wesentlich verschlechtert worden. Es war damals eine Zeit, in der das Menschengeschlecht heruntergedrückt wurde. Erst in der atlantischen Zeit bereuen die Monaden ihre frühere Weigerung, kommen herunter und bevölkern alle Menschen. Dadurch entstehen die verschiedenen atlantischen Rassen.

Wir sind bis zur Erkenntnis einer Zeit gekommen, wo etwas zur Verschlechterung der Erde geschehen ist. Die ganze Verschlechterung der Rassen bewirkte auch eine Verschlechterung der Erde. Das ist die Entstehung des Urkarmas. Damals wurde der erste Keim zu Karma gelegt. Alles Spätere ist eine Folge des Urkarmas; denn, wären die Monaden alle zur rechten Zeit in die Menschenformen geschlüpft, so hätten die Menschen die Sicherheit des Tieres, sie hätten nicht irren können, aber sie hätten nicht Freiheit entwickeln können. Die ursprünglichen Arhats können nicht irren, sie sind Engel in Menschengestalt. Die Mondadepten haben nun gerade gewisse Monaden veranlaßt, mit der Inkarnation zu warten. Dadurch kam das Prinzip des Asketentums in die Welt, das Nichtbewohnenwollen der Erde. Dieses Unpassende zwischen höherer und niederer Natur ist damals entstanden. Der Mensch wurde dadurch unsicher; er muß jetzt probieren, durch verschiedene Erfahrungen hindurchzupendeln, wie er sich in der Welt zurechtfinden soll. Weil er Urkarma hat, kommt auch sein weiteres Karma. Er kann dadurch irren.

Beabsichtigt war, daß von den Menschen Erkenntnis erlangt wird. Das konnte nur veranlaßt werden durch das Urkarma. Das luziferische Prinzip, die Mondadepten, wollten den Menschen immer mehr zur Freiheit und Selbständigkeit entwickeln. Das ist sehr schön ausgedrückt in der Sage von Prometheus: Zeus will nicht, daß die Menschen das Feuer bekommen, Prometheus aber gibt ihnen das Feuer, die Fähigkeit, sich höher und höher zu entwickeln. Dadurch verurteilt er den Menschen zum Leiden. Er muß nun warten, bis ein Sonnenheld kommt, bis das Prinzip des Sonnenhelden in der sechsten Rasse den Menschen fähig machen wird, ohne die luziferische Erkenntnis sich weiterzuentwickeln. Die so weit vorgeschritten sind wie Prometheus, sind Sonnenhelden.“ (Lit.:GA 93a, S. 187f)

Aufrichtekraft, Sprache, Denken und Karma

Das individuelle Karma entstand erst, nachdem sich der Mensch in der lemurischen Zeit aufgerichtet hatte und die Hände frei bekam für seine Taten. Als sich der Mensch dann anfangs der atlantischen Zeit die Sprache erwarb, begann sich erstmals, da die Sprache über das Individuum hinausgreift, das Stammes- oder Volkskarma auszubilden. Das Denken geht über die einzelnen Völker hinaus und bildet dadurch das Menschheitskarma.

Mit jedem menschlichen Ich tritt etwas völlig Neues in die Welt hinein und beginnt hier Karma zu schaffen. Die Monade, die dieses Neue schafft, stammt aus dem Nirvana, aus dem «Nichts» - und von dort nimmt auch das Karma seinen Ursprung.

„Man blicke zurück in die Zeit der Lemurier. Da haben wir den Menschen, so wie er auf der Erde ist, zunächst auf allen vieren gehend. Diese Wesen, in denen sich der Mensch dazumal als «reiner Mensch» (als Monade) verkörperte, die gingen auf allen vieren. Dadurch, daß sich die Monaden in ihnen verkörperten, richteten sich diese Wesen allmählich auf und erhoben die vorderen Gliedmaßen. Jetzt erst beginnt das Karma. Karma als menschliches Karma ist erst möglich geworden, als die Menschen ihre Hände zur Arbeit verwendeten. Vorher schafft man kein individuelles Karma. Dies war eine sehr wichtige Stufe der menschlichen Entwickelung, als der Mensch aus einem horizontalen Wesen ein vertikales Wesen wurde und dadurch die Hände frei hatte. So entwickelte er sich in die atlantische Zeit hinüber.

Auf der nächsthöheren Stufe lernte der Mensch seine Sprache gebrauchen. Zuerst lernte er den Gebrauch der Hände, dann lernte er den Gebrauch der Sprache. Durch die Hände erfüllt der Mensch die Umwelt mit Taten, durch die Sprache erfüllt er sie mit Worten. Wenn der Mensch gestorben ist, so bleibt das leben, was er an Taten und Worten in der Umwelt verrichtet hat. Alles was der Mensch an Taten verrichtet hat, bleibt vorhanden als des Menschen Karma. Was der Mensch aber an Worten gesprochen hat, bleibt nicht nur vorhanden als sein eigenes Karma, sondern als noch etwas wesentlich anderes.

Man blicke auf die Zeit zurück, in der der Mensch noch nicht sprach, sondern nur handelte. Da waren die Handlungen etwas, das nur von der einzelnen Persönlichkeit kam. Diese hört sofort auf, nur persönlich zu sein, wenn die Sprache beginnt. Denn nun verständigen sich die Menschen untereinander. Dies ist ein ungeheuer wichtiger Moment in der atlantischen Entwickelung. Mit dem Moment, als der erste Laut hinausging, blieb Menschheitskarma in der Welt. Sobald die Menschen untereinander sprechen, fließt aus der ganzen Menschheit etwas Gemeinschaftliches. Dann geht das rein persönliche Einzelkarma über in das allgemeine Menschheitskarma. Mit dem Gesprochenen, das wir rings um uns verbreiten, verbreiten wir tatsächlich mehr als uns selbst. In dem, was wir sprechen, lebt die ganze Menschheit. Nur wenn die Taten der Hände selbstlos werden, dann werden sie es auch für die ganze Menschheit sein. Aber mit dem Sprechen kann der Mensch nicht ganz selbstsüchtige Taten vollbringen, sonst müßte es ihm ganz allein gehören. Eine Sprache kann nie ganz selbstsüchtig sein, während es die Taten der Hände meistens sind. Der Okkultist sagt: Was ich mit meinen Händen tue, kann bloß meine Tat sein; was ich spreche, spreche ich als Glied eines Volkes oder Stammes.

So schafft rings um uns herum unser Leben Reste, persönliche Rudimente durch die Taten unserer Hände, und Menschheitsrudimente durch das, was von den Worten nachlebt. Das muß man ganz genau auseinanderhalten. Alles was in der Natur um uns ist, Mineral-, Pflanzen- und Tierreich, ist da durch die Folge früherer Taten. Was um uns herum aufgebaut ist durch unsere Taten, ist tatsächlich etwas, das neu in die Welt hineinkommt. Bei jedem Menschen kommt etwas herein in die Welt, ein neuer Einschlag, und neue Einschläge kommen auch durch die ganze Menschheit.

Wenn wir uns also sagen müssen: Der Mensch tritt in der Mitte der lemurischen Zeit auf der Erde auf und schafft zum ersten Male eigenes Karma; früher hatte er kein individuelles Karma geschaffen -, so müssen wir nun fragen: Woher kann dieses Karma nur kommen, da es als etwas Neues hereinwirkte? - Es kann nur aus dem Nirvana kommen. Damals mußte etwas hereinwirken in die Welt, das aus dem Nirvana kam, aus dem, wo aus dem «Nichts» heraus geschaffen wird. Die Wesen, die damals die Erde befruchteten, mußten bis ins Nirvana hinaufreichen. Was die vierfüßigen Wesen befruchtete, so daß sie Menschen wurden, waren Wesen, die vom Nirvanaplan herunterkamen. Sie nennt man Monaden. Das ist der Grund, warum damals Wesen dieser Art vom Nirvanaplan herunterkommen mußten. Vom Nirvanaplan ist das Wesen, das in uns, im Menschen ist, die Monade. Hier tritt etwas völlig Neues in die Welt hinein und verkörpert sich in dem, was schon da ist und was seinerseits vollständig die Wirkung früherer Taten ist.

Wir unterscheiden also drei Stufen. Die erste ist die der äußeren, durch die Hände bewirkten Taten; die zweite ist die, welche durch die gesprochenen Worte bewirkt wird, und die dritte diejenige, welche durch den Gedanken bewirkt wird. Und der Gedanke ist noch etwas viel Umfassenderes als das, was durch die gesprochenen Worte bewirkt wird. Der Gedanke ist nicht mehr, so wie es die Sprache ist, verschieden unter den verschiedenen Völkern, sondern gehört der ganzen Menschheit.

So steigt der Mensch von den Handlungen durch die Worte zu den Gedanken auf, und so wird er ein immer allgemeineres Wesen. Es gibt keine allgemeine Norm des Handelns, keine Logik der Handlungen. Jeder muß für sich handeln. Aber es gibt keine rein persönliche Sprache. Die Sprache gehört einer Gruppe an. Der Gedanke aber gehört der ganzen Menschheit an. So haben wir vom Besonderen zum Allgemeinen fortschreitend die drei Stufen beim Menschen: Taten, Worte, Gedanken.“ (Lit.:GA 93a, S. 124ff)

Karmische Wirkungen und Wesensglieder

Die Eigenschaften und Taten eines bestimmten Wesensgliedes prägen sich im folgenden Erdenleben im darunter liegenden Wesensglied aus. Die Wirkung der Taten des physischen Leibes kommen uns im nächsten Leben aus der Außenwelt entgegen:

dieses Erdenleben nächstes Erdenleben karmische Wirkung
Astralleib Ätherleib Temperamentsanlage
Ätherleib physischer Leib Disposition zu Gesundheit und Krankheit
physischer Leib Außenwelt (physische Welt) äußere Schicksalsereignisse

„Alles nun, was Tatsachen sind auf dem physischen Plan, alles was etwas Getanes ist, was sich auslebt, daß es eine Wirkung in der physischen Welt hat, vom Schritt und von der Handbewegung an bis zu den kompliziertesten Vorgängen, zum Beispiel dem Bau eines Hauses, kommt als eine wirkliche physische Wirkung von außen in einer späteren Verkörperung an den Menschen heran. Sie sehen, wir leben von innen nach außen: Was im Astralleibe lebt als Freude, Schmerz, Lust und Leid, erscheint wieder im Ätherleibe, was im Ätherleibe wurzelt an bleibenden Trieben und Leidenschaften, erscheint im physischen Leibe als Disposition, was man aber hier tut, so daß man den physischen Leib dazu gebraucht, das erscheint als äußeres Schicksal in der nächsten Verkörperung. So wird das, was der Astralleib tut, zum Schicksal des Ätherleibes, der Ätherleib wird zum Schicksal des physischen Leibes, und was der physische Leib tut, das kommt als Wirkung von außen in der nächsten Verkörperung als eine physische Wirklichkeit zurück.“ (Lit.:GA 99, S. 68f)

Astralleib

Alles, was in einer Inkarnation als Lust und Leid im Astralleib erlebt wird, prägt sich im folgenden Erdenleben dem Ätherleib ein, insbesondere in der Temperamentsanlage.

„Nun wissen Sie ja, daß alles, was als Lust, Leid, Freude, Schmerz in uns lebt, Dinge sind, deren Träger der Astralleib ist. Alles das nun, was der Astralleib in diesem Leben erlebt, und ganz besonders, wenn diese Erlebnisse immer öfter wiederholt werden, das zeigt sich im nächsten Leben als Eigenschaft des Ätherleibes. Die Freude, die Sie in dem einen Leben an einem Gegenstand in Ihrer Seele immer und immer wieder wachrufen, bewirkt, daß Sie im nächsten Leben eine tiefe Neigung und Vorliebe für diesen Gegenstand haben werden. Neigung und Vorliebe sind aber Charaktereigenschaften und haben als Träger den Ätherleib, so daß, was der Astralleib im Leben vorher bewirkt, Eigenschaften des Ätherleibes im nächsten Leben werden. Was Sie in diesem Leben wiederholt erleben, das kommt in Ihrem folgenden Leben als Grundcharakter. Ein melancholisches Temperament kommt daher, daß der Mensch im vorigen Leben viele traurige Eindrücke gehabt hat, die ihn immer wieder in eine traurige Stimmung versetzt haben; dadurch hat eben der nächste Ätherleib eine Neigung für eine traurige Stimmung. Umgekehrt ist es bei denen, die allem im Leben eine gute Seite abgewinnen, die dadurch in ihrem Astralleib Lust und Freude, frohe Erhebung erzeugt haben; das gibt im nächsten Leben eine bleibende Charaktereigenschaft des Ätherleibes und bewirkt ein heiteres Temperament. Wenn der Mensch aber, trotzdem ihn das Leben in eine harte Schule nimmt, all das Traurige kraftvoll überwindet, dann wird im nächsten Leben sein Ätherleib geboren mit einem cholerischen Temperament. Man kann also, wenn man all das weiß, geradezu sich seinen Ätherleib für das nächste Leben vorbereiten.“ (Lit.:GA 100, S. 84f)

Ätherleib

Die Eigenschaften des Ätherleibs wirken sich im nächsten Erdenleben im physischen Leib aus, insbesondere in der Disposition zu Gesundheit und Krankheit.

„Diejenigen Eigenschaften nun, die der Ätherleib in dem einen Leben hat, die erscheinen im nächsten Leben im physischen Leib. Wenn also jemand schlechte Gewohnheiten und Charaktereigenschaften hat und nichts dagegen tut, sie sich abzugewöhnen, tritt das im nächsten Leben als eine Disposition des physischen Leibes auf, und das ist tatsächlich die Disposition zu Krankheiten. So sonderbar sich das auch für Sie anhören mag, aber diese Disposition für bestimmte Krankheiten, und besonders für Infektionskrankheiten, rührt tatsächlich her von schlechten Gewohnheiten im vorhergehenden Leben. Also haben wir es mit dieser Einsicht auch in der Hand, uns Gesundheit oder Krankheit für das nächste Leben zu bereiten. Wenn wir uns eine schlechte Gewohnheit abgewöhnen, machen wir uns im nächsten Leben physisch gesund und widerstandsfähig gegen Infektionen. So kann man schon für das kommende Leben für Gesundheit sorgen, wenn man bestrebt ist, nur edle Eigenschaften zu pflegen.“ (Lit.:GA 100, S. 85f)

Physischer Leib

Äußere Taten, die wir mit Hilfe des physischen Leibes vollbringen, kommen uns in der nächsten Inkarnation als Schicksalsereignisse von außen entgegen.

„Und nun ein Drittes, was außerordentlich wichtig ist für die richtige Auffassung des Karmagesetzes: das ist die richtige Bewertung unserer Taten selbst in diesem Leben. Bisher haben wir ja nur von dem gesprochen, was innerhalb des Menschen sich abspielt; was aber der Mensch tut in diesem Leben, das heißt also, wie er sich mit seinen Taten der Umwelt gegenüber verhält, das zeigt seine Wirkung im nächsten Leben eben in dieser Umwelt.

Durch eine schlechte Gewohnheit an und für sich habe ich noch nichts getan; wenn mich aber diese schlechte Gewohnheit zur Tat treibt, dann verändere ich durch diese Tat die Außenwelt. Und alles das eben, was so eine Wirkung in der physischen Außenwelt hat, das kommt uns als äußeres Schicksal im nächsten Leben in der Außenwelt wieder zurück. Also die Taten des physischen Leibes in diesem Leben, die werden zu unserem Schicksal in dem folgenden Leben. Das erfahren wir durch das Hineingestelltsein in diese oder jene Lebenslage. Ob also der Mensch in dieser oder jener Lebenslage glücklich oder unglücklich wird, das hängt von den Taten seines vorherigen Lebens ab.“ (Lit.:GA 100, S. 86)

Die Muskeln sind kristallisiertes Karma

Im Willen, der unsere Muskeln gestaltet und bewegt, indem er über das Wärmeelement unmittelbar magisch in den Stoffwechsel eingreift, wirkt unser Karma, unser ganz persönliches Schicksal. Die Muskeln selbst sind, bis in den biochemischen Feinbau hinein, kristallisiertes Karma.

„Man erblickt nämlich dieses ganz personifizierte Schicksal so, daß man es im innersten Zusammenhang mit seiner Leiblichkeit, mit seinem Erdenmenschen erfühlt. Und zwar so, daß man die unmittelbare Erkenntnis hat: Wie in deinem Erdenleibe deine Muskeln aufgebaut sind, wie dein ganzes Muskelsystem ist, ist es eine Schöpfung dieses deines Schicksals, deines Karmas. Jetzt kommt dann die Zeit, wo man sich sagt: Wie verschieden ist manchmal die Maja von der Wahrheit. Da glauben wir, solange wir auf dem physischen Plane stehen, dieser Muskelmensch bestehe eben aus den fleischigen Muskeln; in Wahrheit sind diese Fleischesmuskeln das kristallisierte Karma. Und sie sind so gestaltet im Menschen, so kristallisiert, daß der Mensch bis auf die feinste chemische Zusammensetzung hinein in seinem Muskelsystem sein kristallisiertes Karma trägt. So sehr trägt er es, daß sich nun der geistige Erschauer ganz klar wird darüber: Wenn ein Mensch zum Beispiel seine Muskeln so bewegt hat, daß er sich auf eine Stätte begeben hat, auf der ihm ein Unglück geschehen ist, so ist das aus dem Grunde geschehen, weil in den Muskeln die geistige Kraft darinnen lag, die ihn aus sich selbst heraus an die Stätte getrieben hat, an der ihm das Unglück passierte. Die Weltenordnung hat unser Schicksal kristallisiert in unserem Muskelsystem. Und in unserem Muskelsystem lebt der Geist, für den äußeren physischen Plan kristallisiert, der ohne unser offenbares Wissen uns überall dahin führt, wohin wir eben in Gemäßheit unseres Karmas gehen müssen, kommen müssen.“ (Lit.:GA 153, S. 85f)

Karma und Begabungen

Begabungen setzen sich in der Regel nicht in die nächaste Inkarnation fort, sondern verwandeln sich zu anderen Fähigkeiten.

„Viele Reinkarnationsketten werden leider von unausgebildeten Anthroposophen in der Weise aufgestellt, daß man einfach glaubt, die vorhergehende Inkarnation dadurch zu finden, daß man die Fähigkeiten, die in der gegenwärtigen auftreten, auch in der vorhergehenden oder womöglich in mehreren vorhergehenden Inkarnationen wird finden müssen. Das ist die schlechteste Art, zu spekulieren. Man trifft gewöhnlich damit das Falsche. Denn die wirklichen Beobachtungen mit den Mitteln der Geisteswissenschaft zeigen zumeist das genaue Gegenteil. Leute zum Beispiel, die in der vorhergehenden Inkarnation gute Rechner, gute Mathematiker waren, treten in der gegenwärtigen Inkarnation so auf, daß sie gar keine Begabung für Mathematik zeigen, daß ihnen die mathematische Begabung fehlt. Und will man wissen, welche Begabungen man höchstwahrscheinlich in der vorigen Inkarnation hatte - ich mache darauf aufmerksam, daß wir jetzt also auf dem Boden der Wahrscheinlichkeit stehen -, will man wissen, welche Fähigkeiten in dieser Richtung an Intelligenz, künstlerischen Dingen und so weiter man in der vorigen Inkarnation gehabt hat, so tut man gut, wenn man nachdenkt, wozu man in dieser Inkarnation am allerwenigsten Fähigkeiten hat, wozu man in dieser Inkarnation sich am allerwenigsten eignet. Wenn man das herausbekommen hat, dann wird man finden, worin man wahrscheinlich in der vorhergehenden Inkarnation brilliert hat, wofür man ganz besonders begabt war. Ich sage «wahrscheinlich» aus dem Grunde, weil diese Dinge auf der einen Seite wahr sind, aber auf der anderen Seite vielfach durchkreuzt werden von anderen Tatsachen. Da kann zum Beispiel der Fall eintreten, daß einer eine besondere mathematische Begabung in der vorhergehenden Inkarnation hatte, aber früh gestorben ist, so daß diese mathematische Begabung nicht ganz zum Ausdruck gekommen ist; dann wird er in seiner nächsten Inkarnation wieder mit einer mathematischen Begabung geboren werden, die sich dann wie eine Fortsetzung aus der vorhergehenden Inkarnation darstellen wird. Der früh verstorbene Mathematiker Abel wird ganz gewiß in seiner nächsten Inkarnation mit einer starken mathematischen Begabung wiedergeboren werden. Wo dagegen ein Rechner besonders alt geworden ist, wo sich diese Begabung ausgelebt hat, da wird der Betreffende in seiner nächsten Inkarnation geradezu stumpfsinnig sein in bezug auf Mathematik. So ist mir eine Persönlichkeit bekannt, die so wenig mathematische Begabung hatte, daß sie als Schulbube geradezu die Ziffern haßte; und während der Betreffende in den anderen Fächern gute Zensuren hatte, war es überhaupt nur dadurch möglich, daß er die Schulklassen durchmachen konnte, daß man ihm in den anderen Fächern besonders gute Zensuren ausstellte. Das rührte davon her, daß er in der vorhergehenden Inkarnation ein besonders guter Mathematiker gewesen ist.

Wenn man weiter darauf eingeht, dann stellt sich die Tatsache heraus, daß das, was man in einer Inkarnation äußerlich treibt, das heißt, was man nicht allein äußerlich treibt, sondern was man für einen äußerlichen oder innerlichen Beruf hat, in der nächsten Inkarnation in die innere Organbildung eingeht, zum Beispiel in der Weise, daß man, wenn man in einer Inkarnation ein besonders guter Mathematiker war, dasjenige, was man sich da angeeignet hat an Zahlen- und Figurenbeherrschung, mitgenommen und hineingearbeitet hat in eine besondere Ausarbeitung seiner Sinnesorgane, zum Beispiel der Augen.

Und Menschen, die sehr gut sehen, haben diese sorgfältige Ausbildung der Formen des Auges davon, daß sie in der vorhergehenden Inkarnation in Formen gedacht und dieses Denken in Formen mitgenommen haben und, indem sie durch die Zeit zwischen Tod und neuer Geburt geschritten sind, ihre Augen besonders ausziseliert haben. Da ist die mathematische Begabung ins Auge hineingeflossen und lebt sich nicht mehr in mathematischer Begabung aus.

Ein anderer den Okkultisten bekannter Fall ist der, wo eine Individualität in einer Inkarnation besonders intensiv in Architekturformen lebte: was sie da empfunden hat, das lebte sich ein als Kräfte in das innere Seelenleben und ziselierte besonders fein aus das Gehörwerkzeug, so daß diese Individualität in der nächsten Inkarnation ein großer Musiker wurde. Sie wurde nicht ein großer Architekt, weil die Empfindungsformen, die sich an die Architektur anlehnten, organaufbauend wurden, so daß nichts übrigblieb, als in hohem Maße Musik zu empfinden.“ (Lit.:GA 135, S. 14ff)

Praktische Karmaübungen

Was bedeutet es, im Sinne des Karma zu denken? Zuallererst muss man bedenken, dass das Schicksal keine Strafe ist, die uns von irgend einer Seite auferlegt wird, sondern das wir selbst uns unser Schicksal wählen als ein Mittel, uns weiter zu vervollkommnen. Das mag anfangs nur schwer zu akzeptieren sein, ja uns vielleicht sogar ganz absurd erscheinen, denn viel bequemer und angenehmer ist es, die Schuld für das, was uns an Misslichkeiten im Leben widerfährt, auf andere abzuwälzen. Und dennoch, so sehr wir auch aus unserem Tagesbewusstsein heraus mit unserem Schicksal hadern mögen, unser wahres Selbst, zu dem wir aber zunächst mit dem Tagesbewusstsein keinen Zugang haben, will es so. Versuchen wir uns das sehr konkret vorzustellen:

Ein Mensch beleidigt uns, wir sind dadurch zutiefst verletzt und betrübt. Nun malen wir uns möglichst bildhaft aus, dass wir selbst diesen Menschen auf seinen Posten gestellt haben, um uns diese Beleidigung zuzufügen, damit wir dadurch etwas lernen können. Oder ein anderes Beispiel: Ein Dachziegel fällt herunter und verletzt uns an der Schulter. Stellen wir uns nun wieder sehr bildhaft vor, wir wären selbst auf das Dach gestiegen und hätten den Ziegel so gelockert, dass er just in dem Moment herunterfällt, wenn wir unten vorübergehen.

„Mag sein, daß es zunächst ein harter Gedanke ist, aber er verpflichtet uns ja zu nichts, wir können ihn ja nur einmal probeweise machen. Wir können sagen: Dadrinnen in uns ist ein gescheiterer Mensch, der uns zu Leiden und Schmerzen hinführt, zu etwas, was wir im Bewußtsein am liebsten vermeiden möchten. Davon denken wir, daß es der Gescheitere in uns ist. Auf diese Weise kommen wir zu dem für manchen störenden inneren Ergebnis, daß der Gescheitere uns immer zu dem uns Unsympathischen hinführt! Wir wollen also einmal annehmen, es sei solch ein Gescheiterer in uns, der uns zu dem uns Unsympathischen hinführt, damit wir vorwärtskommen. Wir machen aber noch etwas anderes. Nehmen wir unsere Freuden, unsere Förderungen, unsere Lust und sagen wir von diesen wiederum probeweise: Wie wäre es, wenn du dir die Vorstellung bildetest, gleichgültig, wie es in Wahrheit sich verhält: Du hast deine Lust, deine Freude, deine Förderungen gar nicht verdient, sie sind dir durch Gnade der höheren geistigen Mächte zugekommen. - Es braucht dies nicht für alles der Fall zu sein, aber probeweise wollen wir annehmen, wir hätten alle Schmerzen und Leiden so herbeigeführt, daß der Gescheitere in uns zu ihnen uns hingeführt hätte, weil wir anerkennen, daß wir sie infolge unserer Unvollkommenheiten notwendig haben und doch nur durch Schmerzen und Leiden hinauskommen können über unsere Unvollkommenheiten. Und dann wollen wir probeweise das Gegenteilige annehmen: wir schreiben uns unsere Freuden so zu, als ob sie nicht unser Verdienst wären, sondern als ob sie uns von geistigen Mächten gegeben worden wären.“ (Lit.:GA 135, S. 73f)

Macht man derartige Übungen über einen längeren Zeitraum nur konsequent genug, so wird das Schicksal beginnen, eine deutliche Sprache zu sprechen. Wir werden sehen, dass es nicht eine Folge unzusammenhängender und zufälliger Ereignisse ist, sondern dass ihm eine gewisse Ordnung zugrunde liegt. So werden wir den Sinn unseres eigenen Schicksal immer klarer begreifen. Wir werden allmählich die selbst gewählte Lebensaufgabe erkennen, mit der wir in unser Erdenleben hereingetreten sind und wir können beginnen, immer bewusster an dieser Aufgabe zu arbeiten. Wozu uns bislang das Schicksal unbewusst geführt hat, wird nun immer bewusster von uns selbst vollzogen. Und es gibt viele Wege, auf denen wir unsere Schicksalsaufgabe bewältigen können. Man denkt falsch, wenn man glaubt, das das Schicksal in allen Einzelheiten vorherbestimmt ist. Selbstverständlich sind auch nicht alle Vorkommnisse in unserem Leben karmisch bedingt; mindestens eben sooft treten völlig neue Ereignisse ein, die nichts mit der Vergangenheit zu tun haben, doch allerdings in der Zukunft ihre schicksalhaften Folgen zeigen werden.

Denkorgane für das Karma

Mit dem Kopfbewusstsein lässt sich das Karma nicht erfassen. Es rinnt durch dieses durch wie durch ein Sieb. Aufgehalten wird es erst durch die Arme und Hände, deren besondere Ausprägung der Mensch seiner Aufrichtekraft verdankt, die mit seinem Ich zusammenhängt. Die Gedanken, die das Schicksal macht, werden durch die Arme und Hände aufgegriffen. Diese werden dadurch, ohne dass wir das mit dem Oberbewusstsein erfassen, zu Denkorganen für das Karma. Anders ist das beim Tier, das ganz ein Sieb ist.

„Unser Kopfbewußtsein ist ein Sieb. Wenn man in ein Sieb Wasser gießt, so rinnt es durch, es füllt das Sieb nicht. Diese Dinge, die da gedacht und überlegt werden und dann im Schicksalsgewebe zum Ausdruck kommen, gehen durch unser Kopfbewußtsein wie durch ein Sieb. Das ist der Grund, warum wir von ihnen im Oberbewußtsein nichts wissen. Das Kopfbewußtsein läßt sie durchgehen wie durch ein Sieb, aber der Mensch im Unterbewußtsein läßt sie nicht durchgehen. Nur weil sie im Oberbewußtsein durchgehen wie durch ein Sieb, weiß er von ihnen nichts; aber sie werden doch im Menschen aufgehalten.

Wenn einmal wirklich in vernünftiger Weise Naturwissenschaft getrieben werden wird, dann werden sich die Menschen fragen: Wie stellen sich solche Dinge beim Tier dar, und wie beim Menschen? - Beim Tier sind diese Erlebnisse so, daß sie ganz durch das Tier durchgehen, da ist das ganze Tier ein Sieb. Beim Menschen werden sie zwar nicht im Haupte, nicht im Kopfe, aber doch durch den ganzen Menschen aufgehalten. Nur weil im gewöhnlichen Leben bloß der Kopf denkt und nicht der ganze Mensch, so denkt der Mensch sie unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht mit.“ (Lit.:GA 181, S. 95)

Durch seine aufrechte Haltung fällt beim Menschen - anders als beim Tier - die Schwerpunktslinie des Hauptes durch das Zwerchfell. Hier werden die Schicksalsgedanken aufgehalten und die Hände werden frei, das Schicksal im wahrsten Sinne des Wortes ergreifen zu können.

„Beim Tier ruht das Haupt unmittelbar über der Erde. Beim Menschen ruht das Haupt so, daß das, was beim Tier die Erde trägt, vom Menschen selbst getragen wird; die Schwerpunktslinie des Hauptes fällt, bevor sie die Erde trifft, in den menschlichen Organismus hinein, wenn ich mich grob ausdrücken will: Sie geht durch das Zwerchfell. Der Mensch steht zu sich selber so, wie das Tier zur Erde. Wenn wir die Schwerpunktslinie des Kopfes beim Tier nehmen, so fällt sie direkt auf die Erde, ohne durch das Zwerchfell und durch den Organismus durchzugehen. In der Orientierung des Organismus zum ganzen Kosmos liegt beim Menschen das Wesentliche, und mit dieser Orientierung hängt zusammen, daß seine Arme und Hände anders organisiert sind, als die entsprechenden Gliedmaßen beim Tier. Da wird die Naturwissenschaft von der einen Seite her in Zukunft arbeiten; sie wird einmal fragen: Wie hängt es denn eigentlich beim Menschen mit dem Dynamischen, mit den Kräfteverhältnissen zum Weltenall zusammen, daß der Mensch aus dem Kosmos heraus nicht ein Vierbeiner, sondern ein Zweihänder ist? Das wird ihm aus dem Kosmos heraus organisiert! Und da arbeitet er sich entgegen, indem er aus dem Kosmos heraus so organisiert wird, daß die Schwerpunktslinie seines Kopfes in ihn selbst hereinfällt, und er seine eigene Erde wird. Indem er sich da seine Hände und Arme in einer besonderen Weise ausorganisiert, lebt er sich dadurch demjenigen entgegen, daß die Hände wieder ihrerseits das Schicksal ergreifen können, geradeso wie die Organisation des menschlichen Kopfes auch mit seiner aufrechten Stellung zusammenhängt. Der Mensch hat sein vollkommeneres Gehirn dadurch, daß die Schwerpunktslinie des Kopfes durch ihn durchgeht, nicht direkt auf die Erde fällt.“ (Lit.:GA 181, S. 97)

Dazu kommt noch ein Weiteres: Eben weil der Mensch sein Schicksal ergreifen kann, hat auch alles, was er tut, einen einen geistigen Wert im gesamten Entwicklungsprozess der Menschheit. Dabei fällt er beständig Schicksalsurteile, die zwar durch sein Kopfbewusstsein wie durch ein Sieb hindurchfallen, aber mit den Armen und Händen unbewusst gedacht werden. Was nun der Mensch so mit den Denkorganen des Schicksals unbewusst begreift, das strahlt er durch das System seiner astralen Organe, durch seine Lotusblumen, aus:

„Und das strahlen Sie durch die Lotusblumen unweigerlich vor sich hin. So wie unsere Schicksalsurteile, die durch den Kopf wie durch ein Sieb durchgehen, von unseren Armen und Händen aufgehalten werden, so werden von uns mit Hilfe unserer astralen Lotusblumenorganisation unsere Urteile geleitet, die wir über unsere Handlungen fällen, und zwar auch über die Gedankenhandlungen; die werden wie ein Schein ausgestrahlt durch unsere Lotusblumenorganisation, kommen aus uns heraus. Und dieser Schein geht sehr weit. Er geht über in die Zeit, bleibt nicht im Raume. Deshalb sind ja die Lotusblumen so schwer vorzustellen, weil sie sich fortwährend bewegen und fortwährend den Übergang in die Zeit nehmen. Da wird Raum wirklich zur Zeit. Der Mensch wirft einen Schein vor sich selbst her, aber so, daß dieser Schein in die Zeit übergeht, ein fortwährender Schein wird, der weit über den Tod hinausgeht. Das ganze Leben hindurch urteilt im Unterbewußtsein einer in uns. Wie einer in uns unser Schicksal denkt, so urteilt einer über alle unsere Handlungen, und dieses Urteil strahlen wir als einen Schein aus.“ (Lit.:GA 181, S. 100)

Beim Tier, das ausschließlich seinen Instinkten, Trieben und Begierden folgen kann, ist das nicht der Fall:

„Beim Tier kommt dieses Ausstrahlen durch die Lotusblumen nicht in Betracht. Warum? Es hängt das wiederum mit der Orientierung des Tieres im Weltenall zusammen. Dadurch daß der Mensch sein Rückgrat vertikal gestellt hat, im rechten Winkel zu demjenigen des Tieres, dadurch entwickelt er vor allem das, was sich beim Tier gar nicht entwickeln kann, weil dessen Rückgrat horizontal und nicht senkrecht steht. Daher kann das Tier sich keinen «Kritiker» an die Seite stellen und auch nicht die Urteile über Handlungen im tierischen Leben in die Zukunft hineinsenden.“ (Lit.:GA 181, S. 102)

Damit habe wir beim Menschen zwei Strömungen, die im Leben normalerweise getrennt voneinander sind. Die eine besteht in den Schicksalsgedanken, die in der Zwerchfellebene aufgehalten und durch die Arme und Hände unbewusst gedacht werden. Die andere wirkt in dem, was der Mensch durch seine Lotosblumen ausstrahlt. Wären diese beiden Strömungen im gewöhnlichen Leben im Menschenleib nicht voneinander getrennt, könnte der Mensch auf Erden sein Ich-Bewusstsein nicht entwickeln.

Die zweite Strömung, die Ausstrahlung der Lotosblumen, hat nun seine besondere Bedeutung für das Leben zwischen Tod und neuer Geburt und für die Begegnung mit den Menschen, die bereits verstorben sind. Das ist dann möglich, wenn sich die beiden Strömungen zwar nicht im Menschleib, aber außerhalb desselben vereinigen.

„Ich habe diese Ausführungen heute vorzugsweise aus dem Grunde gemacht, weil ich Ihnen dadurch zwei Elemente in der menschlichen Wesenheit vorgeführt habe: das eine Element, das mit der physischen Organisation des Menschen zwischen Geburt und Tod so zusammenhängt, daß die physische Organisation auf ein Unterbewußtes hinweist, indem gezeigt wird, daß Arme und Hände Denkorgane sind, wenn auch in dieser merkwürdigen Weise Denkorgane, daß sie dem, wofür der Kopf ein Sieb ist, einen besonderen Boden geben. Der Mensch ist in dieser Beziehung ein merkwürdiges Gefäß: Sein Kopf ist Sieb für das Schicksal; aber wenn die Gedanken, die das Schicksal macht, geronnen sind, dann werden sie durch die Arme und Hände aufgehalten. Das andere Element im Menschen ist das, was durch die Lotusblumen strahlt und hineingeht in das Leben zwischen Tod und neuer Geburt. - Von dem Verhältnisse, das sich einrichtet zwischen diesen zwei Strömungen des Menschen, hängt Bedeutungsvolles ab. Denn betrachten Sie den ganzen Menschen in der Weise, daß Sie sich wirklich die Zwerchfellebene denken, so haben Sie ihn auch da als ein zwiespältiges Wesen: Etwas kommt in ihn hinein, stockt da, stockt durch die Kraft der Arme und Hände, aber geht doch bis in die Zwerchfellebene hinunter. Das ist etwas, was dadurch stockt, daß der Mensch ein vertikales Wesen ist, nicht ein horizontales wie das Tier. Es zeigt sich in der Tat so - so sonderbar es klingt, aber die Welt ist voller Rätsel -, daß die Beine des Tieres in einer anderen Art zu ihm stehen als die Arme zum Menschen. Das hat mit der Erde etwas zu tun. Denn die Strahlungen sieht man eigentlich durch die Erde kommend und durch den Menschen eindringend, aber gelenkt durch die Lotusblumen und hinstrahlend in die Zukunft. Es sind zwei Strömungen, die den Menschen als ein zwiespältiges Wesen zeigen. Im gewöhnlichen Leben sind diese beiden Strömungen ganz voneinander getrennt, und darauf beruht das Leben. Würden sich die zwei Strömungen im Leben verbinden, so wäre das Leben nicht so, wie es tatsächlich ist. Wenn sie zusammenströmten, könnte der Mensch nicht das Ich-Bewußtsein entwickeln, denn das Ich-Bewußtsein beruht darauf, daß die beiden Strömungen im Leben auseinandergehalten werden. Aber dennoch: Nur teilweise werden sie auseinandergehalten; in gewissem anderem Sinne strömen sie zusammen. Es ist tatsächlich so: Was da vom Menschen ausstrahlt, um hineinzustrahlen in das Leben zwischen Tod und neuer Geburt, das kann - wenn es der Mensch dazu bringt - mit jenen andern Einstrahlungen, die dann durch die Arme aufgehalten werden, bevor sie durch das Sieb gehen, sich außerhalb des Menschen vereinigen. Die beiden Strömungen, die sonst durch seinen Leib gehen, aber nicht zusammenkommen, können, wenn der Mensch sie auf hält, sich vereinigen. Diese Vereinigung gibt die Möglichkeit der Begegnung des Menschen mit den Verstorbenen, mit denen, die durch die Pforte des Todes gegangen sind.“ (Lit.:GA 181, S. 104f)

Vorschau auf die karmische Erfüllung

Mit der Entwicklung eines neuen ätherischen Hellsehens ist es bereits ab der Mitte des 20. Jahrhunderts vereinzelt Menschen möglich, eine Vorschau auf die karmische Erfüllung ihrer Taten zu schauen. Diese karmische Vorschau wird zugleich ein weiterer wichtiger Schritt des Menschen auf seinem Weg zur Freiheit sein.

„Es wird Menschen geben - einzelne zunächst, denn erst im Laufe der nächsten zwei bis drei Jahrtausende wird sich bei einer größeren Anzahl diese Fähigkeit entwickeln, und die ersten Vorläufer werden da sein noch vor Ablauf der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts -, bei denen wird etwa folgendes eintreten: Die Menschen werden irgendeine Tat erlebt haben, und sie werden versucht sein, etwas zurückzutreten von der Tat. Sie werden dann ein Bild vor sich haben, das von der betreffenden Tat kommt. Sie werden es zuerst nicht kennen, werden keinen Bezug finden zu dem, was sie getan haben. Aber dann werden sie vielleicht schon etwas von der Geisteswissenschaft gehört haben, und dann werden sie erfahren, daß dieses Bild, das ihnen wie eine Art bewußtes Traumbild erscheint, das Gegenbild der eigenen Handlung ist, das Bild für jene Handlung, die geschehen muß, damit das, was eben getan worden ist, seine karmische Erfüllung findet.

So steht die Menschheit in der Tat vor einer Epoche, in der sie anfangen wird, Karma nicht nur zu begreifen nach den Lehren und Darstellungen der Geisteswissenschaft, sondern wo sie anfangen wird, Karma nach und nach zu schauen. Während bisher Karma für die Menschen ein dunkler Drang, eine dunkle Begierde war und erst im nächsten Leben ausgelebt werden konnte, erst im Leben zwischen Tod und neuer Geburt umgewandelt werden konnte in eine Absicht, entwickeln sich allmählich die Menschen dahin, daß sie in die Lage kommen, bewußt die Schöpfungen Luzifers wahrzunehmen, zu sehen, wie sie sich ausnehmen werden in ihren Wirkungen. Allerdings werden mit diesem ätherischen Hellsehen nur diejenigen Menschen etwas anfangen können, die Erkenntnis und Selbsterkenntnis angestrebt haben. Immer mehr und mehr werden die Menschen im normalen Zustande vor sich haben die karmischen Bilder für ihre Handlungen. Das wird etwas sein, was die Menschen immer weiterbringen wird, weil sie dadurch wissen werden, was sie der Welt noch schuldig sind, was in ihrem Karma noch als Schuldkonto dasteht. Das ist es ja, was den Menschen unfrei macht, daß er nicht weiß, was er der Welt noch schuldig ist. So darf man also beim Karma gar nicht von vornherein von einem freien Willen sprechen. Das Wort «freier Wille» ist schon falsch; denn man muß sagen: Frei wird der Mensch erst durch seine sich immer steigernde Erkenntnis und dadurch, daß er immer höher steigt und immer mehr hineinwächst in die geistige Welt. Dadurch erfüllt er sich immer mehr und mehr mit dem Inhalt der geistigen Welt und wird immer mehr ein Wesen, das seinen Willen bestimmt. Nicht der Wille kann frei werden, sondern der Mensch als solcher kann frei werden, indem er sich durchdringt mit dem, was er auf dem vergeistigten Gebiet des Weltendaseins erkennen kann.“ (Lit.:GA 120, S. 220f)

Die Technik des Karma

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Nerven-, Muskel- und Knochentätigkeit erzeugen Intuitionen, Inspirationen und Imaginationen

Die grob materiellen Prozesse der Ernährung und Verdauung, des Drüsensystems und der Sinneswahrnehmung erschöpfen sich in ihrer unmittelbaren Tätigkeit und haben keine karmischen Wirkungen. Anders ist es mit der Nerventätigkeit, der Muskeltätigkeit und der Tätigkeit des Knochensystems. Diese erzeugen Imaginationen (Knochen), Inspirationen (Muskel) und Intuitionen (Nerven), die vom Menschen ausstrahlen und durch den Tod hindurchgetragen werden. Kann sie der Kosmos aufnehmen, wird dadurch das künftige Jupiterdasein vorbereitet. Was der Kosmos zurückstoßen muss, weil es mit seiner Harmonie nicht vereinbar ist, fällt als Karma auf uns selbst zurück und kann in der Regel auch nur von uns selbst aufgelöst werden.

„Ganz anders liegt die Sache, wenn wir zur Nerventätigkeit, zur Muskeltätigkeit und zur Knochenwirksamkeit, zum Knochendasein des Menschen gehen. Wir haben gestern besprechen können, daß gewissermaßen im Knochensystem vorliegt materiell gewordene Imagination, materiell gewordene Bildhaftigkeit, im Muskelsystem materiell gewordene Inspiration in der Beweglichkeit, im Nervensystem materiell gewordene Intuition. Nun zeigt sich — und hier kommen wir zu der genaueren Besprechung einer Sache, die ja in den allgemeineren geisteswissenschaftlichen Vorträgen nur annähernd besprochen werden kann —, daß, wenn der Mensch durch die Pforte des Todes geht, nach und nach durch Verwesung oder Verbrennen oder wie immer, sein Knochensystem zerfällt. Aber was bleibt, wenn das Knochensystem materiell zerfällt, das ist die Imagination; die geht nicht verloren. Die bleibt in denjenigen Substanzen, die wir auch an uns haben, wenn wir durch die Pforte des Todes geschritten sind und ins Kamaloka oder ins Devachan hineingehen. Wir behalten allerdings eine Bildgestalt an uns zurück, die ja, wenn sie der wirklich geschulte Hellseher betrachtet, nicht gerade ähnlich ist dem Knochensystem, die aber, wenn sie der etwas weniger geschulte Hellseher auf sich wirken läßt, sogar äußerlich in der Bildgestalt etwas Ähnliches hat mit dem menschlichen Knochensystem, weswegen der Tod überhaupt nicht ganz unrichtig unter der Imagination des Knochenskelettes vorgestellt wird. Das beruht auf einer allerdings ungeschulten, aber immerhin nicht ganz danebentreffenden Hellsichtigkeit. Und beigemischt ist dieser Imagination das, was nun von den Muskeln bleibt, wenn sie stofflich zerfallen: da verbleibt die Inspiration, von der sie eigentlich nur der Ausdruck sind, denn sie sind eigentlich nur stoffdurchtränkte Inspirationen. Die Inspiration bleibt uns, wenn wir durch die Pforte des Todes geschritten sind. Das ist etwas sehr Interessantes. Und ebenso bleibt uns die Intuition von dem Nervensystem, wenn die Nerven selber ihrem Verfalls- oder Zerfallsprozeß nach dem Tode entgegengehen. Das sind alles wirkliche Bestandteile unseres astralischen und ätherischen Leibes.“ (Lit.:GA 134, S. 87f)

„Indem der Mensch dieses Nervensystem durch die Welt trägt, ist eigentlich an den Stellen, wo die Nerven den menschlichen Organismus durchsetzen, fortwährend Intuition, und diese Intuition strömt die Geistigkeit aus, die der Mensch immerfort wie eine Strahlenaura um sich herum hat. Nicht nur das also kommt in Betracht, was wir, wenn wir durch die Pforte des Todes schreiten, mit uns nehmen, sondern wir strahlen immer in dem Maße Intuition aus, als die Nerven zerfallen. Sie haben ja immer eine Art von Verfallsprozeß in sich, sie müssen immer doch in gewisser Weise neugestaltet werden, wenn auch beim Nervensystem am meisten Haltbarkeit da ist: es findet immer Ausstrahlung statt, die man nur durch Intuition wahrnehmen kann. So daß wir sagen können: Intuitiv erfaßbare Substanz, geistige Substanz strahlt fortwährend von dem Menschen aus in dem Maße, als sein physisches Nervensystem zerbröckelt. So daß Sie schon daraus sehen, daß, indem der Mensch sein physisches Nervensystem gebraucht, es abnützt, es zum Zerbröckeln bringt, er nicht eigentlich bedeutungslos ist für die Welt. Er hat seine große Bedeutung. Denn wozu er seine Nerven benützt, davon hängt ab, was für intuitiv erfaßbare Substanzen von ihm ausstrahlen. Und wiederum, indem der Mensch seine Muskeln benützt, strahlen durch Inspiration erfaßbare Substanzen aus. Diese Ausstrahlung ist so, daß sie die "Welt fortdauernd mit lauter ungemein fein differenzierten Bewegungsvorgängen bevölkert. Also inspirierte Substanzen strömen aus — die Worte sind nicht ganz glücklich gebildet, aber wir haben keine anderen. Und von seinen Knochen strömt beim Menschen dasjenige aus, was wir nennen können imaginativ zu erfassende Substanz.“ (S. 88f)

„Der Mensch trägt seine einzelne Seele durch die Pforte des Todes; die Erde trägt das, was geworden ist aus den Intuitionen, Inspirationen und Imaginationen der Menschen, hinüber zum Jupiterdasein. Damit haben Sie den großen Unterschied charakterisiert, der da besteht zwischen dem einen Menschen und dem anderen, insofern der Mensch ein Doppelwesen ist: Der Sinneswahrnehmungen erfassende Mensch, der aus den Drüsen absondernde Mensch, der verdauende, sich ernährende Mensch — das ist der Mensch, der für das Zerklüften in der Zeitlichkeit bestimmt ist. Das aber, was erarbeitet wird durch das Vorhandensein des Nerven-, Muskel- und Knochensystems, das wird einverleibt der Erde, damit sie weiter bestehen kann.

Nun aber kommt etwas, was wie ein Mysterium sich hineinstellt in unser gesamtes Dasein, etwas, was ja tatsächlich, weil es im Grunde genommen ein Mysterium ist, nicht für den Verstand zu erfassen, sondern für die Seele zu glauben und zu durchdringen ist, was aber doch wahr ist. Dasjenige nämlich, was der Mensch so in seine Umgebung ausstrahlen kann, das gliedert sich deutlich in eine Zweiheit: in einen Teil von Inspiration, Intuition, Imagination, auf welche, man könnte sagen, das allgemeine kosmische Dasein ja angewiesen ist, die es aufnimmt — das allgemeine kosmische Dasein, es saugt das auf; aber etwas anderes saugt es nicht auf, das wird zurückgeworfen, wird nicht angenommen. Es erklärt förmlich der allgemeine Kosmos: Ja, diese Inspirationen, Intuitionen, Imaginationen kann ich gebrauchen, die sauge ich auf, damit ich sie hinauftragen kann zum Jupiterdasein. Aber andere stößt er zurück, die nimmt er nicht auf. Und die Folge davon ist, daß diese Intuitionen, Inspirationen und Imaginationen, weil sie nirgends aufgenommen werden, für sich stehend dableiben. Sie bleiben im Kosmos geistig drinnen stehen, sie können nicht aufgelöst werden. Es zerfällt also das, was wir ausstrahlen, in zwei Teile, in etwas, was gerne aufgenommen wird vom Kosmos, und in etwas, was er zurückweist, was er sich nicht gefallen läßt, was er dastehen läßt. Das letztere bleibt nun stehen.

Wie lange bleibt es stehen? Ja, sehen Sie, das bleibt so lange stehen, bis der Mensch kommt und es selber vernichtet durch Ausstrahlungen, die geeignet sind, das zu vernichten. Und es hat kein anderer Mensch in der Regel die Fähigkeit, diese vom Kosmos zurückgeworfenen Ausstrahlungen zu vernichten, als der Mensch, der sie selber ausgestrahlt hat. Und hier haben Sie die Technik des Karma, hier haben Sie den Grund, warum wir alle diejenigen Dinge an Imaginationen, Inspirationen, Intuitionen wiederum im Verlaufe unseres Karma treffen müssen, die vom Kosmos zurückgewiesen sind. Die müssen wir selber vernichten, denn der Kosmos nimmt nur das auf, was denkerisch richtig, gefühlsmäßig schön und moralisch gut ist. Alles übrige weist er zurück. Das ist das Mysterium.“ (S. 90)

Elementarwesen und Karmabildung

„Der Mensch erzeugt fortwährend etwas um sich herum wie eine recht große Aura. Aber in das, was er da an Wellen aufwirft, in das mischen sich hinein Elementarwesen, welche, je nachdem der Mensch ist, das, was da zurückkommt, beeinflussen können. Denken Sie also, die Sache ist so: Sie haben eine Erregung; die strahlen Sie aus. Wenn sie Ihnen zurückkommt, ist sie nicht unbeeinflußt, sondern in der Zwischenzeit machen sich Elementarwesen mit dieser Erregung zu tun. Und wenn sie dann zurückwirkt auf den Menschen, dann bekommen Sie mit dem, was diese Elementarwesen angefangen haben mit dem, was außer Ihnen ist, die Wirkung der Elementarwesen zurück.

Durch das, was der Mensch da als eine geistige Atmosphäre verbreitet, kommt er in Wechselwirkung mit Elementarwesen. Alles dasjenige, was sich für den Menschen schicksalsmäßig abspielt innerhalb des Lebenslaufes, hängt mit diesen Dingen zusammen. Wir haben ja auch innerhalb unseres Lebenslaufes eine Art Erfüllung unseres Schicksals. Nicht wahr, wenn wir heute irgend etwas erleben, so hat das eine Bedeutung für später. Das ist aber der Weg, wodurch uns tatsächlich unser Schicksal gezimmert wird. Und an dem Zimmern unseres Schicksals wirken solche Elementarwesen mit, die sich zu uns hingezogen fühlen durch unsere eigene Natur. Da fühlen sie sich angezogen, da wirken sie mit auf uns ein.“ (Lit.:GA 194, S. 123f)

Phantome, Spektren, Dämonen, Geister

Die von uns selbst erzeugten Kräfte wirken Wesenhaft auf uns zurück - als Dämonen im Astralleib, als Spektren oder Gespenster im Ätherleib, als Phantome, die den physischen Leib durchsetzen, und als Geister, die das Ich hin- und hertreiben.

„Fortwährend ist der Mensch zwischen Geburt und Tod in einen solchen Zusammenhang von Kräften eingeschlossen, die ihn von allen Seiten seelisch umspinnen, und das sind die dirigierenden Mächte seines Lebens. Sie sehen so, daß Sie eigentlich fortwährend die Wirkungen früherer Leben in sich tragen, daß Sie immer die Wirkungen früherer Verkörperungen erleben.

So müssen Sie sich klar sein, daß Sie in Ihrem Leben geleitet werden von Mächten, die Sie selber nicht kennen. Was auf den Ätherleib wirkt, sind Formgebilde, die Sie selbst früher auf dem Astralplan hervorgebracht haben, und was Ihr Schicksal wirkt, sind Wesenheiten, Kräfte auf den höheren Partien des Devachan, die Sie selbst eingeschrieben haben in die Akasha-Chronik. Diese Kräfte oder Wesenheiten sind dem Okkultisten nicht unbekannt, sie sind ganz hineingestellt in die Rangordnung von ähnlichen Wesenheiten. Sie müssen sich klar sein, daß Sie sowohl im Astralleib als im Ätherleib und im physischen Leibe die Wirkungen überhaupt von anderen Wesenheiten verspüren. Alles, was Sie unwillkürlich tun, alles, wozu Sie gedrängt werden, geschieht durch die Wirkung von anderen Wesenheiten. Es geschieht nicht aus dem Nichts heraus. Die verschiedenen Glieder der Menschennatur sind fortwährend wirklich durchdrungen und angefüllt von anderen Wesenheiten, und der eingeweihte Lehrer läßt ein gut Teil der Übungen machen, um dieselben herauszutreiben, damit der Mensch immer freier und freier werde.

Man nennt die Wesenheiten, die den Astralleib durchsetzen und ihn unfrei machen, Dämonen. Fortwährend sind Sie in Ihrem Astralleib von solchen Dämonen durchdrungen, und die Wesenheiten, die Sie selbst durch Ihre wahren oder falschen Gedanken erzeugen, sind solche, die sich nach und nach zu Dämonen auswachsen. Es gibt gute Dämonen, die von guten Gedanken ausgehen. Schlimme Gedanken aber, vor allem unwahre, lügnerische, erzeugen dämonische Gestalten der furchtbarsten und gräßlichsten Art, die den Astralleib, wenn man sich so ausdrücken darf, durchspicken. Ebenso durchsetzen den Ätherleib Wesenheiten, von denen sich der Mensch frei machen muß, das sind die Spektren oder Gespenster, und endlich gibt es solche, die den physischen Leib durchsetzen, das sind die Phantome. Außer diesen dreien gibt es noch andere Wesenheiten, die das Ich hin- und hertreiben, das sind die Geister, wie das Ich ja auch selbst Geist ist. Tatsächlich ist der Mensch der Hervorrufer von solchen Wesenheiten, die dann, wenn er auf die Erde herunterkommt, das innere und äußere Schicksal bestimmen. Dieselben beleben den Lebensgang so, daß Sie alles spüren, was Ihr Astralleib an Dämonen, Ihr Ätherleib an Gespenstern und Ihr physischer Leib an Phantomen hervorgebracht hat. Alles das hat eine Verwandtschaft zu Ihnen, es strebt zu Ihnen hin, wenn Sie wiederverkörpert werden.“ (Lit.:GA 99, S. 70f)

Karma und Freiheit

Karma beeinträchtigt nicht die Freiheit des Menschen.

„Man glaubt oft, der Mensch stünde unter dem unabänderlichen Gesetz des Karma, es wäre nichts daran zu ändern. Führen wir ein Gleichnis aus dem gewöhnlichen Leben für das Wirken dieses Karmagesetzes an. Ein Kaufmann hat in seinem Buche Posten für Soll und Haben. Wenn er diese zusammenzählt und vergleicht, drückt sich in ihnen der Stand seines Geschäftes aus. Der Geschäftsstand des Kaufmanns steht unter dem unerbittlichen Rechnungsgesetze des Soll und Haben. Macht er jedoch neue Geschäfte, so kann er neue Posten eintragen, und er wäre ein Tor, wenn er keine neuen Geschäfte machen wollte, weil er einmal die Bilanz gezogen hat. In bezug auf das Karma steht auf der Habenseite alles, was der Mensch Gutes, Kluges, Wahres, Richtiges getan hat, auf der Sollseite alles, was er Böses, Törichtes getan hat. Es steht ihm in jedem Momente frei, neue Posten ins karmische Lebensbuch einzutragen. Daher glaube man niemals, daß im Leben ein unabänderliches Schicksalsgesetz herrschend sei. Die Freiheit wird nicht beeinträchtigt durch das Karmagesetz. Und deshalb müssen Sie bei dem Karmagesetz ebensosehr an die Zukunft denken wie an die Vergangenheit. Wir tragen in uns die Wirkungen vergangener Taten, und wir sind die Sklaven der Vergangenheit, aber die Herren der Zukunft. Wollen wir dieselbe gut gestalten, müssen wir möglichst günstige Posten ins Lebensbuch eintragen.

Es ist ein großer, gewaltiger Gedanke, zu wissen, daß, was man auch tut, nichts vergeblich ist, daß alles seine Wirkung in die Zukunft hinein hat. So wirkt das Gesetz nicht bedrückend, sondern es erfüllt uns mit schönster Hoffnung. Es ist die schönste Gabe der Geisteswissenschaft. Wir werden froh durch das Karmagesetz, dadurch, daß wir hineinschauen in die Zukunft. Es gibt uns die Aufgabe, tätig zu sein im Sinne eines solchen Gesetzes, es hat nichts, was den Menschen traurig machen kann, nichts, was der Welt eine pessimistische Färbung geben könnte. Es beflügelt unsere Tätigkeit, mitzuwirken an dem Erden-Werdegang. In solche Gefühle muß sich das Wissen vom Karmagesetz umsetzen.

Wenn ein Mensch leidet, sagt man oft: Er verdient sein Leiden, er muß sein Karma austragen; helfe ich, so greife ich ein in sein Karma. — Das ist eine Torheit. Seine Armut, sein Elend ist bewirkt durch sein voriges Leben, aber wenn ich ihm helfe, wird meine Hilfe einen neuen Posten in sein Leben eintragen. Ich bringe ihn dadurch vorwärts. Es ist ja auch töricht, einem Kaufmann, den man mit 1000 Mark oder 10 000 Mark vor dem Untergang retten könnte, zu sagen: Nein, dann würde ja deine Bilanz verändert werden. — Gerade das muß uns drängen, dem Menschen zu helfen. Ich helfe ihm, weil ich weiß, daß im karmischen Zusammenhange nichts ohne Wirkung ist. Das sollte uns ein Ansporn sein für ein wirkliches Handeln.“ (Lit.:GA 99, S. 78f)

Schicksalbestimmende und menschenbefreiende Planeten

Schicksalbestimmende und menschenbefreiende Planeten

Nach antiker Anschauung bestimmen die sieben Planeten das Schicksal (Heimarmene) des Menschen. Rudolf Steiner hat noch genauer unterschieden zwischen schicksalbestimmenden und menschenbefreienden Planeten. Der Mond wirkt in den Vererbungskräften. Die erdnahen inneren Planeten Merkur und Venus tragen das Karma in die Gemütsanlage und das Temperament des Menschen hinein; die äußeren Planeten Mars, Jupiter und Saturn fördern die menschliche Freiheit.

Schicksal und Wille

"«Creare» wird gewöhnlich mit «Schaffen» übersetzt. Es hat denselben Stamm wie das Sanskrit-Wort «Kri», und das ist dasselbe, was wir in Karma wiedererkennen. «Wollen» heißt es." (Lit.: Rudolf Steiner, Berlin, 9. Oktober 1903) [2]

In der griechischen Mythologie war Ananke - oder gleichbedeutend Heimarmene - die Herrin des unausweichlichen unpersönlichen Schicksals, der selbst die Götter gehorchen mussten. In ihr wurzelt die Schicksalmacht der drei Schicksalsgöttinnen, der Moiren, die sie nach manchen Überlieferungen von Zeus empfangen haben soll. Andere Quellen nennen allerdings Themis als Mutter der Moiren. Für den Menschen erhält das Schicksal seine spezielle Gestalt dadurch, dass sein Ich im Zuge seiner irdischen Entwicklung durch wiederholte Erdenleben hindurchschreitet.

"Was wir Schicksal nennen, ist wirklich eine recht komplizierte Sache. Unser Schicksal scheint so an uns heranzutreten, daß seine Ereignisse uns zustoßen. Nehmen wir gleich einen eklatanten Fall des Schicksals, einen Fall, den ja manche Menschen kennen. Nehmen wir an, irgend jemand lerne einen andern Menschen kennen, der dann im Leben sein Freund, seine Frau oder der Mann oder dergleichen wird. Das wird von dem gewöhnlichen Oberbewußtsein so ausgelegt, daß es uns zugestoßen ist, daß wir selbst gar nichts dazu getan haben, daß der betreffende Mensch in unsere Lebenssphäre hereingetreten ist. Das ist aber nicht die Wahrheit. Die Wahrheit ist vielmehr eine andere.

Mit derjenigen Kraft, die im Unterbewußtsein ruht ... legen wir von dem Momente ab, wo wir durch die Geburt ins Dasein treten, und noch mehr, wo wir anfangen, zu uns Ich zu sagen, unseren Lebensweg so an, daß er in einem bestimmten Augenblick die Wege des andern kreuzt. Die Menschen achten nur nicht darauf, was für merkwürdige Sachen herauskommen würden, wenn man einen bestimmten Lebensweg verfolgen würde, etwa den eines Menschen, der sich in einem bestimmten Augenblicke zum Beispiel verlobt. Wenn man sein Leben verfolgen würde, wie es sich entwickelt hat durch Kindheit und Jugend, von Ort zu Ort, bis der Mensch dazugekommen ist, sich mit dem andern zu verloben, dann würde man viel Sinnvolles in seinem Ablauf finden. Man würde dann finden, daß der Betreffende gar nicht so ohne weiteres dahingekommen ist, daß ihm etwas bloß zugestoßen ist, sondern daß er sich sehr sinnvoll hinbewegt hat bis dahin, wo er den andern gefunden hat. Das ganze Leben ist durchzogen von einem solchen Suchen, das ganze Schicksal ist ein solches Suchen. Allerdings müssen wir uns vorstellen, daß dieses Suchen nicht so abläuft, wie das Handeln unter gewöhnlicher Überlegung. Das letztere geht in gerader Linie vor sich; das Handeln im Unterbewußtsein geht stark und persönlich vor sich. Aber dann ist es etwas, was im Unterbewußtsein des Menschen sinnvoll vor sich geht. Es ist gar nicht einmal richtig, wenn man vom Unbewußten redet, man sollte Überbewußtes oder Unterbewußtes sagen, denn unbewußt ist es nur für das gewöhnliche Bewußtsein... Und so ist es auch für das, was uns im Leben führt, so daß unser Schicksal ein bestimmtes Gewebe ist, das uns führt, und das ist sehr, sehr bewußt. Dagegen spricht gar nicht, daß der Mensch oft mit seinem Schicksal so wenig einverstanden ist. Würde er alle Faktoren überschauen, so würde er finden, daß er schon einverstanden sein könnte. Eben weil das Oberbewußtsein nicht so schlau ist wie das Unterbewußtsein, beurteilt es die Tatsachen des letzteren falsch und sagt sich: Es ist mir etwas Unsympathisches zugestoßen -, während der Mensch aus einer tiefen Überlegung heraus das, was man im Oberbewußtsein unsympathisch findet, in Wirklichkeit gesucht hat. Eine Erkenntnis der tieferen Zusammenhänge würde es dahin bringen, einzusehen, daß ein Klügerer die Dinge sucht, die dann Schicksal werden." (Lit.: GA 181, S. 91ff)

Karma bedeutet für den Menschen, dass die Taten des einen irdischen Lebens sein Schicksal im nächsten oder den nächsten, zu einem kleineren Teil sogar noch im selben Erdenleben bestimmen:

"Wir wissen, daß Karma zunächst bedeutet die geistige Verursachung eines späteren Ereignisses, einer späteren Eigenschaft oder Fähigkeit des Menschen durch ein Vorhergehendes. Gleichgültig, ob diese geistige Verursachung auftritt in einem Leben zwischen Geburt und Tod, oder ob sie sich als das große Schicksalsgesetz der Menschheit durch die verschiedenen Erdenleben hindurchzieht, so daß die Ursachen für etwas in einem Leben Geschehendes in einem vorhergehenden oder einem weit zurückliegenden Leben liegen - dieses Gesetz, dieses umfassende Schicksalsgesetz ist das, was wir Karma nennen..." (Lit.: GA 108, S. 95ff)

Keineswegs sollte man dabei das Karmagesetz als eine Art Schuldgericht mißverstehen, das einem die Buße für frühere Vergehen auferlegt. Der Mensch erhält dadurch vielmehr den nötigen Anstoß, an seiner weiteren Entwicklung zu arbeiten und Fehler der Vergangenheit auszugleichen. Die Freiheit des Menschen wird dadurch nicht angetastet. Zwar kann er dem Karma nicht entrinnen, doch kann er es sehr wohl beeinflussen, z.B. indem er durch hygenische Maßnahmen eine Epidemie verhindert, und ihm eine neue Richtung geben, auf der dann der karmische Ausgleich in anderer Weise erfolgen kann. Es widerspricht daher auch in keinster Weise der Karmaidee, den Mitmenschen in ihrem Schicksal helfend beizustehen und dieses mitzutragen, es werden vielmehr gerade dadurch ganz neue, vielfältig erweiterte Entwicklungschancen für alle Beteiligten aufgetan. Karma steht deshalb auch in vollem Einklang mit dem christlichen Gedanken der Erlösung, die uns durch die Gnade des Christus gewährt wird, denn das ist die denkbar größte und fruchtbarste Schicksalshilfe, die es geben kann. Tatsächlich könnte ohne Hilfe des Christus niemals die Unordnung im Karma ausgeglichen werden, die durch die Widersachermächte in die Menschheitsentwicklung gebracht wurde.

Tatsächlich ist das Karma, durch das wir unsere Fehler wieder ausgleichen können, eine Gabe, die uns durch den Christus schon in vorchristlicher Zeit, also noch vor dem Erdenleben des Christus, zuteil wurde:

"Wer hat dem Menschen Karma, wer hat überhaupt dem Menschen die Möglichkeit gegeben, daß es ein Karma gibt? Verstehen werden Sie nur, was jetzt gesagt ist, wenn Sie sich nicht in pedantischer Weise an die irdischen Zeitbegriffe halten. Mit dem irdischen ZeitbegrifF glaubt der Mensch, daß das, was da oder dort einmal vorgeht, eine Wirkung nur haben kann in bezug auf das Nachfolgende. In der geistigen Welt ist es aber so, daß das, was geschieht, sich in seinen Wirkungen schon vorher zeigt, daß es schon vorher in seinen Wirkungen da ist. Woher kommt die Wohltat des Karma? Woraus ist eigentlich in unserer Erdenentwickelung diese Wohltat entsprungen, daß es ein Karma gibt? Von keiner anderen Kraft kommt das Karma in der ganzen Entwickelung als von dem Christus." (Lit.: GA 107, S. 250)

Ein gesundes Gefühl für die Wirkungen des Karma kann man entwickeln, wenn man gerade jene karmischen Folgen betrachtet, die sich noch in ein und demselben Erdenleben einstellen. Man bedarf dazu keiner hellsichtigen Fähigkeiten, sondern nur der aufmerksamen Beobachtung der Lebenszusammenhänge:

"Das einzelne Leben zeigt in den verschiedensten Arten die Wirkungen des Karma; nur geht die menschliche Lebensbetrachtung gewöhnlich nicht sehr weit. Die Menschen überschauen gewöhnlich sich selber oder ihren Mitmenschen mit Aufmerksamkeit nur eine kurze Zeit des Lebens, weil ihr Blick nicht durch das geistige Auge geschärft ist.

Wie wenig dies der Fall ist, das möchte ich zuerst erörtern, damit Sie einen Begriff davon bekommen, wie der geistige Blick im gewöhnlichen Leben anzuerziehen ist. Durch eine Art persönlichen Erlebnisses soll dies geschehen. Einige von Ihnen werden es schon wissen, daß ich fünfzehn Jahre meines Lebens damit zugebracht habe, Erzieher zu sein, wobei mir die verschiedensten Fälle erzieherischer Tätigkeit oblagen, auch schwierige vielleicht, wo Probleme vorlagen, die nur durch längeres Beobachten und Studieren gelöst werden konnten. Daß mir bei solcher Lebenstätigkeit Gelegenheit geboten war, Beobachtungen anzustellen nicht nur bei den mir unmittelbar unterstellten Kindern, sondern auch bei deren Verwandten, den Cousins, die ja immer da waren, das leuchtet ein. Man sieht dann, wie sie heranwachsen, und man kann da einen großen Kreis von in die Welt tretenden Menschen beobachten. Nun, wer dann das Leben ein wenig verfolgt, geschärft mit dem geistigen Blicke, der kann schon an solchen Einzelheiten manches wahrnehmen. So zum Beispiel war in der Zeit, als von mir jene Tätigkeit ausgeübt wurde, eine weit verbreitete, damals aber außerordentlich angesehene ärztliche Unsitte im Schwung, die darin bestand, daß man die Kinder dadurch «bei Kraft» erhalten wollte, daß man ihnen täglich ein kleines Gläschen Rotwein gab. Es war damals Mode, daß die Ärzte den kleinen Knirpsen zu einer Mahlzeit ein Gläschen Rotwein verabreichen ließen. Von den Eltern wurde diese Vorschrift gewissenhaft ausgeübt. Nun hatte ich Gelegenheit, solche Kinder zu beobachten, bei denen dies geschehen war, und solche, bei denen es nicht geschah. Man kann dann, wenn man im Leben steht, in der verschiedensten Weise wieder Menschen beobachten, die noch Kinder waren, als man sie kennengelernt hat. Die Kinder, die damals mit diesem Wein traktiert worden sind, sie sind jetzt Leute von sechsundzwanzig bis achtundzwanzig Jahren. Ich habe da also in der mannigfaltigsten Weise Gelegenheit gehabt, nicht bloß ein paar Jahre zu betrachten, sondern auch größere Zeiträume zu überschauen. Die Menschen, die damals, als ich sie kennenlernte, ein bis drei Jahre waren und jetzt achtundzwanzig Jahre alt sind, kann man genau in zwei Gruppen einteilen: in jene, die damals ihr Gläschen Rotwein mitbekommen hatten zur «Lebensstärkung», und in jene, die dies nicht bekamen. Die ersteren sind Leute geworden, die heute alle, im physischen Sinne geredet, mit ihrem Nervensystem - geisteswissenschaftlich geredet mit ihrem Astralleib - furchtbar zu kämpfen haben. Es sind Leute geworden, denen das fehlt, was man nennt: energisch festhalten an einem Lebensziel, Rückgrat haben; während jene, die in ihrer Jugend ohne Wein ausgekommen sind, Menschen geworden sind, die Rückgrat haben, die fest begründet sind, die wissen, was sie wollen, die nicht nötig haben, in der Zeit, in der es ihnen ihre Geschäfte am wenigsten erlauben, da und dort hingehen zu müssen zu ihrer Erholung, und die, weil sie zappelige Menschen geworden sind, diese Erholung doch nicht erhalten. Die anderen dagegen sind festere Individualitäten geworden. Ich will nicht bloß darauf hinweisen, wie es ist, wenn man nach Jahren wieder an einen solchen Menschen herantritt, sondern darauf, daß das Leben sich etwas anders ausnimmt, wenn man es auf den Zusammenhang von Ursache und Wirkung hin betrachtet, nicht bloß so weit betrachtet, als die Nase des Menschen reicht, sondern auch die größeren und tieferen Zusammenhänge der Ursachen und Wirkungen.

Auch das ist Lebensbeobachtung im höchsten Grade, wenn wir den Menschen in bezug auf die Eigenschaften, die innerer, karmischer Natur sind, zu beobachten suchen. Es ist leider Tatsache, daß gewöhnlich der Mensch nicht den Anfang des menschlichen Lebens mit seinem Ende in Zusammenhang bringt. Man beobachtet wohl Kinder, aber wer hat die Geduld, dort, wo er die Möglichkeit hat, das zu beobachten, was sich ergibt, je nachdem des Menschen Seelenleben in den ersten Kindesjahren in gewisser Weise gewesen ist, und dann wiederum, wie das Leben ist, wenn der Lebenslauf zur Neige geht? Und dennoch zeigt sich da ein ganz bestimmter karmischer Zusammenhang zwischen Anfang und Ende des Lebens. Es liegen für gewisse Dinge, die am Ende des Lebens oder in der zweiten Hälfte desselben auftreten, ganz bestimmte Ursachen in den ersten Jahren oder der Jugendzeit des Lebens zugrunde.

Nehmen wir einen konkreten Fall, zum Beispiel einen Menschen, der in früher Jugend zornig, jähzornig ist, der leicht geneigt ist, jähzornig zu werden über etwas, was in seiner Umgebung geschieht. Dieser Zorn und hauptsächlich der Jähzorn, der bei Kindern auftritt, kann eine zweifache Gestalt annehmen. Er kann sozusagen bloß das sein, was man eine Unart nennt, was in gewisser Weise bloß ein Ausbruch, ein wutartiger Ausbruch eines übergroßen Egoismus ist. Aber er kann noch etwas anderes sein. Man muß lernen, insbesondere als Erzieher, diese zwei Arten voneinander zu unterscheiden. Der Zornausbruch bei einem Kind kann auch das sein, was uns entgegentritt, wenn ein Kind sieht, daß in seiner Nähe eine Ungerechtigkeit geschieht. Ein Kind hat noch nicht die Urteilskraft, kann noch nicht mit dem Verstand sich sagen, was da geschieht. Würde man versuchen zu erklären, daß das, was da geschieht, kein Unrecht sei, so würde man bald die Überzeugung gewinnen, daß das Kind dies noch nicht verstehen kann. Daher ist es in der Weltordnung, in der geistigen Weltenführung begründet, daß das, was später als Urteilskraft auftritt, in der Kindheit in Form von Affekten, Emotionen zutage tritt. Das Kind kann noch nicht verstehen, was da geschieht, aber es wird zornig. Dieser Zorn, dieser Affekt ist eine vorhergehende Seelenverkündigung dessen, was später die Urteilskraft ist. Diese zwei Arten von Zorn und Jähzorn müssen ganz genau voneinander unterschieden werden. Der Zorn im ersten Falle muß so behandelt werden, daß also das Kind diesen Zorn womöglich dadurch auslebt, daß man es in einer richtigen Weise die Wirkungen dieses Zornes wirklich fühlen läßt und auch das Unrechte des Zornes. Denn wenn man zum Beispiel dem Kinde immer gewissermaßen aus Liebe das tut, wodurch es die Erfüllung seines Willens bekommt, dann verfehlt der Zorn seine Wirkung. Der Zorn hat immer eine Wirkung in der Seele. Wo Zorn in der Seele auftritt und nicht dadurch gelöst wird, daß er das erreicht, was er erstrebt, schlägt er sich in das Innere zurück. Und das ist gut. Deshalb nennt der Volksmund, der oftmals ein feines Gefühl für so etwas hat, an verschiedenen Orten, wo die deutsche Sprache gesprochen wird, den Zorn «Gift». Zornig sein, nennt man: sich giften. Dieses Wort ist wirklich den Tatsachen des seelischen Lebens entnommen. Der Zorn tritt in die Seele ein, und durch die Wirkung des Zornes im Inneren, wenn er sich zurückschlägt, wird der überschüssige Egoismus hinausgedrängt. Also auch der Zorn hat sein Gutes. Er ist ein Erzieher des Menschen, er wirkt wie ein solches Gift, das den überschüssigen Egoismus dämpft.

Etwas ganz anderes ist der Zorn, der auftritt, wo ein Kind ein Unrecht sieht. Dieser Zorn ist ein vorausgenommenes Urteil. Es ist gerechtfertigt. In diesem Falle darf man nicht bloß zu strafen versuchen - dadurch, daß man straft, würde man den Zorn ins Innere zurückschlagen -, sondern man muß versuchen, diesen Affekt beim Kinde zu benützen, um ihm nach und nach ein Verständnis beizubringen, ihm die Urteilskraft beizubringen. Dieser Zorn ist dadurch zu überwinden, daß man die Urteilskraft entfaltet. Wird ein Kind über ein Unrecht, das es sieht, zornig, dann würde folgendes geschehen: Man würde das Kind einführen in eine Art Verständnis dafür, daß das Unrecht aus der Natur des Menschen geschieht; man würde ihm je nach seiner Reife eine Erklärung des Geschehenen geben. Dann wird ein solcher Zorn auch seine rechte Wirkung ausüben. Er wird das Kind reif machen, die Welt zu beurteilen, denn er ist ein Vorbote für die Urteilskraft. Das sei gesagt, um darauf aufmerksam zu machen, daß der Mensch nicht immer ungerechtfertigt zornig ist. Der Zorn hat seinen Wert für die Entwickelung des Menschen. Der Mensch muß sich läutern, er muß den Zorn überwinden. Der Zorn ist etwas, das dadurch wohltätig wirkt, daß es überwunden wird. Niemals könnte der Mensch zur Vollkommenheit aufsteigen, ohne daß der Zorn überwunden wird. Nun könnte man fragen: Warum gibt es denn in der Weltregierung den Zorn? Es gibt den Zorn, weil man stark wird durch seine Überwindung; man wird mächtiger über sich selbst dadurch, daß man ihn überwindet. Wenn man jemanden, der jenen edlen Zorn in der Jugend hatte in den Jahren, wo der Idealismus auftritt, wo ihn etwas mit Zorn erfüllte, weil er die tieferen Zusammenhänge noch nicht einzusehen vermochte, dann in seinem späteren Lebensalter beobachtet, so sieht man: im Alter tritt die gute Wirkung davon auf. Wer dagegen in der Jugend nicht in der Lage war, den Zorn zu überwinden, sich zu läutern, über seine Affekte Herr zu werden, der wird nicht leicht in späteren Jahren jene milde Aktivität erlangen, die so wohltuend berührt. Denn Milde ist gerade die Wirkung des überwundenen Zornes. Milde im Alter ist die Wirkung des überwundenen Zornes in der Jugend. Eine ganz andere Wirkung wiederum hat jene Seeleneigenschaft, welche ebenfalls in der Jugend auftritt: die Andacht. Sie besteht darin, daß der Mensch sich ein Gefühl aneignet für das, was er noch nicht durchschauen kann. Zorn ist ein Ablehnen, Andacht ein Hinaufschauen zu dem, was man noch nicht überschauen kann, ein Hinblicken auf dasjenige, dem man noch nicht gewachsen ist. Niemand kann zur Erkenntnis kommen, der nicht das über ihm Stehende in Andacht verehren kann. Andacht ist der beste Weg zur Erkenntnis. Die Menschen würden niemals zur Erkenntnis kommen, wenn sie nicht vorher aus dunklem Hintergrunde hervor jene geistigen Mächte verehrt hätten, die über ihnen stehen. Andacht ist eine Kraft, die zu dem hinaufführt, was man erringen will. Deshalb ist es im Grunde nötig, daß Andacht entwickelt werde. Der Mensch, der im späteren Leben zurückschauen kann auf viele Momente der Andacht, der wird mit Seligkeit auf sie zurückblicken. Wenn es einem vorgekommen ist, daß man in der ersten Kindheit in der Familie hat sprechen hören von einem Familienangehörigen, von dem verbreitet wird, daß er sehr verehrt werde, und wenn man als Kind dies Gefühl auch in sich aufgenommen hat, und der Tag naht, wo man diese Persönlichkeit zum ersten Male sehen kann - wenn man dann eine heilige Scheu hat, die Klinke der Tür zu drücken, hinter der die verehrte Person erscheinen soll, so ist das auch ein sehr andächtiges Gefühl, und wir werden viel im späteren Leben haben, wenn wir mehrere solcher Stimmungen in der Jugend gehabt haben.

Andacht ist der Grund, ist die karmische Ursache von segnender Kraft in späteren Lebensjahren, in der zweiten Hälfte des Lebens. Jene Kraft, die ausfließt und uns fähig macht, den anderen Menschen ein Tröster zu sein, sie ist durch nichts anderes errungen als durch andächtige Stimmung in der Jugend. Seht Euch um, wo ein Mensch vorhanden ist, der zu anderen Menschen, die traurig sind, kommt, der dann nur da zu sein braucht, um durch seine bloße Gegenwart die Traurigen zu trösten, ihr Tröster zu sein, aktive Liebe zu verbreiten - Ihr werdet finden: die karmische Ursache zu dieser aktiven Kraft liegt in diesen Andachtsstimmungen der Jugendzeit. Die Kraft, welche als Andacht in die Seele des heranwachsenden Menschen hineingegossen wird, ist etwas Bleibendes in ihm; sie geht als eine Strömung durch die Seele und kommt als segnende Kraft im späteren Alter zum Vorschein. So könnten wir viele Fälle betrachten, wo das karmische Gesetz schon zwischen Geburt und Tod in ausgesprochener Weise wirkt.

Wir wollen noch genauer im einzelnen Leben das Karmagesetz an einem konkreten Fall betrachten. Angenommen, ein junger Mensch hätte studiert. Im achtzehnten Jahre wäre das eingetreten, daß der Vater bankrott gemacht hätte. Der junge Mensch mußte daher aufhören zu studieren, er wird aus dem Beruf herausgerissen, zu dem er vorbereitet worden war; er muß einen anderen Berufsweg einschlagen. Nun sind ja, nicht wahr, alle Berufe gleichwertig; wir interessieren uns nur für die Tatsachen der Änderung des Berufs. Der junge Mann mußte also Kaufmann werden. Nun wird man, wenn man kein Lebensbeobachter ist, sagen: Nun ja, das Ereignis war da -, und man wird beobachten, was vorher und was nachher war. Aber einen Zusammenhang zwischen dem, was vorher und was nachher war, wird nur der herausfinden, der wirklich mit geistig geschärftem Auge das Leben beobachtet. Wenn der junge Mensch nun in dem anderen Beruf ist, und alles normal geht - ich werde nicht sagen, daß es immer so geht, aber es kann so gehen -, werden wir in den späteren Lebensjahren etwas anderes sehen können. Zunächst ist der Beruf ihm neu. Er erfaßt, was für ihn in Betracht kommt. Aber schon im einundzwanzigsten Jahre wird sich zeigen, daß bei diesem Manne etwas anders ist als bei einem Manne, der von Anfang an auf den Kaufmannsberuf vorbereitet war: Im einundzwanzigsten Jahr schon zeigt sich, daß er weniger Interesse hat für das, was ihm in seinem Berufe obliegt. Es zeigen sich gewisse Gefühle, die in seiner Seele auftreten und die ihn trennen von dem, was er tun soll, so daß er nicht mit rechter Befriedigung das tun kann, was von ihm verlangt wird. Wenn man nun nachforscht, woher das kommt, so wird man das Folgende wahrnehmen: Wenn ein besonderer Punkt eintritt, wo der Lebenslauf abgebogen wird, ein Lebensknoten, wenn zum Beispiel ein Berufswechsel eintritt, dann ist es nach dem karmischen Gesetz so, daß in den ersten Jahren wenig zu bemerken ist. Dann kommt es aber nach, so daß im einundzwanzigsten Jahre Gefühle, Empfindungen, Stimmungen sich geltend machen, die aus dem zu erklären sind, was im achtzehnten Jahr aus den Vorbereitungen für den anderen Beruf herkommt, Gefühle, die er aufgenommen hat, die er aber nicht zur Realisation geführt hat. Zunächst hat er sie zwar zurückgedrängt; sie machen sich aber doch dann so geltend, daß er sich von seinem neuen Beruf nicht mehr befriedigt fühlt. Das, was drei Jahre vor dem Berufswechsel in ihn gelegt wurde, wird drei Jahre nach diesem Wechsel so zutage treten, daß der Betreffende nicht mehr die rechte Befriedigung haben kann. Und von da aus kann die Sache so kommen, daß im zweiundzwanzigsten Jahr das vierzehnte Lebensjahr sich wiederholt, im dreiundzwanzigsten Jahr das dreizehnte. Es kann, weil im Leben sich alles durchkreuzt, auch anders kommen. Er kann im dreiundzwanzigsten Jahr zum Beispiel einen Hausstand gründen; da treten Interessen auf, die die vergangenen kreuzen und sie anders verlaufen machen. Aber das Gesetz ist trotzdem geltend. Auch in dem Falle, wenn ein neues Interesse eintritt, sind die früheren Interessen doch da, die abgebogen worden sind. An einem solchen Beispiel können Sie den Verlauf des Lebensprozesses sehen, wie er sich der Geisteswissenschaft darstellt. Das ist das wenigste, daß man durch die Geisteswissenschaft allerlei Begriffe bekommt; aber das wichtigste ist, daß man durch sie in den Lebensprozeß eindringt. Nehmen wir an - ich erzähle nie andere Fälle als solche, die vorgekommen sind; man muß sich die Gewohnheit aneignen, sich nie etwas auszudenken, sondern stets solche Fälle wählen, die wirklich vorgekommen sind -, also eine Mutter kommt zu mir, die ihren einzigen Sohn in einen anderen Lebensberuf hinüberführen muß, weil ihm der Vater entrissen worden ist. In der Welt von heute wird da kaum das Richtige geschehen, denn wahre Lebensbeobachtung ist mit der heutigen Lebensauffassung kaum zu vereinbaren. Wird solch eine Mutter mit Geisteswissenschaft bekannt, so lernt sie rechnen mit dem Karmagesetz und kann gerade eine gute Freundin werden des jungen Mannes, der über die Jahre eines solchen Berufswechsels hinweggeführt werden soll. So war es vor einiger Zeit der Fall. Eine Mutter kam zu mir und sagte: Was ist meine beste Lebensaufgabe? - Ich sagte, sie möge die paar Jahre dazu benutzen, recht sehr das Vertrauen ihres Sohnes zu erlangen. Dann bilde die Geisteswissenschaft seinen Sinn so aus, daß sie das, was sicher eintritt, ihm tragen helfen kann. Die in seine Seele verpflanzten Gefühle der Frömmigkeit würden in einer starken Weise in allen späteren Lebensjahren sich geltend machen, und sie würde das, was so sicher eintritt, auch richtig sehen können. Kommt dann einst der Sohn nach Hause und sagt: Ich weiß nicht was anfangen, mein Beruf befriedigt mich gar nicht -, dann wird sie das zurückführen können auf dasjenige, was früher vorgekommen ist. Sie wird die Ursache erkennen und wird schon aus innerem Takt herausfinden, wie sie helfend einzugreifen hat, um dem Sohn über die Schwierigkeit wegzuhelfen. Besser wird sie es sicher können, als wenn sie keine Ahnung hätte davon, wie Karma wirkt und nur glauben würde, es wachse die Stimmung, die Depression aus irgend etwas Gleichgültigem heraus. Nichts entsteht so ohne Ursache; aber oftmals liegen die Ursachen viel näher als man glaubt. Nur müssen wir solch einen Knotenpunkt beobachten, von da an das Leben zurückverfolgen und sehen, was da anders verläuft. Es ist so: Denken Sie sich, Sie haben eine Violinsaite. Sie haben sie aufgespannt und streichen sie mit einem geeigneten Gegenstand. Die Saite gibt einen gewissen Ton von sich. Wenn Sie sie nun in der Mitte festhalten, dann geht auf beiden Seiten etwas vor: die Saite schwingt auf beiden Seiten. Solche Ereignisse gibt es im Leben, von denen man feststellen kann, wie das, was vorher geschieht, sich nachher widerspiegelt.

Auch die Lebensmitte ist solch ein Knotenpunkt. Was in der Jugend vorbereitet wird, das kommt im Alter heraus. Es ist notwendig, diese Dinge zu beachten, damit man allmählich wirklich ein Gefühl dafür erhält, daß Geisteswissenschaft nichts Unpraktisches ist, sondern daß das ganze Leben vom geisteswissenschaftlichen Gesichtspunkt aus praktisch gestaltet werden kann. Ein bloßes Leben in Liebe nützt nichts, wenn nicht die Weisheit mit der Liebe verbunden ist. Liebe muß sich mit Weisheit verbinden, mit Erkenntnis des Rechten. Liebe allein ist nicht genug zum Leben.

Wir können noch einen Fall erwähnen, der sich in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts zugetragen hat und genau geprüft worden ist. Eine Mutter erzog ihr Töchterchen. Wohl hatte sie gesehen, wie dieses Töchterchen ganz klein anfing, Dinge zu entwenden, etwas zu stehlen. Aber sie konnte sich in ihrer Liebe, die ja eine vorzügliche Eigenschaft ist, nicht entschließen zu strafen. Das Töchterchen stahl ein-, zweimal, ein drittes Mal, und tat noch andere Sachen; und wenn man den Lebenslauf verfolgt, so sieht man, daß das Kind eine berühmte Giftmischerin wurde. Hier haben Sie die Liebe, die nicht geeint ist mit Weisheit. Die Liebe muß mit dem Lichte der Weisheit durchdrungen sein. Liebe kann sich erst richtig entfalten, wenn sie von Weisheit durchdrungen ist. Wie anders kann man als Freund einem jungen Menschen, der sich entwickeln soll, über wichtige Momente seines Lebens hinüberhelfen, wenn man weiß, daß es ein Gesetz gibt, welches die Ursachen eines Geschehens manchmal ziemlich naheliegend zeigt, die Ursachen, die man ohne Kenntnis des Gesetzes nicht begreifen würde. So wäre es richtig, nicht nur im allgemeinen zu wissen, daß es ein Karmagesetz gibt, sondern durch Erlangung einer richtigen Weltanschauung Karma im einzelnen zu verfolgen. Das muß dem Geisteswissenschafter ernstlich obliegen, daß er sich einlebt in die konkrete Wirksamkeit dieser Gesetze und weiß, wie sie sich im Leben ausnehmen. Das ist das Allerwichtigste: nicht Phrasen über Karma zu dreschen, sondern sich darauf einlassen, die Gesetze im Leben zu verfolgen. Das ist notwendig!

Nun möchte ich Ihnen noch etwas anderes sagen. Man kann auch einige Fälle herausheben, die sich beziehen auf Karma, das von einem Leben ins andere hinübergeht. Natürlich kann man sich auch da nur auf einzelne Fälle beschränken. So können wir uns einmal eine Frage vorlegen bezüglich des inneren Karma eines Menschen, welches dadurch zustande kommt, daß der Mensch im Grunde genommen im Leben immer eine zweigeteilte Wesenheit sein muß. Wenn Sie das Leben betrachten, werden Sie sich sagen müssen: wenn ein Mensch durch die Geburt ins Dasein tritt, muß man zweierlei unterscheiden. Das eine ist, was er von seinen Voreltern geerbt hat. So hat zum Beispiel Schiller die Form seiner Nase von seinem Großvater geerbt; aber was das spezifisch Schillersche ist, das hat er nicht geerbt, sondern das kommt aus seinen früheren Inkarnationen, seinen früheren Verkörperungen. Auf der einen Seite ist der Strom der Vererbung dessen da, was durch Generationen hindurch sich fortpflanzt; auf der anderen Seite ist das, was der Mensch selbst von einem Leben zum anderen hinübernimmt. Wer den Blick erworben hat für das Geistige, wird sich immer fragen, wieviel ein Mensch von seinen Eltern hat, und wieviel aus seiner vorhergehenden Inkarnation stammt.

Im rationellen Sinne kann man nicht anders unterrichten, als wenn man diese Unterscheidung treffen kann. Die Erziehungskunst wird erst die richtige Gestaltung erhalten, wenn die Menschen gelernt haben, zwischen diesen beiden Strömungen zu unterscheiden. Erst am Ende der Erdenentwickelung werden diese beiden Strömungen zusammenfließen, so daß der Mensch den Leib wird finden können, in den er hineinpaßt. In der jetzigen Zeit ist dies noch nicht möglich. Würde ein vollständiges Zusammenpassen von äußerer Leiblichkeit und innerer individueller Organisation in unserer jetzigen Zeit stattfinden, so wäre es unmöglich, daß ein Mensch durch innere Ursachen vor dem normalen Alter stirbt; denn es würde, weil Sterben nicht etwas Zufälliges ist, sondern eine Disharmonie, dann nicht vorzeitiges Sterben eintreten können, da ja Harmonie im Menschen herrschen würde. So aber kann diese Disharmonie zwischen dem Ererbten und dem aus früherer Verkörperung Mitgebrachten so stark werden, daß dadurch der Tod früher herbeigeführt wird.

Der Mensch könnte, wenn er ein klein wenig auf die spirituellen Lehren eingehen wollte, heute schon die Reinkarnation mit Händen greifen - dies ist nicht bildlich, sondern wörtlich zu nehmen -, wenn nur die materialistischen Theorien die entsprechenden Tatsachen nicht unrichtig, sondern richtig deuteten. Dies kann an bestimmten Fällen nachgewiesen werden. Es gibt Menschen, die in ihrer Entwickelung noch so wenig weit vorgeschritten sind, daß sie mit ihren Empfindungen noch ganz in ihrer Empfindungsseele drin stecken. Ihr ganzes Bewußtsein hängt zusammen mit der Empfindungsseele. Und das kann man den äußeren Gesten der Menschen schon ansehen: sie verraten ja gewisse Ursachen, die im Astralleib liegen. Wenn ein Mensch noch ganz in der Empfindungsseele drin steckt, sich innerlich so recht wohl fühlt, kommt es vor, zum Beispiel wenn er eine gute Mahlzeit hatte, daß er sich auf den Leib klopft vor Behagen. Das ist ein Zeichen, daß er noch eine zu starke Empfindungsseele hat. Wenn ein Mensch tief in der Gemütsseele steckt, so kommt dies auch zum Ausdruck. Weil die Wahrheitsempfindung im Gemüt steckt, so wird ein Mensch, der in der Gemüts- oder Verstandesseele steckt, um eine Wahrheit zu beteuern, sich auf die Brust klopfen. Ein Mensch, der tief in der Bewußtseinsseele steckt, greift an die Nase, wenn er überwiegend tief über etwas nachdenkt. Am unteren Leib kommt das, was auf die Empfindungsseele Bezug hat, zum Ausdruck; was auf die Verstandes- oder Gemütsseele Bezug hat, kommt am Brustleib, und was auf die Bewußtseinsseele sich bezieht, am Kopf zum Ausdruck: man krault sich auch hinter den Ohren. Ich sage das nur, um zu zeigen, wie das, was im Astralleibe ist, im physischen Leibe zum Ausdruck kommt.

Nun kann folgendes eintreten. Der Mensch kann die höchsten Empfindungen und Ideen und Ideale, die er überhaupt zunächst in diesem Zeitenzyklus haben kann, in sein Bewußtsein aufnehmen; zum Beispiel unsere ethischen Ideale, die ja allein schon für den Menschen ein Beweis vom Dasein einer geistigen Welt sein müßten. Wenn wir uns durch eine innere Stimme für diese ethischen Ideale begeistern, uns diesen hohen Idealen hingeben, so kann die Anregung dazu nicht von außen kommen. Nun kann das so weit gehen, daß der Mensch etwas, was er ohne Ideale empfindet, in diese erhebt, so daß er nicht aus Pflichtgefühl einer bestimmten Idee nachlebt, sondern weil er eben nicht mehr anders kann. Für den, der sich durchdringen läßt von einer sittlichen Idee, wird eintreten, daß er sich so hineinlebt in diese Idee, daß er sich selbst befiehlt, was in ihrem Sinne recht ist. So müssen die Ideale in der Bewußtseinsseele aufleuchten, dann strömen sie hinunter und werden Instinkte.

Wenn dies geschieht, daß der Mensch so seine Empfindungen mit seinen Idealen durchdrungen hat, dann macht sich etwas Besonderes geltend. Diese Instinkte haben das Bestreben, bis zum physischen Körper sich zum Ausdruck zu bringen. Der Mensch kann aber zwischen Geburt und Tod nicht mehr an seinem physischen Körper arbeiten. So gehen gewisse Strömungen durch den Brustkorb zum Kopfe hin. Wenn jemand für ein Ideal begeistert ist, für dasselbe glüht und voll Feuer ist, so daß er mit Liebe empfindet: das soll geschehen -, so wird er sich in diesem Leben ihm hingeben, wird alles dafür tun. Aber dies ist nicht alles. Durch diese Tätigkeit gehen Strömungen in den oberen Teil bis zum Kopfe des Menschen. Das sind Kräfte, die bis zum physischen Körper zu wirken suchen; aber sie können in diesem Leben den Kopf nicht mehr ändern, weil des Menschen physischer Leib auch dann, wenn man sich selbst in solcher Weise veredelt, nicht mehr gestaltungsfähig ist. Diese Kräfte strömen aber dennoch nach oben. Diese Strömungen bleiben dem Menschen erhalten in seiner Seele, und wenn der Mensch durch den Tod und eine neue Geburt geht, bringt er sie mit in ein neues Dasein. Hier tritt das auf, was der Phrenologie eine individuelle Berechtigung gibt: in den Höckerbildungen des Schädels kommen diese Kräfte, die so erworben sind, heraus. Man kann nicht sagen, dieser Höcker drückt das allgemein aus, sondern das, was die Individualität während des vorhergehenden Lebens auf diese Weise oft mit sich verbunden hat und was doch den Körper nicht mehr hat umbilden können, das drückt sich da aus.

So gehen diese Anlagen durch das Leben zwischen Tod und neuer Geburt durch, und wir greifen wirklich, was der Mensch im vorhergehenden Leben so oft in sich hinein hat strömen lassen. Da greifen Sie wirklich Reinkarnation und Karma, wenn Sie die verschiedenen Erhabenheiten und Höcker des Kopfes betasten. Wir müssen uns aber dabei bewußt sein, daß jeder Mensch seine eigenen Gesetze hat; nicht allgemein darf man diese Höcker beurteilen, sondern ganz individuell. So greifen wir also zum Beispiel einen Höcker und wissen: es ist die Arbeit, die der Mensch an seiner Seele im vorhergehenden Leben verrichtet hat. Man kann Karma und Reinkarnation also auch greifen, mit den Händen greifen! Da kann man bis auf die Körpergestalt von der Geisteswissenschaft lernen.

So wie die Körpergestalt von einem vorhergehenden in ein späteres Leben hereinlebt, so reichen auch andere Dinge hinüber. Nur muß man alle diese Dinge wirklich nicht kleinlich betrachten. Man darf nicht glauben, daß das Karmagesetz so zugeschnitten ist wie ein bürgerliches Gesetzbuch; es ist nur durch umfassende Studien zu begreifen.

Betrachten wir einmal ein großes Unglück, das einen tiefen Schmerz verursacht. Wir betrachten es vielfach falsch, weil wir immer nur darauf ausgehen, die Wirkung zu sehen. Wir sehen dann, daß ein Ereignis eingetreten ist, das uns unglücklich gemacht hat, uns aus unserer Bahn herausgeworfen hat. Wir sehen eben nur die Wirkung. Wir sollten aber die Ursache suchen. Da würden wir vielleicht folgendes finden: Ja, es gab in einem vorhergehenden Leben die Möglichkeit, sich diese oder jene Fähigkeit anzueignen. Wir haben es aber nicht getan, wir haben es versäumt. So sind wir durch die Pforte des Todes geschritten, ohne diese Fähigkeit erworben zu haben. Nun treiben uns jene Kräfte, die schon karmische Kräfte sind, im folgenden Leben zu dem Unglück hin. Hätten wir uns jene Fähigkeit in dem vorhergehenden Leben angeeignet, so hätte uns die Kraft nicht zu dem Unglück hingetrieben. Dadurch, daß dieses Unglück uns geschieht, erlangen wir nun diese Fähigkeit. Nehmen wir nun an, dieses Unglück hat uns im zwanzigsten Jahre erreicht, und im dreißigsten Jahre sehen wir darauf zurück und fragen uns: Was hat uns dazu gemacht, daß wir diese oder jene Fähigkeiten haben? - so erkennen wir den Zweck dieses Unglücks. Unendliches gewinnen wir, wenn wir die Dinge nicht als Wirkung, sondern als Ursache betrachten für das, was sie aus uns machen. Das ist auch ein Erfolg der Lehre vom Karma, die Dinge als Ursache zu betrachten. Alle diese Dinge sind Einzelheiten des Gesetzes vom Karma. So sehen Sie, daß man am anthroposophischen Leben teilnehmen soll, weil man viel lernen kann, was sonst nur Allgemeinbegriff bleibt." (Lit.: GA 108, S. 95ff)

Selbstverständlich ist nicht alles, was im Erdenleben geschieht, Wirkung des Karma, sondern in jedem Leben werden auch ganz neue ursprüngliche Taten gesetzt, die ihrerseits wieder Ursache für spätere Wirkungen sind.

Ab dem Ende des 20. Jahrhunderts ist der Christus der Herr des Karma

Siehe auch: karmische Vorschau

"Gegen das Ende des 20. Jahrhunderts zu, wird sich wiederum ein bedeutsames Ereignis abspielen; allerdings nicht in der physischen Welt, sondern in den höheren Welten, in derjenigen Welt, die wir zunächst als die Welt des Ätherischen bezeichnen. Und dieses Ereignis wird ebenso grundlegende Bedeutung für die Entwickelung der Menschheit haben, wie das Ereignis von Palästina im Beginne unserer Zeitrechnung. Und dadurch, daß dieses Ereignis sich vollzieht, dadurch wird die Möglichkeit geschaffen, daß eben die Menschen den Christus sehen lernen, schauen werden. Dieses Ereignis ist kein anderes, als daß ein gewisses Amt im Weltenall für die menschliche Entwickelung in dem 20. Jahrhundert übergeht – in einer erhöhteren Weise übergeht, als das bis jetzt der Fall war an den Christus. Christus wird der Herr des Karma für die Menschheitsentwickelung. Und dies ist der Beginn für dasjenige, was wir auch in den Evangelien mit den Worten angedeutet finden: Er werde wiederkommen zu scheiden oder die Krisis herbeizuführen für die Lebendigen und die Toten. – Nur ist im Sinne der okkulten Forschung dieses Ereignis nicht so zu verstehen, als ob es ein einmaliges Ereignis wäre, das auf dem physischen Plan sich abspielt, sondern es hängt mit der ganzen zukünftigen Entwickelung der Menschheit zusammen. Christus wird es obliegen in der Zukunft zu bestimmen, welches unser karmisches Konto ist, wie unser Soll und Haben im Leben sich zueinander verhalten.

(...) Der Mensch wird immer mehr und mehr dem Christus Jesus als seinem karmischen Richter begegnen. Und diese Tatsache ist es, die so hereinwirkt in die physische Welt, auf den physischen Plan, daß der Mensch ein Gefühl dafür entwickeln wird in der Art; mit alledem, was er tut, schafft er etwas, gegenüber dem er dem Christus Rechenschaft schuldig sein wird. Und dieses Gefühl, das in einer ganz natürlichen Art im Verlaufe der Menschheitsentwickelung nunmehr auftritt, wird sich umgestalten, so daß es die Seele mit einem Lichte durchtränkt, das von dem Menschen selber ausgeht nach und nach, und das beleuchten wird die Christus-Gestalt innerhalb der ätherischen Welt. Und je mehr dieses Gefühl, das eine erhöhtere Bedeutung noch haben wird als das abstrakte «Gewissen», sich ausbilden wird, desto mehr wird die Äthergestalt des Christus in den nächsten Jahrhunderten sichtbar werden. (...) Einzureihen unseren karmischen Ausgleich dem allgemeinen Erdenkarma, dem allgemeinen Fortschritt der Menschheit, das fällt in der Zukunft dem Christus zu." (Lit.: GA 131, S. 77ff)

Unterschied zwischen altem Karma, neuem Karma und Freiheit, sowie sog. Zufall

Nach Rudolf Steiner gibt es keinen reinen Zufall.[4]

Die Unterscheidung zwischen "altem" und "neuem" Karma hält ansonsten einer logischen Überprüfung nicht stand.

Der Begriff "neues Karma" ist sinnvoll wegen des Gegenstroms der Zeitachsen in der Evolution[5]. Von neuem Karma sollte man wohl nur sprechen mit Bezug auf Freiheit. Dabei kann es sich auch um "vorweggenommenes Karma" handeln.

Allerdings ist ja die Freiheit, wie sie in die Welt kam, verursacht, also karmisch bedingt. Als Freiheit darf sie dann aber nicht als verursacht gelten. Freiheit kann nicht karmisch bedingt sein, und sie ist es doch nach den Bedingungen ihrer Ermöglichung.

Dagegen steht die Lehre vom "Sündenfall". Hiernach hat der Mensch sein ursprünglich "ewiges Leben" der Freiheit der Erkenntnis geopfert.[6]

Die künftige karmische Physiognomie

„Je mehr das Ich die Herrschaft haben wird über den Astralleib, desto mehr wird auch der physische Leib wieder plastisch umgearbeitet werden können. Heute hat der Mensch sein Karma in sich als Lebenskonto, als die Bilanz alles dessen, was der Mensch in den verschiedenen Inkarnationen vorbereitet hat. Weil aber des Menschen Physis sehr wenig das Ich ausdrückt, deshalb hat der Mensch sein Karma innerlich, unmittelbar; später aber wird es sich auf seinem Antlitz ausdrücken. In Zukunft wird sich die Menschheit so entwickeln, daß sie ihr Karma auf dem Antlitz tragen wird. Nicht mehr das Geborenwerden in einer bestimmten Rasse oder in einem bestimmten Klima wird das Ausschlaggebende für das Äußere sein; sondern es wird eine Klasse der guten und eine Klasse der bösen Menschen geben. Verstehen wir recht den Paulus, der da sagt: «Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern der Christus in mir.» (Vgl. Gal 2,20 LUT) Das, was man das Aufnehmen der Jahve-Christus-Natur nennt, wird sich beim Menschen später im Äußeren zeigen. Heute ist es dem Menschen noch möglich, Spitzbube zu sein und das zu verbergen, aber in Zukunft wird der Mensch das Malzeichen seines Innern an der Stirne tragen.“ (Lit.:GA 104a, S. 108f)

Literatur

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Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. "Sehen Sie, das Wort Karma ist ja auf dem Umweg durch das Englische nach Europa gekommen. Nun, deswegen, weil man das so schreibt: Karma, sagen die Leute sehr häufig «Karma». Das ist falsch ausgesprochen. Karma ist geradeso zu sprechen, wie wenn es mit ä geschrieben wäre. Ich spreche nun, seit ich die Anthroposophische Gesellschaft führe, immer «Ka(= ä)rma», und ich bedaure, daß sehr viele Leute sich daraus angewöhnt haben, fortwährend das schreckliche Wort «Kirma» zu sagen. Sie müssen immer verstehen, diese Leute, wenn ich «Karma» sage, «Kirma». Das ist schrecklich. Sie werden es auch schon gehört haben, daß manche sehr getreue Schüler nun seit einiger Zeit «Kirma» sagen." (Lit.: GA 235, S. 64)
  2. Die geistig-kosmische Ordnung und ihre Widerspiegelung in der irdisch-menschlichen Welt wurde im Hinduismus ursprünglich Rita (skrt.: ऋत ṛta n. „Wahrheit, Recht, Ordnung“) genannt. Heute ist dafür, ebenso wie im Buddhismus der Begriff Dharma (skrt., m., धर्म, dharma; Pali: Dhamma „Sitte, Recht, Gesetz, Ordnung“) gebräuchlich.
  3. Duden «Etymologie» – Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache, 2. Auflage, Dudenverlag, 1989
  4. Vgl. GA 34, "Wie Karma wirkt"
  5. Vgl. Christoph J. Hueck: "Evolution im Doppelstrom der Zeit", Vlg. am Goetheanum, Dornach 2012
  6. Vgl. GA 122 und GA 101, S. 115